Duplizität der Ereignisse! Es ist beinahe ein
genau Jahr her (29.3.06), dass dieses Package am gleichen Ort
gastierte! Die Kombination zwischen schweizerischem Hühnerhaus und
schottischem Rock-Kult scheint eine mittlerweile eine eingeschworene
Sache zu sein. Dabei ist es McCafferty & Co. zuzuschreiben, dass die
Emmentaler Bluesrocker schon seit drei Jahren jeweils exklusiv für
den jeweiligen CH-Support gebucht werden! Am Tag zuvor gastierte
dieses Package übrigens auch in Augsburg. Eine somit durch und durch
feine Sache, die zeigt was möglich ist, wenn Freundschaft über das
übliche Business-Gebaren hinaus geht. Des Weiteren gab es für diesen
Abend ein Novum: Nicht der Headliner hatte neues Material am Start
(leider), sondern Chickenhouse präsentierten mit "Easy Money" ihre
neue Langrille. Dies, nach der Maxi "Wild Child" und dem
Longplayer-Debüt "She's A Lady" erst der dritte CD-Output der Berner
Power Blues Rocker, von denen Drummer Fridu Gerber als einziges
Gründungsmitglied schon seit siebzehn (!) Jahren dabei ist. Seit nun
der aus England stammende Gitarrist Jim Bows auch als Songwriter an
Bord ist, gehören die Covers von früher definitiv der Vergangenheit
an und somit durften sich die erstaunlich zahlreich erschienenen
Besucher (total kamen über 800 Leute!!) auf einen erfrischenden
musikalischen Auftakt freuen.
Chickenhouse
Ich gebe es ja offen zu, dass mich der Auftritt als Support von
Mothers Finest im Dezember 2004, auch hier im Z7, nicht sonderlich
beeindruckt hatte. Darum war ich gleich von Beginn an angenehm
überrascht, wie sich die Band heuer auf der Bühne präsentierte. Ihr
Power Blues kam mit dem Opener und Titelstück des neuen Albums ("Easy
Money") echt tight rüber und hatte kaum mehr was mit einer
Festzelt-Combo zu tun. Sänger Andy Zaugg performte wie ein alter
Haudegen, derweil Gitarrist Jim Bows für fette Riffs und filigrane
Soli besorgt war. Das benötigte Rhythmus-Gerüst lieferten Drummer
Fridu und der neue Bassist "Burns" Heiniger in optimaler Art und
Weise. Von den insgesamt zwölf neuen Tracks auf der CD wurden gleich
deren neun (!) gespielt, was nichts anderes hiess, dass der ganze
Auftritt ausschliesslich mit Frischware bestritten wurde. Das zeugte
von einer grossen Portion Selbstvertrauen und die Rechnung ging auch
auf. Obschon das Publikum nicht gerade Freudentänze aufgeführt
hatte, waren die Reaktionen dennoch ganz ordentlich und meine
Wenigkeit legte am Ende des Sets die letzten verbleibenden Zweifel
überzeugt ab. Die jetzige Bandkonstellation markiert die bisher klar
stärkste Formation, auch von den Songs her. Chickenhouse erledigten
ihren Job als Anheizer souverän und sind nun bereit für höhere
Aufgaben. Beim Besuch in der Sendung "Swiss Music Night" vier Tage
zuvor, wurde schon mal verlautet, dass sich die Emmentaler um die
Euro Sommer-Tour von Foreigner bemühen. Hoffentlich gelingt dieses
Unterfangen! Vorher, das heisst am 27.4.07, geht im heimatlichen
Sumiswald die (nachwuchsbedingt verspätete) CD-Taufe von "Easy
Money" mit Taufpate Luke Gasser über die Bühne.
Set-Liste: "Easy Money" - "Repo Man" - "All My Heroes" - "You" - "Cheap
TV" - "This Ain't No Time" - "Tell The Truth" - "Fight Like A Man" -
"Live Fast, Die Young".
