Kaum war die metallische wie geniale Sause mit Iron Maiden drei
Tage zuvor in Basel leider auch schon wieder Geschichte, stand
bereits der nächste Grossanlass vor der Türe, und was für einer!
Metallica sind nun mal der Inbegriff für Heavy Metal, auch wenn das
heutzutage längst nicht mehr alle so sehen. Die Amis hatten zu dem
Zeitpunkt ihre mit Spannung erwartete, neue Langrille «Death
Magnetic» bereits in trockenen Tüchern, aber die Veröffentlichung
sollte erst knapp einen Monat später von statten gehen. Die
Youtube-Generation kriegte im Vorfeld mit «Cyanide» einen ersten
Vorgeschmack auf das, was bald noch folgen sollte. Auch das
Jonschwiler Publikum sollte etwas später noch in den Genuss des
Frischlings gelangen. Nicht weniger als 37'000 Fans machten sich auf
in die Ostschweiz und bescherten der sonst eher ruhigen wie
beschaulichen Gegend und ihren Bewohnern ein Ereignis, das diese
wohl so schnell nicht wieder vergessen werden. Das fing einmal mit
einem satten Rückstau bei der Autobahn-Ausfahrt Wil an und mündete
am Schluss des Konzertes in einem verkehrstechnischen Desaster.
Unsereins wartete taktisch geschickt und verköstigte derweil noch
während ganzen drei Stunden (!) auf dem zuletzt ausgestorbenen und
abfallübersäten Gelände, bis wir uns dann zwar spät, dafür ohne
jegliche Probleme vom Acker machten. Die installierte Infrastruktur
war gigantisch und vermochte dem durstigen und hungrigen Ansturm zu
trotzen. Am Samstag zuvor fand an gleicher Stelle ja eine so
genannte «Warm-Up DJ-Party» statt. Günti und Kira von Rockstation
durften am heutigen Sonntag von der Hauptbühne aus eine Stunde lang
Sound abspielen, ehe um etwa 17.00 Uhr Mnemic die Bühne stürmten und
eine weitere Stunde später von Within Temptation abgelöst wurden.
Knapp vor 20.00 Uhr war es dann nach über vier Jahren Abstinenz
endlich wieder soweit und das bestens bekannte Intro sorgte umgehend
für die erste, amtliche Gänsehaut des Abends! Weniger lustig fanden
wir hingegen den in letzter Minute vom Metallica's Management
verweigerten Fotopass!! (rsl)
Mnemic
Der Übergang von der Konserve zum Live-Spektakel wurde leider
fliessend vorgenommen, das heisst Mnemic kamen einfach ohne Ansage
auf die Bühne und bretterten umgehend wild drauf los! Mir will das
einfach nicht in den Kopf, wieso da verdammt nochmal keiner der
Verantwortlichen mal hingeht und die Meute gebührend begrüsst -
zwei, drei Worte mit dem Publikum wechselt und dann eben den
entscheidenden Kampfschrei ausstösst, der alles in Gang bringt! Ist
das so schwer zum Geier? So holzten sich die Dänen in der Folge
durch ein paar Songs ihrer mittlerweile drei Alben. Industrial Death
Metal nennt sich das Sound-Gewitter, das aufgeführt wurde. Teilweise
hörte es sich etwas nach Slipknot an, vor allem von der Drum-Arbeit
und dem Riffing her. Auch P.O.D. könnten dann und wann Pate
gestanden haben. Trotzdem klang das Ganze mehr nach drögem Einerlei
und, je nachdem wo man gerade stand, laut und klar oder einfach nur
total breiig. Die Fans in den ersten Reihen gingen soweit noch gut
ab, aber das liess etwas weiter hinten ziemlich rasch nach. Sänger
Michael Bøgballe (der heisst wirklich so!) gab seine Vocals
überwiegend sehr aggressiv von sich, während die Saiten-Fraktion
andauernd auf der grossen Bühne rauf und runter hampelte. Völlig
unter gingen die ansich vorhandenen, dezenten Keyboard-Einlagen und
von den gelegentlich im Sound eingestreuten Samples bekam auch
keiner was mit, aber für was auch? Dass Mnemic letztlich als
Anheizer die richtige Wahl in Jonschwil waren, wage ich schwer zu
bezweifeln! Da hätte man gescheiter 'ne ordentliche Rock'n'Roll Band
wie Airbourne aufgestellt. Solche Bands wie Mnemic mögen in den
Staaten drüben was reissen, aber hier in Europa ticken die Fanmassen
definitiv anders. (rsl)
Within Temptation
Ich war beileibe nicht der Einzige, der zu diesem Billing die Nase
rümpfte. Warum denn in aller Herrgott's Namen durften Sharon den
Adel und ihre Boys abermals in der Schweiz aufmarschieren, nachdem
sie dieses Jahr im Juni schon in Huttwil gastierten und auch letztes
Jahr in Zürich und Gampel, sowie 2005 in Uster von wegen Grossanlass
berücksichtigt wurden?!! Eine Erklärung dafür liefert die
Chart-Notierung, denn das letztjährige Album «The Heart Of
Everything» stieg bei uns bis auf Rang 8. Nichtsdestotrotz hätte es
genug Alternativen gegeben, wie zum Beispiel Trivium, die gar ein
echter Prüfstein für Metallica hätten werden können! Egal...,
nachdem Tarja Turunen bei Nightwish ausrangiert wurde, gab es
kurzzeitig ein Vakuum bei Gothic Bands mit vergleichbaren
Sängerinnen. Die Nachfolgerinnen standen jedoch Gewehr bei Fuss und
Frau den Adel konnte sicherlich von der Gunst der Stunde
profitieren. Darüber hinaus haben sich die Niederländer in den
letzten Jahren eine ordentliche Fanbasis erarbeitet. Davon sah man
in Jonschwil allerdings nicht übermässig viele Vertreter.
