Livereview: Nazareth - Masters Project
15. März 2009 - Pratteln Z7
By Rockslave
Eigentlich wäre der diesjährige Konzertbesuch des Headliners nicht zwingend gewesen, doch als Fan muss man einfach hin, zumal die Jungs ja nicht jünger werden. Nazareth sind spätestens seit dem letztjährigen, neuen Studio-Album «The Newz» wieder zurück im "normalen" Music-Business, sprich kommen auf Tour, weil es was Neues zu promoten gibt. Das war jetzt einige Jährchen nicht so und darum musste die Band halt schauen, dass sonst irgendwie Kohle rein kommt. Unermüdliches Touren erfreute in dieser Zeit deshalb tausende von Fans und, wie man auch heute Abend sehen konnte, ist die jüngere Generation nachgerückt. Das macht Freude, wie auch der Support des heutigen Abends, denn hinter Masters Projekt steckt kein Geringerer als Ex-Ozzy und Ex-Uriah Heep Drummer Lee Kerslake, der nebst anderen Kollegen mit Stefan Berggren den ehemaligen COS (Company Of Snakes) Sänger zurück ins Z7 brachte. Somit stand auch fest, dass die Anheizer diesmal definitiv nicht Chickenhouse hiessen.

Masters Project
Mit Sicherheit wussten viele der anwesenden Fans nicht wirklich, welches musikalische Schmankerl sie bald erwarten sollte. In der Tat spielte die Band ein interessantes Repertoire, das überwiegend mit Songs von Whitesnake und Uriah Heep bestückt war. Überhaupt bringen es solche Konstellationen oft mit sich, dass so Stücke zu Live-Ehren kommen, die von den Hauptbands sonst selten bis gar nicht gespielt werden/wurden. Das galt auch für heute Abend, aber bevor es soweit war, schlugen Masters Project mit dem alten Heep-Kracher «Easy Livin'» gleich mal den ersten Pflock ein. Wer sich danach fragte, warum der Ozzy-Classic «Crazy Train» auf dem Fusse folgte, wusste es schlicht nicht oder hatte es womöglich vergessen, dass Drummer Lee Kerslake nämlich bei der Früh-Phase der Solo-Karriere des "Prince Of Darkness" anfangs der 80er hinter den Kesseln sass und damals somit auch Wegbegleiter des unvergessenen Gitarristen Randy Rhoads (R.I.P.) war. Frontmann Stefan Berggren, der immer noch sehr jugendlich aussah, obwohl seit seinem letzten Gastspiel in Pratteln ein paar Jahre vergangen sind, stand von Anfang an auf der Höhe seiner Aufgabe und kam natürlich vor allem bei den Tracks der weissen Schlange richtig in Fahrt. «Don't Break My Heart Again» oder «Fool For Your Loving» gehörten dazu. Die einzelnen Musiker als Ganzes spielten gut und auf den Punkt. Master Kerslake, der bei Uriah Heep vor rund zwei Jahren aus gesundheitlichen Gründen die Segel strich, spielte ebenso wacker auf, wenn auch ihm zeitweilen die Puste etwas ausging. An erster Stelle stand jedoch der Spass an der Sache und den hatten offensichtlich alle Beteiligten. Und wenn ich von "allen" spreche, dann konnte man das zumindest optisch zahlreiche Publikum natürlich mitzählen. Welche unerwartete Wirkung dabei Herr Berggren (immer noch) auf die weiblichen Fans ausübte, dokumentierten ein paar Dessous, die im hohen Bogen auf die Bühne geflogen kamen und für etliche Lacher wie verduzte Gesichter gleichermassen sorgten. Nach einer knappen Stunde und der fast obligaten «Lady In Black» verabschiedeten sich Masters Projekt bei ordentlichem Applaus, den sie sich redlich verdient hatten. Die eingangs angesprochene Raritäten-Abteilung wurde mit kultigen Versionen von «Rainbow Demon» und «Circle In The Hands», also gleich zwei Heep-Raries, gebührend bedient. Zum Schluss gab es noch eine herzliche und freundschaftliche Umarmung zwischen Lee und Z7-Chef Norbert zu beklatschen.

