Livereview: Nightwish - Arch Enemy - Amorphis

28. November 2015, Basel - St. Jakobshalle
By Patricia L.
Einen stilistischen Gourmetmix boten die Veranstalter an diesem Abend in der St. Jakobshalle, aber alle Bands haben eines gemeinsam: das Zeug zum Headliner. Als Fan freut man sich natürlich, drei Bands dieses Kalibers an einem Abend serviert zu bekommen, aber war denn auch wirklich genug Fleisch am Knochen, oder musste man noch einen Nachschlag bei der Bude um die Ecke holen?

Amorphis

Den ersten Gang absolvierten Amorphis. Ziemlich pünklich beginnen die Finnen mit ihrem Set und scheinen, genau wie das Publikum, erst noch in der Orientierungsphase zu sein. "Wo sind wir und was tun wir hier?", scheint das Motto zu sein - das Schlagzeug wirkt links neben dem mittig auf der Bühne platzierten Getränkestand (!) nicht optimal aufgestellt, und die Musiker bewegen sich ziemlich spärlich. Wenn wir schon beim Schlagzeug sind: die Becken dürften in einer so grossen Halle tatsächlich auch verstärkt werden, das würde dem Sound helfen. Aber auch das Publikum scheint noch nicht genau zu wissen, was hier Sache ist. Nach und nach stolpern die Besucher in die Halle und nach dem dritten Song gibt es zumindest die ersten Headbanger. Gespielt werden neben Klassikern wie ‚Black Winter Day‘ auch ‚Hopeless Days‘ oder vom neusten Album ‚ Under The Red Cloud‘, welche souverän präsentiert werden und durchaus über Livepotenzial verfügen. Schade nur, dass nach einer halben Stunde bereits Schluss ist. Nicht der beste Auftritt, den ich je gesehen habe, aber spätestens bei ‚House Of Sleep‘ weiss ich wieder, warum ich die Band live einfach nur gut finde.


Arch Enemy
Bei Arch Enemy war ich mir im Voraus nicht so sicher, was ich erwarten soll. Die Musik zählt jetzt nicht zu meinen persönlichen Favoriten, wenngleich ich zumindest mit «Doomsday Machine» so die eine oder andere Erinnerung verbinde und Angela auf der Bühne stets überzeugen konnte. In Sachen Bühnenperformance steht die Neue jedenfalls genauso gut da, sie springt und posiert, als würde sie den ganzen Tag nichts anderes tun. Und das trotz ihrem Outfit, das direkt aus dem Game "Tekken" stammen könnte. Das Zielpublikum scheint zumindest klar, und da zähle ich mich leider nicht mehr dazu. Stimmung kommt in den vorderen Reihen trotzdem auf, zumindest headbangen scheint bei den jüngeren Generationen auch angekommen zu sein. Neben Smartphone-Fotos gibt es also auch einige Besucher, die sich am nächsten Tag durch die Nackenschmerzen an das Konzert erinnern werden - schön. Bei mir bleibt dann auch nur der letzte Song ‚Nemesis‘ im Ohr, da dieser auf dem eben besagten Album einige Male rotieren durfte. Ein nettes Konzert, aber halt noch immer nicht der Hauptgang.


Nightwish
Dieser folgt nun mit Nightwish und einer gross inszenierten Show. Es wurden keine Mühen und Kosten gescheut, um das Konzerterlebnis zum Highlight werden zu lassen. Während dem ganzen Set laufen auf riesigen Leinwänden stimmige Animationen, welche die Inhalte der einzelnen Songs untermalen. Allerdings lenken diese fast etwas zu sehr von den Hauptpersonen ab und provozieren zusammen mit den grosszügig eingestreuten Pyros bei dem einen oder anderen Konzertbesucher eine Reizüberflutung. Da lohnt sich vielleicht auch einfach einmal die Augen zu schliessen und der vielseitigen Stimme von Floor Jansen oder dem filigranen Spiel der Instrumentalisten zu horchen. Spätestens beim abschliessenden Epos «The Greatest Show On Earth» kehrt dann in der ganzen Halle Ruhe ein. Das für die Liveshows umarrangierte und leicht gekürzte Stück fesselt die Zuschauer, die erst nach wenigen Minuten aus der Schockstarre erwachen und dann spontan zu klatschen, zu pfeifen und zu kreischen beginnen. Nach dem gesprochenen Outro, welches einen ehrfürchtig erschaudern lässt, ist eigentlich alles gesagt - das scheinen sich auch Nightwish gedacht zu haben und verziehen sich ohne Zugabe in die Katakomben. So bleibt am Ende die Erinnerung an einen ereignisreichen Abend voller guter Musik, der einzig einige soundtechnische Probleme als kleinen Wermutstropfen zu beklagen hat.