Nicht nur Opeth haben mit ihrem neuen Album «Heritage» eine
Fangemeinde verunsichert. Pain Of Salvation legen noch einen drauf
und veröffentlichen mit «Road Salt One» und «Road Salt Tw»o gleich zwei
Alben, die vielen Anhängern die Haare zu Berge stehen lassen. Die, die
noch zum Konzert im Komplex 457 letztes Jahr gekommen sind, haben
nun das Weite gesucht. Dazu kommt noch, dass Herr Gildenlöw fast die
ganze Band ausgetauscht hat und das ebenfalls nicht gross auf
Zustimmung trifft und vielleicht auch deswegen das Z7 noch nicht mal
zur Hälfte gefüllt gewesen war. Da half es auch nicht bis kurz nach
21.30 Uhr mit dem Konzertbeginn zu warten. Für einen Samstag eher mau
besucht. Für mich natürlich ein Geschenk Gottes, denn dies bedeutete
unendlich viel Platz, um sich mit der Kamera breit zu machen und aus
allen Ecken und Winkeln des Z7 fotografieren zu können...
Cryptex
"Wenn ihr Auftritt so viel hergibt wie der Merchandising Stand, dann
wird es spannend", dachte ich, als ich sah, was die Jungs aus dem
deutschen Salzgitter so aufgefahren hatten. Der Pain Of Salvation
Stand wirkte im Vergleich dazu wie Mausekot, nichtssagend. Die noch
unbekannten Jungs von Cryptex hingegen hatten diverse Shirts in
wirklich guter Qualität am Start und diverse Fan-Pakete, die in
einem riesigen, silbernen Koffer, der mit rotem Samt ausgelegt gewesen
war, liebevoll aufgestellt waren. Grosszügig verteilte man Flyer und
Aufkleber, ebenfalls in bester Qualität versteht sich, hübsch. Man
legte wohl grossen Wert auf Qualität, daher war es auch keine grosse
Überraschung, dass die Herren auf der Bühne ebenfalls keine
schlechte Figur abgegeben haben. Der ganze Auftritt wirkte sehr
authentisch und man schaffte es, interessant zu wirken ohne sich
angestrengt zu verkünsteln, was man bei einigen Neuankömmlingen
immer wieder beobachten kann. Hauptsache ums Verrecken anstrengend
und kompliziert klingen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Das haben
Cryptex, die mit «Good Morning, How Did You Live?» ihr erstes Album
veröffentlicht haben, nicht nötig. Souverän und selbstbewusst wurden
die Instrumente getauscht und ihr folkig rockiger Sound kam auch bei
den kritischen POS-Anhängern sehr gut an. Empfehlenswert! Ruhig mal
antesten.
Pain Of Salvation
Auch wenn sich mein ganzes Umfeld über den Wandel von Pain Of
Salvation auslässt, mich kratzt dies wenig. Fängt die Band doch für
mich erst jetzt an, richtig interessant zu werden. Ich stehe nun mal
auf 70er Sound und der Sinneswandel des Herrn Gildenlöw, Kopf
der Band, fasziniert mich. Mag sein, dass der Retro-Stil im
Augenblick von vielen Bands in Anspruch genommen wird, für mich kein
Grund zu klagen. Mir gefällt die Art der Weiterentwicklung sehr gut
und ich habe mich extrem auf das zweite Konzert innerhalb von vier
Monaten gefreut. Mit dem Auftritt im Z7 haben die
Schweden die Performance im Komplex 457 meiner Meinung nach noch
getoppt. Live kommt die Musik einfach gewaltig und Daniel Gildenlöw
bewies, dass er einer der talentiertesten und vielschichtigsten
Sänger ist, die das Musikbiz so her gibt. Nicht nur das. Während dem
Song «Healing Now» versammelten sich alle Bandmitglieder in
gemütlicher Runde und zupften schwedische Folksinstrumente. Für die
Zugabe «Shock Me», ein Kiss Cover, tauschte man alle Instrumente und
Daniel tobte sich am Schlagzeug aus, während Ragnar Zolberg sich am
Gesang versuchte. Ganz nette Abwechslung, aber ich finde das Singen
sollte man dann doch lieber Daniel überlassen. Nach der Schlacht am
Schlagzeug versuchte ein sichtlich irritierter Léo Margarit seine
Arbeit wieder aufzunehmen, um mit «The Physics Of Gridlock» zu
starten. Plötzlich ging da aber nichts mehr! Der Drum-Tech musste erst mal
anrücken und das Schlagzeug wieder in Ordnung bringen. Herr
Gildenlöw hatte nicht nur eine gewaltige Stimme, sondern auch Kraft wie
ein Elefant. Von A-Z ein gelungener und sehr abwechslungsreicher
Abend. Auch wenn die Zugaben noch spontan ausgewählt wurden, der
Wunsch des Publikums, den Song «Disco Queen» vom Album «Starsick» zu
spielen, blieb leider unerfüllt.
Setliste: «Intro Svordomsvisan» - «Road Salt Theme» - «Softly She Cries» -
«Ashes» - «Linoleum» - «The Deeper Cut» - «1979» - «To The Shoreline» -
«Chain Sling» - «Iter Impius» - «Ending Theme» - «The Perfect Element» -
«Stress» - «Healing Now» - «Kingdom Of Loss» - «Enter Rain» - «No Way» --
«Shock Me (KISS-Cover)» -- «The Physics Of Gridlock» --- «Sisters».
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