Musikalisch kam die Chose wie gewohnt daher, wobei das grelle
Tageslicht für eine audiovisuelle Band wie Within Temptation nicht
wirklich optimal war. Da nützte auch all das üppig eingesetzte
Trockeneis nix. Die Stimmung war in den ersten paar Reihen sicher
nicht schlecht, aber der grosse Rest des Publikums zeigte sich eher
ruhig, abwartend bis gar desinteressiert. An der Gesangsleistung von
Frontfrau Sharon gab es indes nichts auszusetzen und dito am Sound,
je nach Standort. Insgesamt plätscherte aber auch dieses, zweite
Konzert irgendwie viel zu gleichförmig an mir vorbei und hinterliess
kaum einen bleibenden Eindruck. Nachdem mich Mnemic schon ziemlich
gelangweilt hatten, vermochten Within Temptation die Stimmung ebenso
wenig zu steigern. Zum Glück konnte man sich nun vor dem Headliner
nochmals lukullischen Genüssen hingeben und so manchen Schwatz
abhalten, denn bei so vielen Leuten auf einem Platz und Tageslicht
kam Mann/Frau je nachdem keine fünf Meter weit, ohne wieder auf ein
bekanntes Gesicht zu stossen! (rsl)
Metallica
Gross, grösser, Metallica! Dass die Herren Hetfield, Ulrich und Co.
eine der, wenn nicht gar die grösste Metalband der Geschichte
verkörpern, ist altbekannt. Dies manifestierte sich nicht nur in den
37'000 Zuschauern à 100.- Fr., welche nach Jonschwil pendelten,
sondern auf dem einzig entscheidenden Terrain: auf der Bühne. 2
Stunden Metal vom Feinsten, 2 Stunden Spielfreude pur, 2 Stunden
eine geradezu erschreckend perfekte Headbang-Show, deren Beginn
stellvertretend sowohl für Sachen Setlist, als auch Performance
stand: «Creeping Death», «For Whom The Bell Tolls» & «Ride The
Lightning», der eröffnende Klassiker-Dreier vom nach dem letzten
Song benannten 84'er-Album manifestierte die Rückbesinnung der Band
auf die guten alten Zeiten, sodass kein einziger (!) Track von «Load»,
«Reload» oder auch «St. Anger» zum Zuge kam. Links, rechts und im
Bühnenhintergrund: 3 riesige LED-Bildschirme, die eine Band in
Grossaufnahme zeigten, deren Durststrecke mehr als vorbei zu sein
schien. James Hetfield, souverän und durchwegs grinsend, nutzte jede
stimmlose Gelegenheit, um über die weitläufige Bühne zu tigern, Rob
Trujillo malträtierte den Tieftöner gewohnt in kämpferischer Hocke,
Lars Ulrich trommelte sich in seiner spastischen Art die Seele aus
dem Leib und Kirk Hammett, der bekanntlich nicht mehr die
alleragilste Figur macht, strahlte schlicht pure Coolness aus. So
relaxt ein Killer-Solo nach dem anderen hinunter schredden, da
verschwindet jeglicher Gedanke an Beinfaulheit, auch wenn der
Lockenkopf nicht einmal auf den Gedanken zu kommen scheint, dass
über Ulrichs Schiessbude eigens ein Steg dafür bereit stehen würde.
