Wenn die Vorneujahres-Tage voller
Trubel daher kommen, möchte man sich manchmal vor Hektik und
Menschenansammlungen
irgendwo an einen gemütlichen Ort verkriechen und angenehme Musik
hören.
Und nach einer so gross angelegten Veranstaltung wie dem Heavy X-Mas,
das
vor kurzem in der Stadthalle Dietikon stattgefunden hat, wurde meine
Aufmerksamkeit auf den Club Met-Bar in der Stadt Lenzburg gelenkt. Vor
dem eigentlichen Neujahr wurde dort ein Auftritt der deutschen Band
Nachtschatten aus Karlsruhe angesagt, deren Musikmaterial mir sehr
interessant zu sein schien. Melodic/Death Metal auf Deutsch! Das ist
eine wahre Seltenheit. Dazu hat mir der echte „Piraten“-Hit der Band
„Rum im Grog“ so sehr gefallen, dass ich beschlossen hatte, diese
Veranstaltung unbedingt zu besuchen! Als Warm Up-Band wurden die
schweizerischen Thrasher Shadow's Fear aus Düdingen verpflichtet.
Shadow's Fear
Ich betrat den Club kurz nach acht, und der Auftritt
von Shadow's Fear begann kurz nach neun. Die Band spielte Material,
das der Groove/Thrash-Musik nah ist, und der Klang im Ganzen erinnert
am meisten an Maсhine Head. Jedoch hat der Sänger eine Singweise, die
dem Metalcore-Genre ähnelt. Aber weg mit dem langweiligen Gerede!
Schliesslich war das der Vorneujahres-Auftritt, und die Jungs von
Shadow's Fear hatten es geschafft, den Club mit Übermut und Heiterkeit
aus
zu füllen. Sie liessem es richtig krachen und waren total euphorisch
darüber, was sie machten und konnten diese Stimmung den Zuhörern
zweifellos vermitteln, die zu dieser Performance nach Lenzburg gekommen
waren. Dem
Lead-Gitarrist Steve Decorvet und dem Bassisten Julmy Stefan war es
offensichtlich eng auf der Bühne, darum sprangen sie immer wieder auf
das zusätzliche seitliche Gerüst. Und der Sänger verliess
am Ende des Auftritts sogar die Bühne und sang ein Lied komplett aus
dem Zuschauerraum, als ob er einer der Zuhörer wäre. Zweifellos gibt es
bei
solchen Veranstaltungen praktisch keine Distanz zwischen den Künstlern
und dem Publikum, und das ist wunderbar! Das ist gerade das, was mich
an solchen Veranstaltungen besonders fesselt: Die Möglichkeit zu
kommunizieren und die Musik unmittelbar, ohne jegliche Hindernisse, zu
geniessen. Es ist noch anzumerken, dass
der
Sänger Pascal zuerst ein ziemlich mächtiges Duo mit dem Lead-Gitarrist
Steve Decorvet gebildet hat, weshalb die gesamte Performance wie eine
traditionelle Metal-Veranstaltung wirkte. Aber dann wechselte er
komplett zum Mikrophon, und danach sah der Auftritt wie eine extreme
Hardcore-Raserei aus. Zweifellos verdiente auch der Schlagzeuger der
Band, Joel Binggeli, Anerkennung, weil seine Parts durch Vielfältigkeit
und Kunstfertigkeit gekennzeichnet waren. Also, wollen wir dieser Band
weitere Entwicklung und eine kräftige Individualität wünschen! Die
Jungs hielten schliesslich bis zehn Uhr abends auf der Bühne durch.
Nachtschatten
Etwa um halb elf nahmen die Musiker von Nachtschatten die Bühne in
Beschlag.
Diese Jungs aus Deutschland sind total eigenartig. Die Geschwindigkeit
der Musik hat für Nachtschatten wirklich keine Priorität. In dieser
Hinsicht unterscheiden sie sich von der Unzahl anderer
Melodic-Duo-Formationen, die miteinander im Kurzstreckenlauf zu kämpfen
scheinen. Bei Nachtschatten ist alles gründlich, fassbar und ziemlich
vielfältig, weil die Musiker sowohl in Rhythmusänderung, als auch in
unterschiedlichen Melismen, sprich melodischen Verzierungen,
Bescheid wissen. Da die Lautstärke in der Met-Bar ziemlich hoch war,
konnte man die Schönheit der originellen Riffs jedes Songs
würdigen, doch möchte ich aus dem gesamten gespielten
Material besonders „Goldene Schlösser“ und die auf Anhieb einprägbare
„Dunkle Sonne“ hervor heben. Und was „Rum im Grog“ und „Feuersturm“
angeht, erinnerten diese Lieder mit ihrer Melodik an Folk- oder Black
Metal-Material. Es ist ohne Zweifel eine sehr talentierte Formation.
Besonders den charismatischen Sänger und Bassisten der Gruppe,
den Bandleader Dаniel Wengle, kann ich nur loben. Nach dem Gesang des
Openers „Morgendämmerung“ begrüsste Dаniel das Publikum. Er sagte, dass
die Band sehr froh sei, an so einem wunderbaren Ort auftreten zu dürfen,
besonders am Vorabend des Neujahres, dankte den Jungs von Shadow's Fear für
die Unterstützung und wünschte allen ein frohen Jahreswechsel. Am Ende
des Auftritts spielten die Musiker den bekanntesten Song aus ihrem
Repertoire, „Rum im Grog“ – und das war das beste Neujahrsgeschenk für
alle, die sich an diesem Tag vor Ort eingefunden hatten. Bisher hat die
Band vor zwei Jahren nur eine „solide“ Demo-CD heraus gegeben, die auch
so heisst – „Demo Sommer 2011“. Das Album enthält sieben Songs. Während
des Konzerts haben die Musiker immerhin drei neue Lieder gespielt:
„Letzte Schacht“, „Blitzschag“ und „Höllentore“. Das lässt uns hoffen,
dass die Band ihr Debüt-Album wirklich bald heraus geben wird. Wünschen wir
Nachtschatten dabei viel Glück im neuen Jahr!
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