Livereview: Powerwolf - Charing Cross - Crown Of Glory
21. November 2009, Sounddock14 - Dietikon (ZH)
By Roger W.
Es war ein Abend, bei dem das Konzept aufgegangen ist. Denn obwohl die deutschen Powerwolf bereits diverse Male als Vorband von Gamma Ray oder Brainstorm im Z7 für Furore sorgten, war ein grosser Publikumsaufmarsch bei ihrer ersten Headliner-Show in der Schweiz alles andere als sicher. Da hilft es auch nicht, dass die Wölfe mit „Bible Of The Beast“ bereits ihr drittes, famoses Werk im Gepäck haben. Was ist also zu tun, damit sich das Sounddock trotzdem füllt? Ganz einfach. Man nehme mit Charing Cross und Crown Of Glory zwei hochkarätige lokale Bands, die selber Publikum ziehen. Allerdings wurden damit die Erwartungen an den Abend ins Unermessliche gesteigert und – erfüllt! Denn alle drei Gruppen zeigten sich motiviert und hatten jede für sich ihre Stärken. Und dies obwohl die beiden Schweizer Acts aufgrund der engen Bühnenverhältnisse bewegungstechnisch eingeschränkt waren. Jetzt aber Licht an für einen Rückblick auf diesen gelungenen Abend.

Crown Of Glory

Wie neugeboren wirkten die Innerschweizer Powermetaller Crown Of Glory im Sounddock. Die Suche nach einem fähigen Schlagzeuger ist abgeschlossen. Marcel Burgener heisst der Glückliche, der den Crowns wieder mächtig in die Ärsche tritt. Der sympathische Schlagzeug-verdrescher knüppelte bereits als Vor-Vorgänger von Ruedi Halter bei Charing Cross. Er bedankte sich gegen Ende des Sets beim Charing Cross Gitarristen Andy, dass er ihn auf diesen Job aufmerksam gemacht hat. Wo soviel Friede, Freude und Eierkuchen herrscht, werden auch tolle Songs zum Besten gegeben. Und die gab’s von Crown Of Glory in Form von „Spirit“, „Raven’s Flight“ und der Feuerzeugorgie „Save Me“. Sänger Hene lockte das Publikum nicht nur mit seiner grandiosen Stimme vor die Bühne, sondern auch mit imaginärem Tamiflu gegen die Schweinegrippe. Der Saal folgte der Aufforderung gerne und so wurde gebangt, mitgesungen und die Fäuste in Höhe gestreckt. Wer vor lauter Feiern nicht vergass genau hinzuhören, stellte schnell fest, dass mit Keyboarder Philipp eine mehr als fähige Backing-Stimme vorhanden war. Viel zu früh wurde mit „The Prophecy“ bereits der drittletzte Song des Sets angekündigt und damit beim Publikum Enttäuschung in Form von „Buh-Rufen“ provoziert. „Pathfinder“ setzte dem noch einen drauf, bevor nach „Keep The Flame“ endgültig Schluss war. Viel zu früh, wie die Wellen und Zugaberufe der Fans bestätigten.

Charing Cross
Charing Cross schafften es danach sofort, die von Crown Of Glory angeheizte Stimmung wieder aufflammen zu lassen. Und dies obwohl der Soundcheck fliessend in den Auftritt überging und das Intro zweimal angespielt wurde. „Final Day“ hiess der erste Hard Rocker, den Charing Cross zum Besten gaben. Dieser glänzte mit einem feinen Bohrmaschinen-Gitarrensolo und spannte den Bogen zu „Rumble“, „Ain’t Got No Time“ und „Voices“. Sänger Peter Hochuli entpuppte sich erneut als wahres Goldkehlchen. Gut gelaunt, wies er immer wieder auf den Merchstand hin, und dass die CD „We Are Charing Cross“ dort für nur 25 Mäuse zu ergattern sei. „Kick Ass Rock’n’Roll“ funktionierte dann trotz schwierigen Platzverhältnissen, und das Publikum sang die „Ohohos“ ohne grosse Aufforderung gern und laut mit. Als Zugabe gab es mit „Shadow“ den zweiten Track der EP „Back For Attack“, die der heutige Crown Of Glory-Schlagzeuger eingetrommelt hatte. So schloss sich ein Kreis und das Zepter konnte getrost in deutsche Hand gelegt werden.

Powerwolf
„Heulen mit den Wölfen“ war bei Powerwolf angesagt. Die Deutschen kamen wie immer blass geschminkt auf die Bühne und zündeten ihre ironischen Heavy Metal-Granaten gekonnt ins Sounddock. Sänger Attila Dorn brauchte zwar ein, zwei Lieder um seine Stimme in die richtigen Schwingungen zu bringen, liess aber bei den Ansagen von Anfang an nichts anbrennen. „Ich segne euch gegen Schweinegrippe! Obwohl – wir Metaller sind stark und kriegen diese Pest nicht!“ Er wirkte dabei wie ein Oberpriester, der zu seinen treuen Schäfchen in gebrochenem Deutsch predigt. Überhaupt wird bei Powerwolf neben der Musik viel Wert auf eine anständige Show gelegt. Das machten nicht nur die vier Banner und der Bandschriftzug aus, sondern auch die Einheitskleidung und das wilde Gepose der beiden Brüder und Gitarristen Greywolf. Keyboarder Falk M. Schlegel nutzte jede Arbeitspause aus, um an den Bühnenrand zu rennen und die Meute anzufeuern. Das kam so gut an, dass man sich in einen Sog gezogen fühlte, bei dem die Zeit viel zu schnell vorbei raste. Dabei störte es nicht einmal, dass sämtliche Backing-Vocals und der Bass ab Band eingespielt wurden. Powerwolf boten einen guten Querschnitt durch ihren drei Alben umfassenden Katalog, wobei sie den Fokus aber vor allem auf die beiden letzten Werke „Bible Of The Beast“ und „Lupus Dei“ legten. „Sorry, liebe Frauen. Dieser Song ist nur für Männer“, verkündete Attila und stimmte „Resurection By Erection“ an. Die Meute vor der Bühne nahm es dankbar entgegen und sang und lachte mit. Somit war das selbst ernannte Ziel längst erreicht, als der Sänger mit der Stimme eines Predigers verkündete: „Wir sind gekommen, um mit euch ein wenig Spass zu haben“. Nach „Lupus Dei“ war erstmals Schluss, bevor der Sänger aus der Bibel vorlas und in „Mr. Sinister“ überleitete. Mit „Moscow After Dark“ verabschiedeten sich die Wölfe, die an diesem Abend nach eigener Aussage wohl ihr bestes Konzert in der Schweiz gespielt hatten. Wer danach noch Lust hatte, konnte sich von der Band alles Mögliche signieren lassen und zusammen mit ihr ein Bierchen trinken. Bleibt nur zu hoffen, dass wir bald wieder in den Genuss einer Headliner-Show von Powerwolf kommen werden. Dann bitte wieder mit einem ähnlich starken Band-Package.

Setliste: We Take It From The Living, Prayer In The Dark, Raise Your Fist Evangelist, We Came To Take Your Souls, Panic In The Pentagram, In Blood We Trust, Catholic In The Morning ...Satanist At Night, Werewolves Of Armenia, Vampires Don't Die, Resurection By Erection, Saturday Satan, Kiss Of The Cobra King, Lupus Dei, Mr. Sinister, Moscow After Dark.