Was für ein Package, das sich da im zarten Frühling 2009 auch in
Pratteln blicken liess! Ich weiss gar nicht mehr genau, wann ich
Overkill das letzte Mal gesehen habe, aber das muss schon ziemlich
lang her gewesen sein! Im Wissen darum, dass Sänger und Metal-Ikone
Bobby "Blitz" Ellsworth alleine schon das Eintrittsgeld ist,
veranlasste mich heute Abend dazu, auch dabei zu sein. Was Exodus
angeht, so wussten zumindest all diejenigen Metalheads, die die Amis
letzten August im Rohstofflager gesehen hatten, was auf sie zukommt.
In Sachen Thrash Metal der Neuzeit erleben mehrere Altrecken wie
Testament, Destruction, Kreator und Konsorten einen weiteren
Frühling, den man derart nicht erwartet hätte und der gleichzeitig
aufzeigt, dass man das Rad eben nicht mehr neu erfinden kann.
Letztlich ist aber Qualität gefragt und diese macht den Unterschied,
egal ob die Musiker jung oder älter sind. Die angesprochene, jüngere
Garde war durch Gama Bomb und Torture Squad vertreten. Wer diese
allerdings sehen wollte, musste bereits um 19.30 Uhr in der Halle
sein. (rsl)
Irgendwann im Herbst letzten Jahres. Ein konzertreiches Jahr nähert
sich seinem Ende und schon werden die nächsten Sensationen angesagt.
Unter anderem auf dem Merkzettel war damals schon das Gastspiel von
Overkill, die mit keiner geringeren Gruppe als Metal Church zusammen
des Z7 rocken sollten. Bald darauf musste die Metalkirche ihre
geplante Europa-Missionierung aber abblasen, da Kurdt Vanderhoof
wieder mal mit seinen Bandscheiben zu kämpfen hatte. Overkill aber
zogen ihren Kreuzzug durch und das zusammen mit einem
schlagkräftigen Verbündeten: Exodus! Das blutige Thrash-Gemetzel war
somit vorprogrammiert, hatten beide Bands doch schon letztes Jahr im
Zürcher Rohstofflager einzeln unter Beweis gestellt, wie good old
Thrash zu zocken ist. Was eine betrunkene Horde Iren mit einem
brasilianischen Schlächterkommando zu tun hat? Unter den Bandnamen
Gama Bomb und Torture Squad wurden ebenjene Gestalten an diesem
Abend auf die circa 400 Anwesenden als Vorhut losgelassen. (kis)
Gama Bomb
Die fünf Musiker aus Irland bestritten ihren ersten Aufritt bei uns
in der Schweiz und legten sogleich mit hammerhartem Gepolter los. Im
Gepäck hatten sie ihr letztes Album «Citizen Brain», das ziemlich
oldschooligen Thrash beinhaltet. Durch den Einsatz von zwei
E-Gitarren entstand sogleich eine fette Riffwand, die mit überaus
schnellem Drumming und teils mehrstimmigen Vocals angereichert
wurde. Der Opener «Zombie Blood Nightmare» drückte dabei ziemlich
kräftig auf 's Gas und wirkte wie eine frische Frühlings-Brise. Die
mit zahlreichen Jeans-Kutten bekleideten Besucher tauten (in den
vorderen Reihen) zunehmend auf und liessen die Matten ordentlich
kreisen. Im Schmelztiegel von Slayer, Destruction und, um eine
jüngere Band zu nehmen, Legion Of The Damned, ging das entfesselte
Gebretter von Philly Byrne (v), Domo Dixon (g), Luke Graham (g), Joe
McGuigan (b) und Paul Caffrey (d) munter weiter. Da blieb irgendwie
kein Stein auf dem anderen mehr und mehr als einmal wurde man an die
frühen Zeiten von Anthrax oder auch Death Angell erinnert. Ein
zusätzliche Note in Richtung der Eisernen Jungfrauen bildeten die
Guitar-Soli, was vor allem am Klang der Klampfen lag. Trotz der
unbändigen Energie, sprich dem überwiegend hohen Tempo, schlich sich
über die ganze Distanz gesehen etwas Langeweile ein, da kaum Breaks
gespielt wurden und dadurch einiges an Heaviness flöten ging.
Unüberhörbar hinterliessen Gama Bomb von der technischen Seite her
einen hervorragenden Eindruck. Bei «Hell Trucker» wurde der Refrain
schliesslich lauthals mitgesungen, die im Moshpit zuckenden Körper
auf Temperatur gebracht und die Mission des Anheizens somit erfüllt.
Setlist: «Zombie Blood Nightmare» - «Steel Teeth (The Metal Jaw)/Final
Fight» - «Return Of The Technodrome» - «Hammer Slammer» - «O.C.P.» -
«Poltergeist (New song!)» - «Hell Trucker/Global Warning» - «Zombie
Brew».
