Livereview: Miss May I - Texas In July - Heart In Hand

20. Dezember 2012, Zürich - AbaRt
By Natalia N.
Die Band Miss May I ist sicher bei Weitem nicht die bekannteste ihres Genres. Ihr Album «At Heart» aber, das 2012 heraus kam, wurde von den Musikkritikern als sehr ausgereiftes Werk hoch gelobt und ist mit Hits nur so vollgepackt. Daher ist es auch sehr schön, dass Miss May I auf ihrer Headlinertour auch einen Abstecher nach Zürich machten und dem jungen Publikum eine Show boten. Die nicht weniger faszinierende Band Texas In July, die ein fester Bestandteil der amerikanischen Christian Metalcore-Szene ist, war mit auf Tour, ebenso die Melodic-Hardcore-Truppe Heart In Hand.

Heart In Hand

Den Abend eröffneten Heart In Hand aus Grossbritannien. Noch bevor die Band auf der Bühne erschien, standen die Fans schon mitten im Raum zusammen und machten sich bereit, um schon zu den ersten Riffs mit dem brasilianischen Kampf-Tanz Capoeira zu beginnen, wie es mittlerweile bei Hard- und Metalcore-Shows üblich ist. Die Tänzer können so ihrer Energie freien Lauf lassen und tanzen, bis die Halle dann zu voll ist. Schon an Ende des Auftritts konnte man sich nicht mehr so frei bewegen, aber einige Wagemutige versuchten trotzdem immer wieder ein Rad zu schlagen und Überschläge zu machen. Gleich vom erstem Lied an unterhielt sich Sänger Charlie Holmes mit dem Publikum in den ersten Reihen. Die anderen Musiker sangen cleane Vocals und schufen dadurch einen Kontrast zu seinem extremen Gesang. Das Konzert fing um 20 Uhr an und dauerte etwa eine halbe Stunde. Dem technischen Personal gebührt Respekt, denn der Klang war schon bei der ersten Band sehr gut und die Zuschauer konnten sich so schon auf den Auftritt der nächsten Band freuen.

Texas In July
Nach etwa 20 Minuten war alles für den Auftritt von Texas In July aus Amerika bereit. Die Band legte den Schwerpunkt auf komplizierte Gitarrensoli, weswegen der langhaarige Gitarrist Christian Royer mit seiner grünen Gitarre auch fast immer im Mittelpunkt stand. Die Musik von Texas in July ist ziemlich kompliziert und geht schon beinahe streckenweise ins Progressive rein und kommt dem Djent schon sehr nahe, was besonders bei den komplexen Parts des Schlagzeugers Adam Gray deutlich wird. Obwohl der Raum im AbaRt nicht allzu gross ist, war der Sound wirklich gut, und so konnte man die Show auch voll geniessen. Texas In July wurden 2007 gegründet und seither hat sich die Metalcore-Truppe aus Pennsylvania einen beachtlichen Fankreis aufgebaut. Auch an diesem Konzert waren viele Fans da, die einige der Songs auswendig kannten, so dass sie mit Alex Good, dem Sänger und Bandleader, mitsingen konnten. Manchmal schienen das Publikum und die Band fast zu einer Einheit zu verschmelzen. Als Alex die Zuschauer aufforderte, näher zu kommen, scharten sich alle nahe um die Bühne zusammen. Die Musiker sprangen während der Show wie wild umher und erstaunlich hoch in die Luft, was sie überdies sogar ziemlich synchron schafften. Besonders hoch sprang der Bassist Ben Witowski, der trotz seiner Pirouetten in der Luft niemanden mit dem Gitarrenhals anstiess. Ich hatte also insgesamt einen sehr guten Eindruck vom Auftritt der Band.


Miss May I
Um knapp 22 Uhr betraten die Jungs von Miss May I die Bühne. Der Auftritt in der Schweiz war das letzte Konzert der Tournee, wie Sänger Levi Benton dem Publikum nach den ersten paar Songs erzählte. Trotzdem war keine Spur von Müdigkeit während der Show auszumachen und nichts hätte darauf schliessen lassen, dass die Herren schon eine ganze Tour hinter sich hatten. Der Auftritt war sehr dynamisch und es wurde deutlich, dass man hier nicht vorhatte, sich zu entspannen. Die Band verfügt über zwei Sänger, die mit verschiedenen Stimmlagen singen, was ja sehr typisch für das Metalcore-Genre ist. Levi Benton - der Leadsänger - singt emotionelles Harsh und der Bassist Ryan Neff mit sicheren und hellen Clean-Vocals. Dadurch wirken ihre Lieder modern und intensiv, was vielen anderen bekannten Gruppen oft fehlt. Die Jungs taten ihr bestes, um einen möglichst extremen Sound zu bieten, daher gab es auch viel Aktivitäten im Moshpit. Alle Zuschauer kamen so auf ihre Kosten und jeder in der Halle wurde mindestens einmal von einem der aktiven Mosher angeschubst. Ich war von der emotionalen Hingabe des Publikums überrascht, aber auch von der guten Energie und Verbindung zwischen Band und Fans. Der Sound in der Halle brachte das Können der beiden Gitaristen sehr gut zur Geltung und auch der Drummer Jerod Boyd verdiente ein grosses Lob. Kurz vor Ende der Setlist spielte er ein sehr kurzes, aber dynamisches Solo, damit die anderen Musiker vor den letzten Liedern nochmals Atem schöpfen konnten. Eines der Lieder – «Ballad Of A Broken Man» – war zur Erinnerung an Mitch Lucker, den bei einem Motorradunfall verstorbenen Frontmann von Suicide Silence . Nach dem letzten Riff verliessen die Musiker die Bühne nicht sogleich und so konnten sich einige Fans noch mit der Band unterhalten. Es scheinen sehr positive Gespräche gewesen zu sein, denn die Band kündete gleich weitere Konzerte an und zwar im Rahmen einer Frühlingstour mit Bullet For My Valentine.