Eine Vollbedienung
Heavy Metal schlug den Besuchern am 19. Februar im Z7 ins Gesicht. Ja
im Z7 und nicht, wie zuerst angekündigt, im Mini-Z7! Qualität setzt
sich eben
durch und eine gut gefüllte Konzerthalle im Pratteln beschallte mit
bodenständigem Sound die Grundmauern. Das Paket war auch zu
verlockend, denn neben Primal Fear und Brainstorm standen die
Hoffnungsträger Striker auf der Bühne.
Striker
Die Kanadier legten dann auch gleich sehr furios los, als ob es kein
Morgen geben würde. Ganz in der Tradition von Enforcer, Stallion,
Ambush, White Wizzard oder Skull Fist, stand ein Quintett auf der
Bühne, das gewillt war, das Publikum im Sturm zu erobern. Jung,
dynamisch, spielfreudig und mit der richtigen Dosis Pfeffer im Arsch,
schlugen die Metal-Tracks wie kleine Bomben im Z7 ein. Die Mischung
aus amerikanischem Power Metal und englischem Heavy Metal war genau der
Eröffnungspart, der das Publikum in die richtige Stimmung versetzte.
Metal pur, voll auf die Zwölf! Die Gitarrenharmonien, welche an die
Iron Maiden-Frühphase erinnern, die grellen Schreie, die sich mit
cleanen Vokals abwechselten oder der druckvolle Rhythmus liessen keine
Wünsche offen. Geschickt wechselten die Jungs auch das
Tempo, gingen es etwas ruhiger an und beschleunigten oder verlangsamten
innerhalb der Tracks geschickt. Die Performance entpuppte sich als
ungestüm, energiegeladen, mit wehenden Mähnen und dem kleinen
Einmaleins des Posings. Dabei wurde eher wenig mit dem Publikum
kommuniziert und die Ansagen auf den Punkt gebracht. Ansonsten hiess es
nur: «let the music do the talking!». Striker wollten die Spielzeit
nutzen und das taten sie in vollen Zügen. Es war beste Werbung in
eigener Sache und dass sich dabei schon mal in der Hitze des Gefechtes
das
Mikrofon vom Ständer löste und in den Fotograben fiel, passte wie
die berühmte Faust aufs Auge. Die Edmonton-Jungs sollte man sich fett
auf dem Zettel markieren, denn irgendwann werden die Grossen abtreten
und mit einer Truppe wie Striker hat man einen würdigen Nachfolger.
Brainstorm
Nach der «jugendlichen» Vorstellung von Striker stellte sich eine
gereiftere Version auf die Bühne. Die schwäbischen Brainstorm haben im
Verlauf der letzten 25 Jahre immer wieder gezeigt, welch fesselnde
Live-Band sie sind. Im Mittelpunkt, und als Zeremonienmeister, steht
klar Andy B. Franck, den man mit seinem prägnanten Organ aus Millionen
von
Sängern heraus hört. Andy sang wie ein Gott und unterhielt das Publikum mit tollen
Sprüchen wie: «Vielen, vielen herzlichen Dank. Es ist immer wieder ein
Fest
mit euch und wie ich sehe, Spass habt ihr auch! Aber passt auf, wenn
ich mich aufrege, verfalle ich immer ins Schwäbische! Wir spielen vom
neuen Album, bei dem wir alleine bei euch in Basel 6.5 Millionen
Einheiten verkauften, den neuen Track «We Are…». Diese Welt ist nicht
unsere, sondern die unserer Kinder» oder als er auf dem Monitorboxen
sass: «…das ist ja geil, weil ich hier ins Mikro rein brülle, vibriert
mein Arsch! Da spart man sich den Wäschetrockner». «Erstaunlicherweise
hat es heute sehr viele Frauen hier. Normalerweise kommen an unsere
Gigs nur Typen! Aber ich hör' schon das Gemeckere, eine Ballade hätte
es schon vertragen, darum spielen wir für euch «End In Sorrow»!»
