Einen stilistischen Gourmetmix boten die Veranstalter an
diesem Abend in der St. Jakobshalle, aber alle Bands haben eines
gemeinsam: das Zeug zum Headliner. Als Fan freut man sich natürlich,
drei Bands dieses Kalibers an einem Abend serviert zu bekommen, aber
war denn auch wirklich genug Fleisch am Knochen, oder musste man noch
einen Nachschlag bei der Bude um die Ecke holen?
Amorphis
Den ersten Gang absolvierten Amorphis. Ziemlich pünklich beginnen die
Finnen mit ihrem Set und scheinen, genau wie das Publikum, erst noch
in der Orientierungsphase zu sein. "Wo sind wir und was tun wir
hier?", scheint das Motto zu sein - das Schlagzeug wirkt links neben
dem mittig auf der Bühne platzierten Getränkestand (!) nicht optimal
aufgestellt, und die Musiker bewegen sich ziemlich spärlich. Wenn wir
schon beim Schlagzeug sind: die Becken dürften in einer so grossen
Halle tatsächlich auch verstärkt werden, das würde dem Sound helfen.
Aber auch das Publikum scheint noch nicht genau zu wissen, was hier
Sache ist. Nach und nach stolpern die Besucher in die Halle und nach
dem dritten Song gibt es zumindest die ersten Headbanger. Gespielt
werden neben Klassikern wie ‚Black Winter Day‘ auch ‚Hopeless Days‘
oder vom neusten Album ‚ Under The Red Cloud‘, welche souverän
präsentiert werden und durchaus über Livepotenzial verfügen. Schade nur,
dass nach einer halben Stunde bereits Schluss ist. Nicht der beste
Auftritt, den ich je gesehen habe, aber spätestens bei ‚House Of
Sleep‘ weiss ich wieder, warum ich die Band live einfach nur gut
finde.
Arch Enemy
Bei
Arch Enemy war ich mir im Voraus nicht so sicher, was ich erwarten
soll. Die Musik zählt jetzt nicht zu meinen persönlichen Favoriten,
wenngleich ich zumindest mit «Doomsday Machine» so die eine oder
andere Erinnerung verbinde und Angela auf der Bühne stets überzeugen
konnte. In Sachen Bühnenperformance steht die Neue jedenfalls
genauso gut da, sie springt und posiert, als würde sie den ganzen Tag
nichts anderes tun. Und das trotz ihrem Outfit, das direkt aus dem Game
"Tekken" stammen könnte. Das Zielpublikum scheint zumindest klar, und
da zähle ich mich leider nicht mehr dazu. Stimmung kommt in den
vorderen Reihen trotzdem auf, zumindest headbangen scheint bei den
jüngeren Generationen auch angekommen zu sein. Neben
Smartphone-Fotos gibt es also auch einige Besucher, die sich am
nächsten Tag durch die Nackenschmerzen an das Konzert erinnern
werden - schön. Bei mir bleibt dann auch nur der letzte Song
‚Nemesis‘ im Ohr, da dieser auf dem eben besagten Album einige Male
rotieren durfte. Ein nettes Konzert, aber halt noch immer nicht der
Hauptgang.
Nightwish
Dieser folgt nun mit Nightwish und einer gross inszenierten Show.
Es wurden keine Mühen und Kosten gescheut, um das Konzerterlebnis zum
Highlight werden zu lassen. Während dem ganzen Set laufen auf
riesigen Leinwänden stimmige Animationen, welche die Inhalte der
einzelnen Songs untermalen. Allerdings lenken diese fast etwas zu
sehr von den Hauptpersonen ab und provozieren zusammen mit den
grosszügig eingestreuten Pyros bei dem einen oder anderen
Konzertbesucher eine Reizüberflutung. Da lohnt sich vielleicht auch
einfach einmal die Augen zu schliessen und der vielseitigen Stimme
von Floor Jansen oder dem filigranen Spiel der Instrumentalisten zu
horchen. Spätestens beim abschliessenden Epos «The Greatest Show
On Earth» kehrt dann in der ganzen Halle Ruhe ein. Das für die
Liveshows umarrangierte und leicht gekürzte Stück fesselt die
Zuschauer, die erst nach wenigen Minuten aus der Schockstarre
erwachen und dann spontan zu klatschen, zu pfeifen und zu kreischen
beginnen. Nach dem gesprochenen Outro, welches einen ehrfürchtig
erschaudern lässt, ist eigentlich alles gesagt - das scheinen sich
auch Nightwish gedacht zu haben und verziehen sich ohne Zugabe in die
Katakomben. So bleibt am Ende die Erinnerung an einen
ereignisreichen Abend voller guter Musik, der einzig einige
soundtechnische Probleme als kleinen Wermutstropfen zu beklagen hat.
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