Gespannt auf die grosse Ladung Metalcore treffe ich
frühzeitig ein. Nach anfänglichen Schwierigkeiten (weil jeder einen
anderen Ort für den Fotografentreffpunkt hält) bin ich nun bereit
für die Show. Von den drei Bands, die heute auftreten, kenne ich
Parkway Drive am besten. Mit den anderen Bands habe ich mich ehrlich
gesagt nie gross befasst. Asking Alexandria kennt man auch
ausserhalb der Szene relativ gut und jeder Metalhead (auch der
konsequente Core-Verweigerer) hat mit allerhöchster
Wahrscheinlichkeit schon das eine oder andere Lied der Briten
gehört. Stick To Your Guns hingegen ist nicht wirklich ein grosser
Name ausserhalb der Szene. Mal sehen, wie sie sich auf der Bühne
machen.
Stick To Your Guns
Durch den epischen einstieg mit Carmina Burana's “O Fortuna” fängt
die Show sehr vielversprechend an. Leider wechselt das Meisterstück
sehr schnell in eine Art “Gute Laune Musik”, welche den Effekt
kaputtmacht. Mit dem eigentlichen Konzertbeginn kommt aber die pure
Enttäuschung. Die Kalifornier können als Liveband leider nicht
überzeugen, bewegen sich viel, aber irgendwie ziellos auf der Bühne,
die zu gross für sie scheint. Obschon ihre Musik Potenzial hätte,
denkt man sich bei dieser Gruppe, dass sie lieber auf eine kleinere
Bühne gehen und vor ihrer eigenen Fangemeinde spielen sollten. Ein
paar Konzertbesucher in der Front Row scheinen die Band gut genug zu
kennen, um einige Lieder mitzusingen. Beim Nachhören stelle ich
fest, dass die Jungs gar nicht so übel klingen. Aber nicht alle
guten Musiker sind auch auf der Bühne die Kanone. Die Melodien sind
nicht sehr eingängig und die Band gerät in Vergessenheit. Sehr
schade. Für mich persönlich war die Wahl der Supporter mit Stick To
Your Guns ein Reinfall. Nächstes Mal lieber ein Clubkonzert, liebe
Jungs!
Asking Alexandria Immer noch etwas
enttäuscht von der Vorband erhoffe ich mir viel mehr vom Auftritt
der Briten. Die interessante Bandgeschichte erlaubt gewisse
Erwartungen. Die Darbietung ist qualitativ schon um Einiges besser
als die der Vorreiter, doch ich werde, um ehrlich zu sein, auch hier
nicht ganz überzeugt. Die Show wirkt ein wenig kühl. Das Publikum
schreit volle Pulle mit, die Atmosphäre baut sich langsam auf. In
der Core-Szene sind Asking Alexandria eine ziemlich grosse Nummer
und werden auch konzerttechnisch sehr gefeiert. Der Grund dafür
bleibt mir
etwas
schleierhaft. Ab CD gefallen sie mir persönlich viel besser. Um fair
zu sein, ich bin nicht voreingenommen, weil es Metalcore ist.
Obschon dieses Genre nicht meine erste Wahl ist, kann ich auch bei
dieser Musik ziemlich abgehen. Der Auftritt hier gibt aber in meiner
Optik keinen Anlass dazu. Möglicherweise ist Core auf kleineren
Bühnen die bessere Wahl. Das Publikum scheint animiert, aber liegt
sicherlich daran, dass es hier viele Fans gibt. Beim flüchtigen
Beobachten der Masse fällt mir auf, dass gut die Hälfte trotz
Headliner Parkway Drive mit AA-Bekleidung herumläuft. Auch in meinem
Bekanntenkreis wird die Band ziemlich gefeiert und von Konzerten
wird geschwärmt, konkret wurden aber Konzerte in eher kleinen Clubs
erwähnt, was meine Vermutung bestätigen würde. Auf jeden Fall hat
die Band technisch alles richtig gemacht und es muss wohl an mir
liegen, dass ich nicht wirklich mitfeiern kann.
Parkway Drive Endlich wird es Zeit für die Headliner.
Die Australier untermalen ihre Show mit grosszügig eingesetzter
Pyrotechnik und machen das Publikum wortwörtlich heiss. Endlich geht
es zur Sache, und auch ich kann feiern! Die Band um Winston McCall
gibt ordentlich Gas und nutzt die Bühne sinnvoll. Mit beweglichen
Plattformen, welche die Gitarristen ganz weit oben spielen lassen
und einem Drumkit, welches den Drummer kopfüber spielen lässt wird
schnell klar: Die Jungs wissen, wie man eine geniale Show zaubert.
Es braucht nicht zwingend tausende Bühnenrequisiten, um als Liveband
gut zu sein, einige Bands schaffen es bloss mit der eigenen Präsenz,
das Volk zum Durchdrehen zu bringen. Es hilft aber ungemein und
bei richtiger Anwendung der Hilfsmittel ist ein Erfolg garantiert.
Das intensive Set würde ich zu gerne auch von oben sehen, doch
leider ist die Galerie für Konzertbesucher geschlossen. Ein Song
nach dem anderen, die Hitze im Raum wird von Minute zu Minute
unerträglicher. Der Einsatz von Feuer auf der Bühne ist mitschuld,
doch vor allem ist das ganze Publikum nun aufgewärmt und macht wie
wild mit. Überall sehe ich hüpfende und headbangende Fans, auch ganz
weit hinten, wo die meisten in der Regel nicht gross mitmachen. Das
Erlebnis ist fast ekstasisch. Parkway Drive auf der Bühne ist einer
der Gründe, weshalb Konzertbesuche einfach nur "geil" sind! Vom
ersten bis zum letzten Lied herrscht eine Art Trance im Raum, welche
ich nicht erwartet hätte. Parkway Drive waren eindeutig der Erfolg des
Abends.
Setliste: Wild Eyes – Carrion – Dedicated – Vice Grip
– Karma – Sleepwalker – Dark Days – Destroyer – Boneyards – Writings
on the Wall – Idols and Anchors – Bulls on Parade – Swing – Crushed
– Bottom Feeder
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