Livereview: Obscura - Spawn Of Possesion - Gorod - Exivious
26. März 2012, Zürich - Dynamo Werk 21
By Natalia N.

Als ich erfuhr, dass «Meh Suff!» das Festival «Obscura – Omnivium Europe 2012» organisiert, entschied ich mich sofort, dass ich diesen Event unbedingt besuchen werde. Die deutsche Band Obscura, das schwedische Kollektiv Spawn Of Possession und die Franzosen von Gorod sind Leader im europäischen Progressive/Technical/Death Metal. Ausserdem war ich dadurch angenehm überrascht, dass die holländischen Experimentatoren Exivious, die Jazz/Fusion Metal spielen, an jenem Abend als aufwärmende Band auftraten. Wenn man solch einen Event zu besuchen plant, braucht man keinen Zweifel daran zu haben, dass man ins Epizentrum von progressiver und epischer Musik geraten wird. Höchstgeschwindigkeit, schwierige Gitarren- und Basspartien und ein komplizierter Rhythmus — das sind alles integrierte Besonderheiten dieses Genres. Selbstverständlich waren dort auch viele interessante Gitarrenmodelle und verschieden-artige 5- und 6-saitige Bassgitarren zu sehen. Danke sehr, Meh Suff! Trotzdem schien die "Halle" für solch einen Event etwas zu klein zu sein.

Exivious
Als die Musiker von Exivious die Bühne betraten, klatschten die Zuschauer Beifall. Schon vor dem Konzert war es klar, dass die Band ihre treuen Fans hat, die von der neuen Ära im Leben der Band seit Januar 2012 inspiriert sind. Ich habe keine Ahnung, warum man beschloss, die Band ins Leben zurückzurufen, aber es scheint mir, dass das Ankommen des Schlagzeugers Yuma Van Eekelen von Pestilence eine wichtige Rolle dabei spielte. Ich freute mich sehr, als ich diesen talentierten Musiker bei Exivious spielen sah. Er spielte seine Jazz-Partien ebenso grossartig wie auch die Blast Beat-Kaskaden, die er noch im Herbst beim Konzert von Pestilence auf der Doppelbasstrommel spielte. Diesmal hatte er nur eine Basstrommel. Die Zuschauer genossen sein wunderbares Spiel auf den kleinen Trommeln und Tschinellen. Im Grossen und Ganzen ist die Musik aus dem einzigen Album von Exivious «Ripple Of A Tear» so kompliziert wie der Weltraum, aber die Musiker verstehen es, die Aufmerksamkeit der Zuschauer zu fesseln, obwohl der musikalische Stoff kompliziert und hochintellektuell ist und obwohl nicht gesungen wird. Der Band gehören zwei Ex-Teilnehmer der Band Cynic an, und zwar Bassist Robin Zielhorst und Gitarrenspieler Tymon Kruidenier, der meisterhafte Modulationseffekte darbot. Eben Tymon, der seine Gitarre fest fasste, ging gut mit dem Publikum um, indem er eine kurze Dankesrede hielt. Eine meisterhafte Mischung von komplizierten Basspartien und Gitarrensoli prägte am meisten das Lied «Waves of Thought» und die Komposition «Time And Its Changes», die als vorletzte gespielt wurde. Bevor «Asurim» gespielt wurde, erklärte Tymon, dass es die trübste Komposition bei diesem Auftritt sei. Beim Spielen liess der Gitarrenspieler Michel Nienhuis sein Musikinstrument ungewöhnlich klingen: Dank dem speziellen elektrischen Handbogen Ebow klang die Gitarre einer Geige ähnlich. In einer halben Stunde spielten die Musiker fünf Lieder.

Gorod
Dann traten die Musiker von Gorod auf die Bühne, begleitet von einem Intro aus ihrem neuen Album «A Perfect Absolution». Und was weiter passierte, bezeichnen die Journalisten gewöhnlich als «eine echte Explosion», indem sie die stürmische Reaktion des Publikums auf den Auftritt der Band beschreiben. Und das ist keinesfalls eine Übertreibung! Die starke Energie und der grenzenlose Enthusiasmus von den Musikern stimmte jeden heiter. Das Publikum reagierte aktiv nicht nur auf jedes neue Lied, sondern auch auf jede Gitarren- oder Basspartie, und auch immer, wenn der Sänger vom Guttural oder Grunting zum Screamo wechselte. Im Jahre 2012 liess diese Band ihr bestes Album veröffentlichen, das mehrere Elemente von den besten Progressive Metal-Releases mit einbezieht. Der Komponist und Gitarrenspieler Mathieu Pascal gewährte jedem Track nicht nur einen einzigartigen Klang, sondern auch eine profilierte Melodik. An jenem Abend wurden die besten Kompositionen aus diesem Album gespielt, z.B. «Birds Of Sulphur», «The Axe Of God» und «Carved In The Wind», zu welcher die Zuschauer stürmischen Beifall klatschten. Wenn sie diesen erstklassigen musikalischen Stoff mit dem Djent-ähnlichen Klang von den siebensaitigen Gitarren von Mathieu und dem zweiten Gitarrenspieler Nicolas Alberny sowie mit den ausdrucksvollen und starken Basspartien von Benoit Claus multiplizieren, dann ergibt sich ein tätiger Vulkan, der ständig mit neuen Hits ausbricht. Ich kann genau sagen, dass der neue Sänger Julien «Nutz» Deyres das Schaffen der Band mit originellen lyrischen Ideen bereicherte. Nachdem sich dieser Sänger der Band angeschlossen hatte, erwarb sich die Band einen echt wunderbaren Showman für ihre Live-Auftritte. Nutz ist artistisch, dynamisch und sehr charmant. Aber auch die anderen Musiker dieser Band besitzen ein starkes Charisma. Die Mimik und die Basstechnik von Benoit Claus sind nicht zu beschreiben – in seiner Leidenschaft schlug er die Saiten mit seiner Faust und tastete sie sogar mit seiner Zunge! Supertechnisch spielt auch der Schlagzeuger Samuel Santiago, der das Core-Trommeln mit dem sinkopierten Rhythmus kombiniert, was für Progressive Metal so typisch ist. In einer halben Stunde spielte diese Band auch die besten Lieder aus den zwei vorigen Alben «Process Of A New Decline» und «Leading Vision».