Torture Squad
Wirkten die Inseleuropäer von Gama Bomb trotz beeindruckender
Technik noch eher wie der besoffene Haufen aus der Garage von
nebenan, so hinterliess der Auftritt von Torture Squad schon einiges
mehr Eindruck. Professionell und tight kredenzte der brasilianische
Vierer dem Z7 nämlich die volle Breitseite technisch anspruchsvollen Death Thrashs. Insbesondere in Sachen Gesang
konnte man im direkten
Vergleich zu den Iren punkten, klang Fronter Vitor Rodrigues
erstaunlich ähnlich böse wie Mr. Dave Vincent von Morbid Angel,
überzeugte also mit nicht wirklichen aber passenden Growls. Weniger
groovend als ihre Landsmänner Sepultura bzw. Soulfly, dafür umso
schonungsloser gehen Torture Squad dabei zu Werke und durften so den
Titel «härteste Band des Abends» für sich beanspruchen. Allesamt in
Lederhosen gezwängt, liess das Quartett auch performseitig nichts
anbrennen und hielt sich immer in Bewegung. Allen voran Basser
Castro schien nicht genug von den Dehnübungen zu kriegen. So
erstaunte es wenig, dass Songs wie «The Beast Within» von der im
letzten Jahr erschienenen Scheibe «Hellbound» oder «Pandemonium» vom
gleichnnamigen Vorgänger vom langsam eintrudelnden Publikum mit
Wohlwollen aufgenommen wurden. Der Doublebass-Kracher «Chaos
Corporation» beendete somit eine überzeugende Show, die an einem
Death Metal Abend vielleicht noch mehr Fans gefunden hätte. Kein
Zweifel besteht indes daran, dass zumindest in Brasilien letztes
Jahr die richtige Band das «Wacken Metal Battle» für sich
entscheiden konnte. (Kis)
Setlist: «MMXII (Intro)» «Living For The Kill» «The Beast Within»
«Man Behind The Mask» «Cyberwar» «Pandemonium» «Chaos Corporation».
Exodus
Gerade mal sieben Monate war es her, als man mit schmerzendem Nacken
das Zürcher Rohstofflager nach einem höllischen Gig von Exodus
verliess. Nun war das Bay-Area-Urgestein als Ersatz für Metal Church
schon wieder zu Gast bei uns Eidgenossen. Würden die Amis mit ihrem
eigenen Gig von 2008 mithalten können oder ihn vielleicht sogar noch toppen? Das Publikum schien es jedenfalls zu erwarten und schon
während des bombastisch bösen Intros mit roten Scheinwerfern
erklangen starke «Exodus»-Chöre. Dass diese nicht unverdient waren,
zeigte sich schnell: Mit dem Klassiker «Bonded By Blood» stiegen die
Kalifornier ins Set ein die Schlacht war eröffnet. Dabei schienen
auch die Herren auf der Bühne unglaublich guter Laune zu sein:
Während man überschwängliche Freude von Gary Holt und Lee Altus, dem
dauergrinsenden Klampfenduo, gewohnt ist, so überraschte vor allem
das kanadische Front-Steak Rob Dukes mit erstaunlich fröhlichem
Gehabe. Ganz anders dagegen Jack Gibson, der eher emphatisch und
emotionslos hinter seinem Tieftöner stand. Der Mob wütete jedenfalls
und schon bei der zweiten Nummer, «44 Magnum Opus» von «Shovel
Headed Kill Machine» (2005) hatte sich ein ansehnlicher Moshpit
gebildet. Dass «Fabulous Disaster» und «Piranha», zwei Tracks, die
wohl jeder wahre Thrash-Fan im Schlafe mitshouten kann, die Stimmung
nur noch steigerten, war vorher zu sehen. Als Verschnaufspause wie
hervorragend platziert, fungierte «Children Of A Worthless God» mit
seinem eher doomigen Charakter. Danach ging es doch gleich mit dem
hardcoregetränkten «Blacklist» weiter, welches die Anwesenden wieder
in derbe Zuckungen versetzte. Trotz guter Laune liess es sich Dukes
aber nicht nehmen, wie gewohnt grimmig ins Publikum zu stieren und
die Old-School-Thrasher in den ersten Reihen zu immer heftigeren
Verrenkungen zu pushen. An
den Kesseln indes liess es Mr. Nick Barker (u.a. Ex-Cradle Of Filth, Ex-Dimmu Borgir) so richtig
krachen, da Exodus' amtlicher Drummer Tom Hunting mit Walen vor den
Küsten Mexicos am Tauchen sei (O-Ton Rob Dukes). Zu «A Lesson In
Violence» und dem ultrabrutalen «War Is My Shepherd» hiess es dann
Circle Pit, bzw. Wall Of Death, die im Z7 auffällig besser
funktionierte als noch im August letzten Jahres im Rohstofflager.
