Auch wenn der jüngere Bruder von Scorpions Axeman Rudolf
Schenker auf den ersten Blick als „nicht so erfolgreich“ scheinen
mag, hat dieser mit den Credits für die Scorps (dazu später mehr)
und als Gitarrist bei UFO sowie als Mastermind der Michael Schenker
Group, kurz MSG, mindestens so wichtigen Anteil an der Hard & Heavy
Szene. Die 70er/80er-Jahre waren dabei prägend und brachten mit
«Strangers In The Night» (mit UFO 1979) und «One Night At Budokan»
(mit MSG 1981) zwei der mitunter wichtigsten Live-Alben überhaupt
hervor. In dieser Zeit wurde Michael das Etikett „Gitarren-Gott“
angebracht, und das völlig zurecht! In den folgenden Jahren säumten
einige Sänger den Weg auf Alben und Tourneen des Meisters. Auf Phil
Mogg und Gary Barden folgten Graham Bonnet, Robin McAuley, Kelly
Keeling, Leif Sunding, Keith Slack, Chris Logan und Doogie White!
Letzterer war unter anderem (Live-) Member von Michael Schenker’s
Temple Of Rock, wo noch die beiden Ex-Scorpions Recken Herman
Rarebell (d) und Franics Buchholz (b) dazu gehörten. Aktuell heisst
das Ganze Michael Schenker Fest und vereint songmässig das Beste der
Zeit Barden/Bonnet/McAuley und UFO.
Absolva Im
Mai 2012 gastierten Fury UK als Supportband für Michael Schenker’s
Temple Of Rock im Zürcher Plaza Club. Der damalige Leadsänger war
Chris Appleton und der gründete, zusammen mit seinem Bandkollegen
und Drummer Martin McNee, im gleichen Jahr noch…, genau: Absolva!
Dies wäre mir heute Abend jedoch kaum bis gar nicht aufgefallen,
respektive bewusst geworden, hätte ich damals den Chris nicht
fotographiert! Somit liegt mitunter auch nahe, warum Absolva
abermals mit Master Schenker auf Tour sind. Die Briten sind mir vom
Namen her schon ein Begriff, aber bis auf mp3-Files des Debüts
«Flames Of Justice» im iTunes nicht weiter präsent. Die Angabe
Januar 2014 unter „zuletzt gespielt“ sagt dabei alles! Dennoch war
ich überrascht, wie tight Absolva rüber kamen und offensichtlich
bestens in der glorreichen Zeit des NWOBHM aufgehoben sind. Das
drückte sich durch einen rohen rumpelnden Sound aus, der schon bald
auf Resonanz im Publikum stiess. Mainman Chris hatte die Meute bald
im Griff und präsentierte sich als gewiefter Fronter. Zudem spielte
er ziemlich gut Gitarre und bildete zusammen mit Bruder Luke, der
ausserdem bei Iced Earth Bass spielt, ein schlagkräftiges
Gespann.
Pfundig angetrieben von der Rhythm-Section mit Karl Schramm (b) und
Martin McNee (d), die seinerzeit schon bei Blaze Bayley für
Live-Power sorgte, wurde ein schmissiges Set dargeboten. Über die
Gesamtdistanz fehlten allerdings die ganz grossen Momente, sprich
mehrere gute Ear-Catcher Riffs und prägnante Melody-Lines, die aber
mit der überaus agilen Performance mehr oder weniger kompensiert
wurden. Den Fans schien die Darbietung aufgrund der guten Reaktionen
jedoch durchaus zu munden, und nach knappen 45 Minuten hatten
Absolva ihren Part als Anheizer souverän gemeistert. Leider oder
durchaus auch verständlich wurde kein Song von der Vorgänger-Band
Fury UK geboten, die nun vollends in der Versenkung verschwinden
wird.
Setliste: «Hells Bells (AC/DC) as Intro» - «Life On The
Edge» - «Rise Again» - «Never A Good Day To Die» - «Defiance» -
«Only When It's Over» - «Never Back Down» - «Live For The Fight» -
«Code Red».
Michael Schenker Fest
Wenn ein “Fest” und erst recht eines mit Gitarren-Hexer Michael
Schenker ansteht, sollten die Fans eigentlich in Scharen auflaufen.
