Das amerikanische Power-Trio um Jarvis Leatherby (v/b),
Armand John Anthony (g/v) und Dusty Squires (d/v) war 2017 schon mal
zu Gast im KiFF und letztes Jahr war dies auch angedacht. Fand aber
leider nicht statt, sprich Night Demon sagten aus fadenscheinigen
Gründen leider ab und überliessen das Terrain an diesem Abend den
einheimischen Emerald und Sin Starlett. Ein knappes Jahr später
sollte diese Scharte ausgewetzt werden, und nicht wenige glaubten
dies wohl erst, als die Band dann tatsächlich auf die Bühne kam. Im
Vorprogramm standen die quasi runderneuerten Gonoreas auf ihrer
livemässigen Abschlussrunde, bevor man offensichtlich schon bald
unter dem Banner Gomorra weitermachen will. Da ich die Brugger Heavy
Metaller seit den Abgängen von Bass-Gott Pat Rafaniello und
Frontmann Leandro Pacheco nicht mehr live gesehen hatte, nahm es
mich wunder, was mich erwartet. Gleiches galt für unsere Schweizer
Hexen von Burning Witches, die erst gerade noch mit Grave Digger auf
Tour waren und überhaupt einige Live-Erfahrung machen durften. Der
auch hier längere persönliche Break liess meine Erwartungen
entsprechend in die Höhe schnellen.
Gonoreas
Eigentlich war die Meldung des Bandnamen-Wechsels schon durch die
Sozialen Medien gerauscht, sprich dass man sich nun definitiv von
Gonoreas verabschieden will und die Zukunft unter dem neuen Banner
von Gomorra angepeilt werden soll. Dies geht auch einher mit dem
aktuellen Bandgefüge, das seit dem Release des aktuellen Albums
«Minotaur» (2017) einmal mehr kräftig durchgeschüttelt wurde. Die
Bassgitarre wird nun von Nico Ardüser (Atlas & Axis) malträtiert und
der Posten am Frontmikro gehört jetzt Jonas Ambühl (ebenfalls Atlas &
Axis). Doch damit nicht genug, denn mit Dominic Blum (Ex-Comaniac)
holte sich Chef-Klampfer Damir Eskić, der seinerseits diese Funktion
seit kurzem bei Destruction (!) bekleidet, wieder einen zweiten
Gitarristen in die Band, und das sollte sich in der anstehenden
halben Stunde schon bald deutlich bemerkbar machen. Seit 2003 wurden
sechs Studioalben veröffentlicht, und somit kann man bezüglich der
Setliste grundsätzlich aus dem Vollen schöpfen. Da aber eben nur
gerade
mal
dreissig Minuten Spielzeit für die erste Support-Band des Abends
zugestanden wurden, kam eher neueres Material in Frage. Dass es dann
aber dermassen abgehen würde, überraschte nicht nur mich! Egal, ob
das nun noch zum hinter Drummer Stefan Hösli aufgehängten
Gonoreas-Backdrop oder als Band bereits im Geiste unter Gomorra
lief, es war der schiere Hammer! Vor allem das zweite Riffbrett von
Dominic liess die Gitarrenwand deutlich fetter auffahren, und Damir
musste keine vermeintlichen Soundlöcher mehr ausfüllen. Obwohl
Vorgänger Leandro ein Hüne mit anderem Timbre in der Gesangsstimme
war, verrichtete der muskelbepackte Jonas seinen Job ohne Fehl und
Tadel. Last but not least schmiss sich auch Bassist Nico mit seinem
agilen Spiel voll ins Geschehen rein. Allerdings bleibt die Vakanz
von Vorgänger Pat, der immerhin seit 2010 dabei war und jeweils
total in seiner wilden Performance aufging, mein ganz persönliches
Drama. Unter dem Strich lieferten Damir und seine Jungs jedoch eine
astreine Hammer-Show ab, und ich freue mich bereits jetzt auf die
ersten Headliner-Konzerte von Gomorra!
Burning
Witches
Nach der überzeugenden Steilvorlage von Gonoreas im Gewand von
Gomorra war die Reihe nun an Burning Witches. Hiervon versprach ich
mir einiges, denn soweit ich mich erinnern mag, sah ich die Mädels
letztmals tatsächlich im vergangenen Sommer am "Bang Your Head!!!"
Festival in Balingen (D). Seither folgten einige weitere Auftritte,
ehe es dann im Januar auf die erste grössere Tour nach Deutschland,
zusammen mit Grave Digger als Headliner ging. Der Schweizer
Tour-Abstecher ins Pratteler Z7 (13.01.2019) passte mir zeitlich
leider nicht, und darum wollte ich nun nichts anderes als einen
Flächenbrand der Hexen erleben. Quasi noch etwas "vorgewärmt" vom
Kurztrip nach Spanien, der unmittelbar an die Diggers-Tour
anschloss, sah ich definitiv eine gereifte Band, die sich
anschickte, dem Aarauer Publikum von heute Abend ein geballte Ladung
Heavy Metal vor den Latz zu knallen. Zu Beginn noch von dem einen
oder anderen Stänkerer belächelt, befinden sich Burning Witches
definitiv auf dem richtigen Weg und lassen sich nicht beirren. Mit
zwei überzeugenden full lenght Alben und einer Live-EP wurde eine
solide Fanbasis geschaffen, die sich nicht explosionsartig, dafür
stetig entwickelt. Die Reaktionen des Publikums sind längst über dem
Anstandslevel angelangt, und so entwickelte sich umgehend eine tolle
Stimmung, die mit jedem gespielten Song spürbar zunahm. Angeführt
von der stimmgewaltigen Oberhexe Seraina Telli gab es nur eine
Richtung,
und zwar volles Kanonenrohr voraus! Unterstützt durch die hörbar
gereifte Axt-Abteilung mit Sonia Nusselder und Romana Kalkuhl
liessen die Witches nichts anbrennen und lieferten erfreulich ab.