Wie schon an diesem Gig, liess es sich Duke wiederum nicht nehmen,
Lee Altus auf das längst überfällige neue Heathen-Album hinzuweisen,
bevor es mit «The Toxic Waltz» und «Strike Of The Beast» ein
würdiges Thrash-Finale mitzubangen gab. Ob es die Videoaufnahmen,
die Dukes währendessen vom euphorischen Publikum mit einem Camcorder
drehte, auch wirklich auf die nächste DVD schaffen werden, bleibt
abzuwarten. Fakt ist aber, dass Exodus an diesem Abend abräumten,
als wären sie die Headliner und legten die Latte für Overkill somit
verdammt hoch! (Kis)
Setlist: «Bonded By Blood» «44 Magnum Opus» «Fabulous Disaster»
«Piranha» «Children Of A Worthless God» «Blacklist» «A Lesson In
Violence» «War Is My Shepherd» «The Toxic Waltz» «Strike Of The
Beast».
Overkill
Wer nun dachte, dass Bobby "Blitz" Ellsworth und seine Jungs
allenfalls Mühe haben sollten, hier noch ein paar Scheite
nachzulegen, lag falsch..., sogar komplett falsch! Ohne die fette
Leistung von Exodus (die mir persönlich im Rohstofflager besser
gefielen) zu schmälern, aber was kurz nach 22.35 Uhr auf der Bühne
des Z7 aufgeführt wurde, kann kaum in Worte gefasst werden! Allem
voran natürlich schon nur die unglaubliche Präsenz des
charismatischen Frontmannes, den man, gebeutelt durch Krebs (1998)
und den leichten Schlaganfall von 2002, fitter den je erleben
durfte. Der bald 50-jährige Sänger war von Anfang total motiviert
und liess es gewaltig krachen. «Deny The Cross» von der 87er Scheibe
«Taking Over» eröffnete, inmitten von heftigem Stroboblitzgewitter
und Tonnen von Trockeneis, den Reigen zahlreicher Thrash-Klassiker.
Die Band mit den beiden Gitarristen Dave Linsk und Derek Tailer,
sowie Bassist/Gründungs-Mitglied D. D. Verni (der mit seinen kurzen
Haaren nur optisch etwas daneben lag) und Drummer Ron Lipnicki
intonierten in der Folge eine Abrissbirne nach der anderen. Die
(geschätzten) gut 600 Fans gingen dazu zwar ordentlich mit, aber
meiner Meinung nach war zuvor bei Exodus mehr los. Wie dem auch
sei..., «Feel The Fire» als Song, den man offenbar laut Ankündigung
von Bobby ganze 15 Jahre (!) nicht mehr gespielt haben soll, gehörte
mitunter zu den Highlights des albummässig gut durchmischten Sets.
Zu Beginn noch in ein ärmelloses, schwarzes T-Shirt gekleidet,
entledigte sich der rasch pitschnasse Sänger nach «Rotten To The
Core» davon und demonstrierte darauf seinen hammergeil wie perfekt
durchtrainierten Körper, der kein einziges Gramm Fett an den Tag
oder besser die Nacht legte und sein immer noch atemberaubendes
Oberkörper-Tattoo spazieren führte. Der gute Bobby mag ja vielleicht
nicht mit einem Ronnie James Dio, Matt Barlow, Ripper Owens oder
Jorn Lande gleichziehen, aber in Sachen Ausstrahlung und Sympathie
kommt da keiner ran! Was die Kondition bei so einer
schweisstreibenden Show als
angehender "Fuffziger" angeht, so gönnte
sich Master Ellsworth immer wieder mal ein kurzes Päuslein hinter
den Amps, während seine Jungs vorne wacker weiter lärmten.
Eigentlich nutzte er jeweils geschickt die Instrumental-Parts der
entsprechenden Songs dafür. Das war offensichtlich auch nötig, denn
Bobby schonte sich kein Bisschen und gab unentwegt Vollgas. Dekormässig war ausser dem schönen Backdrop nichts Weiteres mehr auf
der Bühne zu sehen, nur die Amps. Einmal mehr sorgte das hauseigene
Z7-Lichtarsenal für apokalyptische Stimmung und trug viel zum guten
Gesamtbild bei. Die Stroboblitz-Kanonen dürften aber wohl von
Overkill selber gewesen sein. Mörderisch hörte sich auch der Sound
an, wo nebst einem göttlich röhrenden Bass eine sehr dominante
Snare-Drum den sprichwörtlichen Takt vorgab. Somit alles im grünen
Bereich? Eigentlich ja, ausser dass die Zuschauer-Reaktionen noch
einen Tick heftiger hätten ausfallen dürften, denn das Finale mit
dem unkaputtbaren «Fuck You!», inklusive eingebautem «Overkill»-Part
von Lemmy & Co., zeigte während (leider viel zu knappen) 60 Minuten
dennoch unmissverständlich auf, was eine echte Kult-Band ausmacht!
Beide Daumen hoch für Overkill und hoffentlich bis bald wieder an
gleicher Stelle. (rsl)
Setlist: «Deny The Cross - E.VIL N.EVER D.IES - Hammerhead - Hello
Frim The Gutter - Thanx For Nothin' - Feel The Fire - In Union We
Stand - Rotten To The Core - Elimination - Overkill - Necroshine --
Fuck You! (Overkill cont.)
|
|