Die Sonne verschwand indes hinter den idyllischen Hügeln und so kam
während «Leper Messiah» und «Welcome Home (Sanitarium)» (Hammer!!)
zum ersten Mal die üppige Lightshow zum Zuge, die in erster Linie
mit viel Blitzlicht aufwartete und dessen Wirkung durch die silbrige
Bühnenverkleidung noch gesteigert wurde. Beidseitig der Bühne wurden
die elektrischen Lichtquellen dabei immer wieder von üppigen Pyros,
beziehungsweise Raketensalven unterstützt. Nach einem kurzen
Unterbruch und dem Verschwinden der Band, kredenzten uns die
Superstars den brandneuen und zu diesem Zeitpunkt noch nicht
veröffentlichten Track «Cyanide» von «Death Magnetic», der zwar mit
Jubel aufgenommen wurde, in Sachen Stimmung aber nicht voll zog.
Überhaupt liess der Blick über die imposante Menge zeitweise
verwirren, da das Publikum nicht gerade das metallischste aller
Völker zu sein scheint oder wie kann man es sich sonst erklären,
dass zu Nackenbrechern wie «...And Justice For All» oder dem
grossartigen Old-School-Thrasher «No Remorse» zwar brav applaudiert
und mitgewippt wird, kreisende Köpfe und exzessives
Luftgitarrenzocken aber Einzelerscheinungen bleiben. Mit «Fade To
Black» wurde es das erste Mal ein wenig ruhiger, was dem Gros der
Besucher sichtlich recht war. Danach aber wieder Vollgas: «Master Of
Puppets» geriet zum Highlight oder Todesstoss meiner Nackenwirbel
und auch auf der Bühne kann man erstmals einen Ansatz von
Headbanging bemerken: Hetfield gab bei diesem Klassiker Vollgas, als
gäbe es kein Morgen mehr, nutzte den Umstand, dass an den
Bühnenrändern und auf dem hinteren Steg Mics für ihn bereit standen.
Nach «Whiplash» und einem kurzen Einzelintermezzo Hammetts dann der
Höhepunkt, für all jene, welche Metallica durchs Radio und Mtv
kennen. «Nothing Else Matters» geriet zum Karaoke-Knaller mit
Feuerzeug-, beziehungsweise Handy-Meer, wenn 37'000 Fans die Ballade
mitsingen und auch als Bevorzuger der ersten drei Scheiben muss man
eingestehen, dass dieser Song mehr als ein Radio-Liedlein ist. Bei «Sad
But True» wurde darauf wieder geballert und zwar musikalisch wie
pyrotechnisch. Die riesigen Raketenschweife rund um die Bühne waren
aber nur ein Vorgeschmack auf das Feuerwerk- und Bomben-Vorspiel von
«One». Eine andere Art von Spiel vollzog James Hetfield danach mit
seinen Händen, die, von der Kamera eingefangen, für Lacher sorgten.
Mittelfinger, Teufelshörner, das Plektron ein wenig hochgeschoben
und der Jubel brach aus, als das Metallica-Logo auf dem Pick
sichtbar wurde. Witzig, wenn auch wohl nicht ganz spontan. Das
darauf folgende «Enter Sandman» beschloss dann den regulären Teil
nach einer Stunde und 45 Minuten. «So What» dachten sich die
Legenden und rotzten das schon längst zum Standard gewordene
Anti-Nowhere Leage-Cover runter und genauso an die alten Tage
erinnert «Motorbreath» vom Debüt «Kill 'Em All». Nochmals wurden die
Halsmuskel Kraftreserven angezapft, doch mit «Seek And Destroy» und
Feuerwerk war dann endgültig Schluss im Schacht, sodass man den
Herrn Hetfield allzu gerne beim Wort nimmt, wenn er für das nächste
Jahr eine ausgedehnte Hallen-Tour ankündigt, auf welcher auch in der
Schweiz angehalten und losgerockt werden soll. (kis)
Setlist: «Intro» - «Creeping Death» - «For Whom The Bell Tolls» - «Ride
The Lightning» - «Leper Messiah» - «Kirk Solo #1» - «Welcome Home (Sanitarium)»
- «Cyanide» - «And Justice For All» - «No Remorse» - «Fade To Black»
- «Master Of Puppets» - «Whiplash» - «Kirk Solo #2» - «Nothing Else
Matters» - «Sad But True» - «One» - «Enter Sandman» -- «So What» - «Motorbreath»
- «Seek And Destroy».
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