Eigentlich müsste sich der 1940 in Johannesburg (Südafrika)
geborene Bandleader und Namensgeber Manfred Mann die alljährliche
Reiserei wohl nicht mehr zwingend antun. Dennoch spielt seine
Manfred Mann's Earth Band in den letzten Jahren regelmässig
Konzerte, darunter auch immer wieder an zahlreichen Openairs. Wenn
heutzutage keine, wie noch in den 80ern, grossen Hallen mehr gefüllt
werden können, so gibt es immer noch eine eingeschworene
Fangemeinde, die von den überaus zahlreichen Klassikern wie «Blinded
By The Light», «Martha's Madman» oder dem unverwüstlichen «Mighty
Quinn» nie genug kriegen wird. Obwohl der eigentlich unersetzbare
Frontmann Chris Thompson (live leider) schon länger nicht mehr aktiv
mittut, hat sich sein Nachfolger Joel McCalla bestens eingefügt und
bringt es dann und wann gar fertig, den Unterschied vergessen zu
machen. Auch wenn die jüngere Generation eher weniger
Berührungspunkte mit dieser Bluesrock-Legende aufweist, so ist es
mehr als empfehlenswert, sich erstens mal das Kult-Album «Watch» von
1978 umgehend in das CD-Regal zu stellen und gleich auch noch ein
Konzert zu besuchen. Ewig währt bekanntlich nichts! Als Support
standen Epitaph aus Deutschland auf der Bühne, von denen ich bisher
keinerlei Notiz genommen hatte..., aber eigentlich hätte müssen!
Epitaph
Wie gut, dass es doch nebst der offiziellen Band-Homepage eine Site
wie Wikipedia gibt, wo wir von der Zunft der Schreiberlinge immer
wieder unerlässliche und meist zuverlässige Informationen her
kriegen, ohne die eine fundierte Berichterstattung nicht möglich
wäre. Als ich nämlich den heutigen Support auf die Bühne kommen sah,
hatte ich nicht die geringste Ahnung, was da auf mich und das
Publikum zukommen würde. Dabei haben Epitaph eine ziemlich bewegte
Geschichte hinter sich, die augenscheinlich in den 70ern angefangen
hatte. Dazu gehörten 1973 auch unzählige Auftritte in den U.S.A
(sowie 1978 eine grosse Tour mit Omega) und verschiedene Engagements
der Musiker bei anderen Bands in all den Jahren danach. Dies alles
wäre freilich anders verlaufen, hätte deren Plattenfirma damals
nicht pleite gemacht und die unmittelbar anstehende, greifbare
Karriere zerstört. Doch die Musiker machten (mit Unterbrüchen)
weiter und dazu gehörten unter anderem auch die Melodic Rocker von
Domain (ehemals Kingdom), wo Gitarrist/Sänger Cliff Jackson und
Bassist/Sänger Bernd Kolbe mit dabei waren. Darüber hinaus taucht in
der History ein weiterer, bekannter Name auf, nämlich Fritz Randow (Ex-Eloy,
Ex-Jane, Ex-Victory u.a.m.), der bekanntlich ja mal in Lohn und Brot
von Saxon stand. Die
Neuauflage, also Reunion des Kerns von Epitaph
geschah anlässlich eines vielumjubelten Auftrittes anfang 2000 und
seither wurde auch wieder neues Material veröffentlicht. Somit
konnte man diesem ersten Besuch im Z7 (und wohl in der Schweiz
überhaupt!) durchaus einigen Kult-Charakter attestieren, ohne dass
dies bemerkt wurde. In der Tat legten die gestandenen Herren einen
überaus rockigen und solistisch ausschweifenden Soundteppich hin,
der sich gewaschen hatte. Jackson und Kolbe wechselten sich dabei
immer wieder mit dem Leadgesang ab, respektive sangen zusammen und
mit dem zweiten Gitarristen Heinz Glass kam ordentlich Druck in die
Sache rein. Was auch auffiel, war die grundsätzliche Leichtigkeit
des Spiels, was diese Profis zu Höchstleistungen trieb. Nicht selten
glitt man ab in ausufernde, zweistimmige Soli und beschwor so die
goldige Zeit der Improvisationen herauf. Damit strapazierte man
allerdings das überwiegend kaum reagierende (und nur auf den
Headliner wartende) Publikum zusehends immer mehr und nach den
eigentlich obligaten 45 Minuten schauten viele mehrmals auf die Uhr.
