Mitzuerleben,
wie Traditionen entstehen, ist schon was Schönes. Vor sechs Jahren
angefangen, hat sich das Metal Inferno im Aargauischen Lenzburg im
Verlauf der Zeit zu einer festen Konstante im jährlichen
Metalkalender gefestigt. Hatte man sich die letzten Jahre mit Bands
wie Thunderstone oder Nocturnal Rites Garanten für eine metallische
Party par excellence gesichert, wagte man bei der Line-Up
Zusammenstellung der aktuellen Ausgabe nicht auf Nummer sicher zu
gehen. Als riskant bezeichneten einige die Buchung der
atmosphärischen Melo-Progger Threshold, auch wenn diese mit dem
alten, neuen Sänger Damian Wilson wieder einigen Auftrieb erhielten.
Ebenso gewagt erschien dem Aussenstehenden die Verpflichtung der
female-fronted Triosphere. Genauso wie Threshold konnten aber auch
die norwegischen W.A.S.P.-Fans die Zweifel der Kritiker zerstreuen.
Teilweise weniger überzeugend zeigten sich unsere einheimischen
Truppen: Während die Aarauer Jungspunde Angry Bastard, die
Bandcontest-Sieger, durch eine geladene Show den Entscheid der Jury
rechtfertigten, kamen die 80's-lastigen Kharma, genauso wie die
Wochenendrocker von Polution, die ihren Gig infolge Zeitknappheit
zusammenkürzen mussten, etwas weniger in Fahrt. Nichtsdestotrotz:
Die gemütliche Atmosphäre der altbekannten Location, das
vergleichsweise grosse Angebot an Merchandise und Tonträgern (auch
am MF-Stand) plus allem, was man fürs leibliche Wohl braucht und
insbesondere die schicke Met-Bar liessen auch das diesjährige Metal
Inferno wiederum zu einer relaxten Headbangparty werden, auf deren
nächste Ausgabe man sich nächstes Jahr schon wieder freuen kann. (kis)
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Angry Bastard
«And the winner is... Angry Bastard!», schallte es am 18. Oktober
durch das Rock City in Uster. Im Metal Battle, dem Metal Inferno
eigenen Bandcontest, hatten Angry Bastard sich nämlich gegen Rivalen
wie Dystera oder Pregnancy durchgesetzt. Der Preis dafür war der
Opener-Posten am eigentlichen Metal Inferno. Und dass der Sieg
verdient war, dies bewiesen Angry Bastard eindeutig. Zwar wirkte die
Instrumentalisten zu Beginn des Sets noch etwas schüchtern, doch
legte sich die vermeintliche Anfangsnervosität von Song zu Song,
sodass am Ende ein echtes Gewusel auf der Bühne herrschte. Sänger
Pascal zeigte indes gleich von Beginn weg, was ein guter Fronter
alles mitbringen muss, den neben seinem rauen, markigen Organ
bestach jener auch mit einer energiegeladenen Performance, klassisch
selbstbewussten Posen und unermüdlichen Animationsversuchen. Und
auch wenn deren Adressat, das Publikum, noch nicht wirklich
mitmachte, so liess sich die noch blutjunge Combo (noch nicht einmal
zwei Jahre haben die Bastarde gemeinsam auf dem Buckel) die Freude
am Auftritt nehmen. Munter zockte man Songs wie «Product Of Nothing»
oder das doomige «Orbit» irgendwo zwischen Thrash und US-Power Metal
herunter und auch wenn die Nummern hier und da noch etwas zurecht
geschliffen werden müssen, so zeigt sich doch jetzt schon das
Potential der Jungspunde, die es im Auge zu behalten gilt. (kis)
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Kharma
Einen weniger überzeugenden Eindruck hinterliessen dagegen die
Hardrocker Kharma an diesem Abend. Konnte man früher in diesem Jahr
noch mit einem überraschend starken Auftritt am Rocksound Festival
glänzen und das starke Debüt «Between The Lines» vorlegen,
hinterliess man am Metal Inferno lediglich eine mittelprächtige
Figur. Zu uninspiriert, fast schon müde wirkte die Truppe um
Ex-Satrox-Goldkehlchen Werner Schweizer zwischen ihren
Aufstellbannern in Maueroptik. Dennoch konnten die Ostschweizer auch
in Lenzburg ihre zwei grössten Trümpfe ausspielen: Erstens kann man
schon nach kurzer Zeit des Zusammenspiels auf einige echt starke
Nummern zurückgreifen (zum Beispiel «Pray» oder «Morning Sun») und
zweitens hat man mit Herrn Schweizer eine echt fette Stimme an Bord,
die nicht wenig an Ronnie James Dio persönlich zu erinnern vermag.
