Nach reichlich negativen Schlagzeilen um den ehemaligen wie
langjährigen Schlagzeuger von AC/DC konnte man spätestens mit der
Bekanntgabe der Tourdaten von Phil Rudd und seinen Kumpels davon
ausgehen, dass nun wieder die Musik in den Vordergrund rückt.
Eigentlich grenzte es aber an ein Wunder, dass diese Tour wirklich
zustande gekommen ist. Lange sah es nicht danach aus, und man konnte
wirklich kaum glauben, was einem da über Mr. Rudd zu Ohren kam. Das
soll hier und jetzt aber nicht das Thema sein, denn darüber kann sich
jeder, den es interessiert, im Netz darüber schlau machen. Fakt ist
aber, dass Phil zumindest bemüht zu sein scheint, auch ohne Angus
Young wieder etwas Ordnung oder eine Art Kontinuität in sein Leben
zu bringen. Bevor «Rock Or Bust» als wohl letztes Album der Aussies
Ende November 2014 erschien, hatte Phil mit «Head Job» bereits seine
erste Solo-Scheibe veröffentlicht. Davon nahm aber kaum jemand
Notiz, zumal das Ding damals keine businessmässige Unterstützung
erhielt und folglich völlig unterging. Letztes Jahr wurde das Teil
wieder neu aufgelegt, eine Live-Band formiert und über den Teich
geflogen. Somit Ende gut, alles gut?!
Phil Rudd
Neutral von aussen betrachtet ging im Vorfeld eigentlich alles glatt
über die Bühne. Immerhin sprach man jetzt in der Szene über das
Album, es gab viele CD-Reviews und es fanden auch Interviews statt.
Wir von Metal Factory bemühten uns auch um einen Interview-Slot, und
zur grossen (Vor-) Freude kriegten wir auch einen! Für mich war es
zudem die grundsätzlich livehaftige Premiere im Zürcher Kaufleuten
(!), und entsprechend hoch hingen meine Erwartungen. Damit war ich
nicht alleine, aber dass sich im altehrwürdigen Kulturtempel keine
auf den ersten Blick sicht- und spürbare Lücken bildeten,
veranlasste Ticketcorner, respektive den Veranstalter dazu, jedem
Käufer eines Tickets noch zwei Gratis-Tickets (!) für Familie und
Freunde hinterher zu schmeissen! Diese nicht alltägliche Aktion
veranschaulichte
das organisatorische Unbehagen deutlich, und letztlich erbrachte
dieser Schnellschuss die erhoffte Wirkung. So waren dann also
ungefähr gut 600 Fans nach Zürich gepilgert, die aber nicht im Traum
daran dachten, geschweige denn darauf vorbereitet waren, dass das
Ganze ein äusserst kurzes Vergnügen wurde. Dazu kam noch der Umstand
einer fehlenden Support-Band. So betraten um 20.15 Uhr herum Allan
Badger (v), Geoffrey Martin (g), Mike Furness (g), John Proctor (b)
und Phil Rudd (d) die Bühne. Der warme Applaus als Begrüssung war
zwar standesgemäss, änderte aber natürlich nichts an der
bevorstehenden Situation. Vor allem diejenigen Leute, die zusammen
mit dem Nachtessen gut CHF 150 Franken hinblättern mussten, waren
doch voller Vorfreude. Wenn die gewusst hätten, was ihnen
bevorsteht, wäre denen das Mahl mit Cüpli bestimmt im Hals stecken
geblieben.
Mit
total acht Songs ab «Head Job» wurde fast das ganze Solo-Album
durchgespielt. Die an sich simpel gehaltenen Rocksongs hinterliessen
kaum ein Ausrufezeichen und Frontmann Allan entpuppte sich dabei
nicht gerade als der Göttersänger unter der Sonne. Die Bandkollegen
musizierten soweit solide, konnten jedoch keinerlei Berge zu keiner
Zeit versetzen und blieben gefangen im Mittelmass. Der einzige, wenn
auch stoisch agierende (Un-) Ruhepol war somit der Mann, dem ja
eigentlich das ganze Interesse galt, und dieser machte seine Sache
natürlich gut, keine Frage. Dass es dabei an Varianz und frickeligen
Elementen fehlte, war ebenso klar wie das Amen in der Kirche.
Jeweils einen kurzen Aufschrei auf Seiten des im Minimum sicher
unterhaltenen Publikums gab es jeweils bei der Ankündigung der
insgesamt drei AC/DC-Songs, die gecovert wurden. Allerdings klang
da, ausser dem tighten Schlagzeugspiel, wenig bis kaum was nach dem
Original. Alles andere hätte mich allerdings auch erstaunt, denn der
Gitarrensound der Young-Brüder (inklusive Neffe Stevie) ist
eigentlich nicht wirklich reproduzierbar. Am besten davon schnitt
noch «Rock'n'Roll Damnation» ab und damit war der Hauptset bereits
zu Ende! Ein Blick auf die Uhr offenbarte bis dahin eine Spielzeit
von etwa gerade mal vierzig Minuten! Als dann nach «Forty Days», der
einzigen Zugabe, das Licht im Saal abrupt wieder anging und ZZ Top
ab Band eingespielt wurden, waren keine fünfzig Minuten vergangen!!
Erstaunlich dabei, dass kaum Pfiffe zu hören waren, aber es fielen
dennoch einige gehässige Kommentare und dies zurecht! Sowas ist doch
blosse Fanverarsche hoch drei und kam der öffentlichen Demontage
einer Legende gleich, anschliessende Signing Session hin oder her!
Setliste: «The Other Side» - «When I Get My Hands On You» -
«Lost In America» - «Shot Down In Flames (Cover AC/DC)» - «Sun Goes
Down» - «Up To My Neck In You (Cover AC/DC)» - «No Right» - «Repo
Man» - «Head Job» - «Rock'n'Roll Damnation (Cover AC/DC)» -- «Forty
Days».
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