Bisher war ich
eigentlich der Meinung, dass es eigentlich nur in Zürich ein Volkshaus gibt, das unter
anderem oder vielfach als Konzerttempel dient(e). Deshalb erstaunte mich erstmal die
Anzeige zu diesem Konzert, das aber in Basel angesagt war. Pure Inc. als Headliner und
Excentric (mit ihrem neuen Gitarristen) Kevin Flum weckten aber auch so mein Interesse und
deshalb machte ich mich also auf nach Basel. Dort angekommen dauerte es zuerst eine Zeit
lang, bis ich den Eingang (trotz Kroki aus dem Internet) gefunden hatte, und das, obwohl
ich mindestens zwei Mal daran vorbei gegangen war. Dass in unmittelbarer Nähe ein ganzer
Corso (zivil gekleideter) "Drummler und Pfiffer" ein spontanes Platzkonzert
absolvierte, passte an diesem recht warmen Oktober-Abend nicht zur Jahreszeit, wohl aber
zum Ort. Ganz in der Nähe sollten jedoch bald viel rockigere Klänge zu vernehmen sein...
Bored And Beautiful
Mit etwas Verspätung stiegen drei Typen in Anzügen (mit Krawatte!) plus ihr Drummer auf
die Bühne und legten mit erdigem Rock los. Vor einem verschwindend kleinen Publikum, das
sich in dem relativ grossen Saal ziemlich verlor, zelebrierten Bored And Beautiful einen
coolen Stilmix, der mal mit etwas psychede- lischem Einschlag à la Pink Floyd,
Reggae-Anleihen, ein paar Punk-Fetzen oder gar Ska-Rhythmen für Abwechslung sorgte. Die
Band, die es sich nicht nahm, auch einen Titel auf deutsch zu singen, wirkte routiniert
und die Akustik stimmte ebenso. Bedingt durch die paar Leutchen im Saal, hielt die Lüftung
für einmal locker mit und sorgte beinahe für einen rauchfreien Event. Die dazu wacker
aufspielende Band liess sich jedoch von Nichts und Niemandem beirren und hätte echt viel
mehr Zuschauer verdient gehabt. Etwas seltsam mutete es seitens des Organisators an, dass
der insgesamt 3-tägige Event ohne irgend ein Statement im Voraus oder mit mindestens einer
kurzen Ansprache eröffnet wurde.
Excentric
Nach dem beruflich bedingten Ausstieg von Gitarrist Boris Gisler im vergangenen Sommer,
suchten die Baselbieter Rocker nach einem geeigeten Ersatz, der nun in Kevin Flum gefunden
wurde und die entstandene Lücke somit wieder geschlossen werden konnte. So ein Wechsel
kann, je nachdem, für Unruhe im Bandgefüge sorgen, aber meine Bedenken waren unbegründet
und wie weggewischt, als Excentric mit dem Opener "Take this" in den Set
einstiegen. Mit "Whiskey in the jar" folgte darauf der bekannte Thin Lizzy Cover
und brachte wenigstens etwas Stimmung unter die inzwischen kaum angewachsene Anzahl
Konzertbesucher. Möglich, dass ein paar Fans wegen des (schliesslich 0:2 verlorenen) UEFA
Cup-Spiels vom FCB gegen Racing Strasbourg fehlten. Diese verpassten deshalb mit
"4pm" und "Break me down" zwei echte Rock-Perlen des Auftrittes von
Excentric. Der neue Mann an der Sechssaitigen machte seinen Vorgänger zwar nicht
vergessen, legte aber eine überzeugende Performance hin, derweil Sänger Pivi wegen seiner angeschlagenen Stimme zeitweilen einen
Gang zurück schalten musste. Nichtsdestotrotz zeigte die Band, dass die mittlerweile
zahlreich gespielten Konzerte Wirkung zeigen und sich eine kompakte Einheit auf der Bühne
präsentiert. Mein persönliches Highlight durfte natürlich auch an diesem Abend nicht
fehlen: "7even"! Der eingängige Hammer-Track mit etwas Düster-Touch à la
Sepultura (!) und ansteckendem Mitgröhl-Part beendete den Gig nach knapp 45 Minuten
würdig. Man darf gespannt sein, wie sich das zweite Album anhören wird, das irgend
einmal im nächsten Jahr erscheinen wird.
Pure Inc.
Dann war schliesslich der Headliner dran, der einen wirklich leid tun konnte, denn in dem
grossen Saal verloren sich die anwesenden Leute immer noch völlig. Das kümmerte Pure
Inc. aber einen Feuchten und diese zeigten darauf in den folgenden gut 75 Minuten
eindrücklich, wie gut sie inzwischen geworden sind. Das selbst betitelte Debüt gehört
mitunter zum Besten, was in der Schweizer Rock-Szene in der letzten Zeit erschienen ist.
Das neue Album "A new day's dawm" wird am 27.1.06 das Licht der Welt erblicken
und soll dem Vernehmen nach dem Erstling in Nichts nach stehen! Nach dem Opener
"Saviour" folgte die Triplette mit "Genius", "Piece of mind"
(hat mit Iron Maiden gar nix zu tun!) und "On the verge". Dabei liessen die vier
Vollblut-Musiker erwartungsgemäss nichts anbrennen und zockten die Songs in ihrer
unnachahmlichen Weise völlig tight herunter. Gitarrist Sandro Pellegrini verkörperte
dabei einmal mehr den abgedrehten Saiten-Derwisch, der in seiner Musik völlig aufgeht.
Die Posen und die entsprechende Mimik dazu sind längst sein Markenzeichen geworden. Dazu
hämmerte und pumpte die optimale Rhythmus-Maschine von Gentman (b) und Dave Preissel (d).
Zusammen bilden sie das instrumentale Gerüst für Sänger Gianni Pontillo, der sich nun
wirklich zu keiner Sekunde hinter einem selbst topfitten Steve Lee (Gotthard) verstecken
muss. Und, um es nochmals zu erwähnen: Es ist (trotz FCB-Fussball am TV) unerklärlich
und eine Verschwendung sondergleichen, warum man (mitten in Basel!) für so einen Anlass
(mit drei Bands!) nur gerade knapp 50 Fans mobilisieren konnte. Da muss werbetechnisch
gewaltig was in die Hose gegangen sein! Und so verpuffte auch die Wirkung der, für so
einen Raum, genial eingesetzten Lichtanlage, die für megageile Effekte besorgt war und das
Volkshaus in Basel somit ins "rechte" Licht rückte. Ganz zu schweigen vom
letzten Song des trotzdem vergnüglichen Abends, der wieder einmal eindrücklich zeigte,
was einen unsterblichen Song ausmacht! Unten stehend die (teils) witzige Original-Version
der Setliste:
"Saviour", "Genius", "Piece of mind", "On the
verge", "Intro", "Rolling stone", "Breake free",
"Nexte tu u", "Bürste", "Schkinflinte", "Fölling
sösen" (-> nicht gespielt!), "Feär mei Eis", "Immigranate
song".
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