Nazareth
Der letztjährige Hammer-Auftritt im Z7 hatte eindrücklich gezeigt,
dass die schottische Rock-Legende immer noch genügend Dampf drauf
hat. Die Gründe, warum man seit Jahren ohne neues Album immer noch
regelmässig unterwegs ist, können im damals geführten Interview hier
nachgelesen werden. Dan
McCafferty,
inzwischen 60 Jahre alt geworden, verfügt(e) stets über genügend
Kraft, um seine unverkennbare Reibeisenstimme erklingen zu lassen.
Allerdings schienen die eben angesprochenen Stimmbänder heute Abend
nicht ganz auf der Höhe zu sein, und dies schon von Anfang an.
Dennoch liess die Start-Triplette mit "Night Woman", "Razamanaz" und
"I Wanna Do Everything For You" soweit keine Wünsche offen. Vor
allem Bassist Pete Agnew, der zweite Senior in der Runde,
hinterliess einen absolut fitten Eindruck und profitierte überdies
von einem exzellent abgemischten Sound. Gitarrist Jimmy Murrison,
dessen Gesichtsbärtchen auch etwas graues Gestrüpp zierten, agierte
souverän wie eh und je. Die gute Stimmung im Publikum übertrug sich
in der Folge mehr als einmal auf sein Gesicht. Drummer Lee Agnew,
der einer Aussage eines Kollegen zufolge so aussah, als hätte er
ziemlich getankt, liess dies seinem tighten Spiel aber nicht
anmerken und bediente seinen vor ihm spielenden Vater ohne
Unterbruch mit präzisen Beats. "Dream On", nebst "Love Hurts"
schlicht die Naz-Ballade schlechthin bedeutete für Dan's Stimme
keine Erholung, im Gegenteil! Als Profi in diesem Business muss man
da halt durch, auch wenn es unangenehm
ist. Regelmässiges Spucken und der entsprechende Gesichtsausdruck
verdeutlichte, dass der gute Dan McCafferty jetzt wohl lieber ein
schmerzlinderndes Mittel gegurgelt hätte, anstatt singen zu müssen.
Doch wer schon so lange im Geschäft wie Nazareth ist, lässt darob,
sofern es auch nur irgendwie geht, ohne das Gesicht zu verlieren,
nicht wirklich aus der Ruhe bringen. Eine hammermässige und
ausufernde Version von "Loved And Lost" geriet optimal das geniale
"Telegram" schickte mir einen prickelnden Schauer über den Rücken.
Zum Schluss hin wirkten Nazareth immer besser und keine Frage, dass
Klassiker der Währung "This Flight Tonight", "Hair Of The Dog" und
natürlich auch das obligate "Love Hurts" den Applaus auf hohem Level
halten konnten. Dann ging die Band ab der Bühne und kam nochmals für
zwei Zugaben zurück, wo sich vor allem Pete Agnew zum letzten Mal an
diesem Abend in Bestform zeigte. Das letztjährige Konzert würde ich
insgesamt als gelungener einstufen, aber das heutige Set war dafür
definitiv kultiger. Im Sommer werden sich Nazareth im Wechsel mit
Balingen (BYH!!!-Festival) auch in Huttwil am diesjährigen
"Rocksound Festival" die Ehre geben und möglicherweise für eine
weitere Überraschung bei der Songauswahl besorgt sein..., wetten?
Set-Liste: "Night Woman" - "Razamanaz" - "I Want To Do Everything
For You" - "Alcatraz" - "Dream on" - "Danger Danger" - "Holiday" -
"Love Leads To Madness" - "Loved And Lost" - "Telegram" - "The Rowan
Tree/Tell Me That You Love Me" - "This Flight Tonight" - "Drum Intro/Hair
Of The Dog" - "Love Hurts" - "Morning Dew" - "Broken Down Angel".
|
|