Während es draussen noch ordentlich kalt war, fand
drinnen in der Luzerner Schüür das Konzert der Band Obituary statt.
Diese Tatsache erfreute die Herzen der Fans der extremen Musik.
Ausgerechnet Obituary gelten als Bewahrer des Death Metal der
kalifornischen Schule. In den fernen 80er Jahren gelang es der
Band, ihren eigenen Sound zu finden. Im Gegenteil zu Death,
Morbid Angel oder Malevolent Creation erschufen die Musiker von
Obituary einen sehr teigigen, pappigen Sound, denn sie
komponierten nicht schnelle Musik, sondern solche im mittleren
Tempo. Heutzutage gilt diese Art des Klanges als Klassiker und sie
liegt der Musik jeder moderner Band zugrunde. Am Anfang des Abends
traten die jungen Band Rotting Repugnancy aus Großbritannien auf,
und sie bevorzugen ebenso ein mittleres Tempo. Dann folgten noch die
deutsche Thrash Metal Band Dust Bolt sowie die englische Gruppe M-Pire
Of Evil vor dem Auftritt von Obituary.
Rotting Repugnancy Das Konzert fing früh an. Schon um
zehn vor neun erschienen die Musiker der ersten Vorgruppe Rotting
Repugnancy auf der Bühne. Voriges Jahr gaben sie ihr erstes
vollformatiges Album «Path Of The Diminished» heraus, teilte uns
Frontmann Iain mit. Die Gruppe hinterliess mir einen guten
Eindruck, und ich war ehrlich gesagt verwundert, dass die Band erst
vor kurzer Zeit gegründet worden war. Der stimmliche Umfang des
Sängers Iain ist sehr gross und variantenreich. Er benutzt nicht nur
traditionelles Growlen, sondern auch gutturales, wodurch die Musik
noch extremer wirkt. Die Briten spielten ein bisschen mehr als eine
halbe Stunde. Während dieser kurzen Zeit spielten sie nicht nur
Kompositionen aus dem letzten Album, sondern auch einige Songs von
der EP-Debütplatte: Wirklich boshaft erklang die Komposition «And
The Day Shall Dawn With Fire». Die Truppe war jedoch sehr gut
eingespielt, und deswegen gelang es ihr, das Interesse der Fans
dieses Genres zu wecken.
Dust Bolt Die
Szenerie für die nächste Band wurde echt in erstaunlichen nur fünf
bis zehn Minuten für die nächste Band neu ausgestattet. Auf der
Bühne sah man farbige Poster mit der Abbildung vom letzten
Plattencover «Awake The Riot». Und um halb
zehn erschallte das traditionelle akustische Thrash Metal-Intro. Dust
Bolt ist eine hochtalentierte, deutsche Old School-Thrash
Metal-Gruppe, die sehr geschickt die Atmosphäre des Beginns und der
Mitte der 80er – also der goldenen Zeit des Thrash Metal-Genres -
wiedergibt. Auch dieses Mal war es keine Ausnahme: Die Jungs
sprangen auf die Bühne und
weckten
den Saal schon mit den ersten Riffs auf. Ich bin mir sicher, dass
der Auftritt von mindestens einer Thrash Band auf jedem Metal-Konzert
lebenswichtig ist. Ich muss sagen, dass die bunt zusammen-gewürfelte
Gruppe Dust Bolt auf der Bühne einfach toll arbeitete. Der Sänger
und Rhythmus-Gitarrist Lenny unterhielt sich sehr viel mit den
Zuschauern auf deutsch. Er liess das Publikum machen, was er wollte.
Zum Beispiel machte er mit den ersten Reihen ab, dass die Zuhörer in
der Mitte eines Songs nach vier Riffs in der Pause in die Mitte des
Raumes springen sollten. Ein paar Fans machten mit. Aber ich muss
ehrlich zugeben, dass die Meute sehr schwer zu animieren und
manipulieren war. Und man muss auch erwähnen, dass Dust Bolt es
ziemlich schwer hatten. Die Old School-Death Metal-Fans
unterscheiden sich halt sehr von den Liebhabern des Thrash oder Heavy
Metal-Genres. Es ist keine leichte Aufgabe, eine düstere, brutale
Menschenmenge aufzulockern und zum Mitmachen zu bewegen. So nahmen
viele Anwesende daran nicht teil und nur wenige machten es den
springfreudigen jungen Musikern nach. Die Band hat ein interessantes
und vielfältiges Material, und die Jungs selbst zeigten ihre
Geschicklichkeit. Jedem Musiker gelang es, sich von seiner besten Seite
zu zeigen, denn jeder hatte gute Chancen, sich und sein Können ein
bisschen abgesondert von den anderen Gruppenmitgliedern zu zeigen.
Ich möchte unterstreichen, dass diese deutsche Thrash-Band Metallica
zum Vorbild hat, und deswegen erfreute uns der Sologitarrist mit
tollen Solomelodien. Ein extra Dankeschön an ihn dafür.