Epitaph schien das aber kaum zu beeindrucken und so spielten diese
ihren Status als offensichtlicher «Special Guest» des Abends voll
aus und gingen erst nach genau einer Stunde von der Bühne runter!
Setlist (unvollständig!): ??? - «Woman» - «Papa Was A Rolling Stone»
- «Crossroads» - «Moving To The Country» - «Big City» - «Reflections»
- «Tequila Shuffle» - «Stop Look And Listen» - «Ain't No Liar» - «Going
To Chicago».
Manfred Mann's Earth Band
Der Blick ins Publikum zeigte einen erhöhten Altersdurchschnitt auf,
der mehr als doppelt so hoch war als sonst an gleicher Stelle.
Trotzdem oder erfreulicherweise waren auch einige jüngere Gesichter
auszumachen, die sich das heutige Gastspiel der Kultband um
Keyboarder/Sänger Manfred Mann nicht entgehen lassen wollten. Da die
Band in der letzten Zeit eigentlich jedes Jahr, manchmal sogar mehr
als einmal in Schweiz zu Gast ist, beweist, dass man immer noch
gefragt ist, sprich Fans hat. Was gut ist, hat eben Bestand und das
über Jahrzehnte hinaus! Dafür verantwortlich sind neben
herausragenden Musikern in erster Linie die Songs und davon gibt
unzählige, dass selbst bei drei Stunden Konzertdauer immer noch der
eine oder andere Classic fehlen würde. Davon, also der Länge des
Auftritts, konnte man heute Abend natürlich nicht ausgehen, aber
enttäuschte Gesichter sollten sicher nicht entstehen. Dass es nicht
dazu kommt, bringt mit sich, dass vor allem Sänger Joel McCalla auf
der Höhe, sprich fit und weder stoned noch angetrunken sein musste.
Diese Bedenken verflogen ziemlich schnell, als MMEB gleich mit «Spirits
In The Night» treffsicher los legten. Joel sang von Anfang an top
und zwar so, wie ich ihn noch kaum jemals gehört hatte. Gitarrist
Mick Rogers, der auch einzelne Leads sang, schien hingegen nicht
seinen besten Tag erwischt zu haben. Technisch sonst über jeden
Zweifel erhaben, schluderte sein Spiel dann und wann etwas. Die
Rhythmus-Abteilung mit Steve Kinch (b) und Jimmy Copley (d)
verrichtete ihren Job hingegen tadellos, derweil Chief Manfred Mann
dezent wie immer, seine legendären Key-Sounds kongenial beisteuerte.
Mehr brauchte es gar nicht, um das Publikum (ca. 400 Leute) gleich
von Beginn weg in Beschlag zu nehmen. «Martha's Madman» kam gut und
auch «Angels At My Gate» wie «Don't Kill it Carol» liessen keine
Fan-Wünsche offen. Man
klatschte lautstark mit und viele tanzten zu
den bekannten Melodien. Das letzte Studio-Album «2006» kam aufgrund
eines Fehlers mit diesem Titel jedoch bereits 2004/2005 auf den
Markt. Interessant ist, dass heute Abend kein einziger Track davon
auf der Setlist stand! Überdies und leider zugleich verzichtete man
(von Hand auf der Setlist gestrichen) auf «Shelter From The Storm»,
warum auch immer. Ebenfalls durch Abwesenheit glänzte das
unzerstörbare «Father Of Day, Father Of Night. Trotzdem und nicht
zuletzt wegen der wirklich überzeugenden Gesangsperformance von Joel
McCalla konnte man grosszügig darüber hinweg sehen und sich dafür an
den beiden "Musts" «Davy's On The Road Again» und Mighty Quinn
erfreuen. Mit persönlich fehlte halt einmal mehr der Spirit der
vergangenen Tage. Wer sich sich mal Live-Aufnahmen von früher
anhört, wird feststellen, dass zum Einen Chris Thompson vom Gesang
her einfach für immer und ewig das Mass aller Dinge sein wird und
der Maestro der Tasten sphärischer daher kam. Nichtsdestotrotz
resultierte ein gemütlicher, wenn auch etwas zu kurzer Konzert-Abend
mit einer hohen Dichte an Hits.
Setlist: «Spirits in the Night» - «Castles Burning» - «Martha's
Madman» - «Captain Bobby Stout» - «Angels At My Gate» - «Shelter
From The Storm » (nicht gespielt) - «Dancing In The Dark» - «Redemption
Song» - «Blinded By The Light» - «Don't Kill It Carol» - «Davy's On
The Road Again» -- «For You» - «Mighty Quinn».
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