Eigentlich wäre der diesjährige Konzertbesuch des Headliners
nicht zwingend gewesen, doch als Fan muss man einfach hin, zumal die
Jungs ja nicht jünger werden. Nazareth sind spätestens seit dem
letztjährigen, neuen Studio-Album «The Newz» wieder zurück im
"normalen" Music-Business, sprich kommen auf Tour, weil es was Neues
zu promoten gibt. Das war jetzt einige Jährchen nicht so und darum
musste die Band halt schauen, dass sonst irgendwie Kohle rein kommt.
Unermüdliches Touren erfreute in dieser Zeit deshalb tausende von
Fans und, wie man auch heute Abend sehen konnte, ist die jüngere
Generation nachgerückt. Das macht Freude, wie auch der Support des
heutigen Abends, denn hinter Masters Projekt steckt kein Geringerer
als Ex-Ozzy und Ex-Uriah Heep Drummer Lee Kerslake, der nebst
anderen Kollegen mit Stefan Berggren den ehemaligen COS (Company Of
Snakes) Sänger zurück ins Z7 brachte. Somit stand auch fest, dass
die Anheizer diesmal definitiv nicht Chickenhouse hiessen.
Masters Project
Mit Sicherheit wussten viele der anwesenden Fans nicht wirklich,
welches musikalische Schmankerl sie bald erwarten sollte. In der Tat
spielte die Band ein interessantes Repertoire, das überwiegend mit
Songs von Whitesnake und Uriah Heep bestückt war. Überhaupt bringen
es solche Konstellationen oft mit sich, dass so Stücke zu Live-Ehren
kommen, die von den Hauptbands sonst selten bis gar nicht gespielt
werden/wurden. Das galt auch für heute Abend, aber bevor es soweit
war, schlugen Masters Project mit dem alten Heep-Kracher «Easy Livin'»
gleich mal den ersten Pflock ein. Wer sich danach fragte, warum der
Ozzy-Classic «Crazy Train» auf dem Fusse folgte, wusste es schlicht
nicht oder hatte es womöglich vergessen, dass Drummer Lee Kerslake
nämlich bei der Früh-Phase der Solo-Karriere des "Prince Of Darkness"
anfangs der 80er hinter den Kesseln sass und damals somit auch
Wegbegleiter des unvergessenen Gitarristen Randy Rhoads (R.I.P.)
war. Frontmann Stefan Berggren, der immer noch sehr jugendlich
aussah, obwohl seit seinem letzten Gastspiel in Pratteln ein paar
Jahre vergangen sind, stand von Anfang an auf der Höhe seiner
Aufgabe und kam natürlich vor allem bei den Tracks der weissen
Schlange richtig in Fahrt. «Don't Break My Heart Again» oder «Fool
For Your Loving» gehörten dazu. Die einzelnen Musiker als Ganzes
spielten gut und auf den Punkt. Master Kerslake, der bei Uriah Heep
vor rund zwei Jahren aus
gesundheitlichen Gründen die Segel strich,
spielte ebenso wacker auf, wenn auch ihm zeitweilen die Puste etwas
ausging. An erster Stelle stand jedoch der Spass an der Sache und
den hatten offensichtlich alle Beteiligten. Und wenn ich von "allen"
spreche, dann konnte man das zumindest optisch zahlreiche Publikum
natürlich mitzählen. Welche unerwartete Wirkung dabei Herr Berggren
(immer noch) auf die weiblichen Fans ausübte, dokumentierten ein
paar Dessous, die im hohen Bogen auf die Bühne geflogen kamen und
für etliche Lacher wie verduzte Gesichter gleichermassen sorgten.
Nach einer knappen Stunde und der fast obligaten «Lady In Black»
verabschiedeten sich Masters Projekt bei ordentlichem Applaus, den
sie sich redlich verdient hatten. Die eingangs angesprochene
Raritäten-Abteilung wurde mit kultigen Versionen von «Rainbow Demon»
und «Circle In The Hands», also gleich zwei Heep-Raries, gebührend
bedient. Zum Schluss gab es noch eine herzliche und
freundschaftliche Umarmung zwischen Lee und Z7-Chef Norbert zu
beklatschen.
