Kaum ein Jahr nach dem letzten Besuch in der Schweiz, beehrten
uns Monster Magnet ein weiteres Mal, und dies heuer sogar im
Doppelpack! Am Tag darauf spielten die Space-Rocker nämlich noch in
Zürich im Plaza! Ich entschied mich für Pratteln, wohl wissend, dass
ich drüben in der Galery Vanden Plas sausen lassen musste. Die
Einschätzung, dass gegenüber Zürich schon nur kapazitiv gesehen um
einiges mehr Leute anwesend sein sollten, bestätigte sich. Der
Zulauf von Solothurn wurde freilich nicht erreicht, dafür fiel die
Reaktion des Pratteler Publikums gegen den Schluss hin um Längen
heftiger aus! Dave Wyndorf schien erfreulicherweise auch diesmal im
wesentlichen Vollbesitz seiner geistigen Kräfte und motorischen
Fähigkeiten zu sein und begab sich lediglich für diejenigen Fans,
die es bemerkten, durch sein zweitweise überdrehtes
Pseudo-Gitarrenspiel aufs künstlerische Glatteis. Auf dem Weg dahin
durften sich noch zwei Support-Bands präsentieren, die
unterschiedlicher nicht hätten sein können. D'Anglerz servierten
eine Art Rob Zombie Glam-/Sleaze Rock, während My Sleeping Karma es
fertig brachten, ein rein instrumentales Konzert (!) zu spielen, dem
man sogar, ich war echt überrascht, noch einiges abgewinnen konnte.
D'Anglerz
Das Schlechte sei gleich zum Voraus erwähnt: Wie schon oft an dieser
Stelle, fängt die erste Support-Band jeweils früher an zu spielen,
als das zum Beispiel in den Online-Medien oder auf Plakaten
verbreitet wird. Das ärgert nicht nur all die Leute, die ein Ticket
bezahlt haben, sondern auch Personen wie mich, die dann halt von der
Berichterstattung her Abstriche machen müssen. Der heutige Gap von
etwa fünfzehn Minuten zu früh konnte diesmal noch abgefangen werden,
aber vielfach laufen die Zuschauer in die Halle rein, wo sie dann zu
ihrer Verwunderung hören, dass bereits eine Band gespielt hat.
Allerdings stimmt auch, dass teilweise jeweils zusätzlich, zum
Beispiel, eine Schweizer (Lokal-) Band ins Billing rein rutscht, was
dann halt je nachdem zu spontan, respektive zu kurzfristig ist, um
alle relevanten Kanäle rechtzeitig mit dieser Begebenheit auf den
neuesten Stand zu bringen. Seis drum..., D'Anglerz rockten schon
ordentlich ab, als ich zuerst mal meine Kamera einsatzbereit machen
musste, um wenigstens ein paar Pics (ausserhalb des
Fotograbens)
schiessen zu können. Das war bei den eher wenigen Fans zu diesem
Zeitpunkt und einem ordentlichen Tele-Objektiv auch kein Problem.
Das, was sich meinen Augen und Ohren da bot, musste ich zuerst
einordnen. Am auffälligsten war Frontmann und Gitarrist Randy, der
sich gesten- und posenreich ziemlich ordentlich ins Zeug warf. Der
zweite Eyecatcher war natürlich die langhaarige blonde BB an der Rhytmusklampfe. Am Bass hätte eigentlich Constanze Hart sein müssen,
aber möglicherweise gehört sie erst jetzt richtig zur Band, da sie
auf dem offziellen Tourposter nicht direkt zu sehen war. Wie dem
auch sei..., ein Kollege half aus, der zwar optisch überhaupt nicht
dazu passte. Ergänzt wurde der Vierer, der eigentlich aus Members
von BACK:N:BLACK, Silver Dirt und The Verdict besteht, durch
Schlagzeuger V.G. Richardson. Zusammen boten sie so genannten Gut
Rock, der als wilde Mischung aus Rock, Metal, Punk, Glam und selbst
etwas Blues vorgetragen wurde. Allerdings fehlte dem Ganzen die
Kompaktheit und der Druck nach vorne raus. Die knapp 35 Minuten
waren aber auf jeden Fall ausgefüllt mit ausreichend Rotz, Groove
und Hingabe, was der schweizerisch/amerikanischen Freundschaft gut
zu Gesicht stand. Noch besser wäre es wohl mit Constanze heraus
gekommen, so cya next time!
