Tolle Konstellation, welche da auf Tour ging. Mit dem
«German Metal Commando» Primal Fear und den wiedererstarkten Riot V
war das Billing schon sehr cool. Dass mit den Franzosen Existance
noch ein weiterer toller Act dazu kam, von dem die Anwesenden bisher kaum was
gehört hatten, rundete den Konzertabend perfekt ab.
Existance
Mit gutem, traditionellem Metal starteten Existance in den Abend.
Erwies sich zu diesem Zeitpunkt das Z7 noch als ungefüllt, schien
dies den Jungs nichts auszumachen. Völlig unbeirrt überzeugten sie
mit coolen Doppel-Leads und einer Frechheit, die an Enforcer
erinnerte. Die Tracks erklangen sehr riffig, auch wenn ihnen noch
der Wiedererkennungseffekt fehlt. Bedeutet nicht, dass die Lieder
schlecht gewesen wären, aber seien wir ehrlich, gegen Riot V und
Primal Fear und deren Songmaterial fielen die Franzosen klar ab.
Trotzdem vergingen die knapp dreissig Minuten Spielzeit wie im Fluge. Es
machte Spass, Existance zuzuhören wie zuzusehen, und sollte die
Truppe wieder mal als Support auftauchen, weiss man, dass ein guter
Opener die Bühne betreten wird. Mutig war das Mitsingspiel, welches
zwar nicht gross auftrumpfte, aber auch nicht gross abkackte. Eine solide
Show einer soliden Band, die sicherlich noch von sich hören lassen
wird.
Riot V
Mit Riot V änderte sich das Bild auf der Bühne sofort. Es stand eine
Truppe auf der Stage, welche seit Jahren im Musikgeschäft ist. Mit
dem ehemaligen Virgin Steel-Trommler Frank Gilchriest und dem
wirbligen Nick Lee an der Gitarre wurde die Combo nach dem viel zu
frühen Ableben von Bandleader Mark Reale (starb 2012), bestens
ergänzt. In die Rolle der treibenden Kräfte ist neben Gitarrist Mike
Flyntz (seit 1989 dabei), auch der zurück gekehrte Bassist Don Van
Stavern zu sehen. Getragen werden Riot V aber vom unglaublichen Sänger
Todd Michael Hall, der von seiner Bühnenshow her an eine jüngere Version
von Bruce Dickinson (Iron Maiden) erinnert. Seine Screams gingen
unter die Haut und im Gegensatz zu anderen Schreihälsen wendet er
sie gekonnt an und bringt sie an den richtigen Stellen ein, sodass sie nie
langweilig werden.
Die Show war grundsätzlich eines Headliners
würdig. Die Qual der Wahl, die richtige Setliste zu generieren,
umwanderte der Fünfer gekonnt. Eine gute Mischung aus neuen Tracks
und alten Hits, bei denen für viele Besucher überraschenderweise
«Swords & Tequilla» fehlte, liess den Gig nie langweilig werden.
Klar waren es die alten Gassenhauer in Form von «Warrior»,
«Thundersteel» oder «Flight Of The Warrior», welche die Laune im Z7
in die Höhe trieben, aber auch neueres Material wie «Take Me Back»,
der Opener «Victory», «Caugh In The Witches Eye» (schon fast Black
Sabbath
like) und «Angel's Thunder/Devil's Reign» liessen die Stimmung im Z7
in die Höhe schnellen. Packend waren auch die Gitarren-harmonien und
die Doppel-Leads. Im Mittelpunkt stand dabei Mike, der wie für sich
alleine spielte und daneben mit Nick einen bangenden Wirbelsturm hatte.
Spielten sich die beiden gegenseitig die Solos zu oder harmonierten
im Doppel, kamen Erinnerungen an die besten Gitarren-Duos hoch, wie
K.K. Downing und Glenn Tipton (Judas Priest) oder Alex Beyrodt und
Henny Wolters (ehemals Prima Fear). Der Frauenwelt wurde auch noch
was fürs Auge geboten, als Mister Hall mit nacktem Oberkörper die
Stage bestieg und die letzten Songs mit gottesgleicher Hingabe
zelebrierte. Highlight in meinen Augen war «Angel Eyes», das sich
nicht nur durch einen unglaublichen Refrain auszeichnet, sondern
auch durch markante und prägende Gitarrenparts sowie einer
unglaublichen Geschwindigkeit. Riot V kamen, sahen und siegten und
machten es dem eigentlichen Headliner alles andere als leicht…
Setliste: «Victory», «Flight Of The Warrior», «Johnny's
Back», «Caught In The Witches Eye», «Heart Of A Lion», «Angel Eyes»,
«Bloodstreets», «Take Me Back», «Angel's Thunder/Devil's Reign»,
«Warrior», «Thundersteel»
Primal Fear
…aber das deutsche Metal Kommando nahm die Vorlage auf und schoss
aus allen Rohren. Mittendrin Sangeswunder Ralf Scheepers, der mit
viel Spass in den Backen und einer unglaublichen Stimme das Z7 fast
im Alleingang rockte. Wie ein Tiger marschierte er über die Bühne,
suchte den Kontakt zum Publikum und grinste sich den Kiefer wund.
