Livereview: Pain Of Salvation - Cryptex
25. Februar 2012, Pratteln - Z7
By Liane P.
Nicht nur Opeth haben mit ihrem neuen Album «Heritage» eine Fangemeinde verunsichert. Pain Of Salvation legen noch einen drauf und veröffentlichen mit «Road Salt One» und «Road Salt Tw»o gleich zwei Alben, die vielen Anhängern die Haare zu Berge stehen lassen. Die, die noch zum Konzert im Komplex 457 letztes Jahr gekommen sind, haben nun das Weite gesucht. Dazu kommt noch, dass Herr Gildenlöw fast die ganze Band ausgetauscht hat und das ebenfalls nicht gross auf Zustimmung trifft und vielleicht auch deswegen das Z7 noch nicht mal zur Hälfte gefüllt gewesen war. Da half es auch nicht bis kurz nach 21.30 Uhr mit dem Konzertbeginn zu warten. Für einen Samstag eher mau besucht. Für mich natürlich ein Geschenk Gottes, denn dies bedeutete unendlich viel Platz, um sich mit der Kamera breit zu machen und aus allen Ecken und Winkeln des Z7 fotografieren zu können...

Cryptex

"Wenn ihr Auftritt so viel hergibt wie der Merchandising Stand, dann wird es spannend", dachte ich, als ich sah, was die Jungs aus dem deutschen Salzgitter so aufgefahren hatten. Der Pain Of Salvation Stand wirkte im Vergleich dazu wie Mausekot, nichtssagend. Die noch unbekannten Jungs von Cryptex hingegen hatten diverse Shirts in wirklich guter Qualität am Start und diverse Fan-Pakete, die in einem riesigen, silbernen Koffer, der mit rotem Samt ausgelegt gewesen war, liebevoll aufgestellt waren. Grosszügig verteilte man Flyer und Aufkleber, ebenfalls in bester Qualität versteht sich, hübsch. Man legte wohl grossen Wert auf Qualität, daher war es auch keine grosse Überraschung, dass die Herren auf der Bühne ebenfalls keine schlechte Figur abgegeben haben. Der ganze Auftritt wirkte sehr authentisch und man schaffte es, interessant zu wirken ohne sich angestrengt zu verkünsteln, was man bei einigen Neuankömmlingen immer wieder beobachten kann. Hauptsache ums Verrecken anstrengend und kompliziert klingen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Das haben Cryptex, die mit «Good Morning, How Did You Live?» ihr erstes Album veröffentlicht haben, nicht nötig. Souverän und selbstbewusst wurden die Instrumente getauscht und ihr folkig rockiger Sound kam auch bei den kritischen POS-Anhängern sehr gut an. Empfehlenswert! Ruhig mal antesten.



Pain Of Salvation
Auch wenn sich mein ganzes Umfeld über den Wandel von Pain Of Salvation auslässt, mich kratzt dies wenig. Fängt die Band doch für mich erst jetzt an, richtig interessant zu werden. Ich stehe nun mal auf 70er Sound und der Sinneswandel des Herrn Gildenlöw, Kopf der Band, fasziniert mich. Mag sein, dass der Retro-Stil im Augenblick von vielen Bands in Anspruch genommen wird, für mich kein Grund zu klagen. Mir gefällt die Art der Weiterentwicklung sehr gut und ich habe mich extrem auf das zweite Konzert innerhalb von vier Monaten gefreut. Mit dem Auftritt im Z7 haben die Schweden die Performance im Komplex 457 meiner Meinung nach noch getoppt. Live kommt die Musik einfach gewaltig und Daniel Gildenlöw bewies, dass er einer der talentiertesten und vielschichtigsten Sänger ist, die das Musikbiz so her gibt. Nicht nur das. Während dem Song «Healing Now» versammelten sich alle Bandmitglieder in gemütlicher Runde und zupften schwedische Folksinstrumente. Für die Zugabe «Shock Me», ein Kiss Cover, tauschte man alle Instrumente und Daniel tobte sich am Schlagzeug aus, während Ragnar Zolberg sich am Gesang versuchte. Ganz nette Abwechslung, aber ich finde das Singen sollte man dann doch lieber Daniel überlassen. Nach der Schlacht am Schlagzeug versuchte ein sichtlich irritierter Léo Margarit seine Arbeit wieder aufzunehmen, um mit «The Physics Of Gridlock» zu starten. Plötzlich ging da aber nichts mehr! Der Drum-Tech musste erst mal anrücken und das Schlagzeug wieder in Ordnung bringen. Herr Gildenlöw hatte nicht nur eine gewaltige Stimme, sondern auch Kraft wie ein Elefant. Von A-Z ein gelungener und sehr abwechslungsreicher Abend. Auch wenn die Zugaben noch spontan ausgewählt wurden, der Wunsch des Publikums, den Song «Disco Queen» vom Album «Starsick» zu spielen, blieb leider unerfüllt.

Setliste: «Intro Svordomsvisan» - «Road Salt Theme» - «Softly She Cries» - «Ashes» - «Linoleum» - «The Deeper Cut» - «1979» - «To The Shoreline» - «Chain Sling» - «Iter Impius» - «Ending Theme» - «The Perfect Element» - «Stress» - «Healing Now» - «Kingdom Of Loss» - «Enter Rain» - «No Way» -- «Shock Me (KISS-Cover)» -- «The Physics Of Gridlock» --- «Sisters».