Wenn man als Prog-Fan Bands wie (die alten) Marillion (mit Fish),
Pallas, Jadis, IQ und auch Arena mag, kommt man natürlich
keinesfalls an Pendragon vorbei. Bei meiner Wenigkeit brauchte es
vor ein paar Jahren den Anstupser von Metalworld-Chief Alex
Fontanini, der mich mal dazu ermuntert hatte, mir diese Band
anzuschauen. Das geschah dann auch und von da an war mein Interesse
geweckt, zumal die oben erwähnten Gruppen auch allesamt in meiner
Tonträger-Sammlung vertreten sind. Dort tummeln sich
selbstverständlich auch entsprechend Dream Theater, Threshold,
Pagan's Mind und viele mehr. Diese Stilecke bietet ja enorm viel und
darum erstaunt es auch nicht, das einzelne Musiker in mehreren Bands
mittun wie Keyboarder Clive Nolan, der ja bekanntlich auch bei Arena
die Tasten bedient. Pendragon gibt es nun schon über dreissig Jahre
und die treibende Kraft dahinter ist Sänger/Gitarrist Nick Barrett.
Obwohl man nie so erfolgreich wie zum Beispiel Marillion wurde, ist
eine treue, eingeschworene Fanbase vorhanden, die zuerst den etwas
schrägen Andy Sears erdulden musste.
Andy Sears
Wer war das nochmal? Andy wer?? In Sachen Alleinunterhalter habe ich
stets etwas Vorurteile wie Bedenken und als der besagte Herr ohne
grosses Tamtam alleine auf der Bühne erschien, ging schon fast ein
Raunen durch das Z7. Als er dann "seine Begleitband" mittels einem
eingestöpselten iPhone (!!) startete, war ich dann schon etwas
irritiert und fragte mich, wo das noch eines Tages hin führen wird,
wenn sowas Schule macht. Aber egal..., und warum
Sears, sonst
Frontmann von Twelfth Night, also auch einer britischen Neo-Prog
Gruppe, nun alleine unterwegs ist, war nicht in Erfahrung zu
bringen. Der Opener «This City (Revisted)» klang dann gesanglich
nicht mal schlecht und mir fiel gleich der Timbre seiner Stimme auf,
die stark der von Peter Gabriel (Ex-Genesis) ähnelte. Zu «Carapace»
und «Riverside» setzte sich Andy ans Piano und zeigte sich auch
darin ziemlich versiert. Das Ganze war sehr ruhig gehalten,
versprühte manchmal eine leicht jazzige Note und wäre wohl in einem
kleinen Club sicher noch besser zur Geltung gekommen. «Fact And
Fiction» (wieder mit iPhone-Orchester - *sic*) liess dann gar die
alten Marillion aufleben. Soweit so gut, denn der
Multinstrumentalist (eine Gitarre schnallte er sich nämlich auch
einmal um) hatte definitiv was auf dem Kasten und kam eigentlich
noch recht cool rüber. Einzig das zu ausgedehnte Gelabere zwischen
den Songs hätte er zumindest kürzer halten müssen. Es kam ja eh
keine Stimmung auf und das Publikum nahm eigentlich kaum bis gar
nicht Notiz von dem, was da gerade auf der Bühne statt fand. Kaum
fertig, steckte der gute Andy sein iPhone wieder aus (kein Witz, das
war wirklich so!), nahm das Keyboard unter den Arm und weg war der
Support von Pendragon. Insgesamt gesehen war diese Darbietung trotz
des unbestrittenen Könnens als Musiker eine ziemlich langweilige
Angelegenheit. Ein guter Comedian oder halt ein typischer Songwriter
(mit Akustik-Gitarre) darf sowas bringen, aber in einem Z7 gehört
eine richtige Band auf die Bretter und nicht Konserven-Musik ab
einem Produkt aus dem Hause Apple, also echt!
Setliste: «Intro» - «This City (Revisted)» - «Carapace» - «Riverside»
- «Fact And Fiction» - «First New Day» - «Outro». (Setliste stammt
von Aschaffenburg vom 24.04.11, Pratteln war weitgehend identisch)
Pendragon
Die jetzige Formation mit Nick Barrett (v/g), Clive Nolan (keys/v),
Peter Gee (b) und Scott Higham (d) als letztem Neuzugang besteht so
seit 2008. Im dem Jahr kam auch das vorletzte Album «Pure» heraus,
das zum 30-jährigen Jubiläum in die Band-History einging.
