Livereview: Metallica - Within Temptation - Mnemic
17. August 2008, Jonschwil (SG) - Degenau Park
By Rockslave (rsl) - Kissi (kis) - No Pics were allowed for Metal Factory! :-(
Kaum war die metallische wie geniale Sause mit Iron Maiden drei Tage zuvor in Basel leider auch schon wieder Geschichte, stand bereits der nächste Grossanlass vor der Türe, und was für einer! Metallica sind nun mal der Inbegriff für Heavy Metal, auch wenn das heutzutage längst nicht mehr alle so sehen. Die Amis hatten zu dem Zeitpunkt ihre mit Spannung erwartete, neue Langrille «Death Magnetic» bereits in trockenen Tüchern, aber die Veröffentlichung sollte erst knapp einen Monat später von statten gehen. Die Youtube-Generation kriegte im Vorfeld mit «Cyanide» einen ersten Vorgeschmack auf das, was bald noch folgen sollte. Auch das Jonschwiler Publikum sollte etwas später noch in den Genuss des Frischlings gelangen. Nicht weniger als 37'000 Fans machten sich auf in die Ostschweiz und bescherten der sonst eher ruhigen wie beschaulichen Gegend und ihren Bewohnern ein Ereignis, das diese wohl so schnell nicht wieder vergessen werden. Das fing einmal mit einem satten Rückstau bei der Autobahn-Ausfahrt Wil an und mündete am Schluss des Konzertes in einem verkehrstechnischen Desaster. Unsereins wartete taktisch geschickt und verköstigte derweil noch während ganzen drei Stunden (!) auf dem zuletzt ausgestorbenen und abfallübersäten Gelände, bis wir uns dann zwar spät, dafür ohne jegliche Probleme vom Acker machten. Die installierte Infrastruktur war gigantisch und vermochte dem durstigen und hungrigen Ansturm zu trotzen. Am Samstag zuvor fand an gleicher Stelle ja eine so genannte «Warm-Up DJ-Party» statt. Günti und Kira von Rockstation durften am heutigen Sonntag von der Hauptbühne aus eine Stunde lang Sound abspielen, ehe um etwa 17.00 Uhr Mnemic die Bühne stürmten und eine weitere Stunde später von Within Temptation abgelöst wurden. Knapp vor 20.00 Uhr war es dann nach über vier Jahren Abstinenz endlich wieder soweit und das bestens bekannte Intro sorgte umgehend für die erste, amtliche Gänsehaut des Abends! Weniger lustig fanden wir hingegen den in letzter Minute vom Metallica's Management verweigerten Fotopass!! (rsl)

Mnemic
Der Übergang von der Konserve zum Live-Spektakel wurde leider fliessend vorgenommen, das heisst Mnemic kamen einfach ohne Ansage auf die Bühne und bretterten umgehend wild drauf los! Mir will das einfach nicht in den Kopf, wieso da verdammt nochmal keiner der Verantwortlichen mal hingeht und die Meute gebührend begrüsst - zwei, drei Worte mit dem Publikum wechselt und dann eben den entscheidenden Kampfschrei ausstösst, der alles in Gang bringt! Ist das so schwer zum Geier? So holzten sich die Dänen in der Folge durch ein paar Songs ihrer mittlerweile drei Alben. Industrial Death Metal nennt sich das Sound-Gewitter, das aufgeführt wurde. Teilweise hörte es sich etwas nach Slipknot an, vor allem von der Drum-Arbeit und dem Riffing her. Auch P.O.D. könnten dann und wann Pate gestanden haben. Trotzdem klang das Ganze mehr nach drögem Einerlei und, je nachdem wo man gerade stand, laut und klar oder einfach nur total breiig. Die Fans in den ersten Reihen gingen soweit noch gut ab, aber das liess etwas weiter hinten ziemlich rasch nach. Sänger Michael Bøgballe (der heisst wirklich so!) gab seine Vocals überwiegend sehr aggressiv von sich, während die Saiten-Fraktion andauernd auf der grossen Bühne rauf und runter hampelte. Völlig unter gingen die ansich vorhandenen, dezenten Keyboard-Einlagen und von den gelegentlich im Sound eingestreuten Samples bekam auch keiner was mit, aber für was auch? Dass Mnemic letztlich als Anheizer die richtige Wahl in Jonschwil waren, wage ich schwer zu bezweifeln! Da hätte man gescheiter 'ne ordentliche Rock'n'Roll Band wie Airbourne aufgestellt. Solche Bands wie Mnemic mögen in den Staaten drüben was reissen, aber hier in Europa ticken die Fanmassen definitiv anders. (rsl)

