Als nachträgliches Geburtstagszuckerle schenkte ich mir selbst
(bin einfach jedesmal wieder darüber überrascht, wie genau ich weiss, was mir wirklich
Freude bereitet!) eine amtliche Dosis Todesmetall und pilgerte darum kurz vor
Sonnenuntergang gen Agglomerisation Basel-City. Es durfte natürlich kein gewöhnliches
Geschenk sein, darum wurde bereits im Vorfeld das (vom Feiern feuchte) Auge auf ein
möglichst hochkarätiges Killer-Package geworfen und nach der Prüfung als äusserst
ansprechend befunden!
Disparaged
Als wir ankamen, hatten Disparaged leider bereits die Hälfte ihres halbstündigen
Hyperspeed-Death-Metal-Programms absolviert. Die verbliebenen vier Stücke waren aber
über jeden Zweifel erhaben und zeigten die Band in guter Verfassung. Die anfänglichen
Holpereien der ersten Konzerte sind verschwunden und die Jungs sind mittlerweile zu einer
kleinen Macht gewachsen! Vorgrunzer/Gitarrist Tom ist ein symphatischer, fast schon
charismatischer Frontmann, der mit handwerklichem Können und Fannähe überzeugt. Als
adäquater Sixstring-Sidekick fungiert Ralph, ebenfalls technisch versiert und
überzeugend solide. Die Rhythmusabteilung darf natürlich nicht vergessen werden,
überzeugt doch Basser/Co-Sänger Adrian mit tightem Spiel und muskulöser Präsenz und
Drummer Heinz "Gatling gun" muss man einfach einmal selbst gehört haben, für
mich eines der Highlights des Abends! Als Schmankerl wurde Slayers "Hell awaits"
mit Adrian am Mic gecovert und obwohl ich eine prinzipielle Affinität zu Covers der
Schlächter habe..., das Ergebnis konnte sich mehr als hören lassen, well done guys!
Eigenständiger Sound und überzeugende Performance. Wenn bei denen nicht bald ein
renommiertes Label zugreift, muss diese Welt echt vor die Hunde gehen! Und obwohl das
Ganze viel zu schnell vorbei war, konnte das Freuen weitergehen, denn die nächste Band
stand bereits in den Startlöchern!
Set-Liste: "Blood stained hands", "The art of deceit", "Bored
beyond believe", "Conqueror of the apocalypse", "Hell
awaits/Slayer", "Salvation", "Necropressor",
"Overlust".
Krisiun
Selbstbewusst enterten die drei schwer tätowierten Brüder von Krisiun die Bühne (obwohl
ja genetisch gesehen nur Drummer Max und Gitarrist Moyses Kolesne wirklich Brüder sind),
hielten imaginär mit Stolz die südamerikanische Flagge hoch und könnten optisch glatt
aus einem Quentin Tarantino Film entsprungen sein. Das metallische Kleeblatt ging mit viel
Enthusiasmus und Spielfreude zu Werke und hatte für ein Trio einen beachtlichen Sound.
Kein Wunder, Alex' Bass war fast nicht zu hören und so hatten Drums und Gitarre fast eine
Solo-Vorstellung. Nicht dass es schlecht gewesen wäre, Max demonstrierte während des
kurzen Schlagzeugsolos eine beeindruckend hohe Kadenz und Moyses' Wah-Wah- und
Slayer-Einlagen waren so unüblich wie fingerfertig beeindruckend! Allerdings hatte der
fast unhörbare Basser optisch verdammt flinke Finger, hätte zu gerne das Resultat
gehört, aber der Mischer hatte wohl gerade Pause...! Sauber dargeboten wurde ein
Querschnitt durch die vergangenen Alben, von "Vengeances revelation" und
"Kings of killing" vom 98er "Apocalyptic revelation"-Album über den
Titeltrack vom 2000er "Conquerors of Armageddon" bis hin zu "Shadows"
und "Works of carnage" vom gleichnamigen, aktuellen Killer-Output. Die Titel der
restlichen Songs konnte ich leider entweder nur als "BRUARRRGHGRRROACHUMPF"
raushören (und ich bezweifle stark, dass die Songs wirklich so oder ähnlich hiessen)
oder wurden von mir im Eifer des Gefechts nicht notiert. Das Live-Ergebnis wurde von
meinem Kumpel S.S. aus B. kurz und passend zusammengefasst: "Ein Gemetzel"!
