Dieses Bandpackage gastierte in dieser Zusammensetzung nicht das
erst Mal in der heiligen Halle des Z7. Genau genommen war es bereits
das vierte Mal. Das lässt auf Kontinuität schliessen und warum soll
man etwas, was funktioniert, nicht beibehalten? Eben! Dennoch gab es
am heutigen Abend eine andere Ausgangslage als sonst, und zwar dass
Nazareth als Headliner nicht nur gewohnt souverän aufspielten,
sondern nach langen zehn Jahren seit dem letzten Release «Boogaloo»
mit «The Newz» ein brandneues Album vorstellten. Diese Zeit war
einerseits geprägt vom Abschiednehmen des damals mitten auf der
US-Tour verstorbenen Ur-Drummers Darrell Sweet (R.I.P.) und einer
generellen Durststrecke ohne Plattendeal. 2008 ist das zur grossen
Freude von Dan McCafferty und Co. wie der treuen Fans weltweit
Geschichte und es bleibt zu hoffen, dass die jetzige Besetzung bis
zur ehrenvollen Schlussrunde noch ein paar Mal im Pratteln
aufkreuzen wird!
Chickenhouse
Die unverwüstlichen Emmentaler Bluesrocker, die seit dem Zugang von
Gitarrist und Songwriter Jim Bows stärker denn je sind, freuten sich
diebisch auf den heutigen Auftritt. Einerseits der inzwischen lieb
gewonnenen Tradition als Anheizer der Schottischen Rock-Legende und
andererseits vor einer fantastischen Kulisse von mehr als 1200
Leuten spielen zu können! Meine Wenigkeit war ob dem zahlreichen
Aufmarsch des Publikum auch etwas erstaunt, aber das versprach einen
tollen Konzertabend. Dieser Meinung waren Chickenhouse ebenso und
darum legten diese gleich von Anfang an mit einer agilen Show los!
Die Fans antizipierten rasch, was in erster Linie am quirligen
Sänger Andy Zaugg lag, der zwar nicht eine Mörderröhre schwang, aber
ein glänzender Entertainer war und die Meute voll im Griff hatte.
Sämtliche Sing-a-long Spielchen, teils auf den Monitorboxen stehend,
liessen genau die richtige Stimmung entstehen, die einen guten
Anheizer auszeichnet. Die schweizerdeutschen Ansagen stiessen
ebenfalls auf Gehör und erzeugten lautstarke Reaktionen. Songmässig
dominierte wie gesagt der griffige Power Blues, wie er vor allem auf
den letzten beiden CDs «She's A Lady» (2006) und dem letztjährigen
Silberling «Easy Money» verewigt wurde. Extra für diesen Abend
schrieb Bows noch 'ne Akustik-Ballade, die alle vier Musiker
miteinander singend und am Bühnenrand auf Barkockern sitzend
absolvierten, ein echter Hingucker! Auf der Bühne stand zudem noch
ein grösseres Banner mit der reizenden Rücksansicht derjenigen Lady,
die schon das Cover von «She's A Lady» (2006) zierte. Summa summarum
gingen die ersten 45 Minuten bei ordentlichem Sound natürlich viel
zu schnell zu Ende. Der Lohn der Arbeit war ein wirklich
begeistertes Publikum und die Gewissheit, den klar besten Auftritt
aller bisherigen Gastspiele an gleicher Stelle abgegeben zu haben.
Fünf Tage nach diesem denkwürdigen Konzert durften Chickenhouse auf
der laufenden Naz-Tour im Deutschen Reichenbach nochmals als Support
glänzen. Wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Happening der
Schottisch/Schweizerischen Rock-Walze!
Setlist: «Live Fast Die Young» - «Repo Man» - «Ask No Questions» - «Anyone
But You» - «Bluesman» - «Three In A Bed» - «This Ain't No Time» - «Easy
Money».
Nazareth
Das Motto dieser Tour war für einmal nicht wie sonst üblich der
(gerade neue) Album-Titel «The Newz», sondern die bemerkenswerte
Tatsache, dass Nazareth schon unglaubliche vier Jahrzehnte auf der
Bühne stehen und ihre unverwüstliche Musik zelebrieren. Daher nannte
sich das Ganze auch «40th Anniversary Road Trip Tour 2008». Nach dem
Abgang von Keyboarder Ronnie Leahy zum klassischen Four-Piece
reduziert, besann sich
die Band wieder ihrer rockigeren Wurzeln, die
sowieso besser passen und auch die neue Langrille auszeichnen.
Gleichzeitig wurden auch ein paar ungewohnte Klänge und Rhythmen
eingebracht, die wohl nicht wenige Die-Hard Fans zunächst mal etwas
vor den Kopf gestossen haben dürften. Nichtsdestotrotz ist «The Newz»
ein überaus tolles Album geworden, das mächtig Spass macht. Damit
das auch auf das (fast) volle Haus zutraf, mussten Nazareth
natürlich wieder zahlreiche Classics zum Besten geben, was bei so
vielen Veröffentlichungen keine leichte Aufgabe war/ist. Nach dem
gewohnten Intro gab es mit «Beggars Day» gleich den ersten Vertreter
aus der Reihe unzähligen Perlen der Vergangenheit, ehe «Keep On
Travellin'» als erster Neutrack die Setliste zierte. Die beiden
Hauptprotagonisten, also Bassist Pete Agnew und Sänger Dan
McCafferty (diesmal mit luftig gefönter Langhaarfrisur!) machten im
Gegensatz zum letzten Besuch bei uns einen deutlich fitteren
Eindruck. Vor allem die charakteristische Reibeisenstimme von
Nazareth hörte sich entsprechend «frisch» an. Spätestens bei «Razamanaz»,
einem weiteren Ur-Hit, erwachte das altersmässig erstaunlich gut
gemischte Publikum. In der ersten Reihen standen doch tatsächlich
einige jüngere Girls, die man sonst auch bei Tokio Hotel sehen
würde. Dass die dabei ihr meist langes Haupthaar teils ordentlich
schüttelten, erstaunte mich echt und hinterliess die positive
Erkenntnis, dass eine altgediente Band wie die Schotten
offensichtlich immer noch den Nerv der Jugend treffen. Gemeinsam
feierte derweil das ganze Z7 einen Song nach dem andern ab. Dabei
schnitten die neuen Songs wie «Enough Love» oder auch das etwas
sperrige «The Gathering» neben den alten Krachern ganz gut ab.
Selbstverständlich fehlten auch die beiden «Muss-Balladen» nicht und
mit «Expect No Mercy» gab es noch eine nette Überraschung für die
Altfans. Nach etwas mehr als 90 Minuten ging einer der besseren
Naz-Gigs im Z7 mit «Morning Dew» zu Ende. Und eben..., mal wieder
was von «No Mean City» (1979) wäre halt schon schön, aber die ganze
Band machte heute Abend beste Werbung in eigener Sache und wird beim
nächsten Mal bestimmt nicht weniger Leute anziehen.
Setlist: «Intro» - «Beggars Day» - «Keep On Travellin'» - «Razamanaz»
- «This Flight Tonight» - «Day At The Beach» - «My White Bicycle» -
«Big Boy» - «Enough Love» - «Holiday» - «Whiskey Drinkin' Woman» - «The
Gathering» - «Love Hurts» - «Hair Of The Dog» - «Expect No Mercy» --
«Dream On» - «Morning Dew».
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