Within Temptation
Ich war beileibe nicht der Einzige, der zu diesem Billing die Nase rümpfte. Warum denn in aller Herrgott's Namen durften Sharon den Adel und ihre Boys abermals in der Schweiz aufmarschieren, nachdem sie dieses Jahr im Juni schon in Huttwil gastierten und auch letztes Jahr in Zürich und Gampel, sowie 2005 in Uster von wegen Grossanlass berücksichtigt wurden?!! Eine Erklärung dafür liefert die Chart-Notierung, denn das letztjährige Album «The Heart Of Everything» stieg bei uns bis auf Rang 8. Nichtsdestotrotz hätte es genug Alternativen gegeben, wie zum Beispiel Trivium, die gar ein echter Prüfstein für Metallica hätten werden können! Egal..., nachdem Tarja Turunen bei Nightwish ausrangiert wurde, gab es kurzzeitig ein Vakuum bei Gothic Bands mit vergleichbaren Sängerinnen. Die Nachfolgerinnen standen jedoch Gewehr bei Fuss und Frau den Adel konnte sicherlich von der Gunst der Stunde profitieren. Darüber hinaus haben sich die Niederländer in den letzten Jahren eine ordentliche Fanbasis erarbeitet. Davon sah man in Jonschwil allerdings nicht übermässig viele Vertreter. Musikalisch kam die Chose wie gewohnt daher, wobei das grelle Tageslicht für eine audiovisuelle Band wie Within Temptation nicht wirklich optimal war. Da nützte auch all das üppig eingesetzte Trockeneis nix. Die Stimmung war in den ersten paar Reihen sicher nicht schlecht, aber der grosse Rest des Publikums zeigte sich eher ruhig, abwartend bis gar desinteressiert. An der Gesangsleistung von Frontfrau Sharon gab es indes nichts auszusetzen und dito am Sound, je nach Standort. Insgesamt plätscherte aber auch dieses, zweite Konzert irgendwie viel zu gleichförmig an mir vorbei und hinterliess kaum einen bleibenden Eindruck. Nachdem mich Mnemic schon ziemlich gelangweilt hatten, vermochten Within Temptation die Stimmung ebenso wenig zu steigern. Zum Glück konnte man sich nun vor dem Headliner nochmals lukullischen Genüssen hingeben und so manchen Schwatz abhalten, denn bei so vielen Leuten auf einem Platz und Tageslicht kam Mann/Frau je nachdem keine fünf Meter weit, ohne wieder auf ein bekanntes Gesicht zu stossen! (rsl)

Metallica
Gross, grösser, Metallica! Dass die Herren Hetfield, Ulrich und Co. eine der, wenn nicht gar die grösste Metalband der Geschichte verkörpern, ist altbekannt. Dies manifestierte sich nicht nur in den 37'000 Zuschauern à 100.- Fr., welche nach Jonschwil pendelten, sondern auf dem einzig entscheidenden Terrain: auf der Bühne. 2 Stunden Metal vom Feinsten, 2 Stunden Spielfreude pur, 2 Stunden eine geradezu erschreckend perfekte Headbang-Show, deren Beginn stellvertretend sowohl für Sachen Setlist, als auch Performance stand: «Creeping Death», «For Whom The Bell Tolls» & «Ride The Lightning», der eröffnende Klassiker-Dreier vom nach dem letzten Song benannten 84'er-Album manifestierte die Rückbesinnung der Band auf die guten alten Zeiten, sodass kein einziger (!) Track von «Load», «Reload» oder auch «St. Anger» zum Zuge kam. Links, rechts und im Bühnenhintergrund: 3 riesige LED-Bildschirme, die eine Band in Grossaufnahme zeigten, deren Durststrecke mehr als vorbei zu sein schien. James Hetfield, souverän und durchwegs grinsend, nutzte jede stimmlose Gelegenheit, um über die weitläufige Bühne zu tigern, Rob Trujillo malträtierte den Tieftöner gewohnt in kämpferischer Hocke, Lars Ulrich trommelte sich in seiner spastischen Art die Seele aus dem Leib und Kirk Hammett, der bekanntlich nicht mehr die alleragilste Figur macht, strahlte schlicht pure Coolness aus. So relaxt ein Killer-Solo nach dem anderen hinunter schredden, da