Livereview: Opeth - Pain Of Salvation
26. November 2011, Zürich - Komplex 457
by Kissi (kis) & Liane P. (lia) – All Pics by Liane P.
Konzertberichte und Restaurantkritik haben Einiges gemeinsam: Der erste und meist einzige Grund, um an ein Konzert oder in ein Restaurant zu gehen ist, das liegt auf der Hand, die Band bzw. das Essen, welches kredenzt wird. So ist es denn auch die Band bzw. die Küche, welche über Gelingen und Gefallen des Abends entscheidet. In dieser Hinsicht gab es nicht wirklich was zu Meckern, als Ende November Opeth mit ihrem Support Pain Of Salvation in Zürich Halt machten. Feinster Prog Rock aus Schweden, ausgewogen serviert und mit reichlich 70's-Vibes gewürzt.

Doch machen wir uns nichts vor: Auch die Location trägt ihr Scherflein bei, kann die servierte Performance versüssen oder ihr einen fauligen Beigeschmack anhängen. Letzteres war leider an diesem Abend der Fall. Minutiöse und harsche Eingangskontrolle, kein Wiedereinlass beim Verlassen des Gebäudes, ein Fumoir, in welchem es sogar Kettenraucher schwindlig wurde vor Sauerstoffknappheit, saftige Preise. Wäre dies alles noch zu verkraften, da leider kein Einzelfall, so geht es einfach gar nicht an, dass man die Galerie abgesperrt lässt, während unten das Parkett aus allen Nähten platzt. Die Restaurantkritik auf den Punkt gebracht: Vorgang und Hauptspeise waren lecker, Service und Ambiente das Gegenteil davon. (kis)

Pain Of Salvation
Als Starter hat man dann auch noch zusätzliche Widrigkeiten: Erst langsam treffen die Leute ein, von denen das Gros nicht wegen einem da ist, dazu hat man meist nur begrenzte Spielzeit genauso wie Platz auf der Bühne und auch bei der Qualität des Sounds muss man ab und an Abstriche in Kauf nehmen. Gleich alle diese Kreuze zu tragen hatten an diesem Abend Pain Of Salvation. Schon um 19.15 Uhr mussten die Schweden um Wunderkind und Fronter Daniel Gildenlöw ihr Intro abspielen lassen und als man mit „Softly She Cries“ vom neuen Album „Road Salt Two“ ins Set startete, hatte sich erst eine überschaubare Traube vor der Bühne gebildet. Und sogleich meldete das Ohr: zu leise, viel zu leise! Vor allem die Gitarren musste man sich beinahe selbst vorstellen und zwar beim eindringlich düsteren „Ashes“ genauso wie bei „Conditioned“. Trotzdem gelang es dem Quintett mit letzterem, ebenfalls neuen Song, den Funken zumindest auf die vordersten Reihen überspringen zu lassen, sodass das Publikum langsam in die gute Stimmung kam, in welcher sich die Band schon von Beginn weg wider aller Umstände befand. Beherzt spielfreudig und dabei natürlich über alle Zweifel erhaben zeigten sich Pain Of Salvation, allen voran natürlich Gildenlöw, welcher wie gewohnt keine noch so abgedrehte Gesangspassage verpatzte und immer wieder versuchte, das Publikum zum Mitmachen zu animieren („So geht das nicht! Ihr wirkt ja beinahe so verschlossen wie wir Schweden!“). So berührten auch die ruhigeren „1979“ und „To the Shoreline“, wiederum neue Tracks, was für den einen oder anderen langjährigen POS-Fan vielleicht zu viel des Aktuellen war, stammten doch auch die letzten beiden Nummern vom Vorgängeralbum „Road Salt One“. Und dennoch zeigte das abwechslungsreiche „No Way“ mit seinem Jam-Charakter, dass die Grösse dieser Band auch bei den widrigsten Umständen durchzudringen vermag. Wer mehr davon sehen und hören will: am 25. Februar spielen Pain Of Salvation die ihnen angemessene Headliner-Show im Z7. (kis)



Setliste: Intro (Road Salt Theme) – Softly She Cries – Ashes – Conditioned – 1979 – To the Shoreline – Linoleum – No Way


Opeth
Das Komplex 457 ist einfach mühsam und die Vorgehensweise an diesem Abend hat meine Stimmung stark beeinträchtigt und zwar nicht gerade im positiven Sinn. Da kann die Band noch so gut spielen, wenn die Atmosphäre drum herum nicht passt, versaut es den ganzen Abend. Zumindest geht es mir so. Extrem lange Wartezeiten an der Presse Kasse, obwohl gerade mal 4 Leute angestanden sind. Ungenügend Informationen über den Zugang zum Fotograben, was dazu führte, dass ich mich mit dem ganzen Equipment quer durch die vollgestopfte Venue drängeln musste – nicht so schön. Dann wird man auch noch viel zu früh aus dem Graben gescheucht, weil der Security keine Ahnung hat, wann der 3. Song zu Ende ist. Über die Leute die sich während dem Konzert im Flur aufhalten mussten, weil kein Platz mehr im Raum gewesen ist und der Zugang zum oberen Stock konsequent verweigert wurde....ach lassen wir es! Ich denke nur, die Herrschaften vom Komplex sollten sich mittelfristig etwas einfallen lassen, denn die Resonanzen auf diese Spielstätte sind nicht gerade gut und das Komplex wurde auch schon bei anderen Anlässen kritisiert. Aber kommen wir auf die Band zu sprechen, die schliesslich Zentrum des Abends gewesen ist. Es geht um Opeth und die Vorstellung ihres neuen und umstrittenen Werks „Heritage“. Für mich öffnete dieses Album erst so richtig die Tür zur Welt von Opeth, worüber ich dankbar bin. Damals hatte ich, um die Band kennen zu lernen, den „falschen“ Opeth Song angehört und mich gegen die Band entschieden. Das passiert einem, wenn man nur oberflächlich an die Sache heran geht. Die Entwicklung in Richtung 70s Progressive Rock finde ich grossartig. Auf der aktuellen Tour präsentieren sich die Schweden um Mastermind Mikael Akerfeld eher entspannt und im Vergleich zu den alten Auftritten fast schon leicht meditativ. Auch das kurze Akustik Set trug dazu bei, dass das Schwingen des Haupthaares eher weniger stattgefunden hatte. Auf die hohe Kunst des Wechselgesangs zwischen Growls und klarem Gesang wartete man vergeblich. Die Songauswahl konzentrierte sich auf die klare Stimme von Mikael Akerfeld was ich persönlich sehr begrüsse, die meisten im Publikum jedoch vermissten. Der Sound war natürlich besonders in der Region Mischpult exzellent. Das Aufhalten an besagter Stelle wurde jedoch aufgrund der Sardinenbüchsenatmosphäre zum Verhängnis. Auf einen Toilettengang oder ein zusätzliches Getränk sowie auf das Kratzen am Ohr musste komplett verzichtet werden. Opeth, ich freue mich sehr auf alles was zukünftig kommen wird! (lia)



Setliste 1. Teil: The Devil`s Orchard, I Feel The Dark, Face Of Melinda, Porcelain Heart, Nepenthe
Akustik Set: The Throat Of Winter, Credence, Closure
Setliste 2. Teil: Slither, A Fair Judgement, Hex Omega, Zugabe: Folklore