Bei den altehrwürdigen Metalhochburgen wie Sheffield und
Birmingham in England sowie dem Ruhrpott ist mittlerweile Schicht im
Schacht. Deshalb tauchen neue Epi-Zentren, wie das Drei Kronen Land
Schweden, auf der Metal-Landkarte auf! Die Tatsache, dass es in
Schweden in etwa so viele geile Metalbands gibt, wie in Finnland
Seen, wurde an diesem denkwürdigen Konzertabend, der im Zeichen von
echtem und unverfälschtem Heavy Metal stand, in der genialen
Musigburg eindrücklich von allen drei Bands, das heisst Trial,
Portrait und RAM als Headliner unter Beweis gestellt! Jede dieser
drei Bands kann mit einem genialen, aktuellen Album im Gepäck
aufwarten und könnte für sich den Headliner-Status reklamieren! Aber
diese Bands stehen in einem sehr freundschaftlichen Verhältnis
zueinander, was anhand der Spielzeit, des Sounds und des Lichtes
bewiesen wurde! Somit wurde, zusammen mit den Fans, dreifach
hartgeschmiedeter Edelstahl aus dem hohen Norden zelebriert. (rlf)
Trial
Jeweils eine Band muss sich für den Opener opfern, und diesem Fall
waren das die genialen Trial, die pünktlich um 20:00 Uhr den
Konzertreigen eröffneten. Mit ihrem kürzlich veröffentlichten Album
«Motherless» hatten sie schon mal gewaltig vorgelegt, und so war die
Spannung gross, wie sich Trial live auf der Bühne präsentieren
werden. Auch wenn das neue Album «Motherless» nicht mehr so deftig
wie das Vorgänger-Album «Vessel» ausgefallen war, wurden die neuen
Songs live doch mit der nötigen Härte dargeboten! Was mich immer
wieder erstaunt, ist, wie gute Musiker diese Schweden sind und das
gilt für alle drei Bands! Angefangen bei Drummer Martin Svensson,
der gewaltig Dampf machte und den Takt gekonnt vorgab, hin zum
Bassisten Andréas Olsson, der aus seinem Instrument die Töne
regelrecht raus pumpte! Die Gitarristenfront mit Alexander Ellström
und Andreas Johnsson wechselte sich bei den Solos ab und liess die
Twin-Guitars wieder aufleben! Nicht zu vergessen schliesslich Sänger
Linus Johansson, der mit viel Charisma wie ein Zeremonienmeister
auftrat und jeden Ton gekonnt aus seiner Kehle ans Tageslicht
beförderte! In den bereits energiereichen 40 Minuten wurde ein
Querschnitt aus den letzten drei Alben gespielt, natürlich mit
Schwerpunkt auf dem neuen Album! Diese gelungene
Set-Zusammenstellung machte dieses Konzert zu einem wahren Genuss
und ich bin mir sicher, dass wir von Trial in naher Zukunft noch so
einiges hören werden! Eine Hammershow und ein mehr als gelungener
Start in diesen geilen Konzertabend! (rlf)
Setliste:
«Motherless» - «To New Ends» - «Through Bewilderment» - «Aligerous
Architect» - «Cold Comes The Night» - «The Primordial Temple».
Portrait Nach einer kurzen Umbaupause durften dann
die Herren von Portrait die Bühne stürmen, und man durfte gespannt
sein, wie sich die zweite Band nach dieser Spitzenleistung von Trial
präsentieren würde! Mit dem Einsetzen der ersten Töne war klar, dass
Portrait nicht lange fackeln und die Schlagzahl wie auch die Härte
merklich erhöht wurden! Die Intensität, die von diesen exzellenten
Musikern ausging, konnte man förmlich spüren! Mit «Burn The World»
haben die Mannen um Shouter Per Lengstedt ein wirklich sackstarkes
Album am Start, und es war faszinierend zu sehen, wie die Musiker,
die Intensität des Albums auf die Bühne transformierten! Mit
Leichtigkeit
sowie
ganz viel Spielfreude spielten sich der nordische Fünfer in Trance,
und jede Minute ihres 50-minütigen Auftrittes war ein Hochgenuss! Im
Brennpunkt des Geschehens stand Frontmann Per, der mit einer
aussergewöhnlich geilen Stimme aufwarten konnte, sowie die beiden
Gitarristen Christian Lindell und Robin Holmberg, die die Twin-Axte
ebenso gekonnt um sich schwangen wie ihre Landsleute zuvor und
solierten, wie es kein Morgen mehr geben würde! Ohne Fundament
wackelt jedes Bauwerk und so verwunderte es nicht, dass der Sound
auf der soliden und tighten Rhythmusfraktion von Fredrik Petersson
(b) und Anders Persson (d) aufgebaut ist! Pumpender Bass und
treibende Drums, die unermüdlich vorwärts treiben und sich durch
nichts bremsen lassen! Für den gelungenen Gig von Portrait war auch
deren geschickte Songauswahl verantwortlich, die sich nicht nur auf
das neue Album «Burn The World» beschränkte, sondern auch die Alben
«Crossroads» und «Crimen Laesae Majestatis Divinae» berücksichtigt
hatte! Anhand dieser unterschiedlichen Songs wurde schnell klar,
wieviel geilen Sound die Schweden in ihrer noch kurzen Karriere
bereits schon angehäuft haben! Dieser Meinung war auch das Publikum,
das noch lautstark nach Zugaben verlangte und dann tatsächlich noch
eine erhielt! Auch Portrait hatten ihre Aufgabe als Anheizer mehr
als erfüllt und konnten unter tosendem Applaus von der Bühne
schreiten! (rlf)
Setliste: «Burn The World» - «We Were Not
Alone» - «Mine To Reap» - «Lily» - «Liberation» - «At The Ghost
Gate» - «Martyrs» - «Beast Of Fire» -- «Likfassana».
