Livereview: Primal Fear - Brainstorm - Palace
17. April 2012, Pratteln - Z7
By Rockslave
Dass dieser Konzertabend nicht auf die gleiche Resonanz wie zwei Tage zuvor bei Accept stossen würde, war zu erwarten. Primal Fear haben ihren kompositorischen Zenit offenbar erreicht und treten, wenn auch auch höherem Niveau, schon einige Zeit spürbar an Ort. «16.6 (Before The Devil Knows Youre Dead!)» von 2009 war schon nicht der Oberburner und das letzte Album, das mich wirklich überzeugt hat, hiess «New Religion» (2007). Der aktuelle Output «Unbreakable» fiel bei uns intern durch und unterstreicht meine eigene Sichtweise der Dinge. Bei Brainstorm liegen die Dinge etwas anders, sprich hier passts insgesamt mehr, aber auch Andy B. Franck und seine zweifellos überragende Band kommen nicht wirklich vom Fleck. Natürlich stehen hier neben den durchwegs guten Alben auch ein paar grössere Festival-Auftritte zu Buche, aber im Vergleich dazu sind ihre Landsmänner von Edguy, heuer Headliner in Balingen, insgesamt doch weiter gekommen. Sind das die Gründe, nebst CL-Fussball und CH-Eishockey-Final, warum sich nur etwa 300 Fans im Z7 einfanden? Who knows...

Palace

Bevor das gleiche Package wie schon 2009 an gleicher Stelle lospowerte, gab es mit dem Auftritt von Palace, einer altgedienten, deutschen Heavy Metal Band aus Speyer, noch ein unerwartetes Schmankerl voraus. Die Band um Sänger und Gitarrist Harald "HP" Piller entstand um 1990 herum, also vor über zwei Dekaden. Bis und mit Herbst 2011 sind sechs Studio-Alben und 2004 eine längst vergriffene Live-Scheibe veröffentlicht worden, wovon der aktuelle Release «Dreamevilizer» im letzten Herbst, sprich Ende September das Licht der Welt erblickte. In den vergangenen Jahren verdiente man sich die Sporen als Support von Grave Digger, Doro, Sabaton oder Powerwolf ab und dies überwiegend in der heimischen Musiklandschaft. Da ich, wie einige andere anwesende Leute wohl auch, bisher noch nie was von Palace gehört hatte, bot sich heute Abend die Möglichkeit, dieses Manko zu beheben. Wer beim Sound von Palace oberflächlich hinhört, wird gelegentlich an eine Mischung zwischen Running Wild und Grave Digger erinnert. Letzteres, weil der Gesang sich entfernt nach Chris Boltendahl und/oder eben auch Rock'n Rolf anhört. Musikalisch haben Palace durchaus war drauf und das Paket wirkt kompakt. Das betrifft auch die technischen Fertigkeiten von Jason Mathias (g), HP Piller (v/g), Harry Reiter (d) und Jeff Freudenberg (g). Insbesondere Jason pfefferte einige töfte Soli runter und auch wenn sich der Teutonen Metal mit der Zeit in einer gewissen Gleichförmigkeit festhakte, versprühten Palace zumindest eine spürbare Freude und das kam auch beim artig applaudierenden Publikum anerkennend an. Obwohl es nicht wenige Stimmen gab, die mit der ersten Band des Abends nichts anfangen konnten, blieb bei mir offenbar mehr hängen, ohne aber davon umgehauen worden zu sein. Fakt ist jedoch, dass der Opener bei guten Bedingungen einen tollen Auftritt hingelegt hatte und mein persönliches Abwiegeln, ob ich mir nun eine CD holen soll oder nicht (was ich dann allerdings nicht tat), zeigte an, dass mein Interesse mindestens geweckt wurde. Aufgrund eines Problems mit dem Guitar-Amp blieben jedoch gerade mal 25 Minuten Spielzeit übrig.

Brainstorm
Von meinem Gefühl her hätten Brainstorm heute Abend eigentlich als Headliner einmarschieren sollen. Die Klasse dazu hat sich die in Süddeutschland beheima-tete Band ja längst erarbeitet. Die letzten paar Studio-Alben waren allesamt top und live gilt man eh als einer der heissesten Szene-Acts. Einen wesentlichen Anteil daran hat natürlich der Meistersänger und die Frohnatur in der Person von Andy B. Franck. Ob er dabei 3'000 oder 300 Fans vor der Bühne vor sich stehen hat, ist schlicht egal, denn der stimmgewaltige Frontmann gibt stets immer alles und seine Kollegen hinten dran tun es ihm gleich. So stieg man um 20.15 Uhr gleich opulent mit «Worlds Are Comin' Through» in den Set ein und liess es unverzüglich ordentlich scheppern. Antonio Ieva's Bass polterte dabei vom Feinsten, was bei five Strings und engagiertem Fingerspiel auch kein Wunder war. «In The Blink Of An Eye» von aktuellen Album «On The Spur Of The Moment» (2011) reihte sich optimal in den bestehenden Backkatalog ein und trug alle Trademarks, die man als Fan von Brainstorm schon seit je her schätzt. Ein grosse Stärke sind auch hitbefrachtete Songs wie «Shiva's Tears», «Shiver» oder «In These Walls». Die prägnanten Melodien gehen einem nicht mehr aus dem Kopf und animieren zum Mitsingen. Antizipierende Fans waren auch genau das, was der quirlige und redselige Andy immer wieder sehen wollte. Damit das auch was wurde, trieb er die Meute immer wieder an und man merkte schon bald, dass nicht nur die Band ihre helle Freude an diesem Auftritt hatte. Durch einen eigenen Lichtmischer, der die hauseigene Top-Lichtanlage bediente, wurde der wuchtige Sound mit fetten Lights ausgeschmückt, was an dieser Stelle immer wieder gut aussieht. Der laufend stärker werdende Applaus galt letztlich dem überzeugenden Gesamtpa-ket. Das liess dann auch ein kurzweiliges Bass-Solo von Antonio zu, der hiermit sein Können am Tieftöner aufblitzen liess. Vor dem thematisch zum letzten Album-Cover passenden Backdrop zogen Brainstorm einmal mehr alle Register. Da verzeiht man es auch locker (weil das ja bald eh alle machen!), dass einige Keyboard-Parts und Effekte ab Band kamen. Unter dem Strich gab es aber auf jeden Fall eine tadellose Power Metal Show von 70 Minuten abzufeiern, die von von einer sautighten und sich leider immer noch unter Wert schlagenden Band mit viel Herz dargeboten wurde. Und wie schon eingangs erwähnt, hätte ich den Mittelteil des Konzertabends lieber als Headliner mit voller Show gesehen.