verschwindet jeglicher Gedanke an Beinfaulheit, auch wenn der Lockenkopf nicht einmal auf den Gedanken zu kommen scheint, dass über Ulrichs Schiessbude eigens ein Steg dafür bereit stehen würde. Die Sonne verschwand indes hinter den idyllischen Hügeln und so kam während «Leper Messiah» und «Welcome Home (Sanitarium)» (Hammer!!) zum ersten Mal die üppige Lightshow zum Zuge, die in erster Linie mit viel Blitzlicht aufwartete und dessen Wirkung durch die silbrige Bühnenverkleidung noch gesteigert wurde. Beidseitig der Bühne wurden die elektrischen Lichtquellen dabei immer wieder von üppigen Pyros, beziehungsweise Raketensalven unterstützt. Nach einem kurzen Unterbruch und dem Verschwinden der Band, kredenzten uns die Superstars den brandneuen und zu diesem Zeitpunkt noch nicht veröffentlichten Track «Cyanide» von «Death Magnetic», der zwar mit Jubel aufgenommen wurde, in Sachen Stimmung aber nicht voll zog. Überhaupt liess der Blick über die imposante Menge zeitweise verwirren, da das Publikum nicht gerade das metallischste aller Völker zu sein scheint oder wie kann man es sich sonst erklären, dass zu Nackenbrechern wie «...And Justice For All» oder dem grossartigen Old-School-Thrasher «No Remorse» zwar brav applaudiert und mitgewippt wird, kreisende Köpfe und exzessives Luftgitarrenzocken aber Einzelerscheinungen bleiben. Mit «Fade To Black» wurde es das erste Mal ein wenig ruhiger, was dem Gros der Besucher sichtlich recht war. Danach aber wieder Vollgas: «Master Of Puppets» geriet zum Highlight oder Todesstoss meiner Nackenwirbel und auch auf der Bühne kann man erstmals einen Ansatz von Headbanging bemerken: Hetfield gab bei diesem Klassiker Vollgas, als gäbe es kein Morgen mehr, nutzte den Umstand, dass an den Bühnenrändern und auf dem hinteren Steg Mics für ihn bereit standen. Nach «Whiplash» und einem kurzen Einzelintermezzo Hammetts dann der Höhepunkt, für all jene, welche Metallica durchs Radio und Mtv kennen. «Nothing Else Matters» geriet zum Karaoke-Knaller mit Feuerzeug-, beziehungsweise Handy-Meer, wenn 37'000 Fans die Ballade mitsingen und auch als Bevorzuger der ersten drei Scheiben muss man eingestehen, dass dieser Song mehr als ein Radio-Liedlein ist. Bei «Sad But True» wurde darauf wieder geballert und zwar musikalisch wie pyrotechnisch. Die riesigen Raketenschweife rund um die Bühne waren aber nur ein Vorgeschmack auf das Feuerwerk- und Bomben-Vorspiel von «One». Eine andere Art von Spiel vollzog James Hetfield danach mit seinen Händen, die, von der Kamera eingefangen, für Lacher sorgten. Mittelfinger, Teufelshörner, das Plektron ein wenig hochgeschoben und der Jubel brach aus, als das Metallica-Logo auf dem Pick sichtbar wurde. Witzig, wenn auch wohl nicht ganz spontan. Das darauf folgende «Enter Sandman» beschloss dann den regulären Teil nach einer Stunde und 45 Minuten. «So What» dachten sich die Legenden und rotzten das schon längst zum Standard gewordene Anti-Nowhere Leage-Cover runter und genauso an die alten Tage erinnert «Motorbreath» vom Debüt «Kill 'Em All». Nochmals wurden die Halsmuskel Kraftreserven angezapft, doch mit «Seek And Destroy» und Feuerwerk war dann endgültig Schluss im Schacht, sodass man den Herrn Hetfield allzu gerne beim Wort nimmt, wenn er für das nächste Jahr eine ausgedehnte Hallen-Tour ankündigt, auf welcher auch in der Schweiz angehalten und losgerockt werden soll. (kis)

Setlist: «Intro» - «Creeping Death» - «For Whom The Bell Tolls» - «Ride The Lightning» - «Leper Messiah» - «Kirk Solo #1» - «Welcome Home (Sanitarium)» - «Cyanide» - «And Justice For All» - «No Remorse» - «Fade To Black» - «Master Of Puppets» - «Whiplash» - «Kirk Solo #2» - «Nothing Else Matters» - «Sad But True» - «One» - «Enter Sandman» -- «So What» - «Motorbreath» - «Seek And Destroy».