Livereview: Monster Magnet - Black Spiders
08. Dezember 2011, Solothurn - Kulturfabrik Kofmehl
By Rockslave
Die letzten Klänge von Rival Sons "klebten" wohl immer noch an den Wänden, als drei Tage danach die nächste Retro-, respektive Space-Rock Sause im Kofmehl auf dem Menüplan stand. Dabei handelte es sich beim Headliner um keine Geringeren als die amerikanischen Spacerocker Monster Magnet, dich ich, man mag es glauben oder nicht, bis dato noch nie live gesehen hatte! Ich hatte irgendwie immer eine Ausrede parat, ignorierte die Amis seit den 90ern eigentlich kategorisch. Die waren mir einfach nicht geheuer und als die ausgedehnten Drogeneskapaden von Mainman Dave Wyndorf die Runde machten, schwand das Interesse noch mehr. Selbst die rockigere Ausrichtung von «Powertrip» (1998) weckte mein Interesse immer noch nicht. Doch meine Devise heisst schon seit je her "besser spät als nie" und darum wollte ich mir das nicht entgehen lassen, da erstens quasi vor der Haustüre statt findend, dann war angekündigt, dass das ganze «Dopes To Infinity» Album (1995) durchgespielt wird und ausserdem stand mit Black Spiders aus England an sich ein weiterer Headliner im diesem starken Billing!

Black Spiders

Eigentlich kann man die Band aus Sheffield, die aus Pete Spider Spiby (v/g), Ozzy Owl Lister (g), Mark Dark Shark Thomas (g), Adam the Fox Irwin (b) und Tiger Si (d) besteht, nicht wirklich nur in die Retro-Ecke stellen, denn Black Spiders spielen mitunter einen ziemlich frischen wie knackigen "voll in die Fresse" Rock. Airbourne oder The Answer sind vergleichbare Ener-giebündel. Die schwarzen Spinnen waren nun in den letzten zwei Jahren ziemlich streng unterwegs, wo sie unter anderem die Aufmerksamkeit von Altmeister Ozzy Osbourne weckten, der sie nach den "iTunes-Festivals" in der Heimat (wo sie für Ozzy im Roundhouse eröffnen durften) postwendend für die UK-Ausgabe des "Ozzfest" mit an Bord holte. Das kommt nicht von ungefähr, denn die Songs von Black Spiders tragen unverkennbare Vibes von Black Sabbath in sich, die aber nicht immer offensichtlich sind. Vielmehr lässt man es mit drei Gitarristen ziemlich krachen und das durfte man auch für heute Abend im Kofmehl erwarten. Als musikalische Visitenkarte hatte man das im Februar veröffentlichte Debüt «Sons Of The North» mit im Gepäck, das schon als Tonträger für die entsprechenden Ausrufezeichen sorgte. Nach dem Intro mit der Melodie eines mir an sich bekannten Altwesterns (fragt mich jetzt aber nicht welchen!) legten die Spiders gleich von der ersten Sekunde an ziemlich kräftig los. Dabei stach mir unvermittelt der grundsätzlich gute Sound ins Auge, respektive ins Ohr. Vor allem der Bass von Mr. Irwin donnerte schon fast knarzend aus der PA raus und der Tiger mit dem Irokesen-Haarschnitt schien sein Drum-Kit mehr zerlegen denn darauf spielen zu wollen! Es folgten auf jeden Fall 45 absolut kraftstrotzende Minuten, die eine völlig entfesselte Truppe zeigten, die mächtig Spass an dem hatte, was sie da tat. Sänger Pete Spiby schien allerdings ein paar Lenze mehr als der Rest drauf zu haben, sah sein Antlitz aus der Nähe offensichtlich etwas verlebt aus. Obwohl die Platzverhältnisse für fünf Musiker und dann noch als Support-Band eher bescheiden waren, rockte sich das quirlige Quintett bewegungsaktiv durch seinen Set hindurch. Dabei war es noch erstaunlich, dass alle (!) mit verkabelten Gitarren spielten und sich dennoch nichts verhedderte. Etwas Situationskomik gab es überdies bei einer kurzen Guitar-Battle zwischen "Spider" und "Dark Shark", denn während dessen sass Bassist "the Fox" ohne zu spielen seelenruhig auf dem Bühnenboden und nippte derweil in aller Ruhe an seinem Calanda-Bierchen, ein Bild für die Götter! Bis auf «Wolves» stammten die Songs alle vom Erstling, aber überzeugen konnte alles. Das sah das Publikum im zumindest optisch gut gefüllten Raum auch so und entliess Black Spiders mit einem fetten Applaus, der glatt headlinerwürdig war.


Setliste: «Stay Down» - «KISS Tried To Kill Me» - «Stick It To The Man» - «St. Peter» - «Wolves» - «Just Like A Woman» - «Blood Of The Kings.

