Vor knapp einem Jahr (27.10.08) waren Michael Schenker (g), Gary
Barden (v), Chris Glen (b), Chris Slade (d) und Wayne Findlay (v/keys/g)
anlässlich des ersten Teils der «In The Midst Of Beauty»-Tour
bereits zu Gast im Z7. Ich kam dabei ohne grosse Erwartungen nach
Pratteln und wurde, wie alle damals, erfreulicherweise mit einem
überzeugenden Gig überrascht! MSG spielten insgesamt sehr tight auf
und allen voran war es der Maestro selber, der einen glänzenden
Auftritt hingelegt hatte. Wer etwas die Geschichte dieses zweifellos
brillanten Gitarristen kennt, weiss, dass in den letzten Jahren
Licht und Schatten oft seine Begleiter waren. Drogen- und
Alkohol-Exzesse bewirkten nebst Gemütsschwankungen dann und wann
auch ziemlich schwache Auftritte. Wie es scheint, ist diese Krise
offensichtlich überwunden und/oder der Mann hat sich entsprechend im
Griff. Dies war glücklicherweise auch heute Abend so, wo allerdings
Pete Holmes die Drum-Sticks bediente. Als Support spielte mit Juraya
eine spielerisch und musikalisch überaus versierte Schweizer
Rock-Combo auf.
Juraya
Kurz nach 20.30 Uhr stiegen Peter Urfer (v), Gian Carlos Monn (g),
Jürg Bill (b) und Thomas Wälti (d) auf die Bühne und eröffneten den
Konzertabend mit «Secrets of Love», dem Opener ihrer ersten CD «Open
Secrets», die diesen Frühling das Licht der Welt erblickt hatte.
Kerniger, aber nicht allzu harter Rock ertönte von der ersten
Sekunde an. Man merkte sogleich, dass dieses Quartett über gehörig
Live-Erfahrung verfügte. Sänger Peter vermochte dabei optisch zwar
nicht zwingend zu punkten, hatte dafür aber eine absolute
Top-Stimme, die den Songs den Stempel unweigerlich aufdrückte.
Gitarrist Gian Carlos spielte derweil locker vom Hocker auf und
überzeugte mit krachenden Riffs und flinken Soli gleichermassen. Die
solistischen Einlagen trugen teilweise etwas die Handschrift von
Eddie van Halen und auch so hörte ich dann und wann die (ganz) alten
Van Halen heraus. Bassist Jürg spielte einen 5-String Bass und war
mehr als nur die
Begleitung zu Drummer Thomas, der sich ebenfalls
nicht lumpen liess und solide Rhythmus-Arbeit mit filigranen
Ausflügen verrichtete. Das Publikum antizipierte immer besser und so
nahm der Applaus stetig wie berechtigt zu. Was auf der CD ein wenig
zu brav daher kommt, entfaltete sich live deutlich besser. Vor allem
der auffällig aktive Frontmann bestimmte das Geschehen und
überzeugte mit seiner lauten und klaren Stimme. Deshalb fiel das
Fazit beim Manfred Mann Klassiker «Davy's On The Road Again» fast
ohne Abstriche positiv aus, auch wenn hier (mangels Keyboards) eine
eigene, gitarrenlastigere Version vorgetragen wurde. Mein Favorit
war aber klar der wirklich abgehende Groover «Tinseltown», wo man
leicht und schnell mitsingen konnte. Müsste ich jetzt auf Teufel
komm raus ein Haar in der Suppe bei Juraya benennen, dann ist das
höchstens eine gewisse Gleichförmigkeit des Songmaterials, das
überdies ruhig einen Zacken härter sein dürfte. Die ansteckenden
Melody-Lines haben jedoch aufgezeigt, wo der Schweizer Vierer wieder
Boden gut macht. Der aufmunternde Schlussapplaus des gut gelaunten
sowie nun bestimmt angewärmten Publikums bestätigte diese
Einschätzung und es könnte gut sein, dass man die Jungs an dieser
Stelle bald wieder zu Gesicht bekommen wird!
Setlist: «Secrets Of Live» - «Time Of Desire» - «Pictures» - «Seperate
Ways» - «Dance» - «The Magic» - «Guilty» - «Davy's On The Road Again»
- «Tinseltown» -- «Lady».
