Dass dieser Konzertabend nicht auf die gleiche Resonanz wie zwei
Tage zuvor bei Accept stossen würde, war zu erwarten. Primal Fear
haben ihren kompositorischen Zenit offenbar erreicht und treten,
wenn auch auch höherem Niveau, schon einige Zeit spürbar an Ort.
«16.6 (Before The Devil Knows Youre Dead!)» von 2009 war schon nicht
der Oberburner und das letzte Album, das mich wirklich überzeugt
hat, hiess «New Religion» (2007). Der aktuelle Output «Unbreakable»
fiel bei uns intern durch und unterstreicht meine eigene Sichtweise
der Dinge. Bei Brainstorm liegen die Dinge etwas anders, sprich hier
passts insgesamt mehr, aber auch Andy B. Franck und seine zweifellos
überragende Band kommen nicht wirklich vom Fleck. Natürlich stehen
hier neben den durchwegs guten Alben auch ein paar grössere
Festival-Auftritte zu Buche, aber im Vergleich dazu sind ihre
Landsmänner von Edguy, heuer Headliner in Balingen, insgesamt doch
weiter gekommen. Sind das die Gründe, nebst CL-Fussball und
CH-Eishockey-Final, warum sich nur etwa 300 Fans im Z7 einfanden?
Who knows...
Palace
Bevor das gleiche Package wie schon 2009 an gleicher Stelle
lospowerte, gab es mit dem Auftritt von Palace, einer altgedienten,
deutschen Heavy Metal Band aus Speyer, noch ein unerwartetes
Schmankerl voraus. Die Band um Sänger und Gitarrist Harald "HP"
Piller entstand um 1990 herum, also vor über zwei Dekaden. Bis und
mit Herbst 2011 sind sechs Studio-Alben und 2004 eine längst
vergriffene Live-Scheibe veröffentlicht worden, wovon der aktuelle
Release «Dreamevilizer» im letzten Herbst, sprich Ende September das
Licht der Welt erblickte. In den vergangenen Jahren verdiente man
sich die Sporen als Support von Grave Digger, Doro, Sabaton oder
Powerwolf ab und dies überwiegend in der heimischen Musiklandschaft.
Da ich, wie einige andere anwesende Leute wohl auch, bisher noch nie
was von Palace gehört hatte, bot sich heute Abend die Möglichkeit,
dieses Manko zu beheben. Wer beim Sound von Palace oberflächlich
hinhört, wird gelegentlich an eine Mischung zwischen Running Wild
und Grave Digger erinnert. Letzteres, weil der Gesang sich entfernt
nach Chris Boltendahl und/oder eben auch Rock'n Rolf anhört.
Musikalisch haben Palace durchaus war drauf und das Paket wirkt
kompakt. Das betrifft auch die technischen Fertigkeiten von Jason
Mathias (g), HP Piller (v/g), Harry Reiter (d) und Jeff Freudenberg
(g). Insbesondere Jason pfefferte einige töfte Soli runter und auch
wenn sich der Teutonen Metal mit der Zeit in einer gewissen
Gleichförmigkeit festhakte, versprühten Palace zumindest eine
spürbare Freude und das kam auch beim artig applaudierenden Publikum
anerkennend an. Obwohl es nicht wenige Stimmen gab, die mit der
ersten Band des Abends nichts anfangen konnten, blieb bei mir
offenbar mehr hängen, ohne aber davon umgehauen worden zu sein. Fakt
ist jedoch, dass der Opener bei guten Bedingungen einen tollen
Auftritt hingelegt hatte und mein persönliches Abwiegeln, ob ich mir
nun eine CD holen soll oder nicht (was ich dann allerdings nicht
tat), zeigte an, dass mein Interesse mindestens geweckt wurde.
Aufgrund eines Problems mit dem Guitar-Amp blieben jedoch gerade mal
25 Minuten Spielzeit übrig.
Brainstorm
Von meinem Gefühl her hätten Brainstorm heute Abend eigentlich als
Headliner einmarschieren sollen. Die Klasse dazu hat sich die in
Süddeutschland beheima-tete Band ja längst erarbeitet. Die letzten
paar Studio-Alben waren allesamt top und live gilt man eh als einer
der heissesten Szene-Acts. Einen wesentlichen Anteil daran hat
natürlich der Meistersänger und die Frohnatur in der Person von Andy B.
Franck. Ob er dabei 3'000 oder 300 Fans vor der Bühne vor sich
stehen hat, ist schlicht egal, denn der stimmgewaltige Frontmann
gibt stets immer alles und seine Kollegen hinten dran tun es ihm
gleich. So stieg man um 20.15 Uhr gleich opulent mit «Worlds Are
Comin' Through» in den Set ein und liess es unverzüglich ordentlich
scheppern. Antonio Ieva's Bass polterte dabei vom Feinsten, was bei
five Strings und engagiertem Fingerspiel auch kein Wunder war. «In The
Blink Of An Eye» von aktuellen Album «On The Spur Of The Moment»
(2011) reihte sich optimal in den bestehenden Backkatalog ein und trug alle
Trademarks, die man als Fan von Brainstorm schon seit je her
schätzt. Ein grosse Stärke sind auch hitbefrachtete Songs wie «Shiva's
Tears», «Shiver» oder «In These Walls». Die prägnanten Melodien
gehen einem nicht mehr aus dem Kopf und animieren zum Mitsingen.
Antizipierende Fans waren auch genau das, was der quirlige und
redselige Andy immer wieder sehen wollte.
