Es werden sich bestimmt einige Wichtigtuer
fragen, was ein Livereview von Faun und Omnia bei Metal Factory
verloren hat. Ich bin der Meinung, dass der so genannte Pagan-Folk
von Omnia optimal in die Szene hineinfliesst und auch der eher
mittelalterlich angehauchte Folk von Faun problemlos zu Metalfactory
passt. Dazu kommt noch, dass Folklore ein wichtiger Bestandteil im
Metal geworden ist, ohne den viele Bands mit Sicherheit keinen
Erfolg verzeichnen könnten. Als weiteren Aspekt ist noch zu
erwähnen, dass auch die heidnische Kultur in der Metalszene enorm
zunimmt, oder trägt im Moment nicht jeder Zweite einen Mjölnir (Thor’s
Hammer) um den Hals (was mir fürchterlich auf die Nerven geht, da
dieses wertvolle Symbol schamlos in den Dreck gezogen wird)? Aber
jetzt wieder zum Konzert, welches im wunderschönen Schloss in Thun
stattfand und so auch gleich das optimale Ambiente aufwies. Die
beiden Bands haben untereinander ausgemacht, sich bei den Auftritten
zu unterstützen um dem Publikum eine noch vielfältigere
Instrumentenpalette vorzustellen. Ich war sehr gespannt, denn obwohl
ich beide Bands relativ gut kannte war es eine Premiere für mich.
Omnia
Das Obergeschoss des Schlosses füllte sich allmählich, und der
Organisator machte die Zuschauer darauf aufmerksam, nicht wie wilde
Affen auf dem Boden herumzuhüpfen, da der Schlossboden womöglich
nicht das gesamte Gewicht aushalten würde. Nach dieser leicht
beunruhigenden Nachricht machten es sich die vier Kelten von Omnia
auf der Bühne bequem. Sic, der Sänger fragte die Menge, ob er in
Deutsch oder Englisch sprechen sollte. Die Zuschauer waren auf
seiner Seite und entschieden sich für Englisch, was ihm wohl
entgegen kam, da er dankend abwinkte und zum ersten Song ansetzte.
Anfangs wirkte die Musik von Omnia zu leise, was sich dann aber
glücklicherweise rasch änderte. Nach Songs vom Album „Pagan Folk“
und „Crone Of War“, den bisher einzigen Alben von Omnia (mal
abgesehen vom Live-Album und der Dance-Remix-CD) wurde Sic plötzlich
nervöser und erzählte uns, dass sie was vom neuen Album spielen
werden. „Wytches’ Brew“ hiess das Stück, und es war im ähnlichen
Omnia-Stil
aufgebaut.
Übrigens, wer Omnia nicht besonders gut kennt, dem sei es sehr ans
Herz gelegt, nicht bloss einen Song von der Band anzuhören, da sie
Folklore aus allen Ländern und Kulturen in ihre Musik einbauen, und
so ist immer wieder etwas Spezielles und Neues herauszuhören. Nebst
der Musik an sich erzählte Sic immer wieder was über den Song und
die Texte, er machte einen sympathischen Eindruck und hat mit etwas
Humor und viel Wissen jede Pause perfekt genutzt, um dem Publikum
die Musik noch näher zu bringen. Die gesamte Band zeigte eine enorme
Spielfreude, und spätestens bei „The Raven“, einem sehr
mitreissenden, traurigen Song, sollte jedem Zuschauer klar gemacht
worden sein, wie viel Genialität und Köpfchen hinter diesen vier
Musikern steckt. Die Instrumentenvielfalt kann an kaum an zwei
Händen abgezählt werden, diverse Flöten, Hörner, Muscheln, alte
Gitarren, Tamburine, Dudelsäcke, eine Harfe, ein ausziehbares ‚Didgeridoo’
und viele andere Sachen wurden verwendet, um die Musik noch
atemberaubender zu gestalten. Nicht zu vergessen sind aber auch noch
die beiden Stimmen von Vic und Jenny, welche beide vorzüglich
klangen und sich genial abwechselten. Höhepunkt des Auftrittes war
das römische Stück „Teutates“, welches mit Rüdi, Lisa und Fiona von
Faun gespielt wurde.
Faun
Nach dem grossartigen Auftritt von Omnia mussten sich die deutschen
Faune erheblich ins Zeug legen, um nicht eine Enttäuschung
darzustellen. Das Publikum erwartete viel von Faun, viele sind bloss
ihretwegen gekommen und haben relativ viel Geld (50.-) bezahlt. Die
Band machte einen sehr fröhlichen Eindruck und liess gleich mal die
Fetzen fliegen. Dank des Computers und des Synthesizer
kamen Faun sehr druckvoll daher und waren auch von der Lautstärke
her ein wenig angriffiger als zuvor Omnia. Im Gegensatz zu ihren
Vorreitern hatten Faun ihr neues Album bereits herausgebracht und
konnten so auf vier Alben zurückgreifen. Trotzdem waren im
Vordergrund meistens die Dudelsäcke und Flöten zu hören, was aber
die Abwechslung nicht schmälerte, da die Deutschen eine riesige
Instrumentenauswahl zur Verfügung hatten. Es ist mir schleierhaft,
wie sie immer genau wussten, welche Instrumente bei welchem Song
benutzt werden mussten. Sänger Oliver zeigte eine hervorragende
Leistung und konnte seine über sechzehnjährige Erfahrung vollkommen
unter Beweis stellen. Allgemein wirkten die Musiker sehr
konzentriert, und nur selten kam eine Lockerheit auf. Viel zu sehr
waren Faun mit der Musik beschäftigt, die sie aber ohne Frage
meisterlich vortrugen. Ich hatte halt ein wenig Schwierigkeiten mit
den ewigen Mittelalterklängen, da ich nicht der grösste Freund
dieser Musik bin, aber dafür begeisterten mich die Flötenparts umso
mehr. Die Synthesizereffekte sind ein weiterer Teil, den ich bei
Faun bemängle. Klar, der Computer gibt Power, aber er verfälscht das
geniale, folkloristische Bild, das eigentlich niemand so gut
hinkriegt wie Faun. Ansonsten war ihr Auftritt schlicht perfekt, die
Zusammenarbeit mit den Omnia-Mitgliedern ein Zuckerschmaus und der
entblösste Oberkörper von Sänger Oliver ein Hingucker für jede Dame.
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