Was für ein tosender Wochenstart! Der Montagabend stand ganz
im Zeichen der kalifornischen Death Metaller von Obituary. Die Band
um die doch langsam in die Jahre gekommenen Brüder John und Donald
Tardy war das Highlight des Abends. Um die Stimmung aber im Vorfeld
so richtig anzuheizen, wurden die ebenfalls aus Kalifornien
stammenden Melodic Thrasher Exmortus und die westschweizer Melodic
Deather von Voice Of Ruin verpflichtet. Während mehr als drei
Stunden malträtierten sie die Trommelfelle der Besucher.
Voice Of Ruin
Voice Of Ruin sind mittlerweile auch hierzulande kein völlig
unbeschriebenes Blatt mehr. Gegen 19:30 Uhr ertönten die ersten
Takte von „Disgust“ ab ihrem aktuellen Album „Purge & Purify“. Der
durchaus noch junge Fünfer legte aber ganz schön fett los und zeigte
dem Publikum was in ihnen steckt. Technisch ausgefeilt mit
donnernden Riffs bombardierten sie das Publikum, das sich äusserst
angetan von dem zeigte, was ihm geboten wurde. Selbstverständlich
war dies nicht, da die erste Band des Abends doch meistens etwas um
Aufmerksamkeit zu kämpfen hat. Sänger Randy hat das Publikum immer
schön mit einbezogen und auf charmante Art, mit französischem Akzent
eingeladen, noch etwas näher an die Bühne heran zu treten. Als das Eis
schliesslich gebrochen war und der Funke übersprang, lieferten die
Jungs aus Nyon ein wahres Metal-Gewitter im Kofmehl ab. Nach einem
relativ kurzen Set aber erfreut überhaupt vor so grossen Namen einen
Auftritt zu haben, räumten Voice Of Ruin schliesslich den Platz und
überliessen Exmortus das Feld. Sie widmeten sich nach dem Gig noch
brav ihren Fans und betreuten im Foyer ihren Merchstand.
Setliste: «Disgust» «Vioces From The Ruins» «Blood Of Religions»
«Snakes In My Head» «Time For Revenge» «Animal Kingdom» «I Confess»
«All Hail The King» «Horns»
Exmortus
Noch nie gehört habe ich im Vorfeld von der zweiten Kombo des Abends
– Exmortus. Die Band spielt Thrash Metal mit Einflüssen der New Wave
Of British Heavy Metal und Spielarten des Extreme-Metal, sowie
akustischen Einschüben. Herausragend war die Leistung der
Instrumentalisten, welche vortrefflich und beeindruckend an diesem
Abend fungierten. Insbesondere die Gitarrenarbeit mit häufig
zweistimmigen Leads wäre sehr abwechslungsreich gewesen, wenn der
Mischer keinen schlechten Tag erwischt hätte. Es war
einfach
nur laut, verdammt laut, was doch extrem schade war, denn Exmortus
legten wahre Spielfreude an den Tag, doch es kam nicht bis zum
Publikum. Gitarrensoli und eigentlich geile Arrangements gingen
einfach in einem Brei aus Lärm unter. Da mich dieser Umstand etwas
verunsicherte, fing ich an zu wandern und suchte mir verschiedene
Standorte in der Hoffnung, doch noch in einer Ecke den perfekten
Sound zu finden. Leider vergebens. Meine Stimmung war etwas getrübt
aber dem Grossteil des Publikums schien dieser Umstand nichts
auszumachen. Die Fans in den vorderen Reihen feierten ihre Idole so
richtig ab. Ordentlich brutal, aber zu keiner Zeit das richtige Mass
an Melodie vergessen. Dies wäre eigentlich der Grundsatz der
Kalifornier, aber das kam an diesem Abend mehr als zu kurz. Von dem
Ganzen aber unwissend oder einfach unbeeindruckt, spielte die Truppe
um „Conan“ freudig ihr gut einstündiges Set und liess sich immer
wieder feiern wie Könige, wohlwissend dass die wahren Könige erst
noch anstanden. Der Crowd gefiel es und unter frenetischem Applaus
verliessen Exmortus die Bühne.
Obituary
Dann kam die Band des Abends. DIE Death Metal Legende aus Florida,
teilweise schon fast abgeschrieben, aber seit ihrem Kracheralbum
„Obituary“ wieder voll da und besser denn je. Vom ersten Ton an
überzeugten Tardy’s & Co. das restlos begeisterte Publikum. Der Raum
war mittlerweile ordentlich gut gefüllt und ein Durchkommen zum
Fotografieren erforderte Geschick oder ausgefahrene Ellenbogen. Den
einen oder anderen Ellenbogen bekam man schliesslich auch im Rücken
zu spüren, da die Zuschauer urplötzlich in Pogolaune waren. Menschen
und Bier flogen durch die Luft, was einigen Handyfilmern ganz schön
missfiel. Nun, wer an einem Metal-Gig in vorderster Front ungestört
seine verwackelten Erinnerungen auf Chip bannen will, hat eben über
kurz oder lang verschissen! John Tardy schien dieses Gerangel
jedenfalls zu amüsieren, denn er hatte an diesem Montag wohl einen
guten Abend erwischt. Fleissig reagierte er auf die sich
wiederholenden „John-Rufe“ der Fans und klatschte diese brav ab. Wie
ein Tiger im Zoo und mit einem steten Lächeln im Gesicht, trottete
er in der ewiggleichen Armeehose und schwarzem Pulli vom einen
Bühnenende zum anderen, um seine Bandkollegen zu herzen. Auch Donald
an den Drums legte derart viel Spielfreude an den Tag, dass es
einfach riesig Spass machte ihm zuzuschauen. Er malträtierte die
Felle seines Drumkits derart präzise, dass man am Bühnenrand die
dumpfen Schläge in der Bauchgegend spüren konnte. Die Soundqualität
war nach Exmortus wieder eine
Wohltat,
ja gerade zum Hinknien gut! Die scharfen Gitarrenriffs schnitten
sich beinahe ins Fleisch, die Schlagzeugsalven prasselten wie Keulen
auf einen hernieder und der kehlige Gesang John’s jagte einem den
Schauer über den Rücken, als wären die lebenden Toten hinter einem
her. Die Zeit verging wie im Flug und Obituary hatten bis dahin
schon einen knackigen Mix aus ihrem bisherigen Schaffen unter die
Leute gebracht. Als sie die Bühne das erste Mal verliessen, war der
Saal dunkel und nur das Logo der Band war im Hintergrund erleuchtet,
was schon hammer aussah. Lautstark forderte das Publikum „Slowly We
Rot“, was es nach kurzem Warten dann auch noch bekam. Die letzten
Kräfte wurden mobilisiert, um im schnellen Teil noch einmal richtig
abshaken zu können. Jetzt bekamen auch die hintersten sowie die
vordersten Reihen mit, welche Energie die Band in den Leuten
umzusetzen vermochte, denn wer sich nicht rechtzeitig zurückzog,
konnte garantiert unfreiwillig schales Bier vom Fussboden lecken.
War für ein geiles Konzert der Metal-Senioren. Da bleibt nur zu
hoffen, dass Obituary so weitermachen und hell yeah, keep on rockin‘
guys!
«Redneck Stomp» «Sentence Day» «Visions In My Head»
«Chopped In Half» «Turned Inside Out» «Find The Arise» «A Lesson In
Vengeance» «Brave» «Dying» «No» «‘Til Death» «Don’t Care» «Turned To
Stone» «Straighed To Hell» «Slowly We Rot»
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