Livereview: Primal Fear - Freedom Call - Metalium - Darkage
4. Mai 2004   Z7
By Rockslave

Wacken Road-Show? Was'n des?? Unter dem Motto "Wacken comes to your town" wurde ein schmuckes 4er-Package zusammen gestellt und quasi als Vorhut des Open Air's von Anfang August (5.8. bis 7.8.04) im April/Mai auf eine Mini-Tour geschickt, um den (mehrheitlich deutschen) Fans die Wartezeit auf den Hauptanlass etwas erträglicher erscheinen zu lassen. Logisch auch, dass diese Bands dann im August nicht schon wieder auf dem Speisezettel stehen werden. Da der Road-Show bereits ein Traditionssiegel anhaftet, macht ein solcher Event durchaus Sinn. Gut möglich, dass so auch der eine oder andere Fan mehr an diese Konzerte gegangen sein wird. Mit Primal Fear als Headliner konnte natürlich nichts schief gehen. Aber auch die anderen Bands sorgten (meist) für eine angenehme Überraschung, doch schön der Reihe nach...


Dark Age
Es mutet vielleicht etwas seltsam an, aber es soll vorkommen, dass mir eine überaus talentierte Band wie Dark Age bisher nicht aufgefallen ist und ich somit keinen blassen Schimmer hatte, was mich an diesem Abend erwarten würde. Etwa gute zehn Minuten vor 20.00 Uhr, also vor dem vorgesehenen Beginn der Konzerte, lief ein pompöses Intro vom Stapel (oder besser vom Band!) und die "Rocking Bastards", wie sich Dark Age selber nennen, enterten die Bühne und legten mit ihrem griffigen Dark Metal los. Gerade zu Beginn klang der PA-Sound wegen deutlich hörbaren Verzerrungen zwar nicht gerade nicht berauschend, aber der Knöpfchendreher hatte dies bald im Griff und verlieh den guten Songs den benötigten Drive. Der dosierte Kreischgesang von Eike Freese musste erst mal verdaut werden, passte aber bestens zur Musik der deutschen Band aus Hamburg. Je länger das Konzert dauerte, desto besser gefiel mir das Gezeigte. Gleicher Meinung waren wohl auch die zu dem Zeitpunkt leider noch nicht so zahlreich aufmarschierten Fans, die schon ordentlichen Beifall spendeten. Unter dem Strich schimmerten bei einigen Songs zwar Iron Maiden oder auch Helloween deutlich durch, aber dies tat dem ohnehin positiven Gesamt-Eindruck keinerlei Abruch. Dark Age hatten mir an diesem Abend ausgesprochen gut gefallen und es wäre wünschenswert, dieser talentierten Truppe eine echte Chance zu gewähren!


Metalium
Hier in Pratteln bekam die Band vor gut zwei Jahren als Headliner (!) eine schallende Ohrfeige verpasst, da sich keine dreissig (!!) Fans vor der Bühne verloren, während Metalium (auf der Bühne) eigentlich eine ganz ordentliche Metal-Show zelebrierten. Woran lag es also? Am generellen Überangebot, dem Champions League Final oder gar der Resonanz auf die Band selber? Wie dem auch sei, heute Abend fiel die Besucher-Bilanz diesbezüglich (im Band-Package) schon mal besser aus. Nach dem Intro, das vom Film-Epos "Gladiator" stammte, stiegen Metalium gleich mal gewohnt druckvoll ein. Ihr Pure Heavy Metal ist meist schnell, kraftvoll und wird vor allem durch Henning Basse's kräftige und klare Stimme geprägt. Die Bühne enthielt neben dem Backdrop nicht viele andere Elemente und wurde optisch durch die opulent verzierten Mic-Ständer und zwei "Windflammen- Gebläse" dominiert. Die Körperbemalungen und die dazugehörigen Rüstungen aus "State of triumph"-Zeiten sind mittlerweile verschwunden, wie auch Gitarrist Jack Frost (ex-Savatage) nicht mehr zum Line-Up gehört. Geblieben ist der Sound, den die einen "vollgeil" finden und die anderen dazu müffeln, dass Metalium die Totengräber des Heavy Metal seien. Fakt ist, dass das anwesende Publikum durch das Gebotene nicht gross aus der Reserve gelockt werden konnte. Die Band bemühte sich jedoch und liess handwerklich nichts anbrennen, obwohl ich Henning, trotz des guten und knackigen Sounds, auch schon etwas besser singen gehört habe. Songmässig empfand ich, wie oft halt, die riffigen Midtempo-Stücke (zum Beispiel "Odin's spell") um einiges besser, als die schnellen, sich oft ähnelnden Sachen, aber das ist bekanntlich Geschmackssache. Störend empfand ich jedoch die gelegentlichen Keyboard- und Piano-Einlagen (wie bei "Prophecy"), die allesamt ab Band kamen, aber das machen ja nicht nur Metalium auf diese Weise.

Set-Liste: "Fight", "Rasputin", "Break the spell", "Odin's spell", "Metalium", "No one will save you", "Prophecy", "Free forever (incl. Balls To The Wall)".


