Die Briten von Anathema bestiegen pünktlich um
20h00 die Bühne des Volkshaus, und begannen ihr 40-Minütiges Set
soundtechnisch überraschend reduziert. Das Publikum tröpfelte darauf
gemächlich von der Vorhalle in den Konzertsaal, weswegen auch etwa
erst nach dem dritten Song eine ansprechende Stimmung aufkam. Obwohl
Vincent Cavanagh's Gitarre bei den ersten Songs streikte, behielt
die Band einen kühlen Kopf, und legte einen sympathischen aber auch
routinierten Gig auf's Parkett. Vincent war klar das Zentrum des
Geschehens auf der Bühne, Gitarrist David Cavanagh konnte durch
saubere Backing-Vocals und charismatisches Entertainment aber
zusätzliche Punkte abräumen. Die Band präsentierte nebst klassischen
Gassenhauern auch ein neues Stück, und am Ende des sieben Songs
umfassenden Sets griffen sie auf «Comfortably Numb» von Pink Floyd
zurück. Ob dies eine gute Wahl war, darüber lässt sich zweifelsohne
streiten - Aber Tatsache ist mitunter auch, dass Anathema als
Support-Act nur bedingt funktionieren.. Das Publikum hatte aber
durchaus seine Freude an dem Auftritt, und belohnte die Band mit
entsprechend viel Applaus.
Porcupine Tree setzten die Messlatte von Beginn weg beängstigend
hoch an, sie begannen ihr Set um 21h15 mit dem Titeltrack vom
aktuellen Album «Fear Of A Blank Planet». Das Publikum schien nun
endgültig aufgetaut zu sein, und feierte die Band gebührend ab.
Steven Wilson liess sich dabei die
Ehre nicht nehmen, der alleinige
Dreh- und Angelpunkt der Show zu sein - Er führte sämtliche
Kommunikation mit dem Publikum, sagte die Songs an, und dirigierte
bisweilen auch die Mitmusiker. Gavin Harrison (Drums), Colin Edwin
(Bass), Richard Barbieri (Keys & Synthies), und John Wesley (Gitarre
& Backing-Vocals) agierten im Ausgleich dazu äusserst reserviert,
aber nicht unsympatisch. Während Richard Barbieri die komplexesten
Synthie-Arrangements an den Tag legte, schien vor allem Colin Edwin
in einer anderen Welt zu schweben, und grinste über die folgenden
zwei Stunden verschmitzt wie ein kleiner Junge. Auch klanglich
konnten Porcupine Tree aus dem vollen Schöpfen, dank dem
Soundanlagen-technisch überraschend gut aufgestockten Volkshaus
wurde der Sound klar und druckvoll übertragen, lediglich die
Synthies wummerten bisweilen etwas in den tieferen Bereichen. Die
zwei Stunden flogen dann auch verdammt schnell vorbei, und die Band
gab einen unglaublich umfassenden Querschnitt ihrer stilistischen
Flexibilität zum Besten - Obwohl überraschend viel von der aktuellen
Platte gespielt wurde, kamen auch Songs wie «Even Less» und «A Smart
Kid» zum Zuge, was auch die Nostalgiker im Publikum freute. Mein
persönlicher Höhepunkt war jedoch klar das 18-Minütige Meisterstück
«Anesthetize» von der aktuellen Platte: Der Song setzte auch live
klar Massstäbe, und Porcupine Tree schüttelten so quasi mal nebenbei
ultraharte, Meshuggah-mässige Riff- & Taktspieleren aus den Ärmeln.
Im Kontext dazu kam das Lautstark geforderte «Trains» überraschend
intim rüber, vor allem weil Steven Wilson den Song im Alleingang auf
der akkustischen Gitarre beendete. Als die Band dann am Ende des
Zugabenblocks noch «Halo» von der letzten Platte «Deadwing»
drauflegten, war das Publikum schon lange nicht mehr zu halten, und
bescherte der Band verdienterweise minutenlangen Applaus.
An dieser Stelle bleibt eigentlich nur noch festzuhalten, dass auch
die visuelle Seite von Porcupine Tree mittlerweile ein dominanteres
Mass angenommen hat - wurde bei Songs von «In Absentia» und «Deadwing»
noch auf die altgedienten Animationen zurückgegriffen, so kamen bei
den neuen Stücken von «Fear Of A Blank Planet» teilweise verstörende
Kurzfilme zum Zug, und bildeten so den Visuellen Gegenpunkt der
Lyrics - Auch hier lässt sich also zweifelsfrei ein «Grandios»
verteilen.
Setlist Porcupine Tree (Unvollständig!): Fear Of A Blank Planet,
Sound Of Muzak, Lazarus, Anesthetize, Open Car, A Smart Kid, Way Out
Of Here, Sleep Together, Trains, Even Less, Halo
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