Livereview: Pretty Maids (DVD Recording)
01. Oktober 2011, Pratteln - Z7
By Rockslave
Nach dem grandiosen Konzert im letzten Jahr um etwa die gleiche Zeit war die Freude nach der Ankündigung gross, dass die dänischen Power Melodic Hardrocker auch heuer wieder in Pratteln zu Gast sein werden. Doch damit nicht genug, denn die zweite «Into The Pandemonium» Tour meinte es gut mit uns Schweizer Fans! Es machte nämlich schon bald einmal die Runde, dass im Z7 die erste Live-DVD von Pretty Maids mitgeschnitten wird. Sowas haben andere, wie zum Beispiel Shakra, Freedom Call oder Gamma Ray ja auch schon gemacht und somit gebührt den Dänen nun die gleiche Ehre. Man konnte sich also auf einen entsprechenden Streifzug durch 30 Jahre Karriere einstellen, was sogleich Spekulationen um die Setliste aufkommen liess. Was wird berücksichtigt und was nicht? Da hatte wohl jeder Fan so seine eigenen Vorstellungen und die älteren darunter hofften natürlich auf möglichst viele, alte Kult-Songs, von denen es genug zur Auswahl hat. Anlassbedingt gab es heute Abend keine Support-Band und so mussten gut 500 Leute bis etwa 21.15 Uhr ausharren, bis es endlich losging!

Pretty Maids

Der grosse (persönliche) Wermutstropfen sei gleich zu Beginn erwähnt: Im aktuellen Lineup fehlte Bassist Hal Patino (Ex-King Diamond), der das letzte Mal einen tierisch guten Eindruck hinterlassen hatte. Die vermeintliche Harmonie war leider nicht von Dauer (die genauen Umstände lassen wir jetzt mal aussen vor) und darum hatte sein Ersatz Rene Shades bei mir von vorne herein halt einen schweren Stand. Der Fokus stand aber eh bei Ken Hammer (g/v) und Ronnie Atkins (v). Letzterer wird wohl vor dem wichtigen Auftritt seiner Stimme entsprechend Sorge getragen haben, denn auf seine Stimmbänder sollten noch einige Herausforderungen zukommen. Diese wurden zu einem Teil von den Fans bestimmt, die über die offizielle Homepage abstimmen konnten, welche Songs (oder zumindest einige davon) auf der Setliste für die DVD vertreten sein werden. Als Opener (nach dem Intro und ein paar Pyros) fungierten nicht unerwartet «Pandemonium» und «I.N.V.U.» vom aktuellen Album. Das passte auch sehr gut, keine Frage. «Hell On High Heels» vertrat derweil die 99er Scheibe «Anything Worth Doing Is Worth Overdoing», während mit dem geilen Titel-Kracher «Wake Up To The Real World» das vorletzte Album von 2006 bedacht wurde. Spätestens jetzt war das Pratteler Publikum wach gerüttelt und ging immer besser ab. Ronnie's Stimme war zu diesem Zeitpunkt noch voll auf der Höhe seiner gegenwärtigen Möglichkeiten. Dass dies auch weiterhin so blieb, war der Verdienst von gemässigteren Klängen wie den Halbballaden «Another Shot Of Your Love» und «Walk Away» (letztere vom Album «Scream», 1994). Der erste und zugleich harte Prüfstein kam dann aber mit «Lethal Heroes», dem Opener von «Jump The Gun» (1990). Da musste der gute Ronnie die ersten paar Federn lassen, denn die oberen Gesangslinien erreichte er nur knapp und mit einiger Mühe. Doch das trug ihm niemand nach, denn alle freuten sich in erster Linie, dass dieser Klassiker auch mit dabei war. Allerdings hatte ich im Hinblick auf das letztjährige Gastspiel das Gefühl, dass die Band nicht ganz befreit aufspielte, was möglicherweise mit der Konzentration bezüglich der Aufnahmen zu tun hatte. Es fehlte der berühmte letzte Zwick, der einen bei den entsprechenden Konzerten die Kinnlade runter klappen lässt.


Weitere Hits der Marke «Savage Heart» oder «Rock The House» hielten die überaus gute Stimmung jedoch locker aufrecht. Auch die Mitsing-Parts fielen überraschend gut aus und das will in unseren Breitengraden stets was heissen. Die Dänen stehen ja nicht nur für treibende Kracher, sondern haben auch regelmässig ein gutes Händchen für balladeskere Töne bewiesen. Dazu gehörte unter anderem das eher unbekanntere «Clay», das auf dem mittlerweile etwas vergessenen «Carpe Diem» von 2000 steht. Dieses Album, wie auch ein paar der 90er-Releases, gilt es quasi wieder zu entdecken, wobei die Ausflüge in etwas modernere und powermetallische Gefilde nicht allen munden und halt nicht wirklich zu Pretty Maids passen. Nicht fehlen durfte neben weiteren, unverzichtbaren Kalibern der Sorte «Rodeo» oder «Love Games» natürlich die neue Hammer (Halb-) Ballade «Little Drops Of Heaven», die den älteren Jahrgängen wie mir regelmässig mehr als wohlige Schauer der guten, alten 80er über den Rücken jagt. Ich bin mir sicher, dass dieser Glückstreffer fortan live immer gespielt werden wird. Die hierzu gezündeten Pyros waren zwar nicht gerade üppig, werden sich auf der audiovisuellen Nachlese aber bestimmt gut machen. Hiermit befinden wir uns bereits im Zugabenteil und die Uhr zeigte inzwischen rund zwei Stunden Spielzeit an. Somit war der Moment gekommen, das finale Feuer zu zünden. Dazu wurde zum letzten Mal der musikalische Bogen gespannt, der diese zum Glück wieder erstarkte Top-Band für die aktuelle Szene unverzichtbar macht. Das wäre zum einen die zuckersüsse 93er Ballade «Please Don't Leave Me» (von «Stripped») und zum andern der uralte 84er Heavy Rocker «Red Hot And Heavy», der dem Z7 nochmals mit gutem Sound und fettem Licht richtig Feuer unter dem Arsch machte. Nach satten 135 Minuten wurden die Kameras wieder angehalten und alle waren sich eigentlich einig, dass diese DVD, die anfangs 2012 erscheinen soll, richtig gut werden wird. Daran zweifle auch ich nicht, obwohl es halt schon noch ein paar Songs mehr gegeben hätte, die es ebenfalls verdient gehabt hätten, verewigt zu sein. Wichtiger scheint mir allerdings der Umstand, dass auch weiterhin mit den Dänen zu rechnen ist und damit die Hoffnung einher geht, dass dem kongenialen Komponisten-Duo Hammer/Atkins auch in Zukunft noch weitere, gute Songs gelingen werden!

Setliste: «Intro» - «Pandemonium» - «I.N.V.U.» - «Hell On High Heels» - «Wake Up The Real World» - «Destination Paradise» - «Another Shot Of Your Love» - «Scream» - «Walk Away» - «Lethal Heroes» - «Nightmare In The Neighborhood» - «It Comes At Night» - «Queen Of Dreams/Drum-Solo» - «Spooked» - «Savage Heart» - «Clay» - «Yellow Rain» - «Rock The House» - «Back To Back» - «Rodeo» - «Love Games» -- «Future World» - «Little Drops Of Heaven» - «Please Don't Leave Me» - «Red Hot And Heavy».