Musikalisch bot der Fünfer einen interessanten Querschnitt aus dem
letzten Vierteljahrhundert. Ob es nun das treibende «Fire Walk With
Me», das orientalische «Shiva's Tears», der neue Brecher «How Much Can
You Take» oder der Rausschmeisser «All Those Words» waren, die Band
brannte ein Feuerwerk ab, das eines Headliners würdig ist! – Geplant
ist für
den Herbst eine eigene Tour, hoffen wir, sie macht auch Halt in der
Schweiz! – Brainstorm sind noch immer die undeutscheste German-
Metal-Band, die sich immer wieder neu erfindet und trotzdem in ihrer
eigenen Nische bleibt. Lieder wie «We Are…» gehen unter die Haut, auch
wenn dabei der Doublebass Drum von Dieter Bernet gnadenlos rein haut.
Die
Gitarrenfront überzeugte mit tollen Riffs und famosen Solos, wie bei
«Shiva's Tears». Da ist der Solopart noch immer eine Göttergabe! Die
Performance brillierte mit bangenden Haaren, und auch wenn Bassist Toni
mit
seiner «Kurzhaarfrisur» glänzte, ist er der perfekte Tieftöner für Brainstorm. Todde und
Milan spielten mit einem breiten Grinsen ihre Parts und konnten sich
auf die Entertainerqualitäten von Andy verlassen, der das Publikum nach
Belieben diktierte. Jede Geste wurde sofort von den Fans verstanden und
liess die gewünschte Reaktion folgen (Mitklatschen, Mitsingen). Tja,
Andy hatte sie alle im Griff und dies auf eine ansteckende, lustige und
sympathische Art!
Ganz im Zeichen des neuen Albums «Scary Creatures» erstrahlte die
Bühnendekoration. Mit Side-Drops und den darauf abgebildeten,
unheimlichen
Kreaturen und einer tollen Lichtshow wurde der Fünfer bestens in Szene
gesetzt. «Könnt ihr singen? Wollt ihr auch singen?», fragte Andy das
Publikum vor «All Those Words». Es kam, was kommen musste, nämlich ein
grosser Fanchor, der die Band bis zum letzten Ton begleitete. Einer,
bei dem am Schluss nur noch Drum und Fangesang zu hören war und sich
die Band unter tosendem Applaus vom Publikum verabschiedete. Eine
Headlinertour muss nun folgen, denn die gespielten elf Lieder zeigten
sicherlich ein festes Fundament, aber noch lange nicht alle Höhepunkte
der Bandkarriere.
Setliste: «Intro» - «The World To See» - «Firesoul» - «Fire Walk
With Me» - «Highs Without Lows» - «We Are…» - «Worlds Are Comin'
Through» - «Shiva's Tears» - «End In Sorrow» - «How Much Can You Take»
- «Falling Spiral Down» - «All Those Words».
Primal Fear
Kaum war der erste Meistersänger runter von der Bühne, kam der zweite.
Ralf
Scheepers war an diesem Abend der alles überragende Meister seines
Fachs. Jede Silbe sass, jeder Ton packte die Fans an den Eiern und
seine Screams waren an diesem Tag von einem anderen Stern. Ralf war
sich seiner gottgleichen Leistung bewusst und grinste zufrieden und
glücklich. Es stand eine Einheit auf der Bühne, die sich feierte und
feiern liess. Eine Band, die musikalisch nichts anbrennen liess und für
einen furiosen Abschluss eines eh schon fantastischen Abends sorgte.
