Neal Morse ist der neben Arjen Lucassen wohl kreativste und
interessanteste Prog' Head der heutigen Zeit. Unzählige musikalische,
kleinere und grössere meisterhafte Songs gehen auf sein Konto. Ob
bei Spocks Beard, Transatlantic oder auch auf Solopfaden. Überall
hinterlässt der sympathische Amerikaner seine musikalischen
Fussabdrücke.
Neal spielt seine Songs nicht nur, nein, er lebt sie auf der Bühne.
Nun ist der Progmaster endlich mal wieder in der Schweiz. Das letzte
Mal drückte er mit den Jungs von Transatlantic am 18. Mai 2010 eine
fantastische dreistündige Show ab, die ich wohl nie mehr vergessen
werde. Nun ist er solo hier, um sein vor Kurzem erschienenes Album «Testimoy
II» live vorzustellen. Das ist die Gelegenheit, sich den Master
endlich mal von Nahem rein zu ziehen.
Pünktlich um 20.15 Uhr gingen die Lichter aus und Neal plus Band
betraten die Bühne und liessen sofort los mit dem Spocks Beard Song «Beware
Of Darkness». Danach stieg Neal's Keyboard Computer aus, was zu einer
kleinen Zwangspause führte. Neal unterhielt das Publikum, während ein
Techniker versuchte, das Teil wieder zum Laufen zu bringen. "Lass uns
improvisieren", sprach Neal. Was wollt ihr hören, worauf einige Fans «June»
riefen. Und so kamen die circa 400 Zuschauer in den besonderen Genuss
eines Spock Beard Klassikers, der auf der akustischen Gitarre
gespielt und von der Background Sängerin Jessica stimmlich begleitet
wurde. Die achtköpfige Band war in klasse Spiellaune und der Meister
fühlte sich sichtlich wohl auf der Z7 Bühne, wo er sich voll austobte.
Musikalisch blieben keine Wünsche offen, eine Perle folgte nach der
anderen. Songs von «One», «Testimony I» und der absolute Hammer-Song,
das knapp halbstündige «The Door» vom Album «Sola Scripture». Eine
musikalische Meisterleistung, die die Zuhörer doch glatt umhaute und am
Ende erntete die Band einen nicht enden wollenden Applaus. Auch das 26-minütige
«Seeds Of Gold», ein weiterer Höhepunkt der Show, zeigte, dass
hier acht absolute Könner an ihren Instrumenten auf der Bühne agierten.
Nach eineinhalb Stunden Spielzeit gönnte sich die Band eine kurze
Pause, um danach das komplette «Testimony II» Album an einem Stück zu
spielen! Neal zeigte hier, dass er nicht nur ein
klasse Keyboarder und
Sänger ist, sondern es war auch unglaublich, was der sympathische Ami
auf der Gitarre abdrückte. Auch die zweistimmigen Soli mit dem
jungen Ausnahmegitarristen Paul Bielatowicz waren unglaublich. Es
machte echt Spass, der buntgemischten Truppe zuzusehen und die
zweiten anderthalb Stunden zu geniessen. Die «Testimony II» Songs
kamen sehr gut rüber und Drummer Collin Leijenaar spielte die
Portnoy Parts auf dem gleichen Niveau wie der Meister selber. Auch der
Kanon beim Hammersong «Time Changer», beileibe nicht leicht zu
performen, kam so präzise wie ab CD. Die Jungs und das Mädel dieser
unglaublichen Band versprühten eine sehr starke Spielfreude und es
machte allen einen Riesenspass auf der Bühne. Für eine Prog-Band
waren die einzelnen Musiker ziemlich aktiv und agil, vor allem
Neal tobte sich richtig aus. Am Ende des neuen Werkes drehte die
Band dann nochmals voll auf und drückte instrumental auf
Schwindel erregendem Niveau ab. Zum Schluss gab es noch eine kurze
Zugabe und nach drei Stunden Spielzeit (!!!) verabschiedete sich dann
eine zufriedene Gruppe von einem total begeisterten Publikum. Neal
Morse und sein Gefolge bescherten mir (und sicher auf vielen anderen Fans)
eines der besten Prog-Konzerte, das ich je gesehen habe. Ich verneige
mich vor dem Meister!!
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