M-Pire Of Evil Ungefähr halb neun kam die Band
M-Pire Of Evil auf die Bühne. Diese Band wurde von zwei Musikern
gegründet: Jeff "Mantas" Dunn und Tony „Demolition“
Dolan, die zu verschiedenen Zeiten mal bei den legendärem Venom
gespielt hatten. Mit den ersten Riffs wurde allen klar, dass
die Veteranen fit und bereit sind, uns noch sehr lange Zeit
mit ihren geschickten Gitarrenmelodien und scharfzüngigen Texten
zu erfreuen. Während des 45-minütigen Auftritts gelang es der Band,
nicht nur das
Publikum mit schwerer Musik zu bombardieren, sondern auch, sich
immer wieder mit ihren Fans zu unterhalten. Besonders oft führte der
Bassist und Sänger Demolition schwungvolle Reden. Er versuchte, die
Idee hinter beinahe jedem Song zu erläutern. Man muss dazu sagen, dass die
Philosophie dieser Old School Metal-Band, derer Musik zwischen Venom
oder Motörhead anzusiedeln ist, vielen Anwesenden vertraut ist.
Deswegen standen schon viel mehr Leute vor der Bühne im Vergleich zu
den Auftritten der vorherigen Bands. Übrigens spielte die Band die
bekannteste Komposition von Venom, „Black Metal“, in der Mitte des
Sets. Diese Komposition verlieh bekanntlich diesem ganzen Metal-Genre den Namen.
Aber Dolan war von der Saalreaktion her etwas enttäuscht, es schien ihm,
dass das Publikum auf den Auftritt der Band nicht genug aktiv
reagierte und deswegen stellte er wiederholt die gleiche Frage: „Leute, warum
seid ihr so still?!“. Aber ich glaube, das Problem lag daran, dass
die Zuschauer seinen gottesfeindlichen Reden in Englisch sehr
aufmerksam lauschten. Man kann man dadurch den Mangel an emotionaler
Unterstützung erklären. Die letzte Rede des Gitarristen war
freundlicher. Er bedankte sich bei allen für die Unterstützung und
versprach, auch weiter auf demselben Niveau zu bleiben. Es war klar,
dass diese Engländer es ernst meinen und wir sie noch mehrmals hören
werden, aber dann schon eher als Headliner.
Obituary
Kurz nach halb elf Uhr war alles für den Auftritt des Headliners
Obituary bereit. Am Anfang des Jahres begab sich die Band auf
Europa-Tournee zur Unterstützung ihres neuen Albums "Inked In
Blood". Genau aus diesem Grund begann man den Auftritt mit "Vision
In My Head", einer der neuen Kompositionen. Im Rahmen dieser Tour
spielen Obituary beinahe in ihrem originalen Personalbestand. Wie immer
fiel das
Duo
um Sänger John Tardy und Rhythmus-Gitarristen Trevor Peres auf. Bassist
Terry Butler und der neue Gitarrist der Band, Kenny Andrew,
blieben im Schatten ihrer berühmten Kollegen. Es schien, dass sich
Kenny vor der Kamera verstecken wollte und deswegen sehr weit vom
Bühnenzentrum in der dunkelsten Ecke stand, und das gefiel mir
nicht. Er machte so den Eindruck, dass er sich nicht als Teil der
Gruppe fühlte, und es wirkte sich auf den Klang aus. Es scheint mir,
dass einige Duos besser, schwerer und umwerfender wirken könnten.
Aber es ist wahrscheinlich wegen der Tatsache, dass Kenny erst seit
Kurzem in dieser Band als Gitarrist fungiert. Einmal sagte John
Tardy in einem Interview, dass sie laufend Songs von allen Alben in jedes
Konzert einfliessen lassen werden. Und er hielt sein Wort, auch
dieses Mal. Man spielte dabei die ältesten, langzeiterprobten Kompositionen.
Ich freute mich sehr über die früheren Werke «Til Death», «Stinkpuss» und
«Slowly We Rot». Ich kann noch ergänzen, dass es sehr
interessant war, John zu beobachten: Er kehrte sich vom Publikum
ab, und es sah so aus, als ob er mit seinem Drummer ein Duett gesungen
hätte. In diesem Moment geschah dann etwas Besonderes: Als ob
Verwandtschaftsbande den beiden Musikern eine besondere Kraft verlieh. Nach
diesen „Kontakten" bombardierte John die Zuhörer mit seiner
wuchtigen Stimme. Mein Fazit: Obituary sind immer noch sehr
energievoll und interessant zugleich, sie ändern sich kaum. Nur die
Haarlänge hat im Verlauf von dreissig Jahren zugenommen!
Setliste: «Centuries Of Lies» - «Visions In My Head» - «Infected» -
«Intoxicated» - «Bloodsoaked» - «Immortal Visions» - «Til Death» -
«Don't Care» - «Violence&» - «Stinkpuss» - «Back To One» - «Dead Silence» -
Zugaben: «Back On Top» - «I'm In Pain» - «Inked In Blood» - «Slowly We
Rot».
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