MSG
Wenn es denn neben den unzerstörbaren und in meiner Jugend
hundertfach abgespielten Live-Hämmern «Made In Japan» von Deep
Purple, «Quo Live» von Status Quo und «No Sleep 'Till Hammersmith
von Motörhead ein weiteres Referenzwerk gab, dann war das ganz klar
MSG's «One Night At Budokan» von 1982. Dass man nun (annähernd 30
Jahre danach!) die gleiche Gesangs-Stimme zu den gleichen Riffs
immer noch live auf einer Bühne geniessen kann, ist für meine
Wenigkeit schlicht sensationell! Klar bieten das AC/DC und einige
andere, altgediegene Bands auch noch..., noch notabene, aber bei MSG
brauchte es jetzt nach 23 Jahren fast ein Vierteljahrhundert dazu,
bis diese Konstellation wieder Tatsache wurde! Allerdings nagte der
Zahn der Zeit mindestens etwas an den Stimmbändern von Gary Barden,
aber insgesamt gesehen steht der 54-Jährige noch ziemlich gut im
Futter! Zu Beginn des Konzertes hörte man davon allerdings nicht
soviel, weil die Stimme zu leise abgemischt war. Das besserte sich
laufend und blieb dann bis am Schluss in Ordnung. Nach dem Opener «Ride
On My Way» folgte mit «Cry For The Nations» schon der erste
Klassiker, gefolgt vom ebenso angejahrten «Let Sleeping Dogs Lie».
Spätestens bei «Armed And Ready» war zu erkennen, dass sich die
letztjährige Setliste zu wiederholen schien. Mit «Are You Ready To
Rock» fand zur kollektiven Freude von gut 300 Fans (oder auch etwas
mehr) ein weiterer Hammer
der glorreichen Vergangenheit den Weg
zurück ans Rampenlicht. Meine persönliche Einschätzung, dass der
Gesamt-Sound nicht so das Wahre sei, war falsch..., und zwar bis zu
dem Zeitpunkt beim göttlichen «On And On», wo ich meine Ohrstöpsel
raus nahm. Das hätte ich diesmal eigentlich schon viel eher tun
sollen, denn ab jetzt klang es fett und transparent zugleich. Na
ja..., mein seit Jahren vorhandener Kleinst-Tinnitus nahm diese
Auszeit mit Genugtuung zur Kenntnis. Der Rest ist schnell erzählt
und beinhaltet nur Lobeshymnen. Michael war auch heuer super drauf
im Sinne von wach und konzentriert, während seine Kollegen
vorwiegend weiteren, alten Heulern neues Leben einhauchten. Zu
fettem Z7-Licht und Trockeneis zelebrierte die Band vor dem riesigen
Backdrop mit dem bekannten Schriftzug eine Mega-Show, die mich
unheimlich berührte und mehr als einmal eine ordentliche Gänsehaut
am ganzen Körper verursachte. Niedlich anzuschauen war einer der
Roadies, der zu «Gypsy Lady» (auf dem letzten Akustik-Album zu
finden) brav die Schlaghölzchen im Takt aufeinander schlug. Davor
zeigte das immer noch unverwüstliche «Attack Of The Mad Axe Man»,
was den Mythos des stets Gibson Flying-V spielenden Michael Schenker
noch heute ausmacht. Dass schliesslich die letzten zwei Songs «Rock
Bottom» und «Doctor Doctor» hiessen, wäre natürlich voll wettwürdig
gewesen, ausser dass heute Abend die Reihenfolge umgedreht wurde.
Die schweinegeile Extended Version von «Rock Bottom» liess mich fast
heiser werden und beinahe "soundtrunken" aus der Halle torkeln.
Diese gut 90 Minuten waren definitiv für die Götter und ein
absolutes Muss für angegraute Leute wie mich und jüngere Fans
zugleich, die somit eindrücklich veranschaulicht bekamen, was
wirklich 'ne Harke in diesem harten Business ist. In diesem Sinne
soll der "schlafende Hund", um den einen Song zitiert zu wissen, nie
zur Ruhe kommen! Are YOU ready to rock?! Yesss..., everytime!!
Setliste: «Ride On My Way» - «Cry For The Nations» - «Let Sleeping
Dogs Lie» - «Armed & Ready» - «Are You Ready To Rock» - «I Want You/Night
To Remember» - «Into The Arena» - «Intro Michael/Lost Horizons» -
«Rock My Nights Away» - «On And On» - «Attack Of The Mad Axeman» --
Gypsy Lady» - «Rock Bottom» - «Doctor Doctor».
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