Als erstes war erstaunlich und
enttäuschend, wie wenig Volk sich aufgemacht hatte, um zu Rage zu
pilgern. Bei ihrem Stellenwert hätte man mehr erwarten dürfen.
Vicious Rumors hatten abgesagt, so spielten um 20.30 Uhr
die Deutschen G.B. Arts. Der offensichtlich englischsprachige
Sänger parlierte ziemlich oft mit dem Publikum und legte den Zeigefinger
mehrmals auf ihr neustes Output "The Lake", das sich anzuhören
wohl wirklich lohnen würde. Denn der proglastige Metal der Band
kam sehr druckvoll rüber und würde bei jedem Anhören sicherlich
mehr und mehr gewinnen. Zumal die kräftige Stimme ihres Sängers
den Songs sehr viel Stimmung und Power verleiht. Im Laufe ihres
ca. 40minütigen Gigs wurden die Songs immer eingänglicher und rockiger,
in dem Sinne eine Steigerung. Leider wurde die gute Leistung meiner
Ansicht nach zu wenig honoriert.
Inzwischen war das Publikum doch etwas
gewachsen, als um 21.40 Uhr das mit geheimnisvoll düsterer Stimme
gesprochene Intro RAGE ankündigte. Die drei genialen
Musiker Peavy Wagner (v, b), Victor Smolski (g) und Mike Terrana
(d) legten gleich volle Pulle los mit Songs von ihrer neusten Scheibe
"Welcome to the other Side" (hervorragend!), die dann
auch das Schwergewicht des Programms ausmachte. Man merkte den drei
ihre Spielfreude an, Peavys kürzlich überstandene Erkältung war
nur ganz selten hörbar, ansonsten sang er sich die Seele aus dem
Leib. Die Herren Smolski und Terrana zeigten in virtuosen Soloparts,
was sie auf Lager haben: dieser mit seinen bereits legendären Drumsolos,
jener mit seiner klassischen Musikausbildung. Neben dem letzten
Silberling kam besonders das Album "XIII" zum Zug. Besonders
schön (meistens) waren die Bilder auf der Videoleinwand, die jeweils
passend zum Song eingespielt wurden, so z. B. Mondimpressionen zu
"Riders on the Moonlight" oder bissige Ladies, sprich
Vampirdamen zu "Sister Demon", und dann noch Peavys Wolfsgeheul:
da lacht das Herz aller Nachtgeschöpfe!
Inklusive Zugaben (das geniale "From
the Cradle to the Grave" und "Don't fear the Winter")
spielte die multikulturelle Truppe (Deutschland, Amerika und Russland)
mit guter Laune und voller Drive eine Stunde und fünfzig Minuten.
Man hätte RAGE nur einfach ein begeisterungsfähigeres Publikum gegönnt:
zwar bangten hier und da mehrere Fans mit, aber alles in allem hatte
ich den Eindruck eines eher schlaffen Publikums. Dabei hätte man
nur Feuer und Flamme für RAGE sein können, schliesslich warteten
sie mit einigen Pyros auf. Manch einer vermisste sicherlich diverse
Hammer-Songs, aber eine Band, die auf inzwischen fünfzehn Alben
so viele tolle Songs veröffentlicht hat, muss nun mal eine Auswahl
treffen. Die drei sympathischen Musiker hätten natürlich doppelt
so lange rocken können...!
Setlist: Intro, Paint the Devil
on the Wall, The Mirror in your Eyes, Back in Time, Solitary Man,
Tribute to Dishonour (R. I. P., One more Time, Requiem, I'm Crucified),
Smolski-Solo, Days of December, Turn the Page, Deep in the Night,
Lunatic, Riders on the Moonlight, Sent by the Devil, Firestorm,
Terrana-Solo, Sister Demon, Straight to Hell, Higher than the Sky,
Ouverture,From the Cradle to the Grave, Don't Fear the Winter
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