Donnerwetter, was für eine exorbitante Ladung an Stoner Rock
Gewalt hat man denn da auf eine gemeinsame Bühne geholt? Die
Amerikaner Monster Magnet hatten mit dem Album «Mastermind» welches
2010 veröffentlicht wurde, bereits endlos getourt. Im November und
Dezember 2012 ging das lärmende Quintett dann auf Europa-Tour, um «Spine
Of God» in voller Länge aufzufahren. Jetzt steht das neue Album
«Last Patrol» quasi so gut wie vor der Türe - geplant ist eine
Veröffentlichung im Oktober 2013 – und davor man tourt man
unermüdlich und mit gnadenloser Power weiter. Aber nicht nur Monster
Magnet liessen die Holzwürmer der Luzerner Schüür von der Decke
regnen, auch der Support-Act Hathors aus der heimischen Schweiz
brachte die Bühne regelrecht zum Explodieren. Das extrovertierte
Trio aus Winterthur hinterliess eine sackstarke Visitenkarte ihres
eigenwilligen Sounds und empfahl sich als agiler Live-Act für
weitere (Un-) Taten. (lia)
Hathors
Bereits 2011 im Vorprogramm von Coroner, örtlich im Plaza Zürich,
waren Marc Bouffé (g/v), Terry Palmer (b) und Marcel Munz (d)
überdurchschnittlich auffällig für eine Vorband und überzeugten mich
dermassen, dass ich noch am gleichen Abend die CD kaufte. Schade war
nur, dass ich die Energie, die sie live versprühten, so ganz und gar
nicht auf dem Album wieder finden konnte. Dass sie den Abend für
Monster Magnet eröffnen durften, passte musikalisch und
energietechnisch allerdings wie die Faust aufs Auge. Und wen
interessiert schon das Album?
Diese Band muss man einfach live
erlebt haben und das ist sehr wohl bekannt im Land. Der Beginn des Openers wurde von 20:15 Uhr auf 20:30 Uhr verschoben. Ich nehme mal
an aus Angst, es könnten sich an dem herrlichen Sommer-abend nicht
genügend Leute einfinden. Immerhin knapp 80 Besucher tummelten sich
„oben in der Scheune“, als Hathors mit voller Wucht die Bühne
unsicher machten. Rumms! Da waren sie: Marc mit seiner verruchten
Reibeisen-Stimme und seiner E-Gitarre um den Hals, Terry Palmer und
sein Wummer- Bass sowie Marcel Munz, der den grossen Gong hinter
sich und sein Schlagzeug gleichzeitig bediente. Eine Teufelsmelange,
die, wie man liest, im Keller der Gross-mutter gekocht wird. Wenn die
wüsste, die Arme! Die Rezept-sammlung beinhaltet nämlich nicht nur
Zutaten wie Led Zeppelin, sondern auch Black Sabbath und vielleicht
auch einen Hauch von Janis Joplin. Zum Schluss gab es dann noch fürs
Auge und Ohr einen Rock & Roll Klassiker, der hier nicht fehlen
durfte: Marc Bouffé und Terry Palmer lieferten sich minutenlang eine
Instrumentenschlacht, wälzten sich am Boden, quälten Bass und
Gitarre und rieben die Teile wie wild am Bühnenrand. In bester
Ritchie Blackmore Manier wurden die Instrumente vor dem definitiven
Abgang schliesslich noch auf den Bühnenboden geworfen. Diese Jungs
werden mal sicher in der Hölle schmoren. Unbedingt live antesten! (lia)
Setliste: «Intro» - «Walking On A Thin Line» - «Keeping Secrets» -
«Hula Rock» - «New York» - «Stoneration» - «Holy Shit» - «To Each To
His Own» - «You’re Cute» - «Pretty Kill» - «Light A Match And Burn
Us Down» - «Brain».