My Sleeping Karma
Rein vom Backdrop her deutete sich untrüglich an, dass die zweite
Band des Abends wohl auch so eine Art "Drogen-Rock" wie der
Headliner spielen würde. Nicht bewusst war mir allerdings, dass das
Psychedelic Rock Quartett aus Deutschland (Raum Aschaffenburg)
stammt und 2006 aus der Stoner Rock Gruppe The Great Escape hervor
ging. Darüber hinaus konnte ich zu Beginn nicht ahnen, dass wir es
hier mit einer rein instrumental agierenden Truppe zu tun kriegen,
aber spätestens nachdem ich aus dem Fotograben raus und bis dahin
noch kein Gesang auszumachen war, legte meine Wenigkeit die
Vermutung nahe, dass da wohl bis zum Ende auch nichts mehr folgen
wird. Und so kam es dann auch! Da ich bekannterweise (Ausnahmen
bestätigen die Regel!) schon nur mit Studiowerken dieser Machart so
meine liebe Mühe habe, war ich zunehmend überrascht, dass die Mucke
von Seppi (g), Matte (b), Steffen (d) und Norman (keys) doch irgend
was an sich hatte, auch ohne Sänger! Für die Abteilung der Liebhaber
einer gewissen Sorte Pilzchen tat sich nun so zu sagen ein eigener
kleiner Kosmos auf, in dem My Sleeping Karma die musikalische
Leitung übernahmen. Seit der Gründung, die ja noch nicht so lange
zurück liegt, wurden in der Zwischenzeit nicht weniger als vier
Alben veröffentlicht, was beachtlich ist. Vor allem, dass man mit
diesem Konzept des rein instrumentalen Musizierens auf
entsprechendes
Interesse von Fans und Veranstaltern gestossen ist.
Das alles brachte unter anderem einen TV-Auftritt bei der heimischen
Sendereihe "Rockpalast" ein und die Teilnahme am "Hellfest" in
Frankreich wird nächstes Jahr gar in die nächste Runde gehen. Soll
einer also noch sagen, dass sowas nicht auch funktionieren kann.
Natürlich hätte ich mir an verschiedenen Stellen eine Gesangsstimme
gut vorstellen können, aber diesen Part übernahm bis zu einem
gewissen Grad das Arbeitsgerät von Seppi, der immer wieder mal einen
Soundhappen oder eine Bridge von Kollege Norman an den Tasten
erhielt. Da der ganze Auftritt bei eher dezentem Licht abgehalten
wurde, stand ich vor der persönlichen Herausforderung, dass doch das
eine oder andere Foto hoffentlich was werden würde. Was die
Fotographen somit an der Ausübung ihrer Arbeit wirkungsvoll
ausbremste, passte derweil gut zur Musik, die vor allem durch die
Gitarre und den Bass dominiert wurde. Einem Grossteil der in
zwischen spürbar angewachsen Zuschauermenge gefiel die Mucke von My
Sleeping Karma offensichtlich so gut, dass nach gut fünfzig Minuten
Spielzeit nur kurz, aber dafür sehr deutlich(e) Zugabe-Rufe zu
vernehmen waren!
Monster Magnet
Nun war die Halle bereit für den Headliner, von den beiden Vorbands
optimal darauf vorbereitet. Da mir die persönliche Premiere vom
letzten Jahr in Solothurn saumässig gut gefallen hatte, wollte ich
mich noch einmal von den lange Zeit unbeachteten Qualitäten der Amis
überzeugen. Damit einher ging der bereits eingangs erwähnte
Gesundheits-zustand des Frontmannes. So ganz enthaltsam wandelt Herr
Wyndorf wohl doch nicht durchs Leben, aber zumindest wurde der
Eskapaden-Faktor wirksam runter geschraubt. Wenn man dann nebst
einer Top-Band noch eiiner ganze Latte an geilen Songs aufwarten
kann, ist der Weg eines Die-Hard Monster Magnet Fans in Richtung
Glückseligkeit nicht mehr weit. Stand das letzte Mal das komplette
«Dopes To Infinity» Album (1995) im Vordergrund, war es auf der
aktuellen 20th Anniversary Tour das ebenso so verehrte Werk «Spine
Of God». Somit bestand quasi der erste Teil des Konzertes aus der
ganzen und auch in der richtigen Reihenfolge gespielten Scheibe von
1992! Somit hiess der Opener «Pill Shovel» und das Z7 befand sich
innert Sekunden in einer anderen Sphäre, die bis zum Schluss nicht
mehr abreissen sollte. Die Soundwand, die einem hosenbeinflatternd
entgegen wehte, war einfach nur geil. «Medicine» schloss mit geilem
Groove nahtlos an und Dave Wyndorf befand sich voll im Element. Die
meiste Zeit trug er eine
Gitarre um den Hals und steuerte
vermeintlich Rhythmus-Parts oder angesteuerte Effekte bei. Dass das
Erstere, mindestens zu Beginn, mit der obersten, deutlich herunter
hängenden Bass-Saite sicher nicht gegangen wäre, bestätigte sich,
wie in Solothurn, auch in Pratteln, nämlich dass diese Klampfe nicht
(nie?) zu hören war. Ob danach, auf welche Art oder überhaupt,
zählte aber eigentlich eh nicht, denn seine Kollegen veranstalteten
sowieso genug Lärm. «Nod Scene» eröffnete derweil ein paar ruhigere
Parts, bevor es mit «Black Mastermind» wieder wie gehabt von der
Bühne runter waberte. Die Energie von oben übertrug sich langsam
aber sicher immer tiefer, respektive nach weiter hinten in die gut
gelaunten Reihen hinein. Wenn dann wieder mal ein paar Effekte
beizusteuern waren, drehte sich Dave vom Publikum weg und ging vor
das Schlagzeug, wo das Bedienpültchen für die digitalen Spielerein
stand. Warum man das offenbar generell mit dem Rücken zu den Leuten
machen muss, lässt sich so auf die Schnelle gar nicht rational
erklären und da Dave dazu ja beide Hände im Einsatz hatte, fällt die
Gitarre für diese Parts meines Erachtens auch weg, aber lassen wird
das mal so stehen, dass er, laut Aussage eines Kollegen, mindestens
zwischendurch doch zu hören gewesen sein soll.