Setlist: «Easy Livin'» - «Crazy Train» - «Don't Break My Heart Again»
- «Sunrise» - «Stealin» - «Rainbow Demon» - «Back To The Blues» -
«Circle In The Hands» - «Fool For Your Loving» - «Look At Yourself»
-- «Here I Go Again» - «Lady In Black».
Nazareth
Nachdem bei den Schotten die grossen Feierlichkeiten zum 40-jährigen
Jubiläum bereits Geschichte sind, wurde quasi der zweite Teil der «Newz»-Tour
bestritten. Auch wenn die neuen Songs teils etwas
gewöhnungsbedürftig ausgefallen sind, so passen sie dennoch gut zum
riesigen Backkatalog von Nazareth. Dieser macht es wohl immer wieder schwierig(er), einen entsprechenden Set zusammen zu stellen, der
möglichst vielen Ansprüchen gerecht wird. Dan McCafferty sprach mal
in einem Interview mit uns davon, dass die Leute halt gewisse Songs
zwingend erwarten. Dazu gehören natürlich die beiden
Jahrhundert-Balladen «Dream On» und «Love Hurts». Ebenso ein "no go"
wäre das Auslassen von «This Flight Tonight». Mir persönlich fehlen
halt (ich weiss, ich wiederhole mich an dieser Stelle immer wieder)
schon seit Jahren Songs ab dem genialen 79er-Werk «No Mean City».
Wie dem auch sei, die Rock-Dinos vermögen ihre alten wie neu dazu
gewonnenen Fans auf jeden Fall locker bei der Stange zu halten, was
diesmal mit dem kultigen Opener «Telegram» bewerkstelligt wurde.
Dan's Stimme machte dabei den erfreulichen Anschein, dass sie für
den heutigen Abend gerüstet ist. Dies kam darauf auch den herrlichen
Oldies "Turn On Your Receiver» und «Miss Misery» zu Gute. Bis mit «The
Gathering» der erste Vertreter der neuen Scheibe dran war, verging
noch eine Weile, während der eine der oben genannten Balladen mit
lautem Applaus (es waren etwa gut 600 Leute da) bedacht wurde. Das
homogene Quartett, das ja seit dem Abgang von
Keyboarder Ron Leahy
keinerlei Sound-Firlefanz mehr betreibt, spielte tight auf den
Punkt, wie immer eigentlich. Bassist Pete Agnew sah mit seinen
mittlerweile 63 Jahren auch schon schlechter, sprich heute Abend
überaus fit aus. Jimmy und Lee, die jüngeren zwei Bandmembers,
halten derweil den Naz-Motor am Laufen. Mehr braucht es nicht und so
konnte das gut gelaunte, aber nicht unbedingt euphorische Publikum
(was wohl am höheren Altersdurchschnitt lag) einer gediegenen
Rock-Show beiwohnen, die ihre Berechtigung bis auf den heutigen Tag
nicht verloren hat. Je länger das Konzert dauerte, desto mehr musste
sich Frontmann McCafferty anstrengen, wobei dieser Auftritt klar zu
den besseren gehörte, ich ich bislang von Nazareth gesehen hatte.
Ebenso im grünen Bereich war der Hallensound und das hauseigene
Lichtmenü, dem immer wieder mal kräftig Trockeneis serviert wurde.
Trotz des Nebels sah Gitarrist Jimmy Murrison seine Saiten und
zockte bei «Razamanaz», nebem dem stimmigen Einsatz einer 12-String
Akustik-Gitarre zu «See Me» ein geiles Extended-Solo. Knappe 100
Minuten nach dem Intro verabschiedeten sich Dan, Pete, Jimmy und Lee
ein weiteres, aber bestimmt nicht letztes Mal von ihrem treuen
Z7-Publikum.
Setlist: «Intro» - «Telegram» - «Turn On Your Receiver» - «Miss
Misery» - «Bad Bad Boy/Dream On» - «Light Comes Down» - «Love Leads
To Madness» - «The Gathering» - «My White Bicycle» - «Hearts Grown
Cold» - «Java Blues» - «Shanghai'd In Shanghai» - «Hair Of The Dog»
- «Love Hurts» -- «See Me» - «Razamanaz» - «This Flight Tonight».
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