Dieser jedoch war es auch, der neben seiner gesanglich tadellosen
Leistung zu wenig den Funken des rainbow'esken Hard Rocks
überspringen lassen konnte. Gute Songs, wie etwa auch «Dead Of The
Night», «Me, Myself And I» oder das abschliessende «Moonlight» sind
zwar viel wert, genauso wie der klare Sound oder die zweifelsohne
technisch versierten Musiker, doch fehlt es an Power und Agilität.
So kann die Stimmung schnell nachlassen. Ob der eine oder andere
schnellere Track den deshalb etwas zahmen Gig spritziger hätte
werden lassen, bleibt offen. Fakt ist jedoch, dass Kharma live ihrem
empfehlenswerten Erstling «Between The Lines» leider nicht wirklich
gerecht wurden. (kis)
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Triosphere
Die Norwegischen Power Metaller um Bassistin und Goldkehlchen Ida
Haukland hatten bei ihren ersten Schweizer Gastspiel (Support von
Kotipelto am 19.4.07) einen sehr guten Eindruck hinterlassen und
bekamen nun die Gelegenheit, sich vor deutlich mehr Publikum
wiederum zu beweisen. Die Begrüssung vor Ort (noch vor Beginn des
Events) fiel sehr herzlich aus und bestätigte aufs Neue, dass
Triosphere absolut keine Berührungsängste kennen. Landsleute aus dem
hohen Norden geben sich nämlich nicht immer so locker und quasi
erdverbunden. Gepaarrt mit der Jugendlichkeit stand etwas später
eine bis in die Fingerspitzen motivierte Band auf der Bühne und
haute den anwesenden Hundertschaften ihren fetten Sound kraftvoll um
die Lauscher. Nicht unerwartet kam deshalb die bisher beste Stimmung
des bisherigen Abends im Publikum auf. Allerdings war die
Zuschauerkulisse im Gegensatz zum letzten Jahr sichtlich geringer.
Das beeinträchtigte die Performance der jungen Band aus Norwegen
jedoch nicht im Geringsten und die von Ida vor dem Gig konstatierte
Nervosität war zu keiner Zeit sicht-, noch spürbar. Im Gegenteil!
Die blonde Frontfrau sang durchwegs top und das vermeintlich
anbiedernde W.A.S.P.-Medley entwickelte sich gar zur
Stimmungskanone. Das eigene Songmaterial stammte natürlich in der
Mehrzahl vom Debüt-Album «Onwards», aber mit «Anger» und «Driven»
(Titel standen zumindest so auf der Setlist) kamem zwei neue Songs
zum Zug, die dem bisherigen Schaffen in Nichts nachstanden. Der
veranschlagten 60 Minuten wurden voll ausgenützt und als die letzten
Klänge von «Sunriser» in der Mehrzweckhalle verhallten, waren sich
nicht wenige Fans einig darüber, dass Triosphere heute Abend auch
als Headliner locker hätten bestehen können! Die spontane Einlage
von Gitarrist Marcus Silver, sich plötzlich solierend mitten in die
Menge zu stellen, trägt bereits die Handschrift eines Rituals. Es
bleibt schwer zu hoffen, dass man diese talentierte wie sympathische
Band bald wieder in der Schweiz begrüssen kann. (rsl)
Setlist: «Trinitiy» - «Owards Part. 1» - «Lament» - «Spitfire» - «Onwards
Part. 2» - «The Silver Lining» - «Anger» - «Driven» - «W.A.S.P.-Medley»
- «Gunnin' For Glory» - «Onwards Part. 3» - «Sunriser».
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Threshold
Die Kunde über die Verpflichtung des diesjährigen Headliners am 5.
Metal Inferno erzeugte bei mir gemischte Gefühle. Zum einen freute
ich mich sehr auf eine der besten Britischen Prog Metal Bands der
letzten Jahre und zum anderen wurde diese Freude aber durch den
Umstand wieder gedämpft, dass seit dem mit Nebengeräuschen
begleiteten Ausstieg von Sänger Andy «Mac» McDermott im Sommer 2007
nichts mehr so ist, wie es mal war. Dass sein Ersatz zwar kein
Unbekannter, sprich der ehemalige Threshold Frontmann Damian Wilson
ist, macht die Sache (für mich) nicht unbedingt besser. Interessant
war an diesem Abend auf jeden Fall zu sehen, wie sich Damian nun in
den letzten Monaten und nach zahlreichen Konzerten weiter
entwickelt, sprich (wieder) gefestigt hat. Am Anfang musste er ja,
um die damals bestätigte Tour überhaupt mitmachen zu können, viele
Texte zwangsweise ab Blatt singen! Dies war heute Abend zum Glück
nicht mehr nötig und mit «Slipstream» vom letzten Studio-Album «Dead
Reckoning» (2007) starteten die Briten ihren Headliner-Set in
Lenzburg. Es folgten «Pressure» und «Mission Profile» von «Subsurface»
(2004). Obwohl der Sound zu Beginn soweit passabel war, sich aber
noch zu steigern vermochte und die Resonanz der Fans laufend zunahm,
fehlte mir persönlich die Magie, sprich das sphärische Element, auch
vom Gesang her. Die Vibes, die zum Beispiel das Hammer-Album «Clone»
(1998) so saumässig gut werden liessen, waren schlicht nicht
auszumachen, wie überhaupt kein einziger Song (!) von «Clone»
gespielt wurde.