Setlist: «Easy Livin'» - «Crazy Train» - «Don't Break My Heart Again» - «Sunrise» - «Stealin» - «Rainbow Demon» - «Back To The Blues» - «Circle In The Hands» - «Fool For Your Loving» - «Look At Yourself» -- «Here I Go Again» - «Lady In Black».

Nazareth
Nachdem bei den Schotten die grossen Feierlichkeiten zum 40-jährigen Jubiläum bereits Geschichte sind, wurde quasi der zweite Teil der «Newz»-Tour bestritten. Auch wenn die neuen Songs teils etwas gewöhnungsbedürftig ausgefallen sind, so passen sie dennoch gut zum riesigen Backkatalog von Nazareth. Dieser macht es wohl immer wieder schwierig(er), einen entsprechenden Set zusammen zu stellen, der möglichst vielen Ansprüchen gerecht wird. Dan McCafferty sprach mal in einem Interview mit uns davon, dass die Leute halt gewisse Songs zwingend erwarten. Dazu gehören natürlich die beiden Jahrhundert-Balladen «Dream On» und «Love Hurts». Ebenso ein "no go" wäre das Auslassen von «This Flight Tonight». Mir persönlich fehlen halt (ich weiss, ich wiederhole mich an dieser Stelle immer wieder) schon seit Jahren Songs ab dem genialen 79er-Werk «No Mean City». Wie dem auch sei, die Rock-Dinos vermögen ihre alten wie neu dazu gewonnenen Fans auf jeden Fall locker bei der Stange zu halten, was diesmal mit dem kultigen Opener «Telegram» bewerkstelligt wurde. Dan's Stimme machte dabei den erfreulichen Anschein, dass sie für den heutigen Abend gerüstet ist. Dies kam darauf auch den herrlichen Oldies "Turn On Your Receiver» und «Miss Misery» zu Gute. Bis mit «The Gathering» der erste Vertreter der neuen Scheibe dran war, verging noch eine Weile, während der eine der oben genannten Balladen mit lautem Applaus (es waren etwa gut 600 Leute da) bedacht wurde. Das homogene Quartett, das ja seit dem Abgang von Keyboarder Ron Leahy keinerlei Sound-Firlefanz mehr betreibt, spielte tight auf den Punkt, wie immer eigentlich. Bassist Pete Agnew sah mit seinen mittlerweile 63 Jahren auch schon schlechter, sprich heute Abend überaus fit aus. Jimmy und Lee, die jüngeren zwei Bandmembers, halten derweil den Naz-Motor am Laufen. Mehr braucht es nicht und so konnte das gut gelaunte, aber nicht unbedingt euphorische Publikum (was wohl am höheren Altersdurchschnitt lag) einer gediegenen Rock-Show beiwohnen, die ihre Berechtigung bis auf den heutigen Tag nicht verloren hat. Je länger das Konzert dauerte, desto mehr musste sich Frontmann McCafferty anstrengen, wobei dieser Auftritt klar zu den besseren gehörte, ich ich bislang von Nazareth gesehen hatte. Ebenso im grünen Bereich war der Hallensound und das hauseigene Lichtmenü, dem immer wieder mal kräftig Trockeneis serviert wurde. Trotz des Nebels sah Gitarrist Jimmy Murrison seine Saiten und zockte bei «Razamanaz», nebem dem stimmigen Einsatz einer 12-String Akustik-Gitarre zu «See Me» ein geiles Extended-Solo. Knappe 100 Minuten nach dem Intro verabschiedeten sich Dan, Pete, Jimmy und Lee ein weiteres, aber bestimmt nicht letztes Mal von ihrem treuen Z7-Publikum.

Setlist: «Intro» - «Telegram» - «Turn On Your Receiver» - «Miss Misery» - «Bad Bad Boy/Dream On» - «Light Comes Down» - «Love Leads To Madness» - «The Gathering» - «My White Bicycle» - «Hearts Grown Cold» - «Java Blues» - «Shanghai'd In Shanghai» - «Hair Of The Dog» - «Love Hurts» -- «See Me» - «Razamanaz» - «This Flight Tonight».