Livereview: Primal Fear - Brainstorm - Striker

19. Februar 2016, Pratteln – Z7
By Tinu
Eine Vollbedienung Heavy Metal schlug den Besuchern am 19. Februar im Z7 ins Gesicht. Ja im Z7 und nicht, wie zuerst angekündigt, im Mini-Z7! Qualität setzt sich eben durch und eine gut gefüllte Konzerthalle im Pratteln beschallte mit bodenständigem Sound die Grundmauern. Das Paket war auch zu verlockend, denn neben Primal Fear und Brainstorm standen die Hoffnungsträger Striker auf der Bühne.

Striker

Die Kanadier legten dann auch gleich sehr furios los, als ob es kein Morgen geben würde. Ganz in der Tradition von Enforcer, Stallion, Ambush, White Wizzard oder Skull Fist, stand ein Quintett auf der Bühne, das gewillt war, das Publikum im Sturm zu erobern. Jung, dynamisch, spielfreudig und mit der richtigen Dosis Pfeffer im Arsch, schlugen die Metal-Tracks wie kleine Bomben im Z7 ein. Die Mischung aus amerikanischem Power Metal und englischem Heavy Metal war genau der Eröffnungspart, der das Publikum in die richtige Stimmung versetzte. Metal pur, voll auf die Zwölf! Die Gitarrenharmonien, welche an die Iron Maiden-Frühphase erinnern, die grellen Schreie, die sich mit cleanen Vokals abwechselten oder der druckvolle Rhythmus liessen keine Wünsche offen. Geschickt wechselten die Jungs auch das Tempo, gingen es etwas ruhiger an und beschleunigten oder verlangsamten innerhalb der Tracks geschickt. Die Performance entpuppte sich als ungestüm, energiegeladen, mit wehenden Mähnen und dem kleinen Einmaleins des Posings. Dabei wurde eher wenig mit dem Publikum kommuniziert und die Ansagen auf den Punkt gebracht. Ansonsten hiess es nur: «let the music do the talking!». Striker wollten die Spielzeit nutzen und das taten sie in vollen Zügen. Es war beste Werbung in eigener Sache und dass sich dabei schon mal in der Hitze des Gefechtes das Mikrofon vom Ständer löste und in den Fotograben fiel, passte wie die berühmte Faust aufs Auge. Die Edmonton-Jungs sollte man sich fett auf dem Zettel markieren, denn irgendwann werden die Grossen abtreten und mit einer Truppe wie Striker hat man einen würdigen Nachfolger.


Brainstorm
Nach der «jugendlichen» Vorstellung von Striker stellte sich eine gereiftere Version auf die Bühne. Die schwäbischen Brainstorm haben im Verlauf der letzten 25 Jahre immer wieder gezeigt, welch fesselnde Live-Band sie sind. Im Mittelpunkt, und als Zeremonienmeister, steht klar Andy B. Franck, den man mit seinem prägnanten Organ aus Millionen von Sängern heraus hört. Andy sang wie ein Gott und unterhielt das Publikum mit tollen Sprüchen wie: «Vielen, vielen herzlichen Dank. Es ist immer wieder ein Fest mit euch und wie ich sehe, Spass habt ihr auch! Aber passt auf, wenn ich mich aufrege, verfalle ich immer ins Schwäbische! Wir spielen vom neuen Album, bei dem wir alleine bei euch in Basel 6.5 Millionen Einheiten verkauften, den neuen Track «We Are…». Diese Welt ist nicht unsere, sondern die unserer Kinder» oder als er auf dem Monitorboxen sass: «…das ist ja geil, weil ich hier ins Mikro rein brülle, vibriert mein Arsch! Da spart man sich den Wäschetrockner». «Erstaunlicherweise hat es heute sehr viele Frauen hier. Normalerweise kommen an unsere Gigs nur Typen! Aber ich hör' schon das Gemeckere, eine Ballade hätte es schon vertragen, darum spielen wir für euch «End In Sorrow»!»

Musikalisch bot der Fünfer einen interessanten Querschnitt aus dem letzten Vierteljahrhundert. Ob es nun das treibende «Fire Walk With Me», das orientalische «Shiva's Tears», der neue Brecher «How Much Can You Take» oder der Rausschmeisser «All Those Words» waren, die Band brannte ein Feuerwerk ab, das eines Headliners würdig ist! – Geplant ist für den Herbst eine eigene Tour, hoffen wir, sie macht auch Halt in der Schweiz! – Brainstorm sind noch immer die undeutscheste German- Metal-Band, die sich immer wieder neu erfindet und trotzdem in ihrer eigenen Nische bleibt. Lieder wie «We Are…» gehen unter die Haut, auch wenn dabei der Doublebass Drum von Dieter Bernet gnadenlos rein haut. Die Gitarrenfront überzeugte mit tollen Riffs und famosen Solos, wie bei «Shiva's Tears». Da ist der Solopart noch immer eine Göttergabe! Die Performance brillierte mit bangenden Haaren, und auch wenn Bassist Toni mit seiner «Kurzhaarfrisur» glänzte, ist er der perfekte Tieftöner für Brainstorm. Todde und Milan spielten mit einem breiten Grinsen ihre Parts und konnten sich auf die Entertainerqualitäten von Andy verlassen, der das Publikum nach Belieben diktierte. Jede Geste wurde sofort von den Fans verstanden und liess die gewünschte Reaktion folgen (Mitklatschen, Mitsingen). Tja, Andy hatte sie alle im Griff und dies auf eine ansteckende, lustige und sympathische Art!

