Solche grandiosen Momente werden mit den Jahren zunehmend
seltener, aber es gibt sie dann und wann doch noch! Die Rede ist von
Konzerten, wo man eigentlich schon zum Voraus weiss, dass es
hammermässig werden wird. Im Fall von Mother's Finest ist das
allerdings masslos untertrieben, denn die amerikanischen Kult
Funk-Rocker sind seit den 70ern (!) aktiv und im Zusammenspiel
derart beängstigend gut, dass einem nach jedem miterlebten Auftritt
schlicht die Worte fehlen. So geschehen, heute Abend in der Mühle
Hunziken in Rubigen (BE). Ich wage auch im Namen der Band, die ja
nicht zum ersten Mal hier zu Gast war, zu behaupten, dass dies mit
Abstand die geilste Location ist, wo sich so eine Truppe auf der
Bühne vollends verwirklichen und das Publikum durch die unmittelbare
Nähe zur Band das maximale Live-Erlebnis zelebrieren kann. Zudem
musste ich feststellen, dass mein letzter Besuch an diesem Ort schon
eine ganze Weile zurück liegt, und darum war es allerhöchste Zeit,
den von meinem Wohnort aus nicht so weiten Weg unter die Räder zu
nehmen. Mit gekauftem Ticket in der Tasche und ohne Kamera bewaffnet
freute ich mich wie Bolle auf dieses Konzert!
Mother's Finest
Moment mal…, Ticket gekauft, Kamera nicht dabei und nun trotzdem
eine Live-Rezi?! Leute, diesmal geht es ausnahmsweise nicht anders,
denn ich muss Euch zwingend von diesem unfassbar geilen Konzert
berichten. Er war, um es vorweg zu nehmen, einfach zu gut, um nicht
ein paar Lobhudeleien mit unseren Lesern zu teilen. Wer schon mal zu
Gast in der Mühle war, weiss bald einmal um die Besonderheit dieses
geschichtsträchtigen Lokals, das nebst unzähligen Bands in der
Retrospektive und allen darin herum stehenden wie teils echt schrägen
Gegenständen auch eine kulinarische Entdeckungsreise der urchigeren
Art zulässt. Viele Konzertbesucher lassen es sich deshalb nicht
nehmen, reisen rechtzeitig an und verköstigen sich erstmal vor Ort,
da es sich danach mit gestilltem Hunger weitaus besser abfeiern
lässt. Das war bei mir natürlich auch der Fall, fand an besagtem
Abend jedoch schön brav zu Hause statt. Somit herrschte nur der
Durst vor, der alsbald mit einem kühlen "Bügel"-Bier fürs Erste
gestillt werden konnte. Gegen 21:10 Uhr herum betraten Joyce „Baby
Jean“ Kennedy (v), Glenn „Doc“ Murdock (v), Gary „Moses Mo“ Moore
(g), John „Red Devil“ Hayes (g), Jerry „Wyzard“ Seay (b) und Dion
Derek Murdock (d), flankiert von zwei Begleitsängerinnen, die Bühne
der Mühle unter einem ordentlich lauten Begrüssungsapplaus des
nahezu oder zumindest gefühlt ausverkauften Hauses. Meine letzte
livehaftige Begegnung mit der spielfreudigen Truppe war
interessanterweise an einem Grossanlass, sprich dem "Sweden Rock"-
Festival der Ausgabe 2015, wo sich die Funk Rock-Ikonen auf der Rock
Stage vor tausenden von Fans natürlich ebenso keine Blösse gaben.
Doch das ist alles nichts gegen die Atmosphäre, die heute Abend
einmal mehr entfacht werden konnte. Wo die Leute in anderen
Locations ein Absperrgitter in der ersten Reihe vorfinden, ist hier
der Kontakt zu den Protagonisten so nahe und intensiv wie kaum
woanders.
Bereits
der Opener «Funk A While» vermochte die Mühle mit seinem
hitträchtigen Refrain umgehend in den Party-Modus zu versetzen.
Alles unmittelbar danach Folgende war nichts als eine musikalische
und performancemässige Kür vom Allerfeinsten! Da jagte ein
Killer-Song den nächsten und Männlein wie Weiblein konnten dazu
nicht bloss still an Ort und Stelle stehen bleiben, denn die
freigesetzte Energie durchflutete das total begeisterte Publikum von
Anfang an. Da spielte es keine Rolle, wo man sich in der Mühle
befand. Nebst der immer noch äusserst agilen wie völlig
allürenfreien Frontfrau Joyce lieferte auch die Hintermannschaft
voll genial ab. Alleine die Tightness wie Präzision der
Rhythm-Section mit Bassist Wyzard und Dion Derek war von einem
anderen Stern. Einzig Glenn wirkte altersbedingt, aber hey, der Mann
ist inzwischen bald 75 Jahre alt, etwas behäbiger als seine Frau
Joyce, die ihr Alter mit Jahrgang 1948 (!) keine Sekunde zum Thema
machte, im Gegenteil. Da die Bühne nur etwa einen halben Meter höher
als der Boden davor ist, war es fast abzusehen, dass "Baby Jean" mal
einen kurzen Ausflug mitten in die Fans unternehmen wird, und so kam
es auch. Im Wissen darum, dass diese Aktion keinen grimmigen
Bodyguard benötigt, machte die Szene für die Sängerin wie die Fans
zu einem ungezwungenen Höhepunkt. Dazu bekam der eine oder andere
männliche Fan in der ersten Reihe zusätzlich gar ein paar
Liebkosungen ab, und all das wirkte jedoch nie billig oder
aufgesetzt. Mother's Finest spielten heute Abend das letzte Konzert
in Europa nach ersten Konzerten von 2019 in Deutschland, den
Niederlanden und dem Gig in der Schweiz, bevor in den Staaten die
nächsten paar Auftritte im März anstehen. Anschliessend kommt die
Band wieder nach Europa zurück und wird weitere Konzerte anhängen.
Das heisst, dass der Besuch eines dieser Hammer-Events absolute
Pflicht ist! Mehr Groove, Funk und Rock gibt es nirgends sonst!!
Setliste: «Funk A While» - «Burning Love» - «Truth'll Set You
Free» - «Can't Fight The Feeling» - «Mickey's Monkey» - «Cling To
The Cross» - «I Believe» - «Gone With Th' Rain» - «What Kind Of
Fool» - «Love Changes» - «Power» - «Baby Love (including interlude)»
- «Piece Of The Rock» -- «The Wall» - «Give It Up».
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