Setliste: «Worlds Are Comin' Through» - «In The Blink Of An Eye» - «Redemption In Your Eye» - «Shiva's Tears» - «Bass Solo» - «Temple Of Stone» - «Fire Walk With Me» -
«Shiver» - «Shadowland» - «Below The Line» - «In These Walls» - «All Those Words» - «Highs Without Lows».

Primal Fear
Nach einer recht kurzen Umbaupause von etwa zwanzig Minuten ging das Licht pünktlich um 21.45 Uhr aus und Primal Fear enterten die Bühne des Z7. Die ohnehin schon spärliche Kulisse von etwa rund 300 Fans schien zu vorhin offenbar gar etwas nachgelassen zu haben. Warum das so kam, dürfte ein Mix aus verschiedenen Faktoren, wie bereits in der Einleitung angesprochen, gewesen sein. Für eine First Class Heavy Metal Band wie Primal Fear ist das schlicht und ergreifend beschämend. Doch Ralf Scheepers und seine Jungs sind gestandene Profis und sowas kann diese keineswegs aus dem Tritt bringen. Darum traten die Jungs nach dem Intro gleich von Anfang an das Gaspedal mit dem Opener «Strike» voll durch. Müssig zu erwähnen, dass dieses Lineup, unter anderem mit Mat Sinner und Alex Beyrodt, ihres Zeichens ja auch Protagonisten von «Rock Meets Classic», wie ein gut geschmiertes Getriebe agierte. Dazu einer der immer noch stärksten Shouter der ganzen Metal-Szene. Mit im Gepäck hatte der Headliner natürlich das neueste Langeisen mit dem Titel «Unbreakable». So hiess auch eines der letzten Alben der Scorpions und somit drängt sich schon fast ein Vergleich oder Wettkampf auf musikalischer Ebene auf. Wer unsere CD-Reviews vom Januar 2012 durchforstet, wird bald einmal feststellen, wer hier das Rennen gemacht hat..., Klaus Meine & Co., ohne Zweifel. Das hat auch seinen guten Grund, denn neben ein paar auf diesem Niveau zu erwartenden Krachern schleicht sich bei Primal Fear zunehmend Mittelmass ins Feld hinein. Das bringt dann halt mit sich, dass sich bekannte Elemente vermehrt wiederholen. Je älter man da als Fan ist/wird, desto mehr nimmt man sowas wahr. Trotzdem soll jetzt aber nicht der Teufel an die Wand gemalt werden, da die Setliste für jeden Fan was bereit hielt. Es wurden alle Studio-Album bis auf «16.6 (Before The Devil Knows You're Dead)» mit mindestens je einem Song bedacht. Von «Unbreakable» wurden derweil fünf Lieder ausgewählt. Diese wie «Give 'Em Hell» oder «Unbreakable Pt. 2» waren dann auch die eher schwächeren Vertreter im Set, obwohl Ralf bei letzterem Stück brutal geile Screams vom Stapel liess. Meine Favourites waren aber «Black Sun», «Fighting The Darkness» und natürlich «Metal Is Forever». Weniger gut gefielen mir hingegen das uninspirierte Drum-Solo von Randy Black sowie die erste Zugabe «Bad Guys Wear Black», doch mit dem Alt-Klassiker «Chainbreaker» holte man die Kohlen nochmals aus dem Feuer und setzte so das Ende unter eine knapp 90-minütige Show, die beileibe nicht schlecht war. Trotz gutem Licht und passablem Sound (teilweise zu laut) flashten mich Primal Fear jedoch nicht wirklich heute Abend, sprich ich habe sie schon besser gesehen. Das eine kann man dem teils nur durchschnittlich überzeugenden Neumaterial zuschreiben und zum andern fehlten hier aber vor allem einige Hundertschaften an lautstark abfeiernden Fans, um im Z7 ein richtiges Inferno wie bei Accept zünden zu können. Vielleicht das nächste Mal und möglichst ohne Einwirkung von sportlichen Grossanlässen.

Setliste: «Intro (Unbreakable Pt. 1)» - «Strike» - «Give 'Em Hell» - «Nuclear Fire» - «Unbreakable Pt. 2» - «Seven Seals» - «Black Sun» - «Drum Solo» - «Where Angels Die/Demons And Angels/Angel In Black (Angels Medley)» - «Metal Nation» - «Fighting The Darkness» - «Final Embrace» - «Metal Is Forever» -- «Bad Guys Wear Black» - «Chainbreaker».