Das lag in erster Linie am Timbre der Stimme und
womöglich auch daran, dass zwei Ur-Members, nämlich Gitarrist Nick
Midson und Bassist Jon Jeary, ebenso fehlten. Wie dem auch sei...,
Threshold boten sonst eine gute und agile Show, bewegten sich viel
und sorgten auch immer wieder für entsprechende Posen. Karl Groom
setzte sich dabei besonders in Szene und erwischte zahlreiche gute
Momente. Die Chemie innerhalb des aktuellen Line-Ups schien auf
jeden Fall auch zu stimmen, was sich positiv auf das Kollektiv
auswirkte. Drummer Johanne James verrichtete dabei hinter seinem
ansich mager ausgestatteten Drum-Set einen Hammer-Job und riss
zwischendurch irre Faxen in Richtung erste Reihe. Das Publikum
machte soweit wacker mit, aber viele der Anwesenden dürften
Threshold wohl nicht wirklich gekannt haben. Das freilich hinderte
jedoch niemanden daran, den Briten den verdienten Applaus zukommen
zu lassen. Auf Anklang stiess auch das "gemeinschaftliche
Vernichten" einer ganzen Flasche «Red Wodka», die Damian Wilson nach
unten reichte und innert Minuten-Frist praktisch leer retourniert
wurde! Wie zuvor schon Marcus Silver von Triosphere, dreht auch Mr.
Wilson eine Ehrenrunde mitten durch die Fanmassen hindurch. Dieser
musste gegen Schluss des Sets mit «Pilot In The Sky Of Dreams» und «The
Ravages Of Time» nochmals zwei "Mac-Prüfsteine» meistern. Während
Damien erstere Song soweit ganz gut hin kriegte, zeigte «The Ravages...»
abermals auf, wie schwer eigentlich der Abgang von Andrew McDemott
immer noch wiegt. Aber nun ist genug gelästert! Threshold Ausgabe
2008 sind insgesamt immer noch top und beim brachialen Schlusstrack
«This Is Your Life» wurde nochmals die ganze Halle mobilisiert. (rsl)
Setlist: «Slipstream» - «Pressure» - «Mission Profile» - «Long «Way
Home» - «Part Of The Chaos» - «Falling Away» - «Hollow» - «Exposed»
- «Sanity's End» - «Light And Space» - «Pilot In The Sky Of Dreams»
- «The Ravages Of Time» -- «One Degree Down» - «This Is Your Life».
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Polution
In der metallischen Welt bekannt ist das Muotathal vor allem für
lauten Krach der brutalsten Sorte. Der Austragungsort des
gefürchteten Mountains Of Death scheint aber auch noch die eine oder
andere fröhlichere Variante von Gitarrenmusik zu beherbergen. Beweis
dafür ist der Rotzrock des Fünfers Polution (an alle, die an dieser
Stelle einen Schreibfehler gefunden zu haben glauben: Die schreiben
sich wirklich so!), welche nach dem sphärischen Headliner als
Absacker des Abends fungieren durften. Wirkten die Innerschweizer
rein ästhetisch eher wie brave Mundartrocker (Kurzhaarschnitt, Jeans
und bunte Shirts etc.), fabrizierten die Herren, kernigen
Rock'n'Roll irgendwo zwischen Mötley Crüe, Motörhead und Shakra.
Zwar erinnerte die Stimme von Sänger Pascal Gwerder bemerkenswert
derer von Airbourne's Joel O'Keefe, in Sachen Agilität und
Bewegungsfreude trennen die Schweizer und die Australier aber
Welten. Reichlich statisch und leblos hatte sich das Quintett auf
die Bühne gepflanzt, was umso bedauernswerter war, da Songs wie
«Same Shit, Different Day» oder «Reality» eigentlich zum die Sau
rauslassen animieren würden. Klar, wenn man den eigenen Gig um gute
20 Minuten kürzen muss, damit die Bullen nicht aufmarschieren und
man auch nicht mehr allzu viele Leute vor der Bühne stehen hat ist
man sicherlich nicht animiert, grosse Taten zu vollbringen, ein
wenig mehr Engagement hätte man aber schon aufbringen können. (kis)
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