Die letzte Stippvisite von Mother's Finest Z7 war im Dezember
2004 und darum war es natürlich eine freudige Nachricht, dass die
unbestrittenen Funk-Könige wieder in der Schweiz Hof halten würden,
zumal es danach aussah, dass dies der einzige CH-Gig dieses Jahres
werden wird. Der Moonwalker Club in Aarburg und das Bierhübeli in
Bern durften in den letzten Jahren ja auch mal als Auftrittsort
glänzen. Mother's Finest gehören längstens zu den Dino-Bands, denn
1970 gegründet, kam ihr selbstbetiteltes Debüt 1973 heraus! Damals
wie heute ist neben der exzellenten Band, zu der auch Sänger und
Ehemann Glen "Doc" Murdock gehört, natürlich das kleingewachsene
Energiebündel Joyce Kennedy das Aushängeschild. Die stilistische
Bandbreite, die sich irgendwo zwischen Rock, Pop, Funk, Soul und
Crossover befindet, ist einzigartig und unerreicht. Der ganz grosse
Erfolg blieb ihnen in ihrer bisherigen Karriere verwehrt, aber
trotzdem hat die Kultband aus Amerika eine treue Fanbasis, die ihre
Helden immer noch enthusiastisch abfeiert. Dazu brauchen sie nicht
mal ein neues Album am Start zu haben, denn das letzte Studio-Werk
(bei einem Major-Label) war «Meta-Funk'n Physical» von 1993. Der
aktuellste Release ist die DVD mit zwei Konzerten vom «Rockpalast»
(Essen, Grugahalle) aus den Jahren 1978 und 2003. Somit war der
heutige Abend bezüglich der Setliste natürlich eine Wundertüte.
Bevor diese geöffnet werden konnte, spielte mit ADAM eine mir bis
dato völlig unbekannte Schweizer Band auf, die sehr überraschte.
ADAM
Die Formation aus der Zentralschweiz (in dieser Besetzung seit 2000)
hat in der Person vom dunkelhäutigen Zach Prather einen Top-Sänger
in ihrer Mitte, der schon mit Willy Dixon, Etta James, Luther
Allison oder Screaming Jay Hawkins zusammen gearbeitet hat und 2005
gar mit Oberstone Mick Jagger einige Songs einspielte. Das Motto der
Band lautet «Simply Rock» und das bekamen die etwa gut 500 Leute
auch zu hören. Grooviger Rock mit etwas Anleihen bei Funk wurde sehr
versiert dargeboten. Man merkte gleich, dass die Chemie unter den
Musikern stimmte und sich das positiv
auf die Performance auswirkte. Der Sound klang homogen und dank zwei
Gitarristen sehr raumfüllend. Bassist Edi Imhof sah optisch aus wie
der Bruder von Elton (der bei Stefan Raab), spielte sein Instrument
aber mit Sicherheit besser als dieser. Es groovte wirklich ohne Ende
und teils mit leicht metallischer Schlagseite. Blickfang Zach
Prather gebärdete sich als perfekte Rampensau und liess nebst seiner
stimmlichen Klasse auch einige Entertainer Qualitäten aufblitzen.
Der Gesamtsound wurde überdies noch durch zusätzliche Backing-Vocals
bereichert. Zwischendurch war auch bluesgeschwängerter Rock à la
alte Whitesnake präsent, was den eh schon guten Eindruck bestätigte.
Das Publikum, vornehmlich zwischen 30 und 50 Jahren alt, kam gut, ja
immer besser in Fahrt und belohnte das mitreissende Konzert mit
sattem Applaus. ADAM lieferten im Z7 einen tadellosen Einstand ab
und müssen in Zukunft alles dafür tun, dass ihnen der unverzichtbare
Frontmann nicht abhanden kommt! Die Debüt-CD mit dem Titel «Contact»
kam bereits 2006 auf den Markt und seit 2002 spielte die Band, unter
anderem im Januar auch im Luzerner Stadtkeller, erst etwa zwei
Dutzend Konzerte. Sperrt also die Augen auf Leute, wenn ihr ADAM,
zum Beispiel auch auf Open-Airs auf dem Billing stehen seht, denn
diese Truppe ist live absolut top!
Setlist: «I've Been Waiting» - «One Step Closer» - «Anna's Diary» -
«Cold As Stone» - «Fallin' One» - «Stand Alone» - «Runaway» - «Yepey
Ya Kio» - «Contact» - «Since I Made You».