Spawn Of Possession
Nach einer kurzen Pause betraten die legendären Schweden Spawn Of Possession die Bühne. Die Hauptintrige bestand darin, dass der talentierte deutsche Gitarrenspieler Christian Muenzner, der in drei Bands spielte, im Rahmen von dieser Tournee sowohl bei Spawn Of Possession, als auch bei Obscura spielen musste. Aber wegen der Diagnose Focal Dystonia beschloss er seine linke Hand nicht zu belästigen und trat deswegen nur bei Obscura auf. Stattdessen beteiligte sich am Konzert Danny Tunker. Der Sänger Dennis Röndum stellte ihn dem Publikum als ersten vor, bevor das Lied «Cabinet» aus dem Debutalbum 2003 gespielt wurde. Meiner Meinung nach schaffte er die ihm gestellte schwierige Aufgabe ganz erfolgreich. Die Band konzentrierte sich auf die Tracks aus den Alben «Cabinet» (2003) und «Noctambulant» (2006), das äusserst schnellen Brutal/Death repräsentiert. Aus dem neuen Album wurde nur die Komposition «Where Angels Go Demons Follow» gespielt, vor welchem Dennis mitteilte, dass die Band nach einer sechsjährigen Unterbrechung endlich neuen musikalischen Stoff geschaffen hat. Es war zu sehen, dass Dennis eben alte Lieder mit grossem Vergnügen spielt. Vor «Lash By Lash» erklärte er, dass er dieses Lied nach den Bitten von einigen treuen Fans spielen wird, die die Band in dieser Tournee begleiten und von Stadt zu Stadt Spawn Of Possession folgen. Einige begeisterte Stimmen aus dem Publikum bestätigten seine Worte.

Setliste: «Swarm Of The Formless» - «Hidden In Flesh» - «Where Angels Go Demons Follow» - «Spawn Of Possession» - «Dead Grotesque» - «Lash By Lash» - «Church Of Deviance».

Obscura
Die Festival-Headliner Obscura erschienen auf der Bühne in Begleitung des akustischen Gitarrenintros aus dem neuen Album «Omnivium». Die Zuschauer vertieften sich in die Atmosphäre des finsteren, endlosen, jedoch schönen Weltraums. Es ist nicht zu bezweifeln, dass Obscura echt meisterhaften musikalischen Stoff zu schaffen wissen, deswegen war ihr Auftritt sehr festlich! Trotzdem konnte sogar solch eine erfolgreiche Band wie Obscura in der letzten Zeit einige Änderungen im Bandbestand nicht vermeiden. Der berühmte Bassist Jeroen Paul Thesseling, der zum Schaffen vom neuen Album viel beigetragen hatte, verliess in diesem Herbst sowohl Obscura als auch seine zweite Band Pestilence. Wer hat denn diesen meisterhaften Bassisten ersetzt? Der junge Bassist Linus Klausenitzer ist jetzt ein Vollmitglied der Band. Seine Basspartien klangen sehr sicher und deutlich. Aber der Bass schien mir sehr ungewöhnlich zu sein - er hatte einen massiven Körper mit sechs Saiten, aber es war nicht fretless. Der Gitarrenspieler Christian Muenzner hat das höchste Lob verdient. Trotz der Diagnose Focal Dystonia (teilweiser Verlust des Muskeltonus) wurden seine komplizierten, epischen Soli grossartig gespielt. Auch vom Schlagzeuger Hannes Grossmann war ich total begeistert. Er war der Erste, der die Bühne betrat, und er prüfte die komplizierte Trommelanlage während einer langen Zeit, bevor die anderen Musiker auf der Bühne erschienen. So viele verschiedene Trommeln und Tschinellen in einer Anlage habe ich noch nie gesehen! Vor kurzem liess er eine DVD herausgeben, die ‘Progressive Concepts For The Modern Metal Drummer’ heisst und Lernmaterialien enthält. Besonders schön wurde das Programm dank seinem längeren Drum-Solo, das stürmischen Beifall verdient hat. Einen positiven Eindruck machte auf mich auch der Leader und der geistige Anreger der Band, Sänger und Gitarrenspieler Steffen Kummerer, der harsch singt, was für Death Metal sehr untypisch ist. Er erfüllte auch die Funktion von einem Conferencier und erklärte fast jedes nächste Lied. Die Set-Liste bestand aus den Liedern aus dem letzten Album sowie aus dem vorigen Album «Cosmogenesis» (2009). Es ist kein Geheimnis, dass die Musiker von Obscura Nachfolger des späteren Schaffens von den legendären Death-Bands sind.

Setliste: «Septuagint» - «Vortex Omnivium» - «Incarnated» - «Orbital Elements» - «Universe Momentum» - «Ocean Gateways» - Drum Solo, «Noospheres» - «The Anticosmic Overload» - «Centric Flow» - «Flesh And The Power It Holds (Death Cover)».