Auch wenn der Tourname „Viva La Swabia“ auf den ersten Blick
nicht gerade Deutsch klingt, sollte man ihn übersetzen, dann steht
da nämlich „Es Lebe Schwaben“. Diese Double-Headliner-Tour steht
voll und ganz unter dem Schwarz/Rot/Goldenen Banner. Die Mannen um
Mastermind Mat Sinner und Ralf Scheepers sowie die Jungs von
Brainstorm sind seit mehr als zwei Dekaden schon feste Konstanten im
Business, wenn es um guten, mit Melodien versetzten Power Metal der
ersten Liga geht. Primal Fear haben mit „16.6 (Before The Devil
Knows You’re Dead)“ ein wirklich starkes Album am Start. Aber auch
Brainstorm können mit einem neuen Release aufwarten - das Kind hört
auf den Namen “Memorial Roots“, und beide Releases haben gute
Kritiken einheimsen können. Man darf sich wirklich auf einen
druckvollen, abwechslungsreichen Power Metal-Abend freuen. Leider
haben Jaded Heart, den Support Slot der Tour gecancelt, bis jetzt
noch ohne Begründung. Aber wir lassen uns die Freude nicht
verderben, es ist trotzdem ein tolles Package.
Brainstorm
Mit einer verzeihbaren Viertelstunde Verspätung gingen endlich die
Lichter aus und der erste Headliner des Abend betrat die Bretter,
die die Welt bedeuten. Brainstorm stiegen etwas Verhalten ins
Gefecht, und ausser Vocalist Andy B. Franck blieben alle relativ stoisch auf
ihrem Platz stehen. Andy fegte derweil über die Bühne, als würde er
nach Kilometern bezahlt. Keine Ahnung, ob er auch schon mal als
Ferienanimateur gearbeitet hat, aber falls es mal mit Brainstorm zu
Ende sein sollte (wollen wir nicht hoffen), könnte er in diesem
Arbeitsbereich sicher gross raus-kommen. Aber trotz aller Bemühungen
von seiner Seite her waren die doch in guter Anzahl erschienenen
Zuschauer nicht wirklich aus der Reserve zu locken. Andy machte sich
danach noch etwas lustig über die Reaktion des Publikums. Er meinte, dass
die Leute wohl dachten, sie hätten noch einige Minuten mit der Band,
da müsse man das Beste zum Schluss aufbewahren. Die Schwaben gaben
alles und legten sich mit voller Kraft ins Zeug. Auf musikalischer
Ebene gibt es einfach keine Schwachpunkte zu vermelden. Nach ein
paar Songs taute die Band immer mehr auf, und auch bei den
Zuschauern konnten einige Reaktionen gesichtet werden. Die Formation
liess sich aber keineswegs aus dem Konzept bringen und rockte mit
super Spielfreude durch ihr wirklich abwechslungsreiches Set. Die
Songauswahl war ein Potpourri aus ihren diversen Alben, und auch das
neue Werk „Memorial Roots“ wurde prächtig beworben. Gerade die neuen
Tracks wurden vom Publikum akzeptabel abgefeiert. Gegen Mitte des
Auftritts wurde dem Vocalakrobaten ein Stuhl gereicht, so konnte er
die
darauf folgende Powerballade im Sitzen zelebrieren. Gerade auch
in den ruhigeren Elementen ist die Band zuhause, da entsteht eine
Kraft, die mitreisst. Mit dem Track „Fallin’ Spiral Down“ wurden die
Fans doch noch geweckt und machten mit. Der Groove des Songs ist
einfach ein Killer und reisst einen in einem Strudel aus Freude und
Power mit sich mit. In der zweiten Hälfte des Sets wurde vermehrt
auf die etwas härtere Gang-art gesetzt, was meiner Meinung nach beim
Publikum auch gut ankam. Mit solchen Songs wurde es immer mal
wieder, wenn auch nur für kurze Zeit, aus ihrer Lethargie gerissen.
Klar, die Songs der Schwaben sind kein einfaches Futter fürs Gehör,
da sind viele komplexe und verschachtelte Elemente, die ineinander
greifen. Bei der Lightshow wurde auch nicht gekleckert, sondern
wirklich fett geklotzt. Nachdem sich die Band für den Auftritt
bedankt hatte und das Feld räumen wollte, meinte Andy, dass alle,
die dabei gewesen waren, beim nächsten Mal mit all ihren Verwandten
wiederkommen sollen. Brainstorm sind eine unglaublich perfekt
eingespielte Combo, die schlicht und einfach gesagt ein Genuss fürs
Gehör ist.
Setlist: «Intro/Falling Spiral Down» - «Blind Suffering» - «World's Are Coming Through» -
«Shiva's Tears» - «Fire Walk With Me» - «End In Sorrow» - «Highs Without Lows» -
«Shadowland» - «Hollow Hideaway» - «Doorway To Survive» - «Painside» - «Inside A Monster» -
«How Do You Feel» -- «Redemption In Your Eyes» - «Under Lights» --- «All Those Words».