Freedom Call
Vielleicht liegt es daran, dass meine Aufmerksamkeit für Freedom Call bloss daran liegt, dass "unser" Schweizer Klampfer Cede Dupont (Symphorce) dort noch in die Saiten haut. Ich fand bisher soundmässig kaum Zugang zu dieser Musik, was aber in erster Linie am persönlichen Geschmack liegt. Der überwiegend speedige, oft an Helloween erinnernde und mit teils giftigen Keyboards ergänzte Hymnen Metal mit diesem gewissen "Happy- oder Kitsch"-Faktor ist auch sonst nicht jedermanns Sache. Edguy zum Beispiel wirken dagegen kompletter und ausgereifter, wie auch immer. Das letzte FC Studio-Album "Eternity" ist mittlerweile zwei Jahre alt und die Veröffentlichung der neuen Live-DCD, die nun livehaftig vorgestellt wurde, stand kurz bevor. Als Sound-Joker fungierte Saxon's Knöpfchen-Dreher und der spendierte der Truppe einen Traumsound, der das lethargische Publikum von der ersten Sekunde an aufwachen liess. Was danach folgte, liess meinen bisherigen Unmut ziemlich vergehen, da die Chose derart fett (und an diese Abend ziemlich gitarrenlastig!) von der Bühne runter bratete, dass es eine wahre Freude war. Das Z7 verwandelte sich in der Folge (endlich!) in ein amtliches Tollhaus. Die Band nahm das dankend zur Kenntnis und lief zur Höchstform auf. Es passte einfach alles und alle Musiker spielten auf höchstem Niveau. Da uns dieses Jahr auch noch die amtliche Europe-Reunion ins Haus steht, geriet der Song "Land of light", der deutlich nach den Schweden klingt, schlicht zur Hymne des Abends und hinterliess ein Meer an hüpfenden Fans. So macht ein Metal-Konzert Spass und dessen waren sich auch Freedcom Call bewusst, die ihren Auftritt somit auch in vollen Zügen geniessen konnten. Meine Wenigkeit konnte, ja musste sich zudem eingestehen, dass Freedom Call wirklich eine geile Band ist, auch wenn man nicht voll auf sie abfährt.

Set-Liste: "Flying high", "Dancing with tears in my eyes", "Warriors", "Fairyland", "The quest", "Land of light", "Warriors of light", "Freedom call".


Primal Fear
Nach dieser überzeugenden Vorlage war der Headliner entsprechend gefordert. Für mich gab es hierzu zwei Kriterien. Erstens: Wie gut war Ralf Scheepers bei Stimme und zweitens würde der Sound wieder so gut klingen wie zuvor? Zu Beginn folgte als Intro aber erst mal die Speech, die das aktuelle Album "Devil's ground" abschliesst. Das Bühnenbild war natürlich auf das Cover des neuen Albums abgestimmt und strahlte eine leicht bedrohliche Stimmung aus, die man damit wohl auch erzeugen wollte. Mit dem Titeltrack wurde die Show eröffnet und es klang ganz ordentlich, auch wenn es noch verbesserungswürdig war und im weiteren Verlauf des Auftrittes besser wurde. Aber, um es gleich vorweg zu nehmen, der Hammer-Sound von Freedom Call wurde nicht ganz erreicht. Nach "Angel in black" kam eine geile Version von "Chainbreaker", einem der Kult-Songs des Debüt-Albums. Ralf's Stimme stufte ich etwa bei 95% ein, was für genügend Power reichte. Die Fans gingen voll mit, wenn auch einen Tick weniger als zuvor. "Running in the dust" kam hammerhart rüber und auch "Battalions of hate", einer meiner absoluten Lieblingstracks von Primal Fear, brachte meine Air-Guitar zum Qualmen und einen steifen Nacken. Die Gitarrenfront mit Tom Naumann und Stefan Leibing riss genial vom Leder, während Basser Mat Sinner mit Neuzugang Randy Black (ex-Annihilator) wieder einen optimalen Partner für die Rhythmus-Arbeit bekommen hat und gut bei Laune war. Weitere Abrissbirnen gab es in Form von "The healer" und auch "Metal forever" dürfte künftig ein fester Bestandteil der Set-Liste werden. "Final embrace" beendete der regulären Teil der Show. Klar wollten die Meute natürlich mehr hören und holte die Jungs mit lautem Applaus zurück auf die Bühne, die darauf mit "Colonny 13", einem neuen Stück, den Zugabenteil eröffneten. Überhaupt hat sich die Band in der letzten Zeit immer mehr weg von Judas Priest entfernt und ihren Sound erweitert, respektive mit neuen Elementen angereichert, was auf der neuen CD deutlich zum Ausdruck kommt. Ist vom Timing her sowieso nicht schlecht, sollten die reformierten Oberpriester wieder voll abgehen. Für den Abschluss der "Wacken Road-Show" in Pratteln waren Primal Fear ein würdiger Headliner, der mittlerweile klar zur Oberliga gehört.

Set-Liste: "Devil's ground", "Angel in black", "Chainbreaker", "Suicide & mania", "Running in the dust", "Visions of fate", "Nuclear fire", "The healer", "Battalions of hate", "Metal is forever", "Final embrace", "Colony 13", "Heart of a brave", "Under your spell.