Mother's Finest
Nach dem vorzüglichen Support war nun die Antwort des Headliners
gefragt, und der liess sich nicht lange bitten! Nachdem die Band
unter lautem Jubel die Bühne betreten und alle ihren Platz
eingenommen hatten, ging es gleich mit dem Smasher «Somebody To
Love» als Opener los! Dabei richteten sich alle Augen..., und wenn
ich sage ALLE, dann meine ich ALLE auf Augen zunächst auf Frontfrau
Joyce Kennedy, die sowas von energiegeladen, frisch und in ihren
hautengen Leder/Latex-Klamotten megascharf wie Schauspielerin Halle
Berry als Catwoman aussah, dass einem regelrecht der Atem stockte.
Ganz zu schweigen von der Mörderstimme, die diese unglaubliche Frau
immer noch von sich geben kann. Das war einfach Leidenschaft pur und
man darf bei der Gelegenheit nicht vergessen, dass die liebe Joyce
um die 60 rum ist! Weiter ging's mit «Truth'll Set You Free» und
obwohl
Glen Murdock sich zu Beginn entschuldigte, dass er erkältet sei und
deshalb nicht alle Parts so singen konnte wie er wollte, fiel das
nicht mal so ins Gewicht. Joyce kompensierte das locker, obwohl sie
selber ebenfalls sagte, dass auch sie nicht 100%-ig fit sei. Wie
bitte? Ihre Gesangsleistung war schlicht phänomenal und degradierte
jede Möchtegern-Sängerin zur gesichtslosen Statistin. Es folgte der
Hit «Can't Fight The Feeling», zu dem sich die Band spätestens jetzt
warm gespielt hatte und ab diesem Zeitpunkt wurde der anfangs etwas
basslastige Sound laufend besser und auch lauter! Mit wirkungsvollen
Ohrenstöpseln bestückt nahm ich das jedoch nicht so wahr und musste
sie deshalb mindestens zwischenzeitlich entfernen, um das 1:1 zu
hören, was ich mir eigentlich gedacht hatte vorzufinden: Ein
knallharter Sound erster Güte, wenn auch ordentlich laut. Das muss
jedoch so sein, dass einem diese Musik den berühmten Tritt in die
Eingeweide verpasst. Obwohl man sich optisch schwerlich von der
quirligen Sängerin (heute Abend mit vollblonden Curly-Locken!) lösen
konnte, bestach natürlich jedes andere Mitglied der Band ebenso,
allen voran Gitarrist Gary "Moses Mo" Moore, der alle Register
seines Könnens zog und nebst Lippenspiel à la Hendrix auch mal am
Boden wie Angus Young (AC/DC) irre rumzappelte. Nicht weniger
versiert zockte John "Red Devil" Hayes seine Riffs und Soli runter.
Das Grundgerüst von Mother's Finest ist jedoch die Rhythmus-Truppe,
die mit Ur-Bassist Wyzard und dem jungen Drummer Kerry "Lovinggood"
Denton bestens besetzt war. Die servierten Solo-Parts inklusive
einer obergeilen Drum-Nummer waren zwar insgesamt unterhaltend,
rissen die Stimmung aber erwartungsgemäss etwas runter. Ein Zustand,
der jedoch nicht lange währte, wenn Tracks wie das unverwüstliche
«Baby Love» oder «Mickey's Monkey» gespielt wurden und dabei der
Funk voll durchschlug. Zum Schluss, also am Ende des zweiten
Zugabe-Blockes sass Joyce vorne auf dem Bühnerand, nur begleitet von
den beiden Gitarristen und sang das gefühlvolle «Do Me Right», einen
neuen Song! Nach diesen abermals genialen fast zwei Stunden war mal
als Fan einfach nur geplättet! Hoffentlich bald wieder!!
Setlist: «Somebody To Love» - «Truth'll Set You Free» - «Can't Fight
The Feeling» - «I Don't Wanna Come Back» - «Hard Rock Lover» - «Cheap
Shot» - «Illusion/Give it Up» - «Thank You For The Love» - «Baby
Love» - «In-Groove» - «Mickey's Monkey» - «If 6 Was 9» -- «Piece Of
The Rock» - «Dis Go This Way, Dis Go That Way/Fly With Me (Feel The
Love)» - «Rain/Fire» --- «Do Me Right».
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