Ganz im Zeichen des neuen Albums «Scary Creatures» erstrahlte die Bühnendekoration. Mit Side-Drops und den darauf abgebildeten, unheimlichen Kreaturen und einer tollen Lichtshow wurde der Fünfer bestens in Szene gesetzt. «Könnt ihr singen? Wollt ihr auch singen?», fragte Andy das Publikum vor «All Those Words». Es kam, was kommen musste, nämlich ein grosser Fanchor, der die Band bis zum letzten Ton begleitete. Einer, bei dem am Schluss nur noch Drum und Fangesang zu hören war und sich die Band unter tosendem Applaus vom Publikum verabschiedete. Eine Headlinertour muss nun folgen, denn die gespielten elf Lieder zeigten sicherlich ein festes Fundament, aber noch lange nicht alle Höhepunkte der Bandkarriere.

Setliste: «Intro» - «The World To See» - «Firesoul» - «Fire Walk With Me» - «Highs Without Lows» - «We Are…» - «Worlds Are Comin' Through» - «Shiva's Tears» - «End In Sorrow» - «How Much Can You Take» - «Falling Spiral Down» - «All Those Words».


Primal Fear
Kaum war der erste Meistersänger runter von der Bühne, kam der zweite. Ralf Scheepers war an diesem Abend der alles überragende Meister seines Fachs. Jede Silbe sass, jeder Ton packte die Fans an den Eiern und seine Screams waren an diesem Tag von einem anderen Stern. Ralf war sich seiner gottgleichen Leistung bewusst und grinste zufrieden und glücklich. Es stand eine Einheit auf der Bühne, die sich feierte und feiern liess. Eine Band, die musikalisch nichts anbrennen liess und für einen furiosen Abschluss eines eh schon fantastischen Abends sorgte. In den kommenden neunzig Minuten führte Mister Scheepers durchs Programm, stachelte die Fans immer wieder an und überliess den Frontplatz aber auch seinen Bandkumpels. Da wäre auf der einen Seite Mat Sinner, der umtriebige Bassist, der neben Ralf mit seinem Chorgesang brillierte und einen unglaublichen Bassgroove ins Z7 ballerte. Oder Neutrommler Francesco Jovino, der vielen von U.D.O. her bekannt war und mit seiner groovigeren Spielweise die technisch versiertere Art seines Vorgängers Randy Black austrickste und Primal Fear somit einen erdigeren Sound verpasste. Die beiden Gitarrenvirtuosen Alex Beyrodt und Tom Naumann spielten sich mit ihren Solos in einen wahren Rausch. Entweder duellierten sich die Beiden oder spielten sich die solierenden Parts leichtfüssig zu. Alleine beim Titelsong des neuen Album «Rulebreaker» fielen vielen Fans die Kauleisten vor Begeisterung auf den Boden. Alex ist nicht nur dank seiner langen Mähne ein Hingucker, sondern auch wegen seiner geilen Bühnenperformance. Was der Deutsche alles mit seinem Instrument macht, wie er sich in Pose wirft, das sucht Seinesgleichen.

Mit einer sehr abwechslungsreichen Setliste überzeugten die Süddeutschen von der ersten bis zur letzten Sekunde. Ob nun der Opener «Final Embrace», das eher sphärische «Seven Seals» mit einem Meer aus klatschenden Fanhänden, dem flotten «The End Is Near», dem emotionalen «The Sky Is Burning», dem verspielten «Nuclear Fire» oder dem über alles stehenden Dampfhammer «When Death Comes Knocking»..., Primal Fear bauten sich einen tollen Set zusammen, der sicherlich viele Hits vermissen liess, aber trotzdem in sich stimmig und abgerundet war. Hier wurden richtige Songs zelebriert und kein Kinderkriegsschauplatz unter Einsatz vom Gerstensaftgebräu unter die Massen gestreut, wie dies an einem anderen Ort zu gleicher Zeit in Zürich passierte. Anyway..., «Super! Grazie, mercie, ihr seid super!» Ja, das waren beide. Nämlich die Fans und die Band(s) an diesem Abend. Und wenn sich Ralf mit diesen Worten beim Publikum bedankt, dann war dies nicht nur ein Lippenbekenntnis, sondern der aufrichtige Dank einer Combo, die sich ihren Erfolg hart und kontinuierlich erarbeitet hat. So wurde dann auch ein spontanes «Happy Birthday» von Ralf angestummen, der einem weiblichen Fan so zum Geburtstag gratulierte.

«Was wären wir ohne euch? Ihr seid Heavy Metal! Habt ihr Bock auf Metal? Steht ihr auf Metal? Liebt ihr Metal? Are you born for Metal?», wollte der Sänger vom Publikum wissen und stimmte sogleich den offiziell letzten Song der Setliste «Metal Is Forever» an. Tja, die Fans wollten mehr und darum liess sich die Truppe nicht lumpen und spielte alle drei Parts der Ballade «Fighting The Darkness» an, der absolute emotionale Rundumschlag, um mit dem Stampfer «Running In The Dust» den Abend perfekt ausklingen zu lassen. Primal Fear bewiesen, dass sie zu den besten und abwechslungsreichsten Metal-Bands gehören und hinterliessen eine begeisterte Fangemeinde. Was will man mehr, als drei geile Metal-Bands in hervorragender Spiellaune? Eben, und darum freuen wir uns auf bald, wenn die Truppen das Z7 erneut besuchen werden!

Setliste: «Countdown To Insanity (Intro)» - «Final Embrace» - «In Metal We Trust» - «Angel In Black» - «Rulebreaker» - «Sign Of Fear» - «Seven Seals» - «Drum Solo Francesco Jovino» - «Angels Of Mercy» - «The End Is Near» - «Rollercoaster» - «The Sky Is Burning» - «Nuclear Fire» - «When Death Comes Knocking» - «Chainbreaker» - «Metal Is Forever» -- «Fighting The Darkness» - «Running In The Dust» - «Born Again (Outro)».