Livereview: PX Pain (Abschiedskonzert) - Sybreed
Spinal Cord Concussion - Aggressive Sound Painters
3. Dezember 2005, Dynamo Saal Zürich
By Sven M.
Ein letztes Mal versammelten sich hunderte von Metalcore Fans, um PX-Pain die letzte Ehre zu erweisen, bevor sie für immer das Mikrophon an den Nagel hängen. Das ganze Konzert wurde von SoundCircle organisiert und um die Leute aufzuheizen, wurden ausserdem noch Aggressive Sound Painters (CH), Spinal Cord Concussion (CH) und Sybreed (I) engagiert. Das Dynamo war randvoll von PX-Pain Shirt-Trägern, es reiste sogar extra ein Fanclub aus Liechtenstein an, um beim letzten Atemzug ihrer Lieblingsband dabei zu sein. Die Tickets waren begrenzt, wer zu spät kam und nicht reserviert hatte, durfte wieder nach Hause gehen. Doch nun lest selbst und versetzt Euch gedanklich nochmal in die letzten Stunden einer elf Jahre alten Metalcore Band.

Aggressive Sound Painters
Die fünf Jungs hatten die undankbare Aufgabe, als erste Band den Stimmungspegel zum Steigen zu bringen. Bei den wenigen Leuten, die sich dezent im Hintergrund versammelt hatten, sicherlich eine schwierige Angelegenheit. Aber mal ganz ehrlich, was hat eine Nu Metal Band an diesem Konzert verloren? Da schien es kein Wunder, dass sich anfänglich keine grosse Regung im Publikum breit machte. Doch sie waren gar nicht mal so schlecht, abgesehen von der Stimme, die nicht so ganz zur Musik passte. Die zweite Stimme am Keyboard fand ich persönlich besser, auch dessen T-Shirt mit der Aufschrift "Fotzenknecht" und seiner Natelnummer darunter.

Spinal Cord Concussion
Dieser schwer auszusprechende Name gehörte der zweiten Band an diesem Abend, die uns eine Mischung aus Thrash und Metalcore lieferte. Diese Herren wussten, wie man die Zuschauer auf Temperatur bringt. Sogar ein Moshpit aus tatsächlich zehn Leuten machte seine Runden. Der Sänger liess es sich nicht nehmen von der Bühne zu steigen, um im Gerangel mit zu mischen. Nach ein paar Dankesansprachen an die Headliner, verteilten sie netterweise noch dutzende Promo-CDs an die ersten Reihen. Ich gehörte auch zu den Glücklichen, die ein Exemplar bekamen, doch musste ich feststellen, dass sie live wesentlich besser sind, als auf ihrer CD. Doch man soll(te) nicht urteilen bei nur drei Liedern.

Sybreed
Nun waren Tokio Hotel..., ähh, ich meine Sybreed an der Reihe. Tut mir Leid, lag wohl an der Frisur und dem Outfit des Sängers. Die Industrial Band aus der Westschweiz fand erstaunlicher Weise grossen Anklang im mittlerweile randvollen Dynamo. Dies merkte ich spätestens dann, als sich mein Bier ungewollt auf meinem ganzen Körper verteilte, weil zwei übermütige Kahlköpfe hinter mir anfingen, wild um sich zu schlagen. Das ist ja schliesslich Pflicht in der heutigen Zeit. Aber auch sonst ging es bereits ziemlich wild zu und her im Saal, wo angenehm milde 33°C uns unverhofft feucht aussehen liessen. Viele waren auch schon betrunken und hatten Mühe mit dem aufrechten Gang, schliesslich war die Vorfreude auf das, was noch kommen würde riesig und musste deshalb mit viel Alkohol begossen werden. Blickfang war ausserdem die Gitarre in wunderschönem H.R.Giger-Style.

Set-Liste: "Intro", "Permafrost", "Technocracy", "Synthetic breed", "Next day will never come", "Take the red pill", "Emma-zero", "Re evolution", "Bioactive".

PX-Pain
Endlich! Endlich! Auf einen Schlag konnte man keinen Schritt mehr gehen und meine einzige Stütze war eine Lautsprecherboxe auf der Bühne. Ein riesen Andrang, jeder wollte vorne sein. Dabei machten sie erst den Soundcheck. Die Lichter gingen aus, es wurde still. Doch nur einige Sekunden später, als der erste Ton vom Intro erklang, brach in Zürich die Apokalypse aus! Von der Lende abwärts kein Gefühl mehr, versuchte ich mich aufrecht zu halten, damit mich Niemand als Startrampe benutzen konnte. Ohne ein einziges Wort an das Publikum zu richten, starteten sie ihren letzten grossen Angriff auf die Ohren ihrer Untertanen. Es rockte wie Sau, um es passend auszudrücken. Ihre ersten Worte waren, dass dies ihr letztes Konzert sei, weil sich die Band danach endgültig auflösen werde. Viele traurige und enttäuschte Buh-Rufe waren zu hören. Die Band reagierte darauf mit der Aufforderung, wir sollten "diese verdammte Bude ausseinander nehmen und das Konzert geniessen, wie wenn es euer Letztes wäre!" Kaum ausgesprochen, flogen die Fetzen. Ein gigantischer Moshpit kreiste im Saal und riss alle mit sich, die sich nicht halten konnten. Die Band warf zwei riesige aufblasbare Jägermeister-Flaschen ins Publikum und verteilte die originalen Fläschchen in den ersten Reihen. Riesige, mit Mehl und Konfetti gefüllte Luftballons flogen umher, die, zu unserer Freude, über unseren Köpfen platzen mussten, juhuu! Fans stürmten die Bühne, nur mit einem String Tanga bekleidet und rockten mit der Band, bis sie wieder in die tobende Menge sprangen. Dani forderte schliesslich zum letzten Mal eine geile "Wall of Death" von den Fans, bedankte sich bei Oli, T.C. und Philipp und natürlich bei den zahlreich erschienenen Fans. Nach vier Zugaben verabschiedeten sich PX-Pain endgültig, verteilten noch Drumsticks, Pleks und Jägermeister und sagten "Good bye!!!"Auch von meiner Seite: Vielen Dank für die geilen elf Jahre, die ihr uns geschenkt habt, ihr werdet uns fehlen. Thank you for the music...

Set-Liste: "Intro", "Whatever", "5 theeth left", Going blind", "Second face", "Escape", "Prepare your funeral", "Still disgusted", "Ambiviolence", "Mosh it up", "Boiling point", "Retaliation", "Scene of crime", "Destroy yourself", "Slave new world", "Add fuel", "Payback time".