RAM
Schon im Vorfeld des Konzertes wurde dieses Package in den sozialen
Medien mit einigen Lobhudeleien überschüttet. In der Tat kommt es
heuer eher selten vor, dass gleich drei Bands mit vergleichbarem
Sound dieser Qualität als Tourpackage unterwegs sind. Dass sie dabei
gleich noch alle aus dem ABBA-Land Schweden stammen, machte das
Ganze noch spezieller. Meine tonträgermässigen Berührungspunkte sind
bisher allerdings nur bei Trial und deren Album «Vessel» auf Vinyl
angesiedelt. Portrait stehen für mich auf halbem Weg hin zu Mercyful
Fate, respektive King Diamond, und den heutigen Headliner RAM nahm ich bisher
nur vage wahr. Unter den True Metal Fans längst als etablierte
Grösse gefestigt, konnte ich der Truppe bisher nicht so viel
abgewinnen. Spätestens mit dem Release des Albums «Svbversvm» (2015)
wurde die Band in der Szene und der Fachjournaille der harten
Zunft definitiv wahr genommen. Dabei konnte eine spürbare Nähe zu
Judas Priest nicht verleugnet werden, und da die Gesangsstimme von
Fronter Oscar Carlquist nicht selten etwas nach Hell Hofer von
Bullet klingt und auch der Sound durchaus als „Bullet Priest“
durchgehen könnte, fehlt es deshalb für mein Verständnis etwas an
der Eigenständigkeit im RAM’schen Sounduniversum. Nichtsdestotrotz
rockt natürlich zum Beispiel ein Midtempo-Kracher wie «The Usurper»
(kein Cover von Celtic Frost übrigens!) vorzüglich, und dieser Song
wurde heute Abend auch gespielt.
Die bestens durch die Vorbands aufgeheizte Meute, die zu einem guten
Teil aus eher jüngeren Kuttenträgern bestand, schädelte von Anfang
an schon ziemlich heftig ab vor der Bühne, während ich mich selber
komischerweise schon bald ziemlich zu langweilen begann und mich
beinahe vorzeitig vom Acker gemacht hätte. Keine Ahnung, was mich an
diesem Abend geritten hatte, aber es dürfte im Wesentlichen die
kulminierte Müdigkeit einer anstrengenden Arbeitswoche gewesen sein,
die meine sichtliche Lethargie hervor gerufen hat. Fakt ist aber,
dass mich bei solchen Combos zu viele schnelle Songs relativ rasch
abtörnen, und über alle drei Bands des Abends gesehen, gab es davon
reichlich im Angebot. Allerdings ergab die audiomässige RAM-Nachlese
im stillen Kämmerlein ein anderes Bild als in der Musigburg. Warum
mir zum Beispiel selbst das wirklich geniale «The Omega Device (MI
III)» vor Ort nicht wirklich mundete, schreibe ich jetzt mal salopp
der physischen Übermüdung zu, wobei ich das für den Auftritt von RAM
insgesamt wiederum nicht abschliessend gelten lassen kann. Wie dem
auch sei, für den klar überwiegenden Teil der soweit ordentlich
vorhandenen Metalheads war dieser Freitagabend mit Sicherheit der
perfekte Einstieg in das bevorstehende Wochenende. Der Umstand, dass letztlich
unter dem Strich aber dennoch einige Besucher fehlten, um
ausnahmslos allen top aufspielenden Bands die verdiente Gefolgschaft
und Anerkennung zukommen zu lassen, nimmt immer dramatischere Formen
an! (rsl)
Setliste: «Intro» - «Declaration Of Independence» -
«Eyes Of The Night» - «Flame Of The Tyrants» - «Awakening The
Chimaera» - «The Omega Device (MI III)» - «Gulag» - «On Wings Of No
Return» - «The Usurper» - «Machine Invaders» -- «Infuriator».
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