Konzertberichte und Restaurantkritik haben Einiges gemeinsam: Der
erste und meist einzige Grund, um an ein Konzert oder in ein
Restaurant zu gehen ist, das liegt auf der Hand, die Band bzw. das
Essen, welches kredenzt wird. So ist es denn auch die Band bzw. die
Küche, welche über Gelingen und Gefallen des Abends entscheidet. In
dieser Hinsicht gab es nicht wirklich was zu Meckern, als Ende
November Opeth mit ihrem Support Pain Of Salvation in Zürich Halt
machten. Feinster Prog Rock aus Schweden, ausgewogen serviert und
mit reichlich 70's-Vibes gewürzt.
Doch machen wir uns nichts vor: Auch die Location trägt ihr
Scherflein bei, kann die servierte Performance versüssen oder ihr
einen fauligen Beigeschmack anhängen. Letzteres war leider an diesem
Abend der Fall. Minutiöse und harsche Eingangskontrolle, kein
Wiedereinlass beim Verlassen des Gebäudes, ein Fumoir, in welchem es
sogar Kettenraucher schwindlig wurde vor Sauerstoffknappheit,
saftige Preise. Wäre dies alles noch zu verkraften, da leider kein
Einzelfall, so geht es einfach gar nicht an, dass man die Galerie
abgesperrt lässt, während unten das Parkett aus allen Nähten platzt.
Die Restaurantkritik auf den Punkt gebracht: Vorgang und Hauptspeise
waren lecker, Service und Ambiente das Gegenteil davon. (kis)
Pain Of Salvation
Als Starter hat man dann auch noch zusätzliche Widrigkeiten: Erst
langsam treffen die Leute ein, von denen das Gros nicht wegen einem
da ist, dazu hat man meist nur begrenzte Spielzeit genauso wie Platz
auf der Bühne und auch bei der Qualität des Sounds muss man ab und
an Abstriche in Kauf nehmen. Gleich alle diese Kreuze zu tragen
hatten an diesem Abend Pain Of Salvation. Schon um 19.15 Uhr mussten
die Schweden um Wunderkind und Fronter Daniel Gildenlöw ihr Intro
abspielen lassen und als man mit „Softly She Cries“ vom neuen Album
„Road Salt Two“ ins Set startete, hatte sich erst eine überschaubare
Traube vor der Bühne gebildet. Und sogleich meldete das Ohr: zu
leise, viel zu leise! Vor allem die Gitarren musste man sich beinahe
selbst vorstellen und zwar beim eindringlich düsteren „Ashes“
genauso wie bei „Conditioned“. Trotzdem gelang es dem Quintett mit
letzterem, ebenfalls neuen Song, den Funken zumindest auf die
vordersten Reihen überspringen zu lassen, sodass das Publikum
langsam in die gute Stimmung kam, in welcher sich die Band schon von
Beginn weg wider aller Umstände befand. Beherzt spielfreudig und
dabei natürlich über alle Zweifel erhaben zeigten sich Pain Of
Salvation, allen voran natürlich Gildenlöw, welcher wie gewohnt
keine noch so abgedrehte Gesangspassage verpatzte und immer wieder
versuchte, das Publikum zum Mitmachen zu animieren („So geht das
nicht! Ihr wirkt ja beinahe so verschlossen wie wir Schweden!“). So
berührten auch die ruhigeren „1979“ und „To the Shoreline“, wiederum
neue Tracks, was für den einen oder anderen langjährigen POS-Fan
vielleicht zu viel des Aktuellen war, stammten doch auch die letzten
beiden Nummern vom Vorgängeralbum „Road Salt One“. Und dennoch
zeigte das abwechslungsreiche „No Way“ mit seinem Jam-Charakter,
dass die Grösse dieser Band auch bei den widrigsten Umständen
durchzudringen vermag. Wer mehr davon sehen und hören will: am 25.
Februar spielen Pain Of Salvation die ihnen angemessene
Headliner-Show im Z7. (kis)
Setliste: Intro (Road Salt Theme) – Softly She
Cries – Ashes – Conditioned – 1979 – To the Shoreline – Linoleum –
No Way
Opeth
Das Komplex 457 ist einfach mühsam und die Vorgehensweise an diesem
Abend hat meine Stimmung stark beeinträchtigt und zwar nicht gerade
im positiven Sinn. Da kann die Band noch so gut spielen, wenn die
Atmosphäre drum herum nicht passt, versaut es den ganzen Abend.
Zumindest geht es mir so. Extrem lange Wartezeiten an der Presse
Kasse, obwohl gerade mal 4 Leute angestanden sind. Ungenügend
Informationen über den Zugang zum Fotograben, was dazu führte, dass
ich mich mit dem ganzen Equipment quer durch die vollgestopfte Venue
drängeln musste – nicht so schön. Dann wird man auch noch viel zu
früh aus dem Graben gescheucht, weil der Security keine Ahnung hat,
wann der 3. Song zu Ende ist. Über die Leute die sich während dem
Konzert im Flur aufhalten mussten, weil kein Platz mehr im Raum
gewesen ist und der Zugang zum oberen Stock konsequent verweigert
wurde....ach lassen wir es! Ich denke nur, die Herrschaften vom
Komplex sollten sich mittelfristig etwas einfallen lassen, denn die
Resonanzen auf diese Spielstätte sind nicht gerade gut und das
Komplex wurde auch schon bei anderen Anlässen kritisiert. Aber
kommen wir auf die Band zu sprechen, die schliesslich Zentrum des
Abends gewesen ist. Es geht um Opeth und die Vorstellung ihres neuen
und umstrittenen Werks „Heritage“. Für mich öffnete dieses Album
erst so richtig die Tür zur Welt von Opeth, worüber ich dankbar bin.
Damals hatte ich, um die Band kennen zu lernen, den „falschen“ Opeth
Song angehört und mich gegen die Band entschieden. Das passiert
einem, wenn man nur oberflächlich an die Sache heran geht. Die
Entwicklung in Richtung 70s Progressive Rock finde ich grossartig.
Auf der aktuellen Tour präsentieren sich die Schweden um Mastermind
Mikael Akerfeld eher entspannt und im Vergleich zu den alten
Auftritten fast schon leicht meditativ. Auch das kurze Akustik Set
trug dazu bei, dass das Schwingen des Haupthaares eher weniger
stattgefunden hatte. Auf die hohe Kunst des Wechselgesangs zwischen
Growls und klarem Gesang wartete man vergeblich. Die Songauswahl
konzentrierte sich auf die klare Stimme von Mikael Akerfeld was ich
persönlich sehr begrüsse, die meisten im Publikum jedoch vermissten.
Der Sound war natürlich besonders in der Region Mischpult exzellent.
Das Aufhalten an besagter Stelle wurde jedoch aufgrund der
Sardinenbüchsenatmosphäre zum Verhängnis. Auf einen Toilettengang
oder ein zusätzliches Getränk sowie auf das Kratzen am Ohr musste
komplett verzichtet werden. Opeth, ich freue mich sehr auf alles was
zukünftig kommen wird! (lia)
Setliste 1. Teil: The Devil`s Orchard, I Feel The Dark, Face Of
Melinda, Porcelain Heart, Nepenthe
Akustik Set: The Throat Of Winter, Credence, Closure
Setliste 2. Teil: Slither, A Fair Judgement, Hex Omega, Zugabe:
Folklore
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