Die Band Miss
May I ist sicher bei Weitem nicht die bekannteste ihres Genres. Ihr
Album «At Heart» aber, das 2012 heraus kam, wurde von den
Musikkritikern als sehr ausgereiftes Werk hoch gelobt und ist mit Hits
nur so vollgepackt. Daher ist es auch sehr schön, dass Miss May I auf
ihrer Headlinertour auch einen Abstecher nach Zürich machten und dem
jungen Publikum eine Show boten. Die nicht weniger faszinierende Band
Texas In July, die ein fester Bestandteil der amerikanischen
Christian Metalcore-Szene ist, war mit auf Tour, ebenso die
Melodic-Hardcore-Truppe Heart In Hand.
Heart In Hand
Den Abend eröffneten Heart In Hand aus Grossbritannien. Noch bevor die
Band auf der Bühne erschien, standen die Fans schon mitten im Raum
zusammen und machten sich bereit, um schon zu den ersten Riffs mit dem
brasilianischen Kampf-Tanz Capoeira zu beginnen, wie es mittlerweile
bei Hard- und Metalcore-Shows üblich ist. Die Tänzer können so ihrer
Energie freien Lauf lassen und tanzen, bis die Halle dann zu voll ist.
Schon an Ende des Auftritts konnte man sich nicht mehr so frei bewegen,
aber einige Wagemutige versuchten trotzdem immer wieder ein Rad zu
schlagen und Überschläge zu machen. Gleich vom erstem Lied an
unterhielt sich Sänger Charlie Holmes mit dem Publikum in den ersten
Reihen. Die anderen Musiker sangen cleane Vocals und schufen dadurch
einen Kontrast zu seinem extremen Gesang. Das Konzert fing um 20 Uhr an
und dauerte etwa eine halbe Stunde. Dem technischen Personal gebührt
Respekt, denn der Klang war schon bei der ersten Band sehr gut und die
Zuschauer konnten sich so schon auf den Auftritt der nächsten Band
freuen.
Texas In July
Nach etwa 20 Minuten war alles für den Auftritt von Texas In July aus
Amerika bereit. Die Band legte den Schwerpunkt auf komplizierte
Gitarrensoli, weswegen der langhaarige Gitarrist Christian Royer mit
seiner grünen Gitarre auch fast immer im Mittelpunkt stand. Die Musik
von Texas in July ist ziemlich kompliziert und geht schon beinahe
streckenweise ins Progressive rein und kommt dem Djent schon sehr nahe, was besonders
bei den komplexen Parts des Schlagzeugers Adam Gray deutlich wird.
Obwohl der Raum im AbaRt nicht allzu gross ist, war der Sound wirklich
gut, und so konnte man die Show auch voll geniessen. Texas In July
wurden 2007 gegründet und seither hat sich die Metalcore-Truppe aus
Pennsylvania einen beachtlichen Fankreis aufgebaut. Auch an diesem
Konzert waren viele Fans da, die einige der Songs auswendig kannten, so
dass sie mit Alex Good, dem Sänger und Bandleader, mitsingen konnten.
Manchmal schienen das Publikum und die Band fast zu einer Einheit zu
verschmelzen. Als Alex die Zuschauer aufforderte, näher zu kommen,
scharten sich alle nahe um die Bühne zusammen. Die Musiker sprangen
während der Show wie wild umher und erstaunlich hoch in die Luft, was
sie überdies sogar ziemlich synchron schafften. Besonders hoch sprang der
Bassist Ben Witowski, der trotz seiner Pirouetten in der Luft niemanden
mit dem Gitarrenhals anstiess. Ich hatte also insgesamt einen sehr guten
Eindruck vom Auftritt der Band.
Miss May I
Um knapp 22 Uhr betraten die Jungs von Miss May I die Bühne. Der
Auftritt in der Schweiz war das letzte Konzert der Tournee, wie Sänger
Levi Benton dem Publikum nach den ersten paar Songs erzählte. Trotzdem
war keine Spur von Müdigkeit während der Show auszumachen und nichts hätte darauf
schliessen lassen, dass die Herren schon eine ganze Tour hinter sich
hatten. Der Auftritt war sehr dynamisch und es wurde deutlich, dass man
hier nicht vorhatte, sich zu entspannen. Die Band verfügt über zwei Sänger, die
mit verschiedenen Stimmlagen singen, was ja sehr typisch für das
Metalcore-Genre ist. Levi Benton - der Leadsänger - singt emotionelles
Harsh und der Bassist Ryan Neff mit sicheren und hellen Clean-Vocals.
Dadurch wirken ihre Lieder modern und intensiv, was vielen anderen
bekannten Gruppen oft fehlt. Die Jungs taten ihr bestes, um einen
möglichst extremen Sound zu bieten, daher gab es auch viel Aktivitäten
im Moshpit. Alle Zuschauer kamen so auf ihre Kosten und jeder in der
Halle wurde mindestens einmal von einem der aktiven Mosher angeschubst.
Ich war von der emotionalen Hingabe des Publikums überrascht, aber auch
von der guten Energie und Verbindung zwischen Band und Fans. Der Sound
in der Halle brachte das Können der beiden Gitaristen sehr gut zur
Geltung und auch der Drummer Jerod Boyd verdiente ein grosses Lob. Kurz
vor Ende der Setlist spielte er ein sehr kurzes, aber dynamisches Solo,
damit die anderen Musiker vor den letzten Liedern nochmals Atem schöpfen
konnten. Eines der Lieder – «Ballad Of A Broken Man» – war zur
Erinnerung an Mitch Lucker, den bei einem Motorradunfall verstorbenen
Frontmann von Suicide Silence . Nach dem letzten Riff verliessen die
Musiker die Bühne nicht sogleich und so konnten sich einige Fans noch mit
der Band unterhalten. Es scheinen sehr positive Gespräche gewesen zu
sein, denn die Band kündete gleich weitere Konzerte an und zwar im
Rahmen einer Frühlingstour mit Bullet For My Valentine.
|
|