Livereview: MSG - Juraya
08. September 2009, Pratteln Z7
By Rockslave
Vor knapp einem Jahr (27.10.08) waren Michael Schenker (g), Gary Barden (v), Chris Glen (b), Chris Slade (d) und Wayne Findlay (v/keys/g) anlässlich des ersten Teils der «In The Midst Of Beauty»-Tour bereits zu Gast im Z7. Ich kam dabei ohne grosse Erwartungen nach Pratteln und wurde, wie alle damals, erfreulicherweise mit einem überzeugenden Gig überrascht! MSG spielten insgesamt sehr tight auf und allen voran war es der Maestro selber, der einen glänzenden Auftritt hingelegt hatte. Wer etwas die Geschichte dieses zweifellos brillanten Gitarristen kennt, weiss, dass in den letzten Jahren Licht und Schatten oft seine Begleiter waren. Drogen- und Alkohol-Exzesse bewirkten nebst Gemütsschwankungen dann und wann auch ziemlich schwache Auftritte. Wie es scheint, ist diese Krise offensichtlich überwunden und/oder der Mann hat sich entsprechend im Griff. Dies war glücklicherweise auch heute Abend so, wo allerdings Pete Holmes die Drum-Sticks bediente. Als Support spielte mit Juraya eine spielerisch und musikalisch überaus versierte Schweizer Rock-Combo auf.

Juraya

Kurz nach 20.30 Uhr stiegen Peter Urfer (v), Gian Carlos Monn (g), Jürg Bill (b) und Thomas Wälti (d) auf die Bühne und eröffneten den Konzertabend mit «Secrets of Love», dem Opener ihrer ersten CD «Open Secrets», die diesen Frühling das Licht der Welt erblickt hatte. Kerniger, aber nicht allzu harter Rock ertönte von der ersten Sekunde an. Man merkte sogleich, dass dieses Quartett über gehörig Live-Erfahrung verfügte. Sänger Peter vermochte dabei optisch zwar nicht zwingend zu punkten, hatte dafür aber eine absolute Top-Stimme, die den Songs den Stempel unweigerlich aufdrückte. Gitarrist Gian Carlos spielte derweil locker vom Hocker auf und überzeugte mit krachenden Riffs und flinken Soli gleichermassen. Die solistischen Einlagen trugen teilweise etwas die Handschrift von Eddie van Halen und auch so hörte ich dann und wann die (ganz) alten Van Halen heraus. Bassist Jürg spielte einen 5-String Bass und war mehr als nur die Begleitung zu Drummer Thomas, der sich ebenfalls nicht lumpen liess und solide Rhythmus-Arbeit mit filigranen Ausflügen verrichtete. Das Publikum antizipierte immer besser und so nahm der Applaus stetig wie berechtigt zu. Was auf der CD ein wenig zu brav daher kommt, entfaltete sich live deutlich besser. Vor allem der auffällig aktive Frontmann bestimmte das Geschehen und überzeugte mit seiner lauten und klaren Stimme. Deshalb fiel das Fazit beim Manfred Mann Klassiker «Davy's On The Road Again» fast ohne Abstriche positiv aus, auch wenn hier (mangels Keyboards) eine eigene, gitarrenlastigere Version vorgetragen wurde. Mein Favorit war aber klar der wirklich abgehende Groover «Tinseltown», wo man leicht und schnell mitsingen konnte. Müsste ich jetzt auf Teufel komm raus ein Haar in der Suppe bei Juraya benennen, dann ist das höchstens eine gewisse Gleichförmigkeit des Songmaterials, das überdies ruhig einen Zacken härter sein dürfte. Die ansteckenden Melody-Lines haben jedoch aufgezeigt, wo der Schweizer Vierer wieder Boden gut macht. Der aufmunternde Schlussapplaus des gut gelaunten sowie nun bestimmt angewärmten Publikums bestätigte diese Einschätzung und es könnte gut sein, dass man die Jungs an dieser Stelle bald wieder zu Gesicht bekommen wird!

Setlist: «Secrets Of Live» - «Time Of Desire» - «Pictures» - «Seperate Ways» - «Dance» - «The Magic» - «Guilty» - «Davy's On The Road Again» - «Tinseltown» -- «Lady».

