Livereview: Overkill - Mortal Sin - Drone
11. März 2008, Zürich Rohstofflager
By Maiya & Roxx    All Pics by: Roxx
Wenn man von Urgesteinen des Threash Metal spricht, dann kann man den Namen Overkill gar nicht umgehen. Spätestens seit ihrem wohl erfolgreichsten Relese "Taking Over" anno 1987 sind die sympathischen und bodenständig gebliebenen New Yorker gar nicht mehr aus der Metal-Welt weg zu denken. Einmal mehr kamen sie nach Zürich, um Songs von ihrem neuen Album "Immortalis" sowie weitere unvergessliche Songs früherer Releases live zu spielen. Vorher wurde das Publikum mit nicht weniger thrashiger Musik von Drone und Mortal Sin aufgeheizt. Gute Musik im Trio also, welche Freude!!!

Drone
Die Gewinner des Wacken Metal Battle von 2006 durften diesen Abend eröffnen. Diese sehr talentierte Band aus Deutschland hatte es aber nicht leicht mit dem Schweizer Publikum. Was der Schweizer Fan nicht kennt, das beäugt er nur mit etwas Abstand. So spielten sich Drone an und für sich mehr als gut durch Ihr Programm. Das Echo des Schweizer Publikums blieb eher beim höflichen Klatschen nach den Songs. Sänger und Gitarist Moritz Hempel wirkte daher auch eher angepisst. Mit einem Schluck aus der Bierflasche, sagte er auch noch, dass er sich jetzt in Stimmung trinke wenn schon das Publikum nicht mitmache. Mit solchen Sprüchen holt man sich auch keinen Bonus. Nichtsdestotrotz legten Drone musikalisch einen geilen Gig hin. Bleibt zu hoffen, dass in Zukunft mehr Leute aus der Schweiz dieser Band ein offenes Ohr schenken. Sie hätten es wirklich verdient, Leute. (Rxx)

Mortal Sin
Seit über zwanzig Jahren ist diese Band nun schon aktiv, hat sich hin und wieder aufgelöst, wieder zusammen gefunden, mehrere Member-Wechsel verbucht und ein paar leckere Alben veröffentlicht, zuletzt im Januar die Official Live Bootleg namens "Mortal Thrashing Mad". Die ältere Generation sprach schon vor Konzertbeginn darüber, wie toll Mortal Sin in den Achtzigern waren, und schon ab dem ersten Song konnte man sich davon überzeugen, dass sie immer noch toll sind! Überall sah man begeisterte Gesichter, und die fünf Männer wurden gross gefeiert. Sänger Mat Maurer lief auf der Bühne hin und her und röhrte mit einer unglaublichen Stimme neue Songs wie "Tears Of Redemption" oder "Eye In The Sky" ins Mikro, schön vermengt mit alten Klassikern wie "Mayhemic Destruction". Von wahrer Spielfreude gezeichnet boten die Australier eine unglaubliche Show! Bassist Andy Eftichiou wirkte aufgekratzt und sprang enthusiastisch herum wie ein Wilder, woraufhin er sich mit einem Bein im Kabel verfing. Er nahm es jedoch mit Humor, da Mat Maurer ihn auch gleich aus seiner Misere befreite. Keine Frage, diese Truppe ging ab wie ein Schrot-Hagel und kommunizierte energiegeladen mit dem Publikum. Mat liess es sich nicht nehmen, zur Absperrung runter zu hüpfen und dort mit den Fans zusammen seine Lockenpracht zu schütteln. Der Ausspruch "Mittendrin statt nur dabei" erreichte seinen Höhepunkt, als Mat einen Fan "I Am Immortal" ins Mikrofon brüllen liess, worauf hin man den brutal guten Song dann spielte. Kurze Zeit später sprang Mat zum Drum Kit hoch, um sich dort headbangenderweise am Bassdrum fest zu halten. Wo man auch hin sah, der Mann schien einfach überall gleichzeitig zu sein! Sogar Overkill-Sänger Bobby Ellsworth und sein Drummer Ron Lipnicki mischten sich unter die Zuschauer, um sich das Geschehen auf der Bühne anzuschauen. Das Spieltempo war mitreissend schnell, die Begeisterung der Band total ansteckend und der Bass einfach aphrodisierend! Ob so viel perfekten Thrash Metals bleibt mir nur noch zu sagen: Mir hat der Hintern vibriert - ernsthaft! (mya)

Overkill
Mit einem "How ya doing Zurich?" eröffneten Overkill ihre Show, um dem Publikum auch gleich grossartige Songs wie "Hello From The Gutter" oder "Rotten To The Core" um die Ohren zu hauen. Die Band gab wirklich von der ersten Sekunde an Vollgas - Overkill, so wie man sie kennt und liebt! Wirbelwind Bobby Ellsworth war bester Laune und unterstrich die gesungenen Worte auf eine faszinierende Art durch stets passende Gesten. Die musikalischen Klänge zum Gesang lieferten sein langjähriger Kumpel und Gründungsmitglied D.D. Verni (Bass), die beiden Gitarristen Dave Linsk und Derek Tailer sowie der neueste Bandmember Ron Lipnicki, der am Schlagzeug einen sehr guten Job machte. Doch trotz aller positiven Energie ist man(n) nun mal kein Teenager mit einer unschlagbaren Kondition mehr, besonders wenn man vor einigen Jahren noch krebskrank war. So geschah es, dass Shouter Bobby Ellsworth immer mal wieder ein musikalisches Solo seiner Bandkollegen ausnützte, um neben der Bühne Wasser zu trinken oder um Streckübungen für seinen geplagten Rücken zu machen. Durch und durch Showman sprang er aber jedes Mal wie ein junges Reh zurück zu seinem Platz am Bühnenrand, schnappte sich das Mikro und sang püntlich zu seinem Einsatz weiter. Irgendwann legte er sein Shirt ab und präsentierte seinen gut trainierten und tätowierten Oberkörper, von dem der Schweiss nur so runter rann. Zwischen den Songs gab er ein paar Sätze auf Deutsch und Französisch von sich, was bei den Fans sehr gut ankam. Aber auch das Spieltempo riss die Leute mit wie ein unaufhaltbarer Strom, überall sah man nur noch Haare wild herum fliegen. Die Ekstase war förmlich mit den Händen greifbar, und die Band nahm ihren Job auf der Bühne wirklich ernst. Die Zückerchen kamen dann so ziemlich am Schluss, nämlich als die Songs "Fuck You", "Elimination", "Wrecking Crew" und "Old School" gespielt wurden. Sehr bedauerlich war aber, dass die beiden Überhits des 1987er Albums "Taking Over" nicht auf der Setliste standen, nämlich "Deny The Cross" und "In Union We Stand", zu welchem Overkill ihr erstes Musikvideo drehten. Trotzdem war es ein sehr enthusiastischer und gelungener Abend, was man auch den Fans entnehmen konnte, als sie nach dem Konzert mit immer noch schwingenden Haarmähnen aus dem Rohstofflager strömten. Overkill, ihr wart grossartig! (mya)