Wie es sich für Monster Magnet gehört, weisen gewissen Songs, wie
der zuvor Genannte, ziemliche Überlange auf, was in gefühlt fast nie
mehr enden wollendem Gedöns aufging. "Sowas kann man ja nur mit
Drogen im Hirn aushalten!" Das dachte sich auf jeden Fall ein Typ
neben mir, dem das generelle Rauchverbot in der Halle schnuppe war
und sich der entsprechend mehrfach streng riechenden Rauchwolke
nicht nur einen "Ofen" genehmigte. Der benebelte Zustand seiner
Denkmurmel entsprach dann bald dem diffusen Bild, das man von den
Musikern auf der Bühne hatte. Dazu passte der Titelsong, also «Spine
Of God» bestens und erinnerte dabei oft an Pink Floyds 69er
Masterpiece «Ummagumma», der Blaupause des Psychedelic Rock
schlechthin. Ob jetzt mit THC in den Hirnwindungen oder dem
ausgestossenen Rauch in der Nase..., der Tempel rockte wie die Hölle
und wurde mit entsprechenden Projektionen in die Mitte des zumeist
weissen Backdrops projiziert und verstärkte die angestrebte
Beeinträchtigung der Sinne. Während der Haschbruder nebenan wohl
schon im Delirium schwelgte, widmete ich mich dem gepflegten
Headbangen, was mit so geilen Abgeh-Songs wie «Snake Dance» oder «Sin's
A Good Man's Brother» nicht aufzuhalten war. Doch das war ja noch
nicht alles, denn die Meute
wartete natürlich auf den Monster Magnet
Song schlechthin: «Spacelord»! Der kam aber leider nicht, wie sich
noch heraus stelllen sollte. Nach «Ozium» mit Flair von den Doors
beendeten Monster Magnet das titelgebende Motto der Tour. Der Rest
des Sets fungierte so zu sagen unter dem Banner "Zugaben" und wurde
erstmal durch «Lord 13» eröffnet. Interessant ist hierbei, wie man
bei dem Stück, deutlicher als sonst, nebst wieder Floyd auch die
Beatles zu ihrer Psychedelic Phase heraus hört. Gar nichts gab es
von «Dopes To Infinity» zu hören, was aber nicht wirklich
überraschte an der Stelle. Die ultimative Raserei löste dann aber «Tractor»
aus und nebst einem "wüsten Moshpit" flog plötzlich viel Bier durch
die Luft, teils inklusive der Becher und Büchsen. So eine kriegte
ich zum Glück am Kopf nicht ab, dafür eine volle Breitseite
Gerstensaft! Aber hey..., that's Rock'n'Roll und sonst soll man halt
zu Hause bleiben. Den Deckel aufs Fass gab es schliesslich noch mit
dem furiosen Absacker «Freak Shop USA», und nach gut 100 Minuten
konnten man auch ohne «Spacelord» konstatieren, dass Monster Magnet,
bis auf ihre früheren Sturm- und Drangjahre, wohl noch nie so stark
waren! Mir kommen hier nur noch Wolfmother in den Sinn, die so eine
Reaktion der Fans auslösen können und das, liebe Leute, sind
Konzerte, die man nicht mehr so schnell bis gar nie mehr vergisst,
und davon bräuchte es deutlich mehr!
Setliste: «Pill Shovel» - «Medicine» - «Nod Scene» - «Black
Mastermind» - «Zodiac Lung» - «Spine Of God» - «Snake Dance» - «Sin's
A Good Man's Brother» - «Ozium» -- «Lord 13» - «Murder» - «25/Longhair»
- «Tractor» - «Freak Shop USA».
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