MSG
Wenn es denn neben den unzerstörbaren und in meiner Jugend hundertfach abgespielten Live-Hämmern «Made In Japan» von Deep Purple, «Quo Live» von Status Quo und «No Sleep 'Till Hammersmith von Motörhead ein weiteres Referenzwerk gab, dann war das ganz klar MSG's «One Night At Budokan» von 1982. Dass man nun (annähernd 30 Jahre danach!) die gleiche Gesangs-Stimme zu den gleichen Riffs immer noch live auf einer Bühne geniessen kann, ist für meine Wenigkeit schlicht sensationell! Klar bieten das AC/DC und einige andere, altgediegene Bands auch noch..., noch notabene, aber bei MSG brauchte es jetzt nach 23 Jahren fast ein Vierteljahrhundert dazu, bis diese Konstellation wieder Tatsache wurde! Allerdings nagte der Zahn der Zeit mindestens etwas an den Stimmbändern von Gary Barden, aber insgesamt gesehen steht der 54-Jährige noch ziemlich gut im Futter! Zu Beginn des Konzertes hörte man davon allerdings nicht soviel, weil die Stimme zu leise abgemischt war. Das besserte sich laufend und blieb dann bis am Schluss in Ordnung. Nach dem Opener «Ride On My Way» folgte mit «Cry For The Nations» schon der erste Klassiker, gefolgt vom ebenso angejahrten «Let Sleeping Dogs Lie». Spätestens bei «Armed And Ready» war zu erkennen, dass sich die letztjährige Setliste zu wiederholen schien. Mit «Are You Ready To Rock» fand zur kollektiven Freude von gut 300 Fans (oder auch etwas mehr) ein weiterer Hammer der glorreichen Vergangenheit den Weg zurück ans Rampenlicht. Meine persönliche Einschätzung, dass der Gesamt-Sound nicht so das Wahre sei, war falsch..., und zwar bis zu dem Zeitpunkt beim göttlichen «On And On», wo ich meine Ohrstöpsel raus nahm. Das hätte ich diesmal eigentlich schon viel eher tun sollen, denn ab jetzt klang es fett und transparent zugleich. Na ja..., mein seit Jahren vorhandener Kleinst-Tinnitus nahm diese Auszeit mit Genugtuung zur Kenntnis. Der Rest ist schnell erzählt und beinhaltet nur Lobeshymnen. Michael war auch heuer super drauf im Sinne von wach und konzentriert, während seine Kollegen vorwiegend weiteren, alten Heulern neues Leben einhauchten. Zu fettem Z7-Licht und Trockeneis zelebrierte die Band vor dem riesigen Backdrop mit dem bekannten Schriftzug eine Mega-Show, die mich unheimlich berührte und mehr als einmal eine ordentliche Gänsehaut am ganzen Körper verursachte. Niedlich anzuschauen war einer der Roadies, der zu «Gypsy Lady» (auf dem letzten Akustik-Album zu finden) brav die Schlaghölzchen im Takt aufeinander schlug. Davor zeigte das immer noch unverwüstliche «Attack Of The Mad Axe Man», was den Mythos des stets Gibson Flying-V spielenden Michael Schenker noch heute ausmacht. Dass schliesslich die letzten zwei Songs «Rock Bottom» und «Doctor Doctor» hiessen, wäre natürlich voll wettwürdig gewesen, ausser dass heute Abend die Reihenfolge umgedreht wurde. Die schweinegeile Extended Version von «Rock Bottom» liess mich fast heiser werden und beinahe "soundtrunken" aus der Halle torkeln. Diese gut 90 Minuten waren definitiv für die Götter und ein absolutes Muss für angegraute Leute wie mich und jüngere Fans zugleich, die somit eindrücklich veranschaulicht bekamen, was wirklich 'ne Harke in diesem harten Business ist. In diesem Sinne soll der "schlafende Hund", um den einen Song zitiert zu wissen, nie zur Ruhe kommen! Are YOU ready to rock?! Yesss..., everytime!!

Setliste: «Ride On My Way» - «Cry For The Nations» - «Let Sleeping Dogs Lie» - «Armed & Ready» - «Are You Ready To Rock» - «I Want You/Night To Remember» - «Into The Arena» - «Intro Michael/Lost Horizons» - «Rock My Nights Away» - «On And On» - «Attack Of The Mad Axeman» -- Gypsy Lady» - «Rock Bottom» - «Doctor Doctor».