Der persönliche Enthusiasmus für Cover- und Tribute-Bands
ist bei mir, bis auf ganz wenige Ausnahmen, bekanntlich seit je her
auf sehr tiefem Niveau. Eine der Ausnahmen und dann erst noch von
meinen erklärten Favourites Deep Purple sind Purpendicular. Dafür
gibt es zwei Gründe, wovon der erste das gelegentliche Mittun von
Purple-Drummer Ian Paice ist und der zweite die effektiven
Fähigkeiten dieser Tribute-Band würdigt. Bei der letzten Show im
Mini-Z7 vom 28. März 2016 war noch Frank Pané von Bonfire an der
Klampfe. Bald darauf wurde er aber durch den Italo-Franzosen Valerio
Dossini, einem grossen Talent und vom Stil her offensichtlich
grosser Steve Morse Fan, ersetzt. Weiter stehen neben Frontmann und
Mainman Robby Thomas Walsh aktuell noch Bassist Stuart Cleary und
Keyboarder Marco Cossu zusammen mit Paicey, wenn es dessen Zeit
zulässt, gemeinsam auf der Bühne. Dass die Truppe mittlerweile einen
ziemlich positiven Ruf hat, beweisen die guten Feedbacks auf
zahlreiche Konzerte der letzten Jahre. Heute Abend waren mehr als
doppelt so viele Leute wie das letzte Mal gekommen, und darum
spielten Purpendicular auf der grossen Bühne.
Purpendicular
Der deutlich grössere Publikums-aufmarsch könnte auch etwas damit
zusammenhängen, dass Deep Purple am 07. April 2017 mit «inFinite»
ein grandioses neues Studio-Album veröffentlicht haben und Ian Paice
natürlich auch wieder mit von der Partie ist. Vielleicht lag es
mitunter daran, dass das Konzert auf einen Sonntag und nicht
Wochentag zwischen Montag und Donnerstag fiel. Letztlich war das
aber egal, und die Band freute sich auf jeden Fall über den
grösseren Zulauf. Wie zu erwarten, lag der Altersdurchschnitt der
Besucher deutlich im oberen Segment, doch es konnten
erfreulicherweise auch einige junge Fans ausgemacht werden. Der
Aufbau auf der Bühne liess keinen anderen Schluss zu, als dass es
heute Abend ziemlich sicher keine Support-Band geben würde, für was
auch?! Kurz nach 20:30 Uhr wurde diese Einschätzung zur Gewissheit,
als nebst den anderen Protagonisten der berühmteste anwesende
Musiker hinter seinem Arbeitsgerät der Marke Pearl (what else?!)
Platz nahm. Und nun konnte man als Altfan und Youngster gespannt
abwarten, mit welchen Songs die aktuelle Tour-Setliste bestückt war.
«Highway Star» als Opener geriet dabei schon standesgemäss und es
ging nicht lange, bis sich der jugendlich wirkende Valerio
entsprechend in
Szene
setzte. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Frank Pané, der mehr einen
auf Blackmore drauf hatte, frönte der Youngster deutlich den Tunes,
die auf das Konto von Mr. Morse gehen. Das liess dann den Jahrzehnte
andauernden Zwist beider Fanlager wieder im Stillen aufleben. Da die
aktive „Morse-Zeit“ insgesamt jedoch längst länger andauert als die
Jahre mit dem „Man in Black“, wird somit der aktuelle Purple-Sound
kredenzt.
Vor «Wonderful», dem einzigen eigenen
Purpendicular-Song im Set, gab es unter anderem den Klassiker
«Fireball» zu geniessen, der wie kaum ein anderer die Handschrift
des Meisters hinter seinem Drum-Kit trug. Begleitet von einem immer
besser in Schwung gekommenen Publikum ging der Reigen der Klassiker
munter weiter. Auch wenn Frontmann Robby Thomas Walsh nicht ganz auf
Augenhöhe von Ian Gillan performte, konnte sich sein Gesang aber
durchaus hören lassen. Nebst «Stormbringer» fand ich auch «Speed
King» mehr als nur gelungen. Abhängig davon, wie sich die Fans
jeweils vor der Bühne gebärden, dürfte jeweils zum „spontanen“
Ergänzen der Setliste mit «Perfect Strangers» geführt haben. So
geschehen auch heute Abend in Pratteln, obwohl nicht auf der
handgeschriebenen Setliste (!) aufgeführt. Keinesfalls fehlen durfte
«Smoke On The Water», und wenn man sich mal versucht vorzustellen,
wie oft Ian Paice diesen Golden Oldie im Verlauf der Jahrzehnte
getrommelt hat, ist es echt bemerkenswert, wie viel offensichtliche
Freude da immer noch drin steckt. Als Zugabe figurierte «Child In
Time», wo sich Mr. Walsh wacker bemühte und Pacey so nicht ganz aus
der Übung kommt, da Deep Purple diesen Uralt-Smasher von 1970 schon
lange aus ihrem Set verbannt haben. Das Fazit der heutigen Show war
absolut positiv, obwohl diesmal vor allem der eine oder andere Song
vom 74er Werk «Burn» gefehlt hat. Fakt ist aber, dass die
Purpendicular-Maschine vor allem dank den sporadischen Einsätzen von
Ian Paice weiterhin am Laufen gehalten wird und Roger Glover
entweder keine Lust auf einen Besuch im Z7 oder sonst halt was los
hatte an diesem Abend.
Setliste: « Highway Star» - «No One
Came» - «Fireball» - «When A Blind Man Cries» - «Wonderful» -
«Stormbringer» - «Black Night» - «Cascades: I'm Not Your Lover» -
«Speed King» - «Space Truckin'» - «Perfect Strangers» - «Smoke On
The Water» -- «Child In Time».
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