Mitreissend war in erster Linie die spürbare Underground-Attitüde, die vor allem durch
Sänger Alex entstand, der die Fans immer wieder zum Bangen aufforderte, zum Klatschen
animierte oder mit blumigen Worten Krisiun's Dankbarkeit ausdrückte, ein Teil des
Metal-Universums sein zu dürfen. Kam symphatisch rüber und man wusste am Ende des
Konzertes nicht, ob die Fans der Band applaudierten oder umgekehrt!? Heisse Vorstellung,
bis zum nächsten Mal!
Morbid Angel
Diese Band live zu sehen ist jedes Mal wieder ein Erlebnis der besonderen (dritten?)
Art..., und obwohl Ur-Sänger/Basser David "Rechtsaussen" Vincent in punkto
charismatischem Rockstar-Gepose immer noch unerreicht bleibt, ist Nachfolger Steve Tucker
zu einem würdigen Nachfolger gereift! Optisch alles andere als ein Hänfling, sondern im
Gegenteil ein richtiger "Kasten", textsicher und mit schnellen Fingern
bewaffnet, fehlte ihm zum perfekten Frontmann nur noch das besondere Gespür für
brückenschlagende Publikumskommunikation. Drummer Pete Sandoval glaube ich bei den ersten
zwei Songs bei mehreren Rhythmusschwankungen ertappt zu haben, aber wenn's wirklich so
war, merzte er diese kleine Unpässlichkeit mit der folgenden Darbietung mehr als aus!
Obwohl langsam in die Jahre gekommen, darf sein Name ruhig auf der Liste der lebenden
Legenden aufgeführt werden! Man sieht nie viel von ihm und wenn überhaupt mal, dann
einen geschwungenen Drumstick mit dazu gehörendem Arm, ansonsten ist er der unsichtbare
Puls von Morbid Angel: konzentriert, kraftvoll, dauerhaft, energiespendend und
kinnladenherunterklappend. Trey Azagthoth bildete als symbiotisches Gegenstück das Gehirn
des Florida-Molochs und fütterte die anwesenden Fanscharen insbrünstig mit seinen
abgespacten musikalischen Gedankenwelten, ausgeschweiften disharmonischen Soli und gab
sich im Gegensatz zu früher (als er vor einem Gig unter anderem dann und wann mal seinen
Oberarm im Servelat-Style aufschlitzte) äusserst symphatisch, lächelte sogar ins
Publikum und bedankte sich artig. Irgendwie war, glaube ich zumindest, auch noch ein
Gast-Gitarrist dabei, aber kann ich euch weder seinen Namen nennen, noch ist mir sonst was
von ihm hängen geblieben. Als Ganzes sind die Jungs nach wie vor eine ultratighte Macht
in Sachen technischem Okkult-Death Metal mit Seele und prügelten sich durch viele
Klassiker, wie unter anderem "Covenant of death" und "Heaving earth"
vom "Formulas fatal to the flesh"-Langeisen, dem schmissigen "Lord of all
fevers & plague" vom 89er "Altars of madness"-Meilenstein und knallten
der anwesenden Meute als Rausschmeisser eine hammerharte Version von "Rapture"
vom 93er "Covenant"-Rundling vor den geifernden Latz! Die Songs meines
persönlichen Favoriten "Gateways to annihilation" kamen leider ein bisschen zu
kurz und vom neuesten Machwerk "Heretic" bin ich auch (noch!) nicht besonders
begeistert..., aber da kann kommen was will, beim nächsten Mal bin ich wieder dabei!!! Ia
iak sakkakh iak sakkakth Ia shaxul!!!!
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