Interessanterweise sind Pendragon in Polen (!) ziemlich angesagt und
haben dort schon diverse Live-Scheiben und exklusive Compilations
aufgenommen. Heute Abend tummelten oder besser verloren sich etwa um
die 150 Leute (oder auch ein paar mehr) im Z7, was angesichts der
Güte der Band halt schon irgendwie beschämend oder simpel
ausgedrückt einfach schade ist. Die anwesenden Fans, die sich als
meist typische Proggies optisch bis auf ein paar Shirt-Träger eher
unauffällig zeigten, freuten sich aber sehr auf den Headliner des
Abends. Mir ging es nicht anders und es war wie schon zur «Pure»-Tour
abzusehen, dass die aktuelle Konzertreise zum neuen Langeisen
«Passion» genau so einen bleibenden Eindruck hinterlassen würde.
Hinter dem Schlagzeug hing ein neutrales, schwarzes Backdrop,
behängt mit zwei quadratischen, auf den Ecken stehenden weissen
Leinwänden, wo Projektionen und Videos abgespielt wurden. Auf der
Bühne beherrschten vor allem die zahlreichen Keyboards von Clive
Nolan die Optik, für den Rest waren die vier Musiker zuständig. Als
Opener folgte gleich der Titeltrack der neuen Scheibe, die ganz auf
der Linie des Vorgängers liegt. Dass man die Gitarre (auf dem
Tonträger) mitunter immer schön heraus hört (live ja sowieso), geht
zu einem Teil
sicher auf das Konto von Threshold Gitarrist Karl
Groom, der Pendragon im Studio jeweils mixt und bei «Pure» auch
gemastert hatte. Wer sich «Passion» also aufmerksam anhört, wird
sofort Vibes von Threshold (zu Andrew McDermott Zeiten) ausmachen
können. «Back In The Spotlight» stiess die Türe zur Vergangenheit
erstmals zünftig auf und schickte das Publikum zwei Dekaden zurück
zum 91er Album «The World». Dreh- und Angelpunkt des Geschehens war
stets Nick Barrett, der keinerlei Mühe bekundete, den Gesang und
sein Gitarrenspiel jeweils unter einen Hut zu bringen. Zudem bewegte
er sich auch fleissig auf der Bühne herum und setzte dann und wann
gar zu kleinen Sprüngen an. Je nach Lichtkomposition sah man Clive
Nolan derweil hell erleuchtet oder dann in ganz dunkelblaues Licht
getaucht. Derweil sorgten die Herren Gee und Higham für den nötigen
Rhythmus. Er war einfach einmal mehr nur göttlich, was die vier
Briten da wieder veranstalteten. Besser kann man Progressive
Metal/Rock nicht spielen! Die Kunst besteht ja unter anderem auch
darin, längere und epenhafte Songs der Währung «Empathy» oder «This
Green And Pleasant Land», um gleich zwei Neuzugänge im Set
anzusprechen, so zu gestalten, dass sie trotz der Überlänge
abwechslungsreich dargeboten werden. Darin sind Pendragon, wie ihre
zuvor erwähnten Kollegen, absolute Könner ihres Fachs und darum kam
zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf. Man konnte zwischendurch getrost
die Augen schliessen und sich in die schöne Klangwelt der Briten
einhüllen. Satte 140 Minuten Spielzeit standen am Schluss zu Buche
und die Band konnte sich dafür zurecht abfeiern lassen. Auch künftig
ein unabdingbares Muss für alle Liebhaber progressiver wie harter
Klänge!
Setliste: «Intro» - «Passion» - «Back In The Spotligh» - «Ghosts» -
«Not Of This World» - «If I Were The Wind (And You Were The Rain)» -
«The Freak Show» - «Empathy» - «This Green And Pleasant Land» - «Shane»
- «Feeding Frenzy» - «Nostradamus (Stargazing)» - «The Last Man On
Earth» -- «Indigo» --- «Paintbox» - «Outro».
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