Es gibt wohl zwei
massgebende Ausgangslagen, eine Band unbedingt live sehen zu wollen. Zum einen, wenn es um
Auftritte in der Schweiz geht, wäre das der erste Auftritt einer aktuell angesagten Band
auf heimatlichem Boden überhaupt, wie geschehen mit The Darkness am 25. Februar in
Zürich und zum anderen, wenn man auf dem Olymp der persönlichen Karriere angelangt ist.
Dieses Etikett der Superlative beanspruchen in diesem Jahr, wie kaum eine andere Metal
Band, ganz klar Nightwish. Gestützt durch die Major-Presse, dem immensen Support in
Finnland selber und hammergeilen Alben wie zuletzt "Once" stehen sie im Zentrum
der Gunst ihrer Fans, von denen eine ganze Menge (über 7000) nach Basel pilgerten. Das
Konzert war in Rekordzeit ausverkauft und im eBay kletterten die Ticket-Gebote bis auf 170
Franken rauf! Wer also keine Eintrittskarte mehr ergattern konnte, hoffte (vergeblich) auf
ein Zusatzkonzert, das aber trotz dem Versuch nicht mehr angesetzt werden konnte.
Glücklich also, wer sich in der Arena einfinden konnte. Als Support stand mit Sonata
Arctica eine weitere Top-Band auf dem Programm, die besser nicht hätte ausgewählt sein
können!
Sonata Arctica
Die St. Jakobs Arena als relativ neu gebauter Event-Tempel beherbergt normalerweise die
Eishockeyaner des EHC Basel, aber an diesem Abend wurde natürlich umständehalber auch
das Spielfeld vom schon zahlreich anwesenden Publikum in Beschlag genommen. Die Bühne sah
gleichzeitig mächtig und offen zugleich aus. Als die Lichter pünktlich um 20.00 Uhr
ausgingen, waren die Reaktionen der Fans schon ziemlich laut, was gleich für mächtig
Stimmung im Tempel sorgte. Die Band, eingehüllt in dicke Trockeneis-Nebel, legte gleich
volle Pulle mit "8th commandment" (ab dem Debüt-Album "Ecliptica" )
los. Nach "Victoria's secret" folgte mit "Broken" der erste Track des
neuen Albums "Reckoning night", der begeistert aufgenommen wurde. Selten habe
ich in der letzten Zeit eine Support-Band spielen sehen, die so gut ankam. Sänger Tony
Kakko war stimmlich absolut auf der Höhe und peitschte den Mob unablässig nach vorne.
Auch der Sound verbesserte sich laufend, wobei ich mich wohl zuerst mal an die
Klang-Charakteristik der Halle gewöhnen musste, schliesslich war ich ja das erste Mal an
diesem Ort. Selbstverständlich durfte im Set "Replica" (genial!), einer meiner
persönlichen Faves, nicht fehlen. Auch die im Voraus erschienene Single "Don't say a
world" wurde kräftig beklatscht. Während im Normalfall für die Anheizer nach 45
Minuten Schicht im Schacht ist, genossen Sonata Arctica quasi "Special
Guest"-Status und legten nochmals gute zehn Minuten nach. Dennoch verging die knappe
Stunde viel zu schnell. In dieser Verfassung hätten die Finnen locker einen Headliner-Set
spielen können, der allen gefallen hätte. Auf jeden Fall dürften Sonata Arctica an
diesem Abend wieder eine ganze Menge Fans dazu gewonnen haben!
Set-Liste (Teile davon) : "8th command", "Victoria's secret",
"Broken", "Replica", "Wolf & raven", "Don't say a
word", "..."
