Livereview: Faun - Omnia
06. Juli 2007, Schloss Thun
By Yannick S.
Es werden sich bestimmt einige Wichtigtuer fragen, was ein Livereview von Faun und Omnia bei Metal Factory verloren hat. Ich bin der Meinung, dass der so genannte Pagan-Folk von Omnia optimal in die Szene hineinfliesst und auch der eher mittelalterlich angehauchte Folk von Faun problemlos zu Metalfactory passt. Dazu kommt noch, dass Folklore ein wichtiger Bestandteil im Metal geworden ist, ohne den viele Bands mit Sicherheit keinen Erfolg verzeichnen könnten. Als weiteren Aspekt ist noch zu erwähnen, dass auch die heidnische Kultur in der Metalszene enorm zunimmt, oder trägt im Moment nicht jeder Zweite einen Mjölnir (Thor’s Hammer) um den Hals (was mir fürchterlich auf die Nerven geht, da dieses wertvolle Symbol schamlos in den Dreck gezogen wird)? Aber jetzt wieder zum Konzert, welches im wunderschönen Schloss in Thun stattfand und so auch gleich das optimale Ambiente aufwies. Die beiden Bands haben untereinander ausgemacht, sich bei den Auftritten zu unterstützen um dem Publikum eine noch vielfältigere Instrumentenpalette vorzustellen. Ich war sehr gespannt, denn obwohl ich beide Bands relativ gut kannte war es eine Premiere für mich.

Omnia
Das Obergeschoss des Schlosses füllte sich allmählich, und der Organisator machte die Zuschauer darauf aufmerksam, nicht wie wilde Affen auf dem Boden herumzuhüpfen, da der Schlossboden womöglich nicht das gesamte Gewicht aushalten würde. Nach dieser leicht beunruhigenden Nachricht machten es sich die vier Kelten von Omnia auf der Bühne bequem. Sic, der Sänger fragte die Menge, ob er in Deutsch oder Englisch sprechen sollte. Die Zuschauer waren auf seiner Seite und entschieden sich für Englisch, was ihm wohl entgegen kam, da er dankend abwinkte und zum ersten Song ansetzte. Anfangs wirkte die Musik von Omnia zu leise, was sich dann aber glücklicherweise rasch änderte. Nach Songs vom Album „Pagan Folk“ und „Crone Of War“, den bisher einzigen Alben von Omnia (mal abgesehen vom Live-Album und der Dance-Remix-CD) wurde Sic plötzlich nervöser und erzählte uns, dass sie was vom neuen Album spielen werden. „Wytches’ Brew“ hiess das Stück, und es war im ähnlichen Omnia-Stil aufgebaut. Übrigens, wer Omnia nicht besonders gut kennt, dem sei es sehr ans Herz gelegt, nicht bloss einen Song von der Band anzuhören, da sie Folklore aus allen Ländern und Kulturen in ihre Musik einbauen, und so ist immer wieder etwas Spezielles und Neues herauszuhören. Nebst der Musik an sich erzählte Sic immer wieder was über den Song und die Texte, er machte einen sympathischen Eindruck und hat mit etwas Humor und viel Wissen jede Pause perfekt genutzt, um dem Publikum die Musik noch näher zu bringen. Die gesamte Band zeigte eine enorme Spielfreude, und spätestens bei „The Raven“, einem sehr mitreissenden, traurigen Song, sollte jedem Zuschauer klar gemacht worden sein, wie viel Genialität und Köpfchen hinter diesen vier Musikern steckt. Die Instrumentenvielfalt kann an kaum an zwei Händen abgezählt werden, diverse Flöten, Hörner, Muscheln, alte Gitarren, Tamburine, Dudelsäcke, eine Harfe, ein ausziehbares ‚Didgeridoo’ und viele andere Sachen wurden verwendet, um die Musik noch atemberaubender zu gestalten. Nicht zu vergessen sind aber auch noch die beiden Stimmen von Vic und Jenny, welche beide vorzüglich klangen und sich genial abwechselten. Höhepunkt des Auftrittes war das römische Stück „Teutates“, welches mit Rüdi, Lisa und Fiona von Faun gespielt wurde.

Faun
Nach dem grossartigen Auftritt von Omnia mussten sich die deutschen Faune erheblich ins Zeug legen, um nicht eine Enttäuschung darzustellen. Das Publikum erwartete viel von Faun, viele sind bloss ihretwegen gekommen und haben relativ viel Geld (50.-) bezahlt. Die Band machte einen sehr fröhlichen Eindruck und liess gleich mal die Fetzen fliegen. Dank des Computers und des Synthesizer kamen Faun sehr druckvoll daher und waren auch von der Lautstärke her ein wenig angriffiger als zuvor Omnia. Im Gegensatz zu ihren Vorreitern hatten Faun ihr neues Album bereits herausgebracht und konnten so auf vier Alben zurückgreifen. Trotzdem waren im Vordergrund meistens die Dudelsäcke und Flöten zu hören, was aber die Abwechslung nicht schmälerte, da die Deutschen eine riesige Instrumentenauswahl zur Verfügung hatten. Es ist mir schleierhaft, wie sie immer genau wussten, welche Instrumente bei welchem Song benutzt werden mussten. Sänger Oliver zeigte eine hervorragende Leistung und konnte seine über sechzehnjährige Erfahrung vollkommen unter Beweis stellen. Allgemein wirkten die Musiker sehr konzentriert, und nur selten kam eine Lockerheit auf. Viel zu sehr waren Faun mit der Musik beschäftigt, die sie aber ohne Frage meisterlich vortrugen. Ich hatte halt ein wenig Schwierigkeiten mit den ewigen Mittelalterklängen, da ich nicht der grösste Freund dieser Musik bin, aber dafür begeisterten mich die Flötenparts umso mehr. Die Synthesizereffekte sind ein weiterer Teil, den ich bei Faun bemängle. Klar, der Computer gibt Power, aber er verfälscht das geniale, folkloristische Bild, das eigentlich niemand so gut hinkriegt wie Faun. Ansonsten war ihr Auftritt schlicht perfekt, die Zusammenarbeit mit den Omnia-Mitgliedern ein Zuckerschmaus und der entblösste Oberkörper von Sänger Oliver ein Hingucker für jede Dame.