Primal Fear
Die Jungs rocken unter dem Schwarz/Rot/Goldenen Banner, obwohl sie
nur zu drei Fünftel aus deutschen Landen kommen. Unter anderem haben
sie noch einen Kanadier hinter der Schiessbude und (auf dem Album) einen Schweden an
der einen der beiden Äxte zu bieten. Aber die beiden Hauptakteure
der Band sind Mat Sinner (am Bass und Mikro) und Mister Ralf
Scheepers hinter dem Mikro. Der Fünfer zeichnet die Konzerte der
laufenden Tour auf, um später eine DVD auf den Markt werfen zu
können. Deswegen wurden die Ansagen, meistens jedenfalls, in
Englisch gemacht, da der Output ja international veröffentlicht
werden soll. Als sie die Bühne um 22 Uhr enterten, sah man ihnen die
Freude richtig an. Sie legten gleich richtig amtlich los, Ralf
erschien in einem langen, schwarzen Mantel. So gekleidet wirkte er
wie der Zeremonienmeister himself. Er ähnelt auch unheimlich dem
Metal God Rob Halford, sei es von der Mimik und Gestik her wie auch
optisch und stimmlich. Es war ja auch sein Wunsch, nachdem er bei
Gamma Ray ausgestiegen war, der Nachfolger von Rob bei Judas Priest
zu werden. Daraus wurde leider nichts - oder zum Glück, denn somit
kommen wir in den Genuss, seine Sangeskünste in Verbindung mit den
Liedern von Primal Fear zu erleben. Jeder einzelne Musiker ist ein
Talent für sich, aber als Team könnten sie nicht besser harmonieren.
Sie knallten und drückten, dass einem die Nackenmuskeln von selbst
zu zucken begannen. Die Zuschauer hatten wohl einfach ihren
lethargischen Abend, sie kamen nicht richtig in die Gänge. Trotz
einem wahren Best Of-Programm der Schwaben. Mat am Bass und Drummer
Randy wussten genau, wie der Soundteppich zu verlegen war, damit die
beiden Klampfer Alex Beyrodt (vertrat Magnus Karlsson auf der Tour)
und Henny Wolter so richtig brillieren konnten. Die
Zwei boten brutal harte Riffs, um dann in wirklich genialen Soli ihr
Können zu demonstrieren, wobei auch Gitarrenzweikämpfe dargeboten
wurden. Gerade die zweistimmigen Läufe faszinieren bei Primal Fear
immer wieder aufs Neue. Drei Äxte, die sich in der Spielweise so
einig sind, da kann nur eine überzeugende und hoch stehende Leistung
rauskommen. Mat jagte mit seinem Bass von einem Bühnenrand zum
anderen, um nochmals auf den Mann mit den Oberarmen so gross wie ich
Oberschenkel habe, zurück zu kommen. Seine Sangesleistung war wirklich
einzigartig und sehr abwechslungsreich, von tiefen Sequenzen zu ganz
hohen Elementen bot er alles ohne Mühe. Bei der Leistung war auch
klar, dass er immer mal wieder einen Break brauchte. Das waren die
Momente für die Mitmusiker, ihr Können zur Schau zu stellen. Aber
man sollte doch darauf achten, dass es, auch wenn sie sehr hoch
stehend waren, nicht zu viele Soli werden. Gegen Ende des Hauptsets
wurde dem Metal songtechnisch gehuldigt - der Hit „Metal Is Forever“
wurde von der Formation mit viel Freude aus den Boxen gejagt, und
das Publikum kam doch noch aus der Reserve raus und rockte den Song
ab. Im Zugabenteil began-nen die Jungs ganz ruhig und balladesk,
sitzend, um sich dann Song um Song zu steigern. Gerade die Balladen
waren unheimlich mitreissend. Sie boten emotionale Power und Kraft
und versprühten eine extreme Energie. Zum Schluss wurde dann die
Keule nochmals hervorgeholt. Diese Steigerung zog einen mit und kam
richtig gut an. Nach 90 Minuten war dann der Abend leider auch schon
zu Ende, und die Band entliess die Zuschauer in die Kälte hinaus.
Setlist: «Intro» - «Under The Radar» - «Battalions Of Hate» - «Killbound» - «Nuclear Fire» -
«Six Times Dead (16.6)» - «Angel In Black»- «Guitar Solo Henny & Alex» - «Sign Of The Fear» -
«Fighting The Darkness» - «Riding The Eagle» - «Final Embrace» - «Band Introduction» -
«Metal Is Forever» -- «Hands Of Time» - «Seven Seals - «Chainbreaker».
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