Livereview: Qntal - Unto Ashes
07. Oktober 2006, Dynamo Zürich
By Toby S.
Als ich erfahren habe dass Qntal, eine der renommiertesten Bands im Mittelalter-Bereich und nebenbei erwähnt die Mitbegründer dieser Musiksparte, sich die Ehre gaben und sowohl in Genf als auch in Zürich einen ihrer sehenswerten Auftritte hinlegen werden, wollten ich und meine Lebensgefährtin unbedingt dabei sein.

Dank dem Chaos, das zur Zeit in Zürich rund um den Hauptbahnhof herrscht, konnten wir weder zur angegebenen Türöffnungszeit erscheinen noch dort parkieren, wo wir eigentlich wollten. Dankeschön an dieser Stelle an die Bauverwaltung Zürich… aber dennoch schafften wir es irgendwie im Dynamo anzukommen.

Unto Ashes
Im Eingangsbereich waren schliesslich schon Töne zu vernehmen, die nicht ab Konserve zu stammen schienen… Glücklicherweise stellte sich heraus, dass Qntal noch gar nicht gespielt hatten, sondern Unto Ashes, ein Trio amerikanischer Herkunft, bis jetzt erst gerade angefangen hätten ihre Kunst darzubieten. Sie wirkten teilweise etwas verkrampft, der gute Herr und die beiden Damen, aber sie machten ihre Sache sehr gut: mittelalterliche Klänge, vermischt mit modernen elektronischen Einflüssen und düsterem Sound-Grundgerüst erzeugten eine Präsenz, die schwierig zu beschreiben ist… man muss sie fühlen, um zu wissen was ich meine. Aber man kann durchaus sagen, dass Unto Ashes die perfekte Support Group für Qntal sind (die Tour dauert ja immer noch an), denn die Grundstimmung, die hier vermittelt wird, eignet sich hervorragend für die musikalischen Pfeiler des Qntal-Reiches: Erhabenheit, getragen durch ein düsteres Versprechen stiller Melancholie, begleitet von Nachdenklichkeit.

Qntal
Nachdem sich Unto Ashes frenetisch gefeiert von der Bühne verabschiedet hatten, war es nun Zeit für die Grossmeister der eher ruhigen, zuweilen auch schnelleren mittelalterlichen Musikkunst: Qntal schwebten auf die Bretter und legten ohne irgendwelche Vorworte sofort los. Doch Sängerin Syrah musste schon nach dem ersten (unter Gejohle und Gepfeife meiner Meinung nach nicht anständig gewürdigtem) Stück eine schlechte Nachricht bekannt geben: Sie habe eine Stimmbandentzündung und treffe deshalb die Töne nicht immer ganz korrekt, deshalb bitte sie alle, möglichst nicht zu rauchen (was kaum eingehalten wurde) oder zumindest nur in den hintersten Reihen (dito) oder nur zu kiffen, was ihr einige Lacher einbrachte. Aber weder ich noch meine Gefährtin konnten je feststellen, dass es Syrah nicht gelungen wäre den Klang ihrer Stimme unter Kontrolle zu halten, sie sang so wunderschön und erhaben wie eh und je. Auch als es etwas lebhafter zuging (beispielsweise bei ‚Amor Volat’) konnte man keinerlei Einbussen bei der Stimme erkennen. Das Trio bot dem Publikum, was es erwartete und benutzte nebst einem wunderschön gestalteten Bühnenbild und gut getimten Lichteinfällen ebenfalls den mittelalterlichen Zeiten originalgetreu nachgebaute Instrumente, welche sorgfältig im Hintergrund aufgehängt worden waren.

Der einzige Minuspunkt des Konzerts neben der eher bierseligen Atmosphäre, die nicht wirklich zu einem Auftritt mit der einzigartigen Atmosphäre, die nur Qntal zu verbreiten vermag, passte, waren die viel zu dröhnend eingestellten Bässe. Der Typ am Mischpult hat meiner Meinung nach in dieser Hinsicht versagt, wobei er jedoch die Lichtanlage bestens im Griff hatte und sowohl bei Unto Ashes als auch bei Qntal für eine sehr schöne Lightshow gesorgt hatte. Alles in Allem kann abschliessend nur geraten werden, wenigstens einmal ein solches Konzert und speziell Qntal live zu erleben, denn wer mit wunderschönen Melodien und nachdenklich machenden Texten etwas anfangen kann, der wird nicht enttäuscht. Auch Leute, die eher wenig mit Mittelaltermusik anfangen können, kommen hierbei auf ihre Kosten.