Livereview: Pentagram - Driven Under

05. September 2014, Schaffhausen - Kammgarn
By Natalia P.
 
Die Band Pentagram ist kein Schosskind des Glücks. Der Lebensweg der Gruppe ist das ständige Balancieren der Band an der Kante des Daseins und Nichtdaseins. In den 40 Jahren ihrer Existenz veränderte die Band mehrmals ihren Bestand, ging auseinander, wechselte den Namen. Das ist der Grund für so eine kleine Menge der Alben, die je von dieser Gruppe erschienen sind. Aber die kleine Menge wird durch perfekte Qualität ausgeglichen. Die Musik von Pentagram ist eine ideale Kombination von doomigen Riffs wie von Black Sabbath, rhythmischer Aggressivität von Blue Cheer Genres und einem Hauch von Psychodelika. Es ist auch zu unterstreichen, dass die Stimme des unersetzbaren Sängers der Band, Bobby Liebling, beinahe eine der besten in diesem Genre ist. Es ist auch zu erwähnen, dass der Sessionsgitarrist der Band Cathedral, Viktor Griffin, verdienter Meister der “Live”-Konzertmusik im Laufe der letzten 20 Jahren, zeitweise mitspielt. Ab 2014 ist er wieder fest im Line-Up der Band! Am 5. September fand das Konzert dieser tollen Gruppe im Kammgarn in Schaffhausen statt! Als Vorgruppe trat die junge Heavy/Thrash Metal-Band Driven Under aus Schaffhausen/Winterthur auf.


Driven Under

Der Auftritt der Vorgruppe begann mit kleiner Verspätung. Die Musiker kamen erst um 21.20 Uhr auf die Bühne. Aber die schon anwesenden Zuhörer vergassen das sehr schnell, denn der Auftritt verlief ziemlich originell. Der Sänger kam mit einer aufgesetzten Gasmaske auf die Bühne und nebelte durch den Schlauch aus seinem Rucksack. Gasangriff wie während des 1. Weltkrieges vor 100 Jahren! Es wurden drei so eindrucksvolle „Shows” während des Auftrittes gezeigt. Patric Bouffé spielte die Rolle des „Todes mit der Hippe“ und „Wahnsinnigeres in der Zwangsjacke“. Im Übrigen kann ich sagen, der Auftritt dieser Band wurde mir nicht nur durch Highlights eingeprägt. Die Gruppe existiert schon seit über zehn Jahren und erreichte grosse Erfolge. Die Gitarristen Bojan Vidak und Steven Hohl erfreuten das Publikum besonders. Ich muss hinzufügen, dass die Musiker die Tatsache des starken Einflusses der legendären Iron Maiden auf ihr Schaffen nicht verheimlichten. Die Stimme des oben genannten Patric Bouffé gleicht der Stimme von Bruce Dickinson in der Wirklichkeit so sehr, dass es ab und zu schien, dass nach ein paar Minuten das bekannte Lied „Fear Of The Dark“ erschallte. Meiner Meinung nach sollte die Band ein Cover irgendeines Liedes von diesen berühmten Briten aufnehmen. Aber man darf ihr Schaffen nicht als einfache Nachahmung der alten etablierten Leitbilder nennen. Es ist moderne Metal-Musik mit beliebtem Sprechgesang und sogar Breakdowns. Das Publikum unterstützte die Musiker, und diese erwiederten darauf mit gleicher Münze. In der Mitte des Auftrittes trug der Gitarrist ein Tablett mit Likör gefüllten Gläschen auf die Bühne und gab sie den Zuhörern der ersten Reihen. Interessante Tatsache: Gleich am Anfang des Auftrittes von Driven Under erschien Bobby Liebling selbst auf dem Balkon. Man konnte seinen nackten knochigen Oberkörper sehen: Er gestikulierte wie wild, indem er die jungen Musiker unterstützte. Bobby sah sich fast den ganzen Auftritt von Driven Under an. Offensichtlich erweckte das in dem Raum Geschehene richtig Interesse in ihm. Ich habe schon seit langer Zeit keine so aufrichtige Unterstützung von den Rock-Veteranen mehr gesehen. Die Musiker verliessen die Bühne um 22.00 Uhr nach nur zehn Songs, aber nur, nachdem sie sich vergewissert hatten, dass das Publikum bereit für den Empfang von Pentagram war.



Pentagram
Gegen halb elf Uhr kamen Pioniere des amerikanischen Doom Metal-Genres zu tiefem Gitarrengeheul auf die Bühne. Gleich mit den ersten Riffs von «Too Late» wurde die massive Soundwand, die von den zwei Riesen-Gitarristen Viktor Griffin und Bassisten Greg Turley errichtet wurde, auf die Zuhörer niedergewalzt. Danach erschien die schmächtige und rührende Figur Bobby auf der Bühne. Der berühmte Frontmann machte sich fein: er zog ein poppiges T-Shirt an und wollte damit auf seine Herkunft aus den "60ern" (damals traten viele Rochmusiker bunt, grellfarbig und glitzernd gekleidet auf), hinweisen. Das heutige schwarzweisse Metalpublikum kontrastierte mit diesem "Fossilrocker". Bobby benahm sich völlig wahnsinnig auf der Bühne: Von Natur aus hat er ein schönes Mienenspiel und ist von allzu feiner Statur - er kann deshalb faszinierende Körperbewegungen ausführen. Ich muss zugeben, dass ich nicht so optimistisch und gut gelaunt zum Konzert ging. Es schien mir, dass es eine Abschiedstournee werden sollte, denn die Band fiel so oft auseinander und man konnte alles Mögliche von ihr erwarten. Was mich angeht, gefällt mir auch das neueste Album «Last Rites», das eher in die Sparte Hard Rock gehört. Gut, dass die Band solche Songs von diesem Album wie «Call The Man» und «Nothing Left» in die Setliste packte. Aber meiner Meinung nach fehlte es an ein paar hypnotisierenden, psychodelischen Kompositionen wie zum Beispiel «Burning Saviour», die der Band genauso gut gelungen sind, wie das extreme Heavy Metal Material. Ich füge hinzu, dass an diesem Abend noch ein wahrscheinlich neues Lied erklang, aber ich konnte mir den Namen nicht merken. Laut der Information von der offiziellen Website hat die Band vor, gleich nach der Tournee ein neues Album im Studio aufzunehmen. So wie es aussieht, ist aktuelle Tour wohl nicht die letzte, sondern als Vorbereitungstour für die kommende Studioarbeit aufzufassen. Die Gruppe hat in ihrem Bestand einen jungen Bassisten und Schlagzeuger. Was Bobby angeht, sieht er überraschend lebensfroh und lustig aus, abgesehen von seinen gesundheitlichen Schwierigkeiten. Uns bleibt nur zu vermuten, was ihn so mit Energie vollgeladen hat. Ich bin mit dem Zitat des Dadaismus einverstanden: Solange der Schmetterling fliegen kann, ist es nicht wichtig, wie sehr seine Flügel schäbig sind. Lasst uns Bobby & Co. wünschen, dass er uns weiter mit "seinem Flug" zu erfreuen vermag.

Setliste: «Too Late» - «All Your Sins» - «Sign Of Wolf» - «Sinister» - «Forever My Queen» - «Review Your Choices» - «New Song («Lay Down & Die»)» - «Frustration» - «When The Screams Come» - «Call The Man» - «Nothing Left» - «Relentless» - «Broken Vows (with Relentless reprise)» - «Be Forewarned» - «20 Buck Spin».