In den kommenden neunzig Minuten führte Mister Scheepers durchs
Programm,
stachelte die Fans immer wieder an und überliess den Frontplatz aber
auch seinen Bandkumpels. Da wäre auf der einen Seite Mat Sinner, der
umtriebige Bassist, der neben Ralf mit seinem Chorgesang brillierte und
einen unglaublichen Bassgroove ins Z7 ballerte. Oder Neutrommler
Francesco Jovino, der vielen von U.D.O. her bekannt war und mit seiner
groovigeren Spielweise die technisch versiertere Art seines Vorgängers
Randy Black austrickste und Primal Fear somit einen erdigeren Sound
verpasste. Die beiden Gitarrenvirtuosen Alex Beyrodt und Tom Naumann
spielten sich mit ihren Solos in einen wahren Rausch. Entweder
duellierten sich die Beiden oder spielten sich die solierenden Parts
leichtfüssig zu. Alleine beim Titelsong des neuen Album
«Rulebreaker» fielen vielen Fans die Kauleisten vor Begeisterung auf
den
Boden. Alex ist nicht nur dank seiner langen Mähne ein Hingucker,
sondern auch wegen seiner geilen Bühnenperformance. Was der Deutsche
alles mit seinem Instrument macht, wie er sich in Pose wirft, das sucht
Seinesgleichen.
Mit einer sehr abwechslungsreichen Setliste überzeugten die
Süddeutschen von der ersten bis zur letzten Sekunde. Ob nun der Opener
«Final Embrace», das eher sphärische «Seven Seals» mit einem Meer aus
klatschenden Fanhänden, dem flotten «The End Is Near», dem emotionalen
«The Sky Is Burning», dem verspielten «Nuclear Fire» oder dem über
alles stehenden Dampfhammer «When Death Comes Knocking»..., Primal Fear
bauten sich einen tollen Set zusammen, der sicherlich viele Hits
vermissen liess, aber trotzdem in sich stimmig und abgerundet war. Hier
wurden richtige Songs zelebriert und kein Kinderkriegsschauplatz unter
Einsatz vom Gerstensaftgebräu unter die Massen gestreut, wie dies an
einem anderen Ort zu gleicher Zeit in Zürich passierte. Anyway...,
«Super!
Grazie, mercie, ihr seid super!» Ja, das waren beide. Nämlich die Fans
und die Band(s) an diesem Abend. Und wenn sich Ralf mit diesen Worten
beim Publikum bedankt, dann war dies nicht nur ein Lippenbekenntnis, sondern
der aufrichtige Dank einer Combo, die sich ihren Erfolg hart und
kontinuierlich erarbeitet hat. So wurde dann auch ein spontanes «Happy
Birthday» von Ralf angestummen, der einem weiblichen Fan so zum
Geburtstag
gratulierte.
«Was wären wir ohne euch? Ihr seid Heavy Metal! Habt ihr Bock auf
Metal? Steht ihr auf Metal? Liebt ihr Metal? Are you born for Metal?»,
wollte der Sänger vom Publikum wissen und stimmte sogleich den
offiziell
letzten Song der Setliste «Metal Is Forever» an. Tja, die Fans wollten
mehr und darum liess sich die Truppe nicht lumpen und spielte alle drei
Parts
der Ballade «Fighting The Darkness» an, der absolute emotionale
Rundumschlag, um mit dem Stampfer «Running In The Dust» den Abend
perfekt ausklingen zu lassen. Primal Fear bewiesen, dass sie zu den
besten und abwechslungsreichsten Metal-Bands gehören und hinterliessen
eine begeisterte Fangemeinde. Was will man mehr, als drei geile
Metal-Bands in hervorragender Spiellaune? Eben, und darum freuen wir
uns auf bald, wenn die Truppen das Z7 erneut besuchen werden!
Setliste: «Countdown To Insanity (Intro)» - «Final Embrace» - «In Metal
We Trust» - «Angel In Black» - «Rulebreaker» - «Sign Of Fear» - «Seven
Seals» - «Drum Solo Francesco Jovino» - «Angels Of Mercy» - «The
End Is Near» - «Rollercoaster» - «The Sky Is Burning» - «Nuclear Fire»
- «When Death Comes Knocking» - «Chainbreaker» - «Metal Is Forever» --
«Fighting The Darkness» - «Running In The Dust» - «Born Again (Outro)».
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