Auch das Rhythmus-Duo mit Drummerin Lala Frischknecht und Bassistin
Jay Grob ist mittlerweile ein eingespieltes Team, das ihre Kolleginnen
kongenial unterstützt. Mit dem aktuellen zweiten Album «Hexenhammer»
sind ausserdem weitere gute Songs am Start, die dem Debüt-Material in
Nichts nachstehen. Nebst dem schmissigen Titeltrack hat sich
mitunter auch «Open Your Mind» zu einem echten Live-Monster
gemausert. Nicht fehlen durfte als Kontrast die stimmige Halbballade
«Save Me», wo Seraina einmal mehr mit ihrem variantenreichen Gesang
brillierte und dass nebst dem obligaten Abschädler «Black Widow»
auch «Burning Witches» zu weiteren Live-Ehren gelangte, war
abzusehen. Obwohl die studiomässige Interpretation des
Dio-Klassikers «Holy Diver» zumindest Respekt verdient, fiel dessen
Ausbleiben am heutigen Konzert überhaupt nicht ins Gewicht, im
Gegenteil! Burning Witches lieferten eine blitzsaubere
Dreiviertelstunde ihres eigenen Songmaterials ab, das eindeutig
Hunger nach noch mehr davon hinterliess.
Night Demon
Seit 2011 treibt das amerikanische Power-Trio sein musikalisches
Unwesen, und man kann mit Fug und Recht behaupten, dass sich die
umtriebige, sprich ziemlich spielfreudige Band ihren Platz in der
Szene beeindruckend erspielt hat. Die Energie, die hierbei jeweils
schon ab der ersten Sekunde (!) freigesetzt wird, ist beispielhaft
und erinnert mich in dieser Intensität nur noch an die Anfänge von
Airbourne. Dabei spielte es keine Rolle, welcher Song gerade an der
Reihe war. Der Power-Sound im Schmelztiegel von Motörhead und Iron
Maiden kann bis zu einem gewissen Grad als einzigartig bezeichnet
werden. Die Bandkonstellation als Trio, das bis auf ein paar
eingespielte Intros generell auf jeglichen unterstützenden
Sound-Firlefanz verzichtet, bewies auch heute Abend im KiFF, was
unter einer oberfetten Soundwand zu verstehen ist. Frontgaul und
Bassist Jarvis Leatherby gebärdete sich dabei einmal mehr als
Rampensau par excellence und war schon bald, wie seine Kollegen
Armand John Anthony (g/v) und Dusty Squires (d/v) auch,
schweissgebadet. Beim Song «Dawn Rider» huldigte man schon früh im
Set Motörhead mit etwa der Hälfte von «Overkill» als Einleitung.
Obwohl man bei solchen Aktionen auf immer und ewig den schmerzlichen
Verlust von Ikone Lemmy Kilmister (R.I.P.) und seinen Jungs
hinnehmen muss, wissen Night Demon zumindest, wie man das Ganze im
Sinne einer echten Ehrerbietung mit Würde rüber bringt. Zudem sind
das untrügliche Roots im Sound der Amerikaner, die bereits im
vergangenen
Sommer
mit dem opulenten Live-Album «Live Darkness» ihren so zu sagen
bisherigen künstlerischen Peak auf die Menschheit los liessen. Die
Frage ist nun, was nach einer EP und zwei Studio-Alben noch folgen
wird. Obwohl es an der energetischen Performance überhaupt nichts zu
mäkeln gab, musste ich mit zunehmender Dauer des Auftrittes den
Kritikern insofern recht geben, dass sich das Songmaterial von Night
Demon auf Dauer nicht gross voneinander unterscheidet. Somit ist der
Anteil der zwingenden Hooks über die Gesamtdistanz eher
untervertreten, und hier müssen die Amis im Hinblick auf weitere
Alben kompositorisch schon noch einen Zacken zulegen, um nicht bald
in ein Fahrwasser zu gelangen, das der weiteren Karriere abträglich
sein könnte. Die zuvor erwähnten Airbourne können hier aktuell auch
ein Lied davon singen. Trotz allem erfreuten sich die zahlreich
aufmarschierten Fans am schliesslich doch noch stattgefundenen
Konzert, und als nach etwas mehr als 75 Minuten das Licht im KiFF
wieder anging, war die letztjährige Vakanz schon längst kein Thema
mehr. Unvergessen dürfte der Abend hingegen für einen Fan und seine
bessere Hälfte aus dem Umfeld der Band sein, denn vor dem Konzert
enterte dieser die Bühne und machte seiner Angebeteten nach einer
kurzen Ansprache einen Heiratsantrag, der zur offensichtlichen
Freude aller Besucher unter ordentlichem Applaus angenommen wurde.
Setliste: «Maiden Hell» - «Full Speed Ahead» - «Overkill / Dawn
Rider» - «Heavy Metal Heat» - «The Howling Man» - «Curse Of The
Damned» - «Hallowed Ground» - «Ritual» - «Black Widow» - «Welcome To
The Night» - «Save Me Now» - «The Chalice» - «Flight Of The
Manticore» - «Screams In The Night» - «Darkness Remains» --
«Lightning To The Nations (Diamond Head Cover)» - «Night Demon».
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