Monster Magnet
Nach dieser überraschenden Steilvorlage mussten Dave Wyndorf (als übrigens letztes, verbliebenes Ur-Mitglied) und seine Jungs eine entsprechende Antwort auf der Bühne abgeben und, um es vorweg zu nehmen, sie taten es auch..., und wie! Die entscheidende Frage dazu war natürlich die nach dem aktuellen, gesundheitlichen Zustand des Bandleaders. Wie mir nach dem Konzert zugetragen wurde, schlief der gute Dave den Tag über! Recht so, denn damit sollte genug Power da sein, um über die ganze Spielzeit fit zu sein. Wenn man allerdings den sichtlich rundlich gewordenen Körper sah, musste man das Wort "fit" vielleicht mit etwas Vorsicht gebrauchen. Nichtsdestotrotz vermittelte die ganze Band einen kompakten, geschlossenen Eindruck und liess mit dem Opener «Vertigo» schon mal den ersten und klar längsten, über 11-minütigen Song (aber nicht den Opener) von «Dopes To Infinity» vom Stapel. Meine Wenigkeit hatte das aber nicht bemerkt, da ich, wie man der Einleitung entnehmen kann, eigentlich keinen einzigen Song von heute Abend erkannte, geschweige denn kannte! Doch das, was zu meinen Lauschern durchdrang, war stets echt stark und ich fragte mich zunehmend, warum dieser Kelch all die Jahre ohne Wirkung an mir vorbei gehen konnte. Während sich das zumeist jugendlich wirkende Publikum als songkundig und somit mitsingfähig erwies, war meine erlebte Freude eine andere. Die Band zelebrierte alle zwölf Songs von «Dopes To Infinity» wie angekündigt, wenn auch in geänderter Reihenfolge. Dabei kam die ganze Bandbreite des Space-Rock zum Tragen, zu der auch ellenlanges, gleichbleibendes wie abgefahrenes Gedöns dazu gehörte. Meine Favorites waren das schleppende «Look To Your Orb For The Warning», das stimmlich und akustisch geprägte «Blow' Em Off» und das grandiose «Space Lord» als letzte Zugabe.

Auf dem Weg dahin gab es auch Schräges wie «King Of Mars», das zu Beginn recht kurios klang und 70-ies Happy-Tunes mit «Dead Christmas». Jeder dieser druckvoll vorgetragenen Soundhappen wurde immer frenetischer abgefeiert und überhaupt war die Stimmung ziemlich ausgelassen. Da man die Fans nun auch in die Empore hoch liess, bevölkerte sich diese relativ schnell und bot so ein noch geileres Bild für die Band. Wie zuvor schon bei Black Spiders sah man auch beim Headliner drei Gitarren (plus einen Bass) auf der Bühne, aber mein Eindruck, dass Wyndorf's Klampfe sich irgendwie kaum bis gar nicht bemerkbar machte, bestätigte sich zu einem spätereren Zeitpunkt, sprich nach dem Gig. Das war natürlich schade, aber Garret Sweeny und Phil Caivano liessen eh nichts anbrennen und lieferten genug Riffs und Soli ab, während der Chef mit seinem dem Publikum zugewandten Rücken immer wieder mal ein Effekt-Board bediente. Stimmlich fehlte es aber an Nichts und Wyndorf schrie, stöhnte und röchelte vom Feinsten. Ein paar Unverbesserliche (die man aber gewähren liess - warum eigentlich?) zündeten sich trotz klar deklariertem Rauchverbot die ersten Fluppen an und schon bald war mindestens so viel Zigaretten-Rauch in der Luft, dass man es dann zu Hause auch noch riechen konnte. Zum Auftritt von Monster Magnet passte dies jedoch irgendwie und liess deshalb vergangene Zeiten wieder etwas aufleben, als der Qualm noch unein-geschränkt erlaubt war. Mit dem einstigen Disco-Floor Hit «Negasonic Teenage Warhead» schlossen die Amis einerseits die «Dopes...» Rückblende ab und eröffneten gleichzeitig den Zugabenblock. Die Fans und die Band gaben gleichermassen nochmals alles und der aufgestachelte Mob antizipierte nach einer hammergeilen Version von «Powertrip» auch voll zum kultigen «Space Lord». Nach knapp 105 Minuten war das Spektakel leider vorbei und ich sehr froh, diesem geschichtsträchtigen Auftritt beigewohnt zu haben. Es ist nämlich schwer anzunehmen, dass man diese Setliste so nie mehr sehen und hören wird!

Setliste: «Vertigo» - «I Control, I Fly» - «Look To Your Orb For The Warning» - «Dopes To Infinity» - «All Friends & Kingdom Come» - «Ego, The Living Planet» - «Blow' Em Off» - «Dead Christmas» - «Third Alternative» - «Theme From Masterburner» - «King Of Mars» -- «Negasonic Teenage Warhead» - «Hallucination Bomb» - «Powertrip» - «Space Lord».