Urvieh Lemmy Kilmister ist nun schon mehr als 25 Jahre "on the road" und
einfach nicht totzukriegen. Fast regelmässig erscheinen immer noch neue Alben und eine
Tour dazu folgt auf dem Fusse. Auch wenn die Zuschauerzahlen zwischendurch mal etwas nach
unten gingen, zogen Motörhead ihr Ding kompromisslos durch und foutierten sich weitgehend
um das, was um sie herum geschah. Obwohl man vor ein paar Jahren gewisse Kompromisse an
den musikalischen Zeitgeist gemacht hatte (wie zum Beispiel bei "Sacrifice" von
1995), rockt man Anno 2002 mit dem aktuellen Wurf "Hammered" wieder deutlich
erdiger und lässt dabei nichts anbrennen. Von dem wollten sich die zahlreich
aufmarschierenden Fans im dafür bestens geeigneten Zürcher Volkshaus überzeugen und
sich diese Show nicht entgehen lassen.
Bevor es jedoch soweit war, stand, wie schon oft, wieder einmal eine Schweizer
Gruppe als Support auf der Bühne, von der ich allerdings noch nie was gehört hatte. Nach
ein paar Rückfragen löste sich das Rätsel: Flattrack nennen sich die vier Jungs (mehr
weiss ich nicht) und legten mit dem Opener "Hunger" eine interessante Nummer
vor, die aber irgendwie nicht so zum anwesenden Publikum passen wollte. Der Sound wirkte
zwar sehr rhythmisch, gleichzeitig aber zäh und düster. Der erste Applaus fiel jedoch
ganz passabel aus und in der Folge wurden weitere Songs präsentiert, die vom bald
erscheinenden ersten Album von Flattrack stammten. Stilistisch bewegte man sich deutlich
auf der Ebene von Stoner-Rock, aber ich hörte zwischendurch auch Fragmente der (ganz)
alten Pink Floyd und/oder auch U2 heraus. Den Leuten schien die tighte Performance
zunehmend zu gefallen
und mein Fazit viel ebenso positiv aus. Von diesen Jungs wird man hoffentlich noch
mehr hören! Set-Liste (mit den Titeln, wie sie auf der Bühnen Set-Liste standen):
"Hunger", "Deny", "Forgot",
"Insects","Ruin", "Pastletter".
Während der obligaten Umbaupause füllte sich der Rock-Tempel am Helvetiaplatz
zunehmend und noch bevor ein Ton gespielt wurde, kam man, einmal drin, kaum mehr vorwärts
oder rückwärts. Ein gutes Zeichen also, denn so und nicht anders müssen doch Konzerte
sein! Der mittlerweile bestens bekannte Spruch "We are Motörhead and we're gonna
kick your ass" startete den gleichnamigen Opener und von der ersten Sekunde an war
der Teufel im Saal los. Ohne Verschnaufpause folgten anschliessend die beiden Oldies
"No class" und "Bomber". Der Sound war gut, aber bei weitem nicht |
so laut, wie er an
gleicher Stätte vor über zehn Jahren noch war. Das tat der guten Stimmung aber keinen
Abbruch (laut genug war es ja immer noch!) und die Band präsentierte sich entsprechend
spielfreudig, allen voran Power - Drummer Mikkey Dee, ohne den Motörhead heute schlicht
einpacken könnten. Phil "Wizzo" Campbell schruppte seine Parts (fast schon zu)
routiniert runter und Lemmy hatte seine typische Pose inne. Nach "Civil war"
folgte mit "Damage case" eine ziemlich alte Kamelle, die man |
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schon sehr lange
nicht mehr gehört hatte (Metallica spielten diesen Song übrigens 1995 in Los Angeles
anlässlich des 50. Geburtstages von Lemmy), wenn überhaupt! Ich war dann gespannt,
welcher Song des neuen Albums gespielt werden würde. "Brave new world" war
leider der einzige. Eigentlich schade, denn ich hatte fest mit dem neuen Groover
"Shut your mouth" gerechnet. Nebst langjährigen Classics wie
"Metropolis" oder "Orgasmatron" kamen endlich auch wieder mal die
Heuler "Nothing up my sleeve" und "Shoot you in the back" zu Ehren.
Das brachiale Stück "Sacrifice" |
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durfte da natürlich
ebenso nicht fehlen. Mit dem Song "Ramones" gedachte man dem kürzlich
verstorbenen Dee Dee Ramone, nachdem letztes Jahr bereits der Tod von Joey Ramone zu
beklagen war. Die Schlussoffensive wurde mit ("We're going to) Brazil"
gestartet, machte Zwischenhalt bei "Killed by death" und endete mit dem 3-er
Paket "Iron fist", "Ace of spades" and last, but not least: dem
unverwüstlichen Audio-und Stroboskopmassaker "Overkill", bei dem Lemmy seinen
Tieftöner mit nacktem (!!) Oberkörper bearbeitete und den rasenden Mob zu guter Letzt
winkend und mit einem Lächeln |
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im Gesicht
verabschiedete. Dabei blieb aber etlichen Zuschauern nicht verborgen, dass Lemmy
inzwischen, bedingt durch seinen exzessiven Lebensstil (er erlitt letztes Jahr einen
Schwächeanfall in Italien) markant an Leibesfülle eingebüsst hat. Bleibt zu hoffen,
dass uns die Jungs noch eine Weile erhalten bleiben, denn diejenigen, die Lemmy & Co.
an diesem Abend zum ersten Mal (!) sahen, |
haben bestimmt noch
nicht genug gekriegt. Bei mir selber (das Dutzend ist nun etwa voll seit 1986) machen sich
langsam aber sicher gewisse Abnützungserscheinungen bemerkbar, die gar in einer gewissen
Langeweile mündeten. Nichts desto Trotz war es ein tolles Konzert und wer die
verschwitzten Gesichter und komplett nassen Leiber aus dem Volkshaus torkeln sah, wusste,
dass nicht nur die hohen Temperaturen (drinnen wie draussen!) dafür verantwortlich waren.
Bei Slayer war es im letzten Oktober allerdings noch einen Zacken härter zu und her
gegangen. Heute Abend, endlich draussen angelangt, ringte manch einer nach der (schwülen)
Luft und war |
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bestimmt froh, die
Lungen (nebst anderem) auch wieder mit Sauerstoff versorgen zu können. Den Schlusspunkt
setzte dann ein Harley-Fahrer, der unter lautem Gejohle der im Umkreis stehenden Leute
während sicher guten zwei Minuten mächtig Gummi auf dem Trottoir liegen liess und
dadurch eine eklig stinkende Rauchwolke erzeugte. Das kümmerte aber kaum jemanden und so
verstreuten sich die Fans (wie der Rauch) bald in alle Winde (oder Strassenrestaurants)
und nicht wenige hatten so ein "komisches und unerklärliches" Rauschen oder
Pfeifen in den Ohren.
Komplette Set-Liste: "(We are) Motörhead", "No class",
"Bomber", "Civil war", "Damage case", "Love for
sale", " God save the Queen", "Brave new world",
"Metropolis", "Nothing up my sleeve", "Dr. Rock",
"Ramones", "Born to raise hell", "Shoot you in the back",
"Sacrifice (with Drum-Solo)", "Orgasmatron", "(We're going to)
Brazil", "Killed by death", "Iron fist", "Ace of
spades" und "Overkill".
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