Die Realität sah leider anders aus und nach 600 abgesetzten Tickets
im Vorverkauf war das Z7 letztlich etwa zur Hälfte gefüllt. Immerhin
sah das Ganze optisch nicht danach aus, da sich das Publikum nicht
nur im vorderen Bereich aufhielt. Mitunter ein Grund für den eher
dürftigen Publikumsaufmarsch dürfte der Mittwoch gewesen sein, aber
das alleine war früher kein Grund. Heutzutage ist das eindeutig der
(Über-) Menge an Konzerten geschuldet, und das wird über kurz oder
lang keine Änderung erfahren. Lang war auch die bereits im Vorfeld
angekündigte Konzertdauer von zweieinhalb Stunden, und das versprach
schon mal einen interessanten Abend. Dies vor allem für die Leute,
die Michael Schenkers Karriere schon seit Anfang der 80er
mitverfolgen. Dass dieser allerdings seine unbestrittenen
Karriere-Highlight in der Rolle eines Erzählers persönlich vorweg
nahm, war neu und seien wir ehrlich…, auch völlig unnötig. Erstens
wissen die meisten Szenekenner um diese (Credits-) Stories mit
Bruder Rudolf, respektive den Scorpions und zweitens steht das so
fast wortwörtlich im Netz und wirkte wie abgelesen. Seis drum,
lassen wir das ruhen und reden gescheiter über die Musik, und davon
gab es mehr als genug. Dass allerdings eine Kurz-Version von
«Holiday» als Opener (und von Michael gesungen!) gewählt wurde, war
mutig und erhielt im Gegensatz zu anderen Tourdates (nachzuschauen
im YouTube) erstaunlich wenig Resonanz aus dem Publikum. Nicht viel
besser erging es
«Doctor Doctor» (abwechselnd mit Bonnet, Barden und
McAuley), aber der Althit sowie aktueller Intro-Song einer jeden
Iron Maiden Show kam wohl zu früh für das Schweizer Publikum.
Dann folgte der „Doogie White Set“, der überwiegend neueres
Material enthielt und bewies, dass dieses durchaus auch auf
fruchtbaren Boden stösst. «Natural Thing», ein alter UFO-Heuler
beendete den ersten Einzelsänger-Set und spätestens ab jetzt machte
sich das Publikum bemerkbar. Michael war zu dem Zeitpunkt bereits
auf Betriebstemperatur, spielte völlig befreit auf und schien guter
Laune zu sein. «Captain Nemo» als eines der insgesamt drei
gespielten Instrumentals leitete zum ersten Höhepunkt des Abends
über, als Graham Bonnet ein paar der besten Tracks vom Hammer-Album
«Assault Attack» (1982) zelebrierte. Nicht minder kultig waren die
alten Kracher im „Gary Barden Set“. Einziger Wermutstropfen war
Garys Gesangsstimme, die über die Jahre arg gelitten hat. Wenn die
ganze Sängerriege, wie bei «Warrior», zusammen auftrat, fiel dieses
Manko nicht mehr ins Gewicht. Derweil hob Master Schenker in andere
Sphären ab und brillierte trotz dem einen oder anderen schrägen
Tönchen auf der ganzen Linie! Kongenial unterstützt durch
Gitarrist/Keyboarder Steve Mann, Bassist Chris Glen und Drummer Ted
McKenna war das Ganze ein Ohrenschmaus erster Güte. Keine Blösse gab
sich Robin McAuley, der immer noch (s)eine tolle Gesangsstimme am
Start hat und eigentlich auch Doogie White zumindest etwas in die
Schranken wies. Der Schluss des regulären Sets gehörte dann aber
wieder dem Meister, der sich bei «Rock Bottom» im Zwischenpart
solistisch abermals vom Feinsten ins Zeug legte. «Lights Out» als
einzige Zugabe setzte dem „Michael Schenker Fest“ die Krone auf und
entliess nach 150 Minuten ein höchst zufriedenes Publikum in die
Nacht. Mein eigenes Fazit fiel ebenso gut aus, obwohl meine Alltime
MSG-Favoriten «On And On», «Victim Of Illusion» und «Let Sleeping
Dogs Lie» fehlten.
Setliste: «Holiday» - «Doctor Doctor» -
«(Doogie White Set): Vigilante Man - Lord Of The Lost And Lonely -
Take Me To The Church - Before The Devil Knows You're Dead - Natural
Thing» - «Captain Nemo (Instrumental)» - «(Graham Bonnet Set):
Dancer - Searching For A Reason - Desert Song - Night Moods -
Assault Attack» - «Coast To Coast (Instrumental)» - «(Gary Barden
Set): Ready To Rock - Attack Of The Mad Axeman - Rock My Nights Away
- Messin' Around - Armed And Ready» - «Warrior (Barden, Bonnet,
McAuley and White on vocals)» - «Into The Arena (Instrumental)» -
«(Robin McAuley Set): Bad Boys - Shoot Shoot - Heart And Soul - Only
You Can Rock Me - Too Hot To Handle» - «Rock Bottom (Barden, Bonnet,
McAuley and White on vocals)» -- «Lights Out».
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