Als ich erfahren habe dass Qntal, eine der
renommiertesten Bands im Mittelalter-Bereich und nebenbei erwähnt
die Mitbegründer dieser Musiksparte, sich die Ehre gaben und sowohl
in Genf als auch in Zürich einen ihrer sehenswerten Auftritte
hinlegen werden, wollten ich und meine Lebensgefährtin unbedingt
dabei sein.
Dank dem Chaos, das zur Zeit in Zürich rund um den Hauptbahnhof
herrscht, konnten wir weder zur angegebenen Türöffnungszeit
erscheinen noch dort parkieren, wo wir eigentlich wollten.
Dankeschön an dieser Stelle an die Bauverwaltung Zürich… aber
dennoch schafften wir es irgendwie im Dynamo anzukommen.
Unto Ashes
Im Eingangsbereich waren schliesslich schon Töne zu vernehmen, die
nicht ab Konserve zu stammen schienen… Glücklicherweise stellte sich
heraus, dass Qntal noch gar nicht gespielt hatten, sondern Unto
Ashes, ein Trio amerikanischer Herkunft, bis jetzt erst gerade
angefangen hätten ihre Kunst darzubieten. Sie wirkten teilweise
etwas verkrampft, der gute Herr und die beiden Damen, aber sie
machten ihre Sache sehr gut: mittelalterliche Klänge, vermischt mit
modernen elektronischen Einflüssen und düsterem Sound-Grundgerüst
erzeugten eine Präsenz, die schwierig zu beschreiben ist… man muss
sie fühlen, um zu wissen was ich meine. Aber man kann durchaus
sagen, dass Unto Ashes die perfekte Support Group für Qntal sind
(die Tour dauert ja immer noch an), denn die Grundstimmung, die hier
vermittelt wird, eignet sich hervorragend für die musikalischen
Pfeiler des Qntal-Reiches: Erhabenheit, getragen durch ein düsteres
Versprechen stiller Melancholie, begleitet von Nachdenklichkeit.
Qntal
Nachdem sich Unto Ashes frenetisch gefeiert von der Bühne
verabschiedet hatten, war es nun Zeit für die Grossmeister der eher
ruhigen, zuweilen auch schnelleren
mittelalterlichen
Musikkunst: Qntal schwebten auf die Bretter und legten ohne
irgendwelche Vorworte sofort los. Doch Sängerin Syrah musste schon
nach dem ersten (unter Gejohle und Gepfeife meiner Meinung nach
nicht anständig gewürdigtem) Stück eine schlechte Nachricht bekannt
geben: Sie habe eine Stimmbandentzündung und treffe deshalb die Töne
nicht immer ganz korrekt, deshalb bitte sie alle, möglichst nicht zu
rauchen (was kaum eingehalten wurde) oder zumindest nur in den
hintersten Reihen (dito) oder nur zu kiffen, was ihr einige Lacher
einbrachte. Aber weder ich noch meine Gefährtin konnten je
feststellen, dass es Syrah nicht gelungen wäre den Klang ihrer
Stimme unter Kontrolle zu halten, sie sang so wunderschön und
erhaben wie eh und je. Auch als es etwas lebhafter zuging
(beispielsweise bei ‚Amor Volat’) konnte man keinerlei Einbussen bei
der Stimme erkennen. Das Trio bot dem Publikum, was es erwartete und
benutzte nebst einem wunderschön gestalteten Bühnenbild und gut
getimten Lichteinfällen ebenfalls den mittelalterlichen Zeiten
originalgetreu nachgebaute Instrumente, welche sorgfältig im
Hintergrund aufgehängt worden waren.
Der einzige Minuspunkt des Konzerts neben der eher bierseligen
Atmosphäre, die nicht wirklich zu einem Auftritt mit der
einzigartigen Atmosphäre, die nur Qntal zu verbreiten vermag,
passte, waren die viel zu dröhnend eingestellten Bässe. Der Typ am
Mischpult hat meiner Meinung nach in dieser Hinsicht versagt, wobei
er jedoch die Lichtanlage bestens im Griff hatte und sowohl bei Unto
Ashes als auch bei Qntal für eine sehr schöne Lightshow gesorgt
hatte. Alles in Allem kann abschliessend nur geraten werden,
wenigstens einmal ein solches Konzert und speziell Qntal live zu
erleben, denn wer mit wunderschönen Melodien und nachdenklich
machenden Texten etwas anfangen kann, der wird nicht enttäuscht.
Auch Leute, die eher wenig mit Mittelaltermusik anfangen können,
kommen hierbei auf ihre Kosten.
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