Damit das auch was wurde,
trieb er die Meute immer wieder an und man merkte schon bald, dass
nicht nur die Band ihre helle Freude an diesem Auftritt hatte. Durch
einen eigenen Lichtmischer, der die hauseigene Top-Lichtanlage
bediente, wurde der wuchtige Sound mit fetten Lights ausgeschmückt,
was an dieser Stelle immer wieder gut aussieht. Der laufend stärker
werdende Applaus galt letztlich dem überzeugenden Gesamtpa-ket. Das
liess dann auch ein kurzweiliges Bass-Solo von Antonio zu, der
hiermit sein Können am Tieftöner aufblitzen liess. Vor dem
thematisch zum letzten Album-Cover passenden Backdrop zogen
Brainstorm einmal mehr alle Register. Da verzeiht man es auch locker
(weil das ja bald eh alle machen!), dass einige Keyboard-Parts und
Effekte ab Band kamen. Unter dem Strich gab es aber auf jeden Fall
eine tadellose Power Metal Show von 70 Minuten abzufeiern, die von
von einer sautighten und sich leider immer noch unter Wert
schlagenden Band mit viel Herz dargeboten wurde. Und wie schon
eingangs erwähnt, hätte ich den Mittelteil des Konzertabends lieber
als Headliner mit voller Show gesehen.
Setliste: «Worlds Are Comin' Through» - «In The Blink Of An Eye» - «Redemption
In Your Eye» - «Shiva's Tears» - «Bass Solo» - «Temple Of Stone» - «Fire
Walk With Me» -
«Shiver» - «Shadowland» - «Below The Line» - «In These Walls» - «All
Those Words» - «Highs Without Lows».
Primal Fear
Nach einer recht kurzen Umbaupause von etwa zwanzig Minuten ging das
Licht pünktlich um 21.45 Uhr aus und Primal Fear enterten die Bühne
des Z7. Die ohnehin schon spärliche Kulisse von etwa rund 300 Fans
schien zu vorhin offenbar gar etwas nachgelassen zu haben. Warum das
so kam, dürfte ein Mix aus verschiedenen Faktoren, wie bereits in
der Einleitung angesprochen, gewesen sein. Für eine First Class
Heavy Metal Band wie Primal Fear ist das schlicht und ergreifend
beschämend. Doch Ralf Scheepers und seine Jungs sind gestandene
Profis und sowas kann diese keineswegs aus dem Tritt bringen. Darum
traten die Jungs nach dem Intro gleich von Anfang an das Gaspedal
mit dem Opener «Strike» voll durch. Müssig zu erwähnen, dass dieses
Lineup, unter anderem mit Mat Sinner und Alex Beyrodt, ihres
Zeichens ja auch Protagonisten von «Rock Meets Classic», wie ein gut
geschmiertes Getriebe agierte. Dazu einer der immer noch stärksten
Shouter der ganzen Metal-Szene. Mit im Gepäck hatte der Headliner
natürlich das neueste Langeisen mit dem Titel «Unbreakable». So
hiess auch eines der letzten Alben der Scorpions und somit drängt
sich schon fast ein Vergleich oder Wettkampf auf musikalischer Ebene
auf. Wer unsere CD-Reviews vom Januar 2012 durchforstet, wird bald
einmal feststellen, wer hier das Rennen gemacht hat..., Klaus Meine
& Co., ohne Zweifel. Das hat auch seinen guten Grund, denn neben ein
paar auf diesem Niveau zu erwartenden Krachern schleicht sich bei
Primal Fear zunehmend Mittelmass ins Feld hinein. Das bringt dann
halt mit sich, dass sich bekannte Elemente vermehrt wiederholen. Je
älter man da als Fan ist/wird, desto mehr nimmt man sowas wahr.
Trotzdem soll jetzt aber nicht der Teufel an die Wand gemalt werden,
da die Setliste für jeden Fan was bereit hielt. Es wurden alle
Studio-Album bis auf «16.6 (Before The Devil Knows You're Dead)» mit
mindestens je einem Song bedacht. Von «Unbreakable» wurden derweil
fünf Lieder ausgewählt. Diese wie «Give 'Em Hell» oder «Unbreakable
Pt. 2» waren dann auch die eher schwächeren Vertreter im Set, obwohl
Ralf bei letzterem Stück brutal geile Screams vom Stapel liess.
Meine Favourites waren aber «Black Sun», «Fighting The Darkness» und
natürlich «Metal Is Forever». Weniger gut gefielen mir hingegen das
uninspirierte Drum-Solo von Randy Black sowie die erste Zugabe «Bad
Guys Wear Black», doch mit dem Alt-Klassiker «Chainbreaker» holte
man die Kohlen nochmals aus dem Feuer und setzte so das Ende unter
eine knapp 90-minütige Show, die beileibe nicht schlecht war. Trotz
gutem Licht und passablem Sound (teilweise zu laut) flashten mich
Primal Fear jedoch nicht wirklich heute Abend, sprich ich habe sie
schon besser gesehen. Das eine kann man dem teils nur
durchschnittlich überzeugenden Neumaterial zuschreiben und zum
andern fehlten hier aber vor allem einige Hundertschaften an
lautstark abfeiernden Fans, um im Z7 ein richtiges Inferno wie bei
Accept zünden zu können. Vielleicht das nächste Mal und möglichst
ohne Einwirkung von sportlichen Grossanlässen.
Setliste: «Intro (Unbreakable Pt. 1)» - «Strike» - «Give 'Em Hell» -
«Nuclear Fire» - «Unbreakable Pt. 2» - «Seven Seals» - «Black Sun» -
«Drum Solo» - «Where Angels Die/Demons And Angels/Angel In Black (Angels
Medley)» - «Metal Nation» - «Fighting The Darkness» - «Final Embrace»
- «Metal Is Forever» -- «Bad Guys Wear Black» - «Chainbreaker».
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