Nun steht es also vor der Tür, eines meiner persönlichen
Konzerthighlights im 2010. The Quireboys und Dan Baird’s Homemade
Sin. Voller Vorfreude und eingestellt auf einen Abend gefüllt mit
good ol’ Rock’n’Roll mache ich mich also auf den Weg nach Winterthur
ins Gaswerk. Meine Erwartungen wurden – wie sollte es auch anders
sein? – nicht enttäuscht.
Für einen Donnerstag eher spät um 21h geht’s dann endlich los, Dan
Baird und Band legen los. Wie nicht anders zu erwarten, gibt’s erst
mal eine Ladung Dreck in die Gehörgänge. Mr. Georgia Sattellites ist
einfach der Inbegriff dessen, was den good old Southern Rock
ausmacht. Nicht zu übertreffen an Ehrlichkeit und Bodenständigkeit
spielt die gesamte Band voller Freude frisch fröhlich drauflos. Man
merkt an jedem Ton, jedem Wort und jeder Bewegung, dass die Herren
den Rock’n’Roll im Blut haben. Trotz (oder wegen) ihres nicht mehr
gerade jugendlichen Alters geben sie vollgas. So nach dem Motto „wir
hängen hier herum, und weil’s so lustig ist, schnappen wir uns ein
paar Instrumente und spielen noch schnell mal ein Konzert“ wird
kompromisslos gerockt. Diese Spontanäität, die sie ausstrahlen, geht
auch durch die jahrelange Erfahrung, die man ihnen im spielerischen
Können natürlich anmerkt, nicht verloren. Rein optisch ist die Band
nicht zu toppen – halb amerikanisch (dreckige Jeans und verwaschene
Shirts) und halb britisch (Pilzfrisur, Ornament-Sakko und Krawatte –
dieser Look gelingt nur denen von der Insel!) geben sie ein Bild für
Götter. Wenn man so oft miteinander unterwegs ist. Wenn man so oft
miteinander auf Tour ist wie Dan Baird und die Quireboys, ergibt
sich natürlich ein sehr freundschaftliches Verhältnis. In dem Fall
leiht man sich sogar die Musiker untereinander aus – so hilft der
Quireboys-Pianist Keith Weir für zwei Songs bei Dan Baird aus, und
später spielen Mauro Magellan (drums) und Keith Christopher (bass)
die gesamte Quireboys-Show. Nach etwa 45 Minuten purem, rohem
Rock’n’Roll verabschiedet sich die ewige Vorband der Quireboys
obligatorisch mit dem Georgia Satellites-Hit „Keep Your Hands To
Yourself“, um für ihren Headliner Platz zu machen.
Dieser entert dann auch gegen 22h die Bretter. „We are the Quireboys
and this is Rock’n’Roll“ lautet die altbekannte Begrüssung von
Spike, gefolgt von „C’mon“ – so ist das seit jeher, und wieso was
ändern, das immer klappt? Dann geht es los, das Hitgewitter, wie es
besser nicht sein könnte! Eine Reise durch die 26-jährige Geschichte
der Band. „Hey You“, „Sweet Mary Ann“, „Mona Lisa Smile“, „Tramps&Thieves“,
die wunderbar
gefühlvolle Ballade „I Don’t Love You Anymore“, „Whippin’
Boy“ und natürlich – „What’s the time?“ – “7 O’Clock”. Leider fehlt
mein Favorit “Taken For A Ride”. Schade. Wird aber durch den Rest
und die tolle Show entschuldigt. Einfacher Wermutstropfen ist
einfach (aber das ist nichts Neues) Spikes leicht übermässiger
Alkoholkonsum. Der Herr ist vermutlich noch nie nüchtern und ohne
seine Flasche Jack Daniels auf der Bühne gestanden. Aber solang er
sich noch gerade halten kann und seine Stimme noch hält… Letztere
verdankt er wohl genau diesem Getränk. Jedenfalls ist „Jaxl“ (Mick
Jagger und Axl Rose in einer Person, danke BB für den Namen, die
Beschreibung passt perfekt) so recht unterhaltsam und die Show sehr
kurzweilig. Und nur wenige Bands schaffen es, ihren Shows immer und
immer wieder eine so starke Persönlichkeit und solchen Charme, so
viel Gefühl und Authentizität zu verleihen, wie die Quireboys. Keine
Headbang-Musik, aber definitiv Party-Sound, der sich deutlich vom
üblichen Glamrock abhebt, und gewaltig Spass macht, den man aber
auch genauso gut einfach nur geniessen kann. Mit „Sex Party“
verabschieden sich die Herren nach fast zwei Stunden vom leider
etwas laschen Winterthurer Publikum. Nach diesem wunderschönen,
gefühlvollen Konzerterlebnis würde ich morgen am liebsten gleich
weiter nach Bern fahren, wo die Tour weitergeht…
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