Monster Magnet
Obwohl die Jungs von Hathors wirklich bemerkenswert vorgelegt
hatten, war ziemlich klar, dass es nun keiner Minute mehr bedurfte,
dass davon bald nicht mehr viel übrig blieb! Jahrelang
interessierten mich die als Drogen-Rocker verschrienen Amis nicht
gross, aber seit ich Monster Magnet im Dezember 2011 das erste Mal
überhaupt (!) live gesehen habe, bin ich ein Riesenfan geworden.
Gespannt war ich diesmal auf die Setliste, denn stand in Solothurn
(2011) noch «Dopes Of Infinity» von 1995 im Zentrum des Sets, war es
in Pratteln (2012) entsprechend «Spine Of God» von 1992. Begleitet
von einem anständig lauten Begrüss-ungsapplaus kamen die Musiker auf
die Bühne und nahmen ihre Plätze ein. Kaum da angekommen, ging es
mit dem zähen «Hallucination Bomb» vom Album «Mastermind» (2010)
schon heftig los. Frontmann Dave Wyndorf hinterliess auch heute
Abend einen soweit fitten Eindruck und war sichtlich heiss darauf,
begleitend sein über die Gitarre angesteuertes Effekt-Pültchen zum
Klingen zu bringen. Seine vier Mitstreiter waren ebenso auf zack und
lieferten von Anfang an das volle Brett! Verschnaufpausen
waren
heute Abend keine vorgesehen, da es erstens gleich mit «Dopes To Infinity» weiter ging und spätestens bei «Twin Earth» war klar, dass
auf der aktuellen Tour wieder mal eine entsprechende Auswahl des
Backkataloges zum Besten gegeben wird. Im Wissen um das (in der
Einleitung erwähnte) neue Album, das im Herbst erscheinen wird, war
mehr oder weniger davon auszugehen, dass noch keine Frischware
gespielt wird und so kam es dann auch.
Das spielte jedoch keine Rolle, denn mit jedem gespielten Song mehr,
kamen die rund 200 nach Luzern gepilgerten Fans immer besser in
Fahrt, was die Amerikaner mit Genugtuung zur Kenntnis nahmen.
Irgendwann mal konnte auch ich mich nicht mehr ruhig verhalten und
schaltete um in den Headbanger-Modus. Einmal angewärmt und schon
ordentlich durch-geschwitzt, gab es zu weiteren Granaten wie «Spine
Of God» oder «Powertrip» kein Halten mehr. Die Schüür stand echt
Kopf, aber es sollte noch besser kommen, denn dieses Mal stand der
Übersong «Space Lord» zum Glück wieder auf dem Menüplan. Was dann
aber geschah, übertraf echt alles, was ich bisher in Sachen
Lautstärke bei einem Mitsing-Part jemals erlebt habe! Du heilige
Scheisse ging das aber bei «Space Lord Motherfucker» ab…, einfach
unglaublich, ja unfassbar, wie laut 200 Nasen in einer natürlich
eher kleinen Location sein können. Schlicht genial und ich kann das
gar nicht beschreiben, meine danach pfeifenden Trommelfelle hingegen
schon. Wer an diesem Abend dabei war, wird das so schnell, wenn
überhaupt, nicht mehr vergessen. Die drei Zugaben, darunter auch das
obergeile «Tractor» als Schlusstrack, vermochten zwar nicht mehr
ganz an das zuvor ausgelöste Inferno anschliessen, aber als die etwa
gut 100 Headliner-Minuten zu Ende waren, gab es nur zufriedene
Gesichter und die gleichzeitige Aufforderung an die
Daheimgebliebenen, dass diese beim nächsten Schweizer Besuch von
Monster Magnet zwingend dabei sein sollten. (rsl)
Setliste: «Hallucination Bomb» - «Dopes To Infinity» - «Twin Earth»
- «Look To Your Orb» - «25 Longhair» - «Spine Of God» - «Crop
Circle» - «Powertrip» - «Space Lord» -- «Atomic Clock» - «Cage
Around The Sun» - «Tractor».
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