Livereview: Opeth - Alcest

01. November 2014, Komplex 457 - Zürich
By Natalia N.
 
Dieser 1. November wird noch lange nachhallen. Konzerte von Opeth sind immer etwas Besonderes. Man überrascht mit unerwarteten und amüsanten Momenten, was das Konzert zusammen mit der faszinierenden Musik zu einem Erlebnis macht. Die Auswahl der Vorgruppe hat sich ebenfalls als geschickt erwiesen. Alcest aus Frankreich sind eine Perle für Ästheten und Liebhaber guter Musik.

Alcest

Bereits um 19.45 dämmerte das Licht im Raum und die Bühne wurde in Nebel gehüllt. Sobald Neige erschienen war, blitzten die für Alcest-typischen marinblauen Strahlen auf. Die musikalische Eröffnung machte mit «Wings» hingegen eine sonnige Komposition vom aktuellen Album "Shelter". Mit «Là où naissent les couleurs nouvelles» wurde bereits als dritter Song die beste Komposition vom vorherigen Album gespielt. Die Zuschauer wurden wirklich warm und herzlich empfangen. Im Übrigen liess Neige es sich aber nicht nehmen, mit «Percées de lumière» auch den engen Zusammenhang ihres früheren Schaffens mit dem Black Metal zu zeigen. Nach 40 Minuten kündigte Neige mit Bedauern den bereits letzten Song an. Die Leute hätten gerne noch mehr gehört, aber die Hauptband stand bereits in den Startlöchern. Zum atmosphärischen Outro verliess Alcest die Bühne - zunächst der Trommler Winterhalter, danach der Bassist Indira, dann legte Zero winkend seine Gitarre nieder. Der Schluss gehörte Neige ganz alleine. Das Rauschen erschallte noch ein paar Minuten lang in jeder Ecke des Raums. Es war wunderschön. Die derzeitige Besetzung der Band ist sehr stark und noch zu vielem fähig.


Opeth
Gegen 21.00 Uhr begann der Auftritt von Opeth. Da das heutige Konzert ein Stopp auf der «Pale Communion»-Tour war, startete man passenderweise mit der ersten Komposition des gleichnamigen, neuen Albums. Frontmann und Hauptkomponist Mikael Åkerfeldt ist bekannt für seine Fähigkeit, mit seinem witzigen Smalltalk auf Konzerten eine freundliche und intime Atmosphäre zu schaffen, bei welcher jeder Fan das Gefühl hat, mittendrin zu sein. Wenn die Frage nach Songwünschen aufkommt, bitten die Fans in der Regel um härteres Material mit mehr Death Metal Einflüssen. Diesmal kam Mikael den Freunden des extremen Gesanges vorweg und kündigte kurz nach Konzertstart mit, dass rund die Hälfte der heute gespielten Songs Growls enthalten, oder allgemein härterer Gangart sind. Zunächst setzte er jedoch seine weisse Gitarre in Szene, die dank speziellen Tonabnehmern einen erstaunlich authentischen Akustikgitarrenklang hatte. Nach etwas Rumgeschrummel fing diese allerdings an rumzuzicken, sodass der Gitarrentechniker zu einem ungewollten Auftritt kam, bevor mit dem nächsten Song fortgefahren werden konnte. Die Zeit wurde für eine kleine Vorstellung der einzelnen Musiker genutzt, sowie für einen Rückblick. Fast 25 Jahre sei man nun im Business - was ihnen selbst ziemlich komisch vorkomme, denn schliesslich fühlten sie sich selbst gerade mal wie 25. Zu Ehren der langen Karriere folgte nun «Advent» aus dem Jahre 1996. Es ist wirklich eindrücklich wie die Zeit vergeht. Dies gilt auch für den heutigen Abend, der in einem gefühlten Atemzug vorbei war. In Erinnerung bleibt unter anderem die ausserordentliche Leistung des Bassisten Martín Méndez - ein toller Musiker auf einem technisch sehr hohen Level, so wie es im Progressive-Genre sein soll! Bleibenden Eindruck hat neben den anderen Bandmitgliedern zudem eine Gestalt in weißer Kleidung hinterlassen, welche unauffällig neben dem Drum stand. Sie erinnerte an ein Gerippe im Leichentuch und damit auch an die Vergänglichkeit... auch an die Vergänglichkeit dieses Konzertes.

Setlist: Eternal Rains Will Come; Cusp of Eternity; Bleak; The Moor; Advent; Elysian Woes; Windowpane; The Devil's Orchard; April Ethereal; The Lotus Eater; The Grand Conjuration; Deliverance.