Minsk, A Storm Of Light, Zatokrev – Ein Line-Up, das in die
Geschichte eingehen sollte. Wann und wo sonst, kriegt man im
Zeitalter der mentalen Abstumpfung aufgrund medialem Inputüberschuss
die Gelegenheit, einen derartigen Trip durch atmosphärische und
intensive Musik zu machen, ohne gleich auf illegale Substanzen
zurückgreifen zu müssen? Wie sich im Laufe des Abends herausstellen
sollte, war das mächtige Line-Up dann auch gleich die Achillesferse
des Events – Langsame und schwer atmende Musik funktioniert halt nur
unter äussersten Bedinungen über mehrere Stunden konstant, gepaart
mit der späten Türöffnug und den damit verbundenen späten
Spielzeiten wurde hier ein Koloss aufgetürmt, der sich gegen
sämtliche Vernunft aufbäumte…
Die Basler Zatokrev stiegen als erster Act des Abends deshalb
um knapp 22h20 auf die Bretter. Ein Zeitpunkt, zu dem sie
normalerweise wohl erst aus dem Verdauungsschläfchen erwachen –
Tendieren sie doch dazu, verdientermassen auf Events die
Rausschmeisser zu spielen. Deswegen stellt sich auch gleich die
Frage, ob Zatokrev denn in einer solchen Position überhaupt
funktionieren können – Die Antwort darauf blieb die als Trio
aufmarschierte Formation schuldig: Zwar langten die Jungs
gewohntermassen hin, als ob es keinen Morgen gäbe, aber der Funken
wollte nicht komplett überspringen. Höhepunkte des abgekürzten Sets
waren auch diesmal das zäh schleppende Ende von 'Starlight Leader',
das gigantische 'Bury The Ashes' und das verstörende 'Zato Krev' mit
seiner Feedback-Orgie, und dem wunderbar hinaufgewürgten A
Capella-Teil. Vielleicht lag's am etwas zu klar geratenen Klang,
oder dem fehlenden zweiten Saiten-Drescher, aber Zatokrev kamen mir
auch schon intensiver rüber. Nichts desto trotz ein fetter Gig, der
die Messlatte für den restlichen Abend ordentlich nach oben hob.
A Storm Of Light, das 'Soloprojekt' des
Neurosis-Lichttüftlers und Red Sparowes-Gründers Josh Graham, steht
seit Projektlancierung für fette Live-Shows mit Visueller
Komponente, auch der Gig im Ebull sollte da keine Ausnahme machen:
Die extra ausgefahrene Leinwand betrug gut um die 6 auf 5 Meter, was
die folgenden Projektionen optimal ins Bild setzte. Die
Interreaktion mit dem mittlerweile ordentlich aufmarschierten
Publikum beschränke sich während des folgenden 60-Minütigen Gigs auf
ein absolutes Minimum, aber mehr wäre auch gar nicht nötig gewesen –
A Storm Of Light liessen die Musik und die Bilder für sich sprechen,
und das genügte absolut: Headtrip galore! Die Band spielte Material
ihrer beiden Scheiben 'And We Wept the Black Ocean Within' und
'Forgive Us Our Trespasses', wobei das neuere Material deutlich mehr
an Intensität aufbauen konnte – Vor allem 'Tempest' sorgte für
allgemeine Begeisterung. Die vier Musiker auf der Bühne agierten
grösstenteils im Halbdunkel, doch das störte keine der involvierten
Parteien: Während das Publikum andächtig
lauschte/starrte/mitschwelgte, gaben sich die Musiker ihren
Klangkonstrukten hin, was schliesslich wiederum auf's Publikum
übergriff. Alles in allem klar der Höhepunkt des Abends, A Storm Of
Light konnten sich über das letzte Jahr kontinuierlich steigern, und
präsentieren aktuell die ultimative Reise in ihr ganz eigenes
Universum - Unbedingt ankucken gehen!
Minsk hatten darauf kein leichtes Spiel, galt es doch nicht
nur, das Niveau des bisherigen Abends zu halten, sondern auch, gegen
die sich langsam anschleichende Müdigkeit des Publikums anzukämpfen
– Dass das Quintett dabei eine chaotischere, aber nicht minder
langsame Schiene fuhr, machte die Ausgangslage auch nicht einfacher.
Die Band setzte ob all der Downtempo-Huldigung auf einen guten
Schuss 70er-Jahre Mucke, das Tribal-orientierte Drumming und die
Synthies stellten dabei die Brücke zu Psychedelic und Prog-Rock der
ausgefalleren Sorte dar. Das grundlegendste Problem war aber das
kontinuierlich auf- und absteigend pulsierende, aber nie
ausbrechende Element ihrer Musik – Das Publikum machte zwar den
grossen Teil ihres Trips wohlwollend mit, aber irgendwo gegen Ende
des Sets köchelten die Reaktionen auf einem absoluten Minimum. Zu
schwierig erschien der Einstieg in die noch eine Runde weiter
abgefahrenen Klangwelten von Minsk, zu stark fortgeschritten der
Abend. Zudem verzichtete die Band gänzlich auf Visuals, was zwar
nicht grundsätzlich problematisch ist, dem Zuschauer aber klar einen
weiteren Knackpunkt auf den Weg knallte - Eine Situation, deren sich
nicht gerade wenige Besucher mit geschlossenen Augen stellten.
Theoretisch hätte die Musik so funktionieren können, praktisch war
aber dafür einfach keine Energie mehr vorhanden… Toller Gig, aber
nicht unter den besten Umständen.
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