Nightwish
Nach etwas mehr als einer halben Stunde war es dann soweit: Nightwish enterten die Bühne
und sofort bebte die ganze Arena sowie mehr als 7000 Kehlen schrien sich fast die Lunge
aus dem Leib. "Dark chest of wonders" eröffnete den Reigen nach dem Intro und
der Sound kam nun voll brutal rüber. Unterstützt durch opulentes Licht und abermals
dichten Trockeneis-Nebel wurde ein richtiges Inferno angezettelt, das seinen ersten
(Pyro-) Höhepunkt mit meterhohen Feuersäulen zum Schluss des Openers fand, Hammer! Ohne
grosse Verschnaufpause ging es gleich weiter mit "Planet hell", das auch
megamässig daher kam. Tuomas Holopainen bearbeitete derweil seine Keyboards am
Bühnenrand wie ein Derwisch, während Bassist Marco Hietala (mit Kesici-Teufelsbärtchen)
für die tiefen Vocaleinlagen zuständig war. Gitarrist Emppu Vuorinen, der offensichtlich
nicht so gross ist, wirkte von hinten wie ein Zwerg, der aber seiner Klampfe ein
Klasse-Riff nach dem anderen und feinste Soli entlockte, während Drummer Jukka Nevalainen
für mächtig Druck von hinten sorgte. Tarja Turunen brauchte ein kurze Anwärmphase und
lief danach zur Höchstform auf. Gelegentlich liess sie ihr edles Haupt mit der langen
Mähne gar windmühlenmässig kreisen, was einfach nur geil aussah. Showmässig hatte man
bis auf ein grosses Backdrop nicht allzuviel Gimmicks auf der Bühne, aber das Licht und
die weiteren Pyro-Effekte sorgten auch so für ordentlichen Augenschmaus. Nach dem
anfänglichen Enthusiamus baute das Publikum unverständlicherweise etwas ab (typisch
Schweiz!), wurde aber von der Band entsprechend wieder "geweckt". Nach dem
Megadeth Cover "Symphony of destruction" wurde der zweite Teil des Konzertes mit
"Bless the child", einem der besten Nightwish Songs überhaupt, fortgesetzt. Wer
nun nicht auf den Füssen stand und abmoshte, schien wohl fehl am Platz oder nicht
begriffen zu haben, um was es eigentlich an so einem Anlass geht. Wie immer, wird es wohl
einige Leute in der Halle gehabt haben, die von Nightwish (vielleicht) bisher lediglich
"Nemo" kannten und dann wohl überrascht waren, so eine
metallische Breitseite vor den Latz geknallt zu bekommen. Klar folgte "Nemo" im
Zugabenteil und entfachte das Feuer unter den Fans nochmals zünftig. Überhaupt wurde
insgesamt eine ganze Latte an Pyros gezündet, die es wahrlich in sich hatten und
mindestens halbwegs an Iron Maiden zu "Powerslave" oder "Seventh
son..."-Zeiten heranreichten. Wo es Feuer hat, ist das Wasser nicht weit! Zuerst
dachte ich an eine Panne, als plötzlich vor der ersten Reihe eine bühnenbreite
Wasserwand nach unten fiel. Dieser "Special Effect" hatte es aber in sich und
setzte den gelungenen Gegenpol zum Werk der Pyro-Techniker. Zum Schluss bekamen die Finnen
noch je eine goldene CD überreicht, als Präsent für die guten Verkäufe bei uns. Nach
etwas mehr als 90 Minuten war das Konzert-Highlight des Jahres bereits Geschichte. Einen
oder zwei Songs mehr hätte es allerdings schon noch vertragen. Anyway, das Konzert war
superb und es wird nun interessant sein zu verfolgen, ob Nightwish auf diesem Level vom
Songwriting her bestehen, respektive anknüpfen können. Einziger (persönlicher)
Ablöscher dieses Abends war die extrem rauchgeschwängerte Luft (in erster Linie vom
Zigaretten-Rauch), die zum Zerschneiden dick war.
Set-Liste: "Dark chest of wonders", "Planet hell", "Deep silent
complete", ""Phantom of the opera", "Ever dream",
"Sleeping sun", "Symphony of destruction", "Bless the
child", "The kinslayer", "Wishmaster", "Dead boy's poem /
Slaying the dreamer", "Nemo", "Ghost love score", "Wish I
had an angel".
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