«Dies ist der 31. Tourtag und wir sind tierisch happy bei euch zu
sein», liess Mat Sinner (Bass) die Anwesenden wissen, der die
meisten Ansagen machte und der musikalische Motor der Truppe ist.
Auch Mat versprühte sichtliche Freude auf der Bühne, pumpte wie gewohnt seine
Bassparts ins Z7 und ist für die Backingvocals
nicht weg zu denken. Seine Sinner-Vergangenheit beweist noch heute,
dass er ein absolut geiler Rock-Shouter ist. Mit dem ehemaligen
U.D.O.-Trommler Francesco Jovino haben die Jungs wohl die perfekte
Lösung am Schlagzeug gefunden. Der Italiener kann nicht nur groovige
Tracks perfekt spielen, sondern auch die Double-Bass Drum mit viel
Schmackes durchtreten.
Gitarrenduos hatten Primal Fear in der
Vergangenheit immer sehr gute, in den eigenen Reihen. Das Beste
wurde weiter oben schon erwähnt. Mit Alex Beyrodt haben die
Deutschen sicherlich einen der Besten und Talentiertesten in der
Truppe stehen. Nicht nur das spielerische Können zeichnet Mister Beyrodt
aus, sondern auch sein Posing. Steht er breitbeinig auf der Bühne,
oder auf einem Knie, während das andere Bein weit gestreckt zwischen
den Monitorboxen steht, es sieht einfach geil aus, was der Typ
bietet. Fliegen seine Finger über das Griffbrett, fallen bei den
Besuchern eh die Kauleisten laut auf den Boden. Tom Naumann riffte
sich ebenso in den Vordergrund. Rein showtechnisch wirkt er
vielleicht ein bisschen europäischer als sein Sidekick, der klar
von den amerikanischen Show-Elementen eines Gitarristen beeinflusst
ist. Vom neuen Album spielte der Fünfer sechs Tracks, plus das
Intro.
Nicht
nur die hohen Charteinstiege, sondern auch der Glaube an das neue
Album liess die Truppe diesen Schachzug machen. Speziell «Eye Of The
Storm» und der Hit «The End Is Near» vom vorletzten Album
«Rulebreaker» scheinen dabei auch Tracks für zukünftige Setlisten zu
sein.
"Freunde aus der Schweiz, das ist Francesco Jovino",
verkündete Mat nach dem Solo des Trommlers. Der Jubel war dem
Fast-Schweizer gewiss, kennt und liebt man doch die Fähigkeiten des
Lockenkopfs, der neben Primal Fear auch noch bei Sinner, Voodoo
Cirlce, Hardline und Sunstorm spielt. Mit Funkenregen bot der Fünfer
auch was fürs Auge, neben einer sehr geilen Lichtshow und einem
tollen Bühnenaufbau. Die Stimmung im Z7 war hervorragend und hätte
sicher den einen oder anderen Besucher mehr verdient gehabt. Nach zwanzig
Jahren Primal Fear scheint bei den Jungs die Luft noch lange nicht
auszugehen. Wie ein guter Wein, wissen die Herren heute mehr denn
je, was wichtig ist, wo etwas weggelassen werden kann, oder wo man
locker ein bisschen kleckern darf. Wieso die Truppe bei diesen
tollen Songs, auch wenn unzählige Hits fehlten (!) und diesem
fantastischen Rahmenprogramm (Support-Bands) nicht mehr Besucher
zogen, bleibt wohl für immer ein Geheimnis. Auch Primal Fear kamen,
sahen und siegten. Ich bin mir sicher, eine bessere Werbung in
eigener Sache kann man nicht machen. Fazit: «METAL IS FOREVER!»
Setliste: «Apocalypse (Intro)», «Final Embrace»,
«Blood, Sweat & Fear», «Face The Emptiness», «Hounds Of Justice»,
«The Ritual», «Drum Solo Francesco Jovino», «Nuclear Fire», «Eye Of
The Storm», «King Of Madness», «The End Is Near», «When Death Comes
Knocking», «Metal Is Forever